Diese versteckte Notruf-Funktion hat auch Euer Handy
Nachts alleine unterwegs? So kommt Ihr sicher nachhause
Viele Menschen – vor allem Frauen – haben nachts auf dem Nachhauseweg Angst vor Übergriffen oder anderen bedrohlichen Situationen. Hier bekommt Ihr Tipps, die Euch dabei helfen sollen, sicher nachhause zu kommen.
Fast alle Frauen – und vermutlich auch einige Männer – kennen das mulmige Gefühl, das einen überkommt, wenn man nachts nach einem Club- oder Barabend alleine nachhause geht. Geht die Person hinter einem nur zufällig in dieselbe Richtung, oder wird man verfolgt? Jedes Rascheln lässt einen zusammenzucken, in der Tasche wird nach dem Schlüssel gesucht, um sich damit im Fall der Fälle verteidigen zu können, man wechselt die Straßenseite. Aber es gibt noch viel effektivere Tipps, mit denen Ihr Euch auf dem Weg nachhause sicher fühlen könnt.
Vor dem Heimweg
Planung ist das A und O, um sicher nachhause zu kommen. Darauf solltet Ihr im Vorhinein achten:
- Begleitperson suchen: Im besten Fall sucht Ihr Euch bereits bevor Ihr aufbrecht eine Begleitperson für Euren Nachhauseweg, oder schließt Euch einer Gruppe an, die auch in Eure Richtung muss. Zusammen ist man meist sicherer.
- Eine taktisch kluge Strecke wählen: Ein Heimweg ist sicherer, wenn er gut beleuchtet und stark frequentiert ist. Außerdem ist es sinnvoll, eine Strecke zu gehen, die man gut kennt. So weiß man, welche öffentlichen Plätze man als Zufluchtsort benutzen könnte, oder wo sich die nächste Polizeistation befindet.
Auf dem Heimweg
Auch wenn Ihr keine Begleitperson gefunden habt, gibt es Tipps, mit denen Ihr Euren Heimweg sicher gestalten könnt und Euch so etwas Angst nehmen könnt:
- Keine Kopfhörer tragen, oder Kopfhörer tragen, ohne Musik zu hören: So könnt Ihr andere Personen leichter ignorieren, hört aber trotzdem, wenn sich jemand nähert.
- In öffentlichen Verkehrsmitteln: sich in die Nähe des Fahrers setzen.
- Heimwegtelefon: Es kann Euch außerdem Sicherheit geben, wenn Ihr auf dem Nachhauseweg mit jemandem telefoniert oder Euren Live-Standort via WhatsApp teilt. Und wenn Ihr keinen Eurer Freunde erreicht, kann Euch das Heimwegtelefon weiterhelfen: Unter der Telefonnummer 030 12074182 (deutschlandweit) erreicht Ihr Ehrenamtliche, denen Ihr Euren Standort durchgeben könnt und die Euch anschließend telefonisch bis nachhause begleiten. Das könnt Ihr auch dann machen, wenn keine akut bedrohliche Situation vorliegt, sondern Ihr Euch einfach unwohl fühlt. Die Ehrenamtlichen stehen freitags und samstags von 20 Uhr bis 3 Uhr zur Verfügung, von Sonntag bis Donnerstag erreicht Ihr sie zwischen 20 und 24 Uhr.
Notruffunktion am Handy aktivieren – so geht’s:
Auch Euer Handy hat eine vorinstallierte Notruffunktion, mit der Ihr in einer bedrohlichen Situation auf Euch aufmerksam machen und Hilfe rufen könnt.
Bei iPhones könnt Ihr unter Einstellungen -> Notruf SOS sogenannte Notrufkontakte hinzufügen, also Personen, die Euer Handy im Notfall automatisch kontaktieren soll. Ist die SOS-Funktion aktiviert, könnt Ihr sie durch einfache Tastenkombinationen leicht betätigen:
- iPhone 8 und neuer: Sperrtaste und eine der Lautstärkereglertasten gleichzeitig drücken und gedrückt lassen.
- iPhone 7 und älter: Sperrtaste 5x hintereinander drücken.
Wird die entsprechende Tastenkombination gedrückt, startet ein Countdown, an dessen Ende ein lauter Warnton ertönt. Die örtlichen Rettungsdienste werden dann automatisch angerufen, außerdem erhalten Eure Notfallkontakte eine SMS mit Eurem aktuellen Standort. Das funktioniert übrigens auch, wenn Ihr Eure Ortungsdienste eigentlich deaktiviert habt, diese werden in einer Notfallsituation automatisch wieder aktiviert.
Bei Handys mit dem Android-Betriebssystem der Version 5.0 oder neuer könnt Ihr unter Einstellungen -> System -> Notfallassistent Notfallkontakte hinzufügen, das Versenden einer Notfallnachricht sowie die Option Bilder/Audioaufnahme anhängen aktivieren. Wenn man 3x den Home-Button drückt, wird eine SMS mit Standort an die Notfallkontakte geschickt, außerdem nimmt das Handy dann automatisch ein Foto mit Front- und Rückkamera auf, sowie eine kurze Audioaufnahme.
Auch Heimweg-Begleit-Apps wie Vivatar haben ähnliche Funktionen, zum Teil muss man dafür aber bezahlen. Hier lohnt sich ein genauer Blick in die App-Beschreibung, bevor etwaige Programme installiert werden.
So verhaltet Ihr Euch in einer bedrohlichen Situation am besten
Kommt Ihr auf dem Nachhauseweg in Bedrängnis, solltet Ihr diese Notruffunktion am Handy auf jeden Fall betätigen. Scheut Euch auch nicht davor, die Polizei direkt anzurufen, sobald Ihr das Gefühl habt, jemand kommt Euch zu nahe. Lieber kontaktiert Ihr die Beamten einmal zu viel als einmal zu wenig. Generell solltet Ihr die Konfrontation mit unangenehmen Personen vermeiden, so gut es geht. Sollte das nicht möglich sein, gibt es hier noch zwei Verhaltenstipps:
- Verbal laut wehren: Macht lautstark auf Euch aufmerksam und siezt den Täter, damit außenstehende Personen erkennen, dass Ihr nicht bekannt oder befreundet seid.
- Passanten um Hilfe bitten: Schaut Euch nach anderen vorbeigehenden Personen um und fragt nach Hilfe.
Ist Luisa da?
Unangenehme Situationen können auch schon im Club oder in der Bar beginnen. Sollte man Angst haben, sich mit einer direkten Bitte um Hilfe an das Personal zu wenden, kann man es mit der Frage „Ist Luisa da?“ probieren. Das ist ein Code, mit dem man Kellner oder Barkeeper unauffällig auf die Situation aufmerksam machen kann und dann in der Regel unter einem Vorwand an einen sicheren Ort gebracht wird, wo das weitere Vorgehen besprochen wird. Gestartet wurde das Projekt vom Frauen-Notruf Münster, mittlerweile ist es in ganz Deutschland, in Österreich und in der Schweiz bekannt. Meist weisen Sticker oder Flyer darauf hin, dass eine Kneipe an dem Projekt teilnimmt. Aber auch wenn man sich unsicher ist, ob das in dem entsprechenden Lokal offiziell der Fall ist, kann es sich lohnen, die Frage in einer Notfallsituation einfach auszuprobieren – da viele Medien über das Projekt berichten, könnten Personen den Code auch ohne entsprechende Schulung erkennen.
fso