Verband teilt mit
UEFA sperrt Türken Demiral nach Wolfsgruß für zwei EM-Spiele
Berlin - Es ist eine echte Ansage der UEFA. Der Ausrichter der Fußball-Europameisterschaft greift durch und sperrt Türkei-Profi Merih Demiral (26) für zwei EM-Spiele. Demiral hatte sein zweites Tor beim Sieg im Achtelfinale gegen Österreich am Dienstag in Leipzig mit dem Wolfsgruß gefeiert.
Update, 5. Juli, 12.44 Uhr - UEFA sperrt Türken Demiral nach Wolfsgruß für zwei EM-Spiele
Die UEFA hat den türkischen Nationalspieler Merih Demiral nach dessen Wolfsgruß im EM-Achtelfinale gegen Österreich für zwei Spiele gesperrt. Das teilte die Europäische Fußball-Union am Freitag mit. Der Wolfsgruß drückt in der Regel die Zugehörigkeit oder das Sympathisieren mit der türkischen rechtsextremen Ülkücü-Bewegung und ihrer Ideologie aus.
Update, 4. Juli, 21.21 Uhr - Sperre doch noch nicht fix?
Manipulation? Alles noch nicht fix? Laut einem renommierten Journalisten aus der Türkei soll erst morgen die Anhörung von Merih Demiral abgehalten werden. Demnach sollen die Informationen der Bildzeitung nicht der Wahrheit entsprechen, bild.de versuche zu manipulieren. Aktuelle gebe es noch keine Entscheidung, bestätigte auch der türkische Fußballverband gegenüber anderen türkischen Medien.
SON DAKİKA — Gençlik ve Spor Bakanlığı Kaynakları
— Yunus Paksoy (@yunuspaksoy) July 4, 2024
•Bild’in Merih Demiral 2 maç ceza aldı haberi YALAN
•Merih’in savunması yarın verilecek
•Bild, manipülasyon yapıyor
CNN TÜRK
Erstmeldung:
Laut der Bildzeitung fehlt Demiral damit im Viertelfinale gegen Holland (Samstag, 21 Uhr) und in einem möglichen Halbfinale. Der Wolfsgruß, den Demiral gezeigt hatte, ist nämlich unter anderem ein Handzeichen und Symbol der „Grauen Wölfe“, einer rechtsextremistischen Bewegung. Die Organisation wird in Deutschland seit Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet.
Während der EM sind politische Botschaften verboten – auf den Tribünen und auch auf dem Rasen. Nun zieht die UEFA offenbar die Konsequenzen. Zuvor bezeichnete das türkische Außenministerium die UEFA-Untersuchung als inakzeptabel. Nicht jede Person, die das Zeichen der „Grauen Wölfe“ zeige, könne als rechtsextremistisch bezeichnet werden, hieß es. Der Wolfsgruß sei in Deutschland - anders als in Österreich - zudem nicht verboten - und die Reaktionen der deutschen Behörden seien „ausländerfeindlich“.
Nach der scharfen Kritik am Wolfsgruß-Jubel wird das EM-Viertelfinale in Berlin wohl nun endgültig zur politischen Bühne. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan fliegt kurzfristig in die Hauptstadt zum Spiel am Samstag gegen die Niederlande. Er sagte dafür seine geplante Reise nach Aserbaidschan ab, wie die Deutsche Presse-Agentur aus informierten Kreisen erfuhr. Berichten zufolge ist dies auch eine Reaktion auf die Debatte in Deutschland. Beide Nationen bestellten in der Affäre den jeweiligen Botschafter des anderen Landes ein.
„Wir haben den Vorfall heute mit dem türkischen Botschafter in Berlin thematisiert“, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Donnerstag auf dpa-Anfrage. Der deutsche Botschafter in der Türkei war am Mittwoch einbestellt worden. Die Einbestellung eines Botschafters gilt als scharfes diplomatisches Mittel. Vorausgegangen waren deutliche Reaktionen aus der Politik beider Länder.
In türkischen Medien hieß es, Erdogan wolle mit seinem Besuch der türkischen Mannschaft den Rücken stärken. Der Vorsitzende der Kurdischen Gemeinde in Deutschland, Ali Ertan Toprak, forderte die Bundesregierung beim Redaktionsnetzwerk Deutschland auf, Erdogan „nicht den roten Teppich“ auszurollen. Der Besuch des Spiels sei wahrscheinlich nicht zu verhindern. Zu der Partie im Olympiastadion (21.00 Uhr/RTL und MagentaTV) werden Tausende türkische Fans erwartet.
Der Wolfsgruß
Der Wolfsgruß drückt in der Regel die Zugehörigkeit oder das Sympathisieren mit der türkischen rechtsextremen Ülkücü-Bewegung und ihrer Ideologie aus. In der Türkei wird er etwa von der ultranationalistischen Partei MHP genutzt, die Partner der Regierung von Erdogan ist. Im Zuge eines erstarkenden Nationalismus haben zuletzt aber auch Vertreter der politischen Mitte das Zeichen genutzt, um etwa Wähler aus nationalistischen Milieus anzusprechen.
Ein Beispiel ist der damalige Erdogan-Herausforderer und Mitte-Links-Politiker Kemal Kilicdaroglu im Präsidentschaftswahlkampf 2023. In Deutschland wird die Ülkücü-Bewegung vom Verfassungsschutz beobachtet. Demiral hatte gesagt, dass er mit der Geste nur ausdrücken wollte, dass er stolz sei, Türke zu sein und keine versteckte Botschaft dahinterstecke.
In Deutschland forderten die Parteien Bündnis Sahra Wagenknecht und Die Linke ein Verbot der „Grauen Wölfe“. In vielen EU-Staaten seien die „Grauen Wölfe“ zu Recht verboten. „Nur die Bundesregierung schaut weg und will das Problem nicht erkennen“, sagte die Bundesgeschäftsführerin der Linken, Katina Schubert, dem „Tagesspiegel“. Sevim Dagdelen, außenpolitische Sprecherin der BSW-Gruppe im Bundestag, sagte: „Innenministerin Faeser und die Ampel sollten nicht nur jammern, sondern endlich handeln und die Grauen Wölfe samt Wolfsgruß verbieten, wozu sie unser Antrag auffordert.“
mz