Anwendungen und gängige Irrtümer
Wärmepumpen: Die größten Mythen im Faktencheck
Über die Wärmepumpe kursieren viele Mythen und Behauptungen. In diesem Artikel räumen wir mit verbreiteten Irrtümern rund um die Technologie auf und verraten Euch, was die Wärmepumpe außer heizen sonst noch kann.
Wärmepumpen gelten als die Heiztechnik der Zukunft. Sie eignen sich zum Heizen und für die Warmwasserbereitung. Dafür nutzen sie die in der Natur gespeicherte Umweltwärme. Aber sie können noch mehr: Dank ihres Funktionsprinzips lässt sich mit vielen Wärmepumpen auch stromsparend kühlen.
Das Prinzip ist so einfach wie genial: Die Funktionsweise der Wärmepumpe wird einfach umgedreht und statt Wärme ins Haus zu transportieren, nimmt der Heizkreislauf die Sommerhitze aus den Räumen auf und transportiert sie ins Freie. Das funktioniert am besten mit einer Flächenheizung, beispielsweise im Fußboden oder in den Wänden.
Weit verbreitete Mythen über Wärmepumpen
Trotz ihrer offenkundigen Vorteile und ihrer bedeutenden Rolle für den Klimaschutz gibt es zahlreiche Behauptungen über Wärmepumpen, von denen die meisten schlicht unzutreffend sind.
Mythos 1: Die Wärmepumpe versagt bei niedrigen Temperaturen
Die meisten Wärmepumpen sind aktuell in Norwegen und Schweden im Einsatz - Länder mit langen und harten Wintern. Moderne Luftwärmepumpen arbeiten noch bei - 20° C einwandfrei. Und Erdwärmepumpen sind Schnee und Frost sowieso völlig egal, denn in der Tiefe des Erdreichs herrschen ganzjährig annähernd die gleichen Temperaturen. Dieser Mythos ist also widerlegt.
Mythos 2: Wärmepumpen sind nur für Neubauten geeignet
Im Neubau sind Wärmepumpen bereits als Standardlösung etabliert, im Jahr 2021 entschieden sich laut Bundesverband Wärmepumpe e.V. etwas mehr als die Hälfte (53,9 %) der Bauherren in Ein- und Zweifamilienhäusern bereits für eine Wärmepumpe als primären Wärmeerzeuger.
Aber auch im Altbau sind Wärmepumpen durchaus eine interessante Option. „Häufig sind die Heizkörper in Altbauten überdimensioniert - dann lässt sich die Vorlauftemperatur auf das Wärmepumpen-Niveau absenken und das System sich relativ einfach oder mit gering investiven Maßnahmen umstellen”, sagt Katja Weinhold vom Bundesverband Wärmepumpe e.V.
Wichtig sei die sorgfältige Planung. Obwohl es auch Wärmepumpen gibt, die höhere Vorlauftemperaturen liefern können, sollte das Ziel sein, einen Vorlauf von 35 bis 55° C zu erreichen.
Fazit: Auch diese Behauptung ist nicht richtig. Aber man kann sagen: Je energieeffizienter das Gebäude (Dämmung, Dach, Fenster) und je größer die Heizflächen, umso effizienter die Wärmepumpe.
Mythos 3: Wärmepumpen sind teurer als herkömmliche Heizsysteme
Für die Investition ist das in einigen Fällen zutreffend, zumindest im Vergleich zum Gas-Brennwertkessel - Pelletanlagen, Brennstoffzellen-Heizungen oder Mini-BHKWs liegen im Schnitt noch höher als eine Wärmepumpenanlage. Aber: In Deutschland wird der Kauf einer Wärmepumpe vom Staat großzügig bezuschusst, wenn eine alte Öl- oder Gasheizung ausgetauscht wird.
Auf die reinen Investitionskosten zu schauen, greift auch zu kurz – entscheidend ist die Wirtschaftlichkeit über die Betriebszeit. Und hier punktet die Wärmepumpe eindeutig. Ihre Betriebskosten sind geringer, und der Abstand zu Heizöl und Gas wird sich noch weiter vergrößern, da diese fossilen Brennstoffe mit einer CO2-Umlage belegt sind, die in den kommenden Jahren massiv steigen soll. Die Investition in eine Wärmepumpe rechnet sich in der Regel nach 10 bis 15 Jahren.
Mythos 4: Wärmepumpen sind für Mehrfamilienhäuser ungeeignet
Die Praxis beweist das Gegenteil: Gerade bei der Modernisierung von Mehrfamilienhäusern mit Zentralheizungen lassen sich Wärmepumpen hervorragend als Einzellösung oder in Kombination mit konventionellen Heizgeräten integrieren. Dabei können die Fachleute längst auf eine schnell wachsende Bandbreite vorkonfektionierter Lösungen für verschiedenste Anwendungsfälle zurückgreifen.
Mythos 5: Wärmepumpen haben eine geringe Lebensdauer
Mit der steigenden Nachfrage hat sich die Wärmepumpe von einer Nischenlösung zu einem serienmäßig gefertigten Spitzenprodukt entwickelt. Die für den heimischen Markt entwickelten Produkte sind deutlich leiser und langlebiger geworden. Ihre Haltbarkeit ist mittlerweile vergleichbar mit fossilen Brennwertgeräten und liegt bei ungefähr 20 Jahren.
„Entscheidend dabei ist auch eine gute Planung und die Auslegung der Anlage auf Grundlage einer gründlichen Heizlastberechnung: So kann sichergestellt werden, dass eine Wärmepumpe im Optimalbereich fährt”, heißt es von Seiten des Bundesverbands Wärmepumpe e.V.
Mythos 6: Wärmepumpen sind laut und störend
Luft-Wasser-Wärmepumpen, die an einem ungünstigen Ort aufgestellt werden, können durchaus zu einer erhöhten Schallemission führen. Deshalb ist die sorgfältige Auswahl des Aufstellortes sehr wichtig. Moderne Anlagen, die sachgerecht aufgestellt werden, sind jedoch in der Regel nicht lauter als ein Kühlschrank.
Also gilt auch hier: Die sorgfältige Planung ist das A und O. Die Vorgaben befinden sich in der „Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm“, kurz TA Lärm. Übrigens braucht die Erdwärmepumpe überhaupt keine schallreduzierende Außeneinheit.
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