Neue Bezahl-Methode im Supermarkt
Trotz leerem Konto einkaufen: So wird die „Später-bezahlen“-Option nicht zur Schuldenfalle
Steigende Inflation und Energiekrise sorgen bei vielen Verbrauchern für Unsicherheit und finanzielle Schwierigkeiten. Was, wenn das Geld für den Lebensmitteleinkauf nicht mehr reicht und das Gehalt erst in einigen Tagen oder Wochen wieder auf dem Konto ist? Welche Möglichkeiten es gibt, trotzdem Einkaufen zu gehen und wobei man darauf achten sollte, erfahrt Ihr hier.
Der Gang zur Supermarktkasse wird für viele Verbraucher derzeit immer schwerer. Denn die Lebensmittelpreise sind aufgrund der Inflation weiterhin hoch - und sie steigen weiter.
Wer am Monatsende knapp bei Kasse ist, kann seinen Einkauf in manchen Supermärkten ab sofort auch später bezahlen. Möglich macht das unter anderem die Klarna App, die bereits weltweit von Millionen Verbrauchern beim Online-Shopping verwendet wird. Ab sofort kann sie auch in ausgewählten Geschäften genutzt werden.
Immer mehr Kunden wollen laut dem Unternehmen flexible mobile Zahlungen - auch im Einzelhandel: Heute bevorzugen 23 Prozent der Deutschen das Bezahlen mit Smartphone im Geschäft, vor 12 Monaten waren es noch 19 Prozent.
Jetzt kaufen, später bezahlen
Die beliebteste Möglichkeit, Einkäufe erst später zu bezahlen, ist laut chip.de nach wie vor die klassische Kreditkarte. Dafür zahlen Kunden aber häufig hohe Jahresgebühren. „Eine attraktive Alternative ist die kostenlose Klarna Card. Die Visa-Karte ist mit dem Girokonto verknüpft und lässt sich genau wie eine herkömmliche Kreditkarte nutzen”, schreibt chip.de.
Der Unterschied: Der Kunde entscheidet, wie und wann er bezahlt, denn Klarna ermöglicht das Bezahlen entweder sofort oder innerhalb der nächsten 30 Tage. Zudem sind auch monatliche Ratenzahlungen möglich.
Warnung der Verbraucherzentrale zu Klarna
Bei den Verbraucherzentralen fällt der Anbieter immer wieder auf. Verbraucher schildern unter anderem das folgende Problem: Eine Rechnung wurde im vorgegebenen Zeitrahmen per Überweisung an Klarna gezahlt. Sowohl Rechnungsbetrag als auch Verwendungszweck wurden angegeben. Trotzdem wurde das Geld kurz nach der Überweisung vom Zahlungsanbieter zurückgebucht, teilweise sogar mehrmals.
Anrufe und Nachrichten an Klarna liefen ins Leere, weil die Mitarbeiter im Kundenservice nicht weiterhelfen konnten. Daraufhin registrierte Klarna die Rechnungen als „nicht beglichen“ und gab sie an ein Inkassounternehmen weiter.
Erst bei intensiver Nachforschung der Verbraucher stellte sich heraus, dass der Verwendungszweck aus Sicht des Bezahldienstes nicht richtig angegeben war. Bereits kleinste Abweichungen können zu einer Rückbuchung führen.
Die Klarna Card erhaltet Ihr über die Klarna-App für Android oder iOS. Dafür müsst Ihr die App herunterladen und den Klarna-Dienst mindestens einmal genutzt haben. Anschließend könnt Ihr die Karte unter Angabe von Adresse und Girokonto sowie einer Identitätsprüfung bestellen.
Die Klarna Card lässt sich in wenigen Schritten auch mit Google Pay oder Apple Pay hinterlegen, sodass Ihr auch per Smartphone im Laden bezahlen könnt.
„Wir geben den App-Nutzern die Möglichkeit, auch in Geschäften mit Klarna zu bezahlen, und das mit der gleichen Flexibilität, Komfort und Kontrolle wie online. Das hilft den Verbrauchern, Zeit und Geld zu sparen, wo auch immer sie einkaufen“, begründet Björn Goss, Head of In-Store bei Klarna, den Schritt in den stationären Einzelhandel.
Mit Klarna und QR-Code - so funktioniert‘s
Der neue Im-Shop-Tab in der Klarna App zeigt den Kunden, bei welchen Händlern sie damit im Geschäft bezahlen können.
Die Kunden scannen oder zeigen einfach einen QR-Code an der Kasse, wählen ihre bevorzugte Zahlungsmethode und bestätigen ihren Einkauf. Abhängig vom jeweiligen Einzelhändler können sie auswählen, ob sie den Betrag sofort, innerhalb von 30 Tagen zinsfrei, oder in monatlichen Raten bezahlen möchten.
„Der Rückzahlungsplan wird in der App angezeigt, und Erinnerungen an anstehende Zahlungen sorgen dafür, dass die Verbraucher:innen immer den Überblick über ihre Finanzen behalten”, so Björn Goss.
Bei Rewe, Aldi und Lidl können Kunden bereits mit Klarna bezahlen, dm und Kaufland könnten bald nachziehen. Bald soll auch eine interaktive Karte die Einzelhändler anzeigen, die Zahlungen mit Klarna anbieten.
Neben der Klarna App gibt es noch verschiedene andere Bezahl-Alternativen zur herkömmlichen Sofortzahlung in bar oder mit Karte …
Online bestellen und später bezahlen mit PayPal
Für den Fall, dass Ihr Euren Wocheneinkauf online erledigt, bietet der Bezahldienst PayPal ebenfalls die Option, den fälligen Betrag für zwei Wochen einzubehalten und erst dann abzubuchen. Mittlerweile gibt es Tausende Händler, bei denen Ihr diese Option nutzen könnt.
Ratenzahlung mit Apps und Kreditkarten
Eine weitere Möglichkeit, einzukaufen, ohne sofort den vollen Betrag bezahlen zu müssen, ist die Zahlung auf Raten. Neben Klarna und Google Pay gibt es auch den Bezahldienst Samsung Pay. Die Option nennt sich Splitpay und ist für alle Einkäufe ab 100 Euro verfügbar. Dafür fallen allerdings wie bei vielen anderen Anbietern saftige Zinsen an.
Buy now pay later: Schuldenfalle oder moderne Art des Einkaufens?
Bei dem Rechnungsmodell wird nach 14 oder 30 Tagen der Betrag von Eurem Konto abgebucht. Ihr habt in der Regel auch die Möglichkeit, früher zu bezahlen. Begleicht Ihr die Rechnung innerhalb der eingeräumten Frist, fallen keine Zusatzkosten an. Oft kann man die Frist einmalig nach hinten schieben, wobei hierbei Kosten anfallen können.
Beim Ratenzahlung-Modell schließt Ihr einen Darlehensvertrag mit dem Zahlungsdienstleister, nicht dem Verkäufer, ab. Die Rückzahlung erfolgt in Raten über einen Zeitraum von bis zu 48 Monaten. Die Raten werden jeden Monat von Eurem Konto abgebucht. Bei der Ratenzahlung können Zinsen anfallen. Diese sind je nach Anbieter unterschiedlich hoch und können bei bis zu 15 Prozent liegen.
Wichtig: Teilweise könnt Ihr einen so abgeschlossenen Darlehensvertrag bei einem Betrag von unter 200 Euro nicht widerrufen. Das heißt: Ist Euer Konto nicht gedeckt, fallen mit hoher Wahrscheinlichkeit Zinsen und Mahnkosten beim Zahlungsdienstleister an, weil Ihr nicht rechtzeitig zahlen könnt. Oder Ihr verwendet, falls vorhanden, Euren Dispokredit. Auch dafür fallen Zinsen an.
Quelle: Verbraucherzentrale
Eine weitere Alternative stellen Kreditkarten dar, mit denen Ihr eine zinsfreie Ratenzahlung vereinbaren könnt. Das ist zum Beispiel bei der kostenlosen Barclaycard Visa der Fall - dabei könnt Ihr Ausgaben ab 95 Euro in monatlichen Raten bei 3 Monaten Laufzeit zurückzahlen, sofern der Umsatz unter 500 Euro liegt.
Lebensmittel online auf Rechnung bestellen
Statt sich für den Wochenendeinkauf an der Supermarkt-Kasse anzustellen, können Kunden Lebensmittel mittlerweile auch sicher und bequem nach Hause bestellen. Ein großer Vorteil dabei ist die Zahlung auf Rechnung.
„Die Bezahlung erledigt man später und kann so auch ein romantisches Dinner oder ein großes Fest mit allerlei Köstlichkeiten ausrichten, ohne direkt beim Einkauf aufs Geld schauen zu müssen”, schreibt zahlungsmittel.org.
Das ist äußerst praktisch, wenn der nächste Geldeingang noch einige Tage entfernt und beispielsweise eine Geburtstagsfeier schon am Wochenende ist. Bestellt und gegessen wird gleich, bezahlt ohne Risiken ganz einfach später.
Die Bezahlung der Lebensmittel können Verbraucher über Anbieter wie PayMorrow, BillPay, über SaferPay oder PayRate abwickeln. Große Supermärkte im Web arbeiten mit verschiedenen Rechnungskauf-Dienstleistern zusammen, wodurch der Kunde die freie Wahl zwischen den Anbietern hat und entsprechend seiner persönlichen Vorliebe entscheiden kann.
Checkliste „Buy now, pay later“: Das solltet Ihr vor einem Kauf beachten
Bevor Ihr einen Kauf per „buy now, pay later“-Funktion abschließt, solltet Ihr unbedingt die folgenden Aspekte beachten:
- Auch Ratenkäufe sind Schulden: Macht Euch bewusst, dass Ihr auch mit solchen Angeboten Schulden aufnehmt.
- Zinsen und Gebühren vermeiden: Lest die Konditionen des Anbieters genau durch. Fallen Zinsen oder Gebühren an, wenn Ihr die Zahlungsoption verwendet? Wenn ja, überlegt, ob eine andere Zahlungsmethode möglich ist.
- Bei Gehaltseingang vorsorgen: Wenn Ihr eine Ratenzahlung abschließt: Legt das Geld für die Rate schon am Anfang des Monats zur Seite. So könnt Ihr sicher sein, dass Euer Konto zum Zeitpunkt der Abbuchung gedeckt ist.
- Frühere Rückzahlung: Prüft, ob Ihr den Betrag auch früher zurückzahlen könnt, oder ob Ihr Euch streng an die Raten halten müsst.
- Erinnerungen: Stellt Euch Erinnerungen für die Frist Eurer Raten ein – zum Beispiel im Kalender Eures Handys. Manche Zahlungsanbieter bieten in ihren Apps auch eine Benachrichtigungsfunktion an.
- Übersicht über Ausgaben: Verschafft Euch einen Überblick über Eure Ausgaben. Welche Fixkosten habt Ihr und welche Beträge stehen Euch frei zur Verfügung?
Quelle: Verbraucherzentrale
Politik plant strengere Regeln
Zum Schutz der Verbraucher vor schneller Überschuldung strebt die EU künftig strengere Regeln für den Kauf auf Raten, über „Buy now, pay later“ (BNPL)-Angebote und Minikredite an.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Krediten ist für BNPL bisher keine Bonitätsprüfung im Rahmen der Verbraucherkreditrichtlinie vorgeschrieben. Für Kredite unter 200 Euro oder solche, die innerhalb von weniger als drei Monaten zurückgezahlt werden, gilt diese derzeit nicht.
Das soll sich ändern. Unter anderem soll eine Bonitätsprüfung auch für Minikredite mit einem Volumen unter 200 Euro und BNPL-Kredite nötig werden. Einige Anbieter von BNPL bestehen aktuell schon darauf. Außerdem sollen Verbraucher künftig über die Gefahren der Überschuldung bei BNPL besser aufgeklärt werden.
as