FC Schaffhausen im Abstiegskampf
OVB-Exklusiv-Interview: Bad Endorfer Christian Wimmer will Schweizer Traditionsverein retten
Das wird keine einfache Aufgabe: Der Bad Endorfer Fußball-Lehrer Christian Wimmer soll den Schweizer Traditionsverein FC Schaffhausen vor dem Abstieg retten. Dabei soll ihm ein bekannter Ex-Bundesligaspieler helfen.
Schaffhausen – Für die erste Profistation als Herrentrainer hat Christian Wimmer gleich eine stattliche Aufgabe vor sich: Der 39-jährige Bad Endorfer soll den Schweizer Traditionsclub FC Schaffhausen vor dem Abstieg aus der zweiten Liga bewahren. Der Inhaber der Fußball-Lehrer-Lizenz war zuvor hauptsächlich im professionellen Nachwuchsbereich und schon international unterwegs, nachdem er seine ersten Schritte als Coach beim TSV 1860 Rosenheim und Wacker Burghausen unternommen hatte. Im exklusiven Interview mit der OVB-Sportredaktion erklärt Wimmer, wie er die „Mission Klassenerhalt“ mit dem FC Schaffhausen angeht und was er sich von seinem prominenten Neuzugang erhofft.
Herr Wimmer, wie ist es denn zur Zusammenarbeit mit dem FC Schaffhausen gekommen?
Christian Wimmer: Nach sechs Jahren in Wolfsburg freue ich mich sehr auf das neue Engagement. Aus dieser Zeit in Wolfsburg kannte ich Admir Mehmedi und wir waren uns nach den ersten Gesprächen über das spannende Projekt schnell einig, dass wir zusammen den Traditionsverein FC Schaffhausen mit 127 Jahren Bestehen wieder dort hinführen wollen, wo er hingehört.
Wo gehört er denn hin?
Wimmer: Auf jeden Fall nichts ans Tabellenende der 2. Liga! Wir wollen den Verein zunächst stabilisieren und für die restliche Saison ins gesicherte Mittelfeld bringen.
Zunächst ist aber einmal Abstiegskampf angesagt!
Wimmer: Im Moment geht es ausschließlich darum, die Liga zu halten. Es sind 50 Prozent gespielt, wir haben noch ein Nachholspiel zu bestreiten. Nun gilt es, in den verbleibenden 19 Spielen die nötigen Punkte zu holen. Wir haben als Tabellenletzter übernommen, der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz beträgt zwei Punkte. Wir haben vor, in der Liga zu bleiben!
Dafür gibt es jetzt auch namhafte Verstärkung!
Wimmer: Wir haben uns verstärkt, auch mit Bundesliga-Erfahrung. Sie sprechen sicher Raul Bobadilla an, der schon einmal in Schaffhausen war und nun wieder zurückkehrt. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihm. Ich kenne ihn aus der Bundesliga, wo er für Mönchengladbach und den FC Augsburg gespielt hat, dort hat er seine Qualitäten über Jahre hinweg gezeigt. Eines ist klar: Wir wollen mehr Tore schießen. Er wird uns dabei helfen.
Bobadilla ist ja nur ein bekannter Name, auch in der Führungsebene und im Trainerteam tauchen prominente Gesichter auf!
Wimmer: Wir haben uns sehr professionell aufgestellt, angefangen vom neuen CEO Jimmy Berisha über Sportchef Admir Mehmedi. Mein Trainerteam habe ich sehr gezielt zusammengestellt. Mit Ervin Gashi haben wir einen Co-Trainer aus der Schweiz geholt, der die Liga bereits kennt und mit Eren Derdiyok, der seine Karriere gerade beendet hat, kann ich auf langjährige Profi-Erfahrung zurückgreifen.
Wie gehen Sie diese Aufgabe an?
Wimmer: Ich habe meine Hausaufgaben gemacht, habe zum Beispiel rückwirkend fast alle Saisonspiele im Video gesehen. Ich konnte von der Außensicht meine Analyse ziehen. Nun ging es zu Beginn darum, direkt die einzelnen Charaktere kennenzulernen, die Spieler von der Innenperspektive insbesondere auf dem Platz zu sehen, um sich schnell aufeinander einzustimmen.
Wie sehen Sie die zweite Liga in der Schweiz? Wie kann man das Niveau mit dem in Deutschland vergleichen?
Wimmer: Die Challenge League ist eine volle Profiliga, die zuletzt mit zwei Teilnehmern aufgestockt wurde. Es sind spannende Aufsteiger hinzugekommen und die Liga ist dadurch sehr ausgeglichen, zumindest vom dritten Rang bis zum letzten Platz. Nach ein paar eigenen Spielen wird es einfacher einen direkten Vergleich mit Deutschland zu ziehen, denn es wird etwas anders gespielt, schon alleine, weil in mehreren Stadien die Spiele auf Kunstrasen ausgetragen werden – so auch bei uns in der Arena in Schaffhausen.
Die Vorbereitung ist relativ kurz, am Freitag, 26. Januar, geht es für Sie mit dem ersten Spiel beim aktuell Tabellendritten Stade Nyonnaise los. Wie schnell ist die Mannschaft bei voller Stärke?
Wimmer: Wir haben einen klaren Plan zurechtgelegt, an dem wir vom ersten Tag an zielgerichtet arbeiten. Das werden wir Stück für Stück entwickeln. Ich bin überzeugt, dass wir schnell unsere Identität auf den Platz bringen.
Eine kurze Vorbereitung, den Abstiegskampf im Blick – wie schwer ist es da, eine eigene Spielweise mit einzubringen?
Wimmer: Ich glaube, dass es sogar zwingend notwendig ist die eigene Spielweise auf den Platz zu bringen. Wir wollen in unserem Spiel intensiv pressen, um schnell in Ballbesitz zu gelangen, um dann Fussball zu spielen und effektiv zu agieren. Dazu brauchen wir als Grundlage natürlich die nötige Spielfitness. Ich bin dafür da, den Jungs Lösungen anzubieten und sie dabei zu unterstützen Ihre Stärken zeigen zu können.
Für Sie ist es die erste Profistation im Herrenbereich. Etwas Besonderes?
Wimmer: Jede Aufgabe in meinen 14 Jahren als Trainer war bisher besonders finde ich. Ich erinnere mich gerne zurück an meine ersten Schritte als Trainer im Herrenbereich unter Wolfgang Schellenberg. Diese waren von Beginn an schon sehr professionell und ich werde meine Anfänge beim TSV 1860 Rosenheim und beim SV Wacker Burghausen nicht vergessen. Ich bin sehr dankbar, dass Wolfgang auch heute noch ein Ratgeber ist und die gemeinsamen, mit Fussball Themen gefüllten Abende, sind immer wieder spannend (CW lacht). In Burghausen hatte ich zunächst als U23 Cheftrainer und folglich als Co-Trainer in der 3. Liga im Profibereich unter Uwe Wolf eine sehr lehrreiche Zeit. Die gemachte Erfahrung bei meiner ersten Auslandsstation bei der Nationalmannschaft in Ungarn als Verantwortlicher Trainer für die U20, U17 und U16 oder eine Akademie aufzubauen, zu führen und zu entwickeln wie beim SV Wehen Wiesbaden. Besonders waren für mich auch die sechs Jahre beim VfL Wolfsburg, wo ich mit der U19 in der UEFA Youth League nahe dran am internationalen Profibereich sein konnte. Es ist neu für mich, im Schweizer Profibereich zu trainieren. Wobei der Fußball in der Schweiz, vom Chiemsee aus betrachtet, nie so weit weg war und ich immer neben der Liga in Österreich auch einen Blick in die Schweiz geworfen habe.
Das ist Christian Wimmer
Der 39-jährige Christian Wimmer ist in Prien am Chiemsee geboren und hat im Nachwuchsbereich beim TSV 1860 Rosenheim und beim FC Bayern München gespielt. Im Herrenbereich waren seine Stationen die SpVgg Greuther Fürth, der SSV Jahn Regensburg, die SpVgg Weiden und der Hamburger SV, wo er seine Karriere 2008 beendete. Auch die Trainerlaufbahn begann im Rosenheimer Nachwuchs. Danach wurde er Co-Trainer im Herrenbereich bei den Sechzigern. In Burghausen war er Co-Trainer bei den Profis und Coach der zweiten Mannschaft. Zusätzlich hatte Wimmer stets Aufgaben beim Bayerischen Fußball-Verband und DFB-Stützpunkt. Es folgte die Station in Ungarn, wo er für U20, U17 und U16 verantwortlich war. Danach war der Bad Endorfer als Scout für den DFB aktiv und Leiter des Nachwuchsleistungszentrums beim SV Wehen-Wiesbaden, ehe er zum VfL Wolfsburg wechselte, wo er am Ende die U19 trainierte und auch in der europäischen Youth League betreute. Zuletzt absolvierte der Fußballlehrer Hospitationen beim 1.FC Köln unter Steffen Baumgart und bei Hannover 96 unter Stefan Leitl.
