Bleibt er in Oberbayern?
„Mister“ Tyler McNeely im Exklusiv-Interview: So gehts mit der Starbulls-Legende weiter
Der kanadische Eishockeyspieler Tyler McNeely blickt auf zehn Jahre Deutschland und sechs davon im Dress der Starbulls Rosenheim zurück. DEL2-Meister, Oberliga-Meister und einer der besten fünf Scorer der Starbulls-Geschichte. Im Interview mit der OVB-Sportredaktion erinnert sich McNeely an seine Anfänge in Europa, erzählt wieso er Rosenheim in sein Herz geschlossen hat und wie es für ihn weitergeht.
Rosenheim – Zehn Jahre Deutschland, davon sechs in Rosenheim: „Mister“ Tyler McNeely – wie der kanadische Offensivmann stets vom Rosenheimer Stadionsprecher angekündigt wurde – hat als Eishockey-Profi bei den Starbulls einiges miterlebt. Im Sommer 2013 kam der Offensivmann – damals noch unter Starbulls-Trainer Franz Steer – aus der nordamerikanischen AHL in die DEL2 nach Rosenheim.
79 Punkte in 64 Spielen erzielte der damals 26-jährige McNeely in seiner ersten Saison auf der anderen Seite des großen Teichs. Nach einem Abstecher nach Bietigheim und Bad Tölz, kehrte der Karate-Schwarzgurt in der Saison 2022/2023 zurück nach Rosenheim in die Oberliga und schaffte mit dem Team direkt den Wiederaufstieg in die DEL2: „Seit dem wir 2017 aus der zweiten Liga abgestiegen sind, war immer mein Wunsch, es mit Rosenheim wieder nach oben zu schaffen“, erinnert sich McNeely, der die Stadt zwischen Mangfall und Inn ins Herz geschlossen hat: „Meine Familie und ich, haben uns immer sehr wohlgefühlt in Rosenheim. Über die Jahre ist es unser Zuhause geworden. Die Fans und die Menschen in der Stadt sind einfach großartig. Ich habe hier die besten Freundschaften meines Lebens geschlossen.“ Mit 36 Jahren ist aber vorerst Schluss bei den Starbulls, doch Eishockey zu spielen kann er sich weiterhin vorstellen.
Was seine Pläne für die Zukunft sind und wie sich das Eishockey und die Starbulls über die Jahre verändert haben, erzählt McNeely im Interview mit der OVB-Sportredaktion.
2023/2024 war ihre zehnte Saison in Deutschland. Können Sie sich noch daran erinnern, wie es war für Sie, nach Europa zu kommen?
Es war eine große Umstellung. Sowohl im Privatleben als auch im Eishockey. Aber Rosenheim ist über die Jahre wie ein zweites Zuhause für mich und meine Familie geworden. Die Fans, die Freundschaften, die ich geschlossen habe, sind absolut unglaublich. Ich habe hier die besten Freunde meines Lebens gefunden.
Ziemlich beste Freunde
Sie sind damals mit Shawn Weller nach Rosenheim gekommen. Sind sie noch im Kontakt?
Ja, wir telefonieren immer mal wieder miteinander. Ich habe letztens erst mit seiner Verlobten gesprochen. Ihm geht es gut in der Heimat. Wir hatten eine besondere Verbindung hier. Wir sind beste Freunde und haben uns auch super auf dem Eis verstanden. So etwas ist nicht selbstverständlich. Und auch mit Norman Hauner. Wir drei hatten eine sehr gute Verbindung und wir haben Norman das Golfen beigebracht.
Und wie war es, gegen Shawn Weller zu spielen?
Shawn und ich wussten, dass es auf dem Eis keine Freunde gibt. Was auch immer auf dem Eis passiert, bleibt auf dem Eis. Wir haben uns im Spiel regelrecht bekämpft und uns ziemlich aufgeregt. Aber nach dem Spiel sagte dann jemand etwas Lustiges und dann war auch wieder alles ok. Es war nicht immer alles Spaß auf dem Eis, aber neben dem Eis war immer alles gut.
Früher war es härter
Insgesamt sechs Jahre haben Sie bei den Starbulls verbracht. Was ging ihnen beim Ertönen der Schlusssirene im letzten Spiel durch den Kopf?
Diese Organisation ist über die Jahre sehr professionell geworden. Es war früher anders. Die Starbulls wollen wachsen, und das verstehe ich auch. Hoffentlich werden sie von Jahr zu Jahr besser und spielen bald um die DEL2-Meisterschaft oder sogar um den Aufstieg in die DEL.
Die Starbulls haben sich verändert, aber auch die Liga hat das getan. Was hat sich in der DEL2 in den letzten zehn Jahren getan?
Die Liga ist besser geworden. Mit der U24-Regel müssen die Vereine umdenken, was die Kaderplanung angeht. Das ändert in meinen Augen sehr viel. Allein in den letzten fünf Jahren, als ich in Tölz war, wurde das Feld immer enger. Zwei oder drei Punkte machen mittlerweile den Unterschied aus, ob man in die Playoffs kommt oder um den Klassenerhalt spielen muss. Das zeigt, dass die Liga besser und von der Leistungsdichte enger wird. Und ich denke, das ist gut so.
War es früher härter?
Es war anders. Es wurden härtere Checks gefahren und es war weniger technisch. Die Teams denken jetzt viel mehr defensiv und jede Mannschaft spielt ihr System. Es ist nicht immer so einfach, wie es auf dem Eis aussieht.
Zukunft in Oberbayern?
Bis auf den Abstecher nach Bietigheim sind Sie der Region immer treu geblieben (Rosenheim, Bad Tölz). Zieht es Sie jetzt woanders hin oder bleiben Sie in Oberbayern?
Ich weiß es nicht. Zurzeit ist alles in der Schwebe. Wir bleiben noch ein bisschen in Rosenheim und sehen dann, was passiert. Im Eishockey ist es immer so, dass man nicht genau weiß, was nächstes Jahr ist. Ich hätte nie gedacht, dass ich sechs Jahre in Rosenheim sein werde. Ich habe es gehofft, aber der Fakt, dass ich hier so lange spielen konnte, ist unglaublich. Vielleicht spiele ich nächstes Jahr Eishockey, vielleicht aber auch nicht. Wir werden sehen.
Im letzten Spiel der Saison haben Sie zwar nicht gespielt, waren aber mit auf der Bank und haben ihren Teamkollegen Tipps gegeben. Sehen wir Mr. Tyler McNeely nach der aktiven Karriere als Coach?
Es hat Spaß gemacht, einen Teil im letzten Spiel beizutragen, auch wenn ich nicht gespielt habe. Ich bin seit zehn Jahren hier und habe viel gesehen. Ich nehme das Spiel vielleicht ein bisschen anders wahr als andere. Ich kenne die Spieler und weiß, wie sie spielen, wie sie denken, und so habe ich den Jungs einen anderen Blickwinkel von der Bank gegeben. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Wenn das irgendwann mal eine Option wird, werden wir uns das ansehen, aber das kann ich nicht alleine entscheiden.
