Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Schlechte Noten von der Stiftung Warentest

Rechtsberatung im Internet - mehr schlecht als recht

Mann hält eine Ausgabe „Schönfelder Deutsche Gesetze“ in den Händen und Rentner sitzt vor einem Laptop
+
Die Stiftung Warentest prüfte die Qualität von Online-Rechtsberatungen. Das Ergebnis: durchwachsen.

Online-Portale für Rechtsberatung versprechen zeitnah individuellen juristischen Rat von Rechtsanwälten, oft rund um die Uhr. Eine aktuelle Finanztest-Untersuchung zeigt, wie die Beratung von sieben ausgewählten Anbietern funktioniert und ob sie qualitativ überzeugen.

Wer Ärger mit seinem Vermieter oder Arbeit­geber hat, wer in einen Unfall verwickelt war oder wer kurz vor einer Scheidung steht, braucht oft schnell einen juristischen Rat. Da liegt es nahe, zuerst im Internet zu suchen. Doch wie hilfreich ist es, online einen Anwalt zu befragen? Und sind die Angebote im Internet seriös?

Finanztest hat fünf Platt­formen für Online-Rechts­beratung und zwei Online-Kanzleien unter die Lupe genommen – mit durch­wachsenem Ergebnis. Dabei ging es zum einen um die Qualität der Antworten auf Testfälle, zum anderen zum Beispiel um die Nutzerfreundlich­keit, die Daten­schutz­bestimmungen und die Kosten.

Die Durchführung des Tests

Für ihren Test haben die Finanztest-Juristen fünf Rechts­fragen aus verschiedenen Gebieten wie Miet- und Arbeits­recht entwickelt und im Februar 2024 auf den Internetseiten von fünf Platt­formen für Rechts­beratung - sie vermitteln lediglich zwischen Ratsuchenden und Rechts­anwälten - sowie zwei Online-Kanzleien - sie haben selbst Anwälte - eingegeben.

Zusätzlich haben die Website-Experten unter anderem ausprobiert und bewertet, wie nutzerfreundlich die Portale sind. Zusätzlich haben juristische Gutachter die Allgemeinen Geschäfts­bedingungen und Daten­schutz­erklärungen geprüft

Hohe Preisspanne

Die Anbieter haben unterschiedliche Preismodelle. In manchen Fällen können Kunden die Preise für anwalt­lichen Rat selbst bestimmen. Auf einigen Platt­formen für Online­rechts­beratung bestimmen die Nutzer bei Beauftragung selbst, wie viel ihnen die Antwort wert ist. Sie stellen etwa mit einem Schieberegler ein, wie schnell und wie detailliert die gewünschte Rechts­auskunft ausfallen soll. Außerdem geben diese Portale einen Mindest­preis dafür vor. 

Nur bei einem Portal gibt es eine kostenlose schriftliche Ersteinschät­zung. Kleine Einschränkung: Diese ist nicht rechts­verbindlich. Andere Platt­formen schi­cken erst nach erfolgter Anfrage ein Preis­angebot für die Rechts­auskunft.

Insgesamt reichten die Preise für eine Online-Beratung von 5 Euro bis knapp 290 Euro. Oft bewegten sich die Preise ­jedoch zwischen 80 und 120 Euro.

Der Ablauf ist über­all gleich unkompliziert: Frage stellen, Preis fest­legen oder Preis­angebot annehmen, abwarten, schriftlich Rechts­rat erhalten. Das geht 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche.

Nach der Beratung können Nutzer teil­weise Bewertungen abgeben. Beim Portal JustAnswer erhalten die beratenden Anwälte und Anwältinnen sogar erst ihr Honorar, wenn sie eine positive Bewertung – das heißt drei bis fünf Sterne – bekommen. 

Das Fazit der Tester ist ernüchternd: Qualität durch­wachsen

Die Ergeb­nisse der Beratung waren ernüchternd. Die Qualität reichte von mustergültig bis spektakulär daneben. Kein Anbieter hat uns in allen fünf Fällen über­zeugt, manch einer gab über­haupt keine brauch­baren Antworten.

„Die Rechtsberatung per Mausklick hat uns nicht überzeugt. Jeder Anbieter für Online-Rechtsberatung leistete sich mindestens einen Aussetzer bei den Antworten auf unsere Modellfälle“, so die Rechtsexpertin Eugénie Zobel. „Zum Teil erhielten wir haarsträubende Ratschläge.“ 

Für den Musterfall, in dem es um einen Verdacht auf Unfallflucht mit dem Mietwagen geht, empfahl zum Beispiel ein Anbieter, bei der Polizei auszusagen. Dazu sind Betroffene aber nicht verpflichtet und Strafverteidiger raten davon stets dringend ab, bevor sie die Akte und die Rechtslage geprüft haben.

Wer Hilfe bei einem juristischen Problem benötigt, sollte zunächst kostenlose Alternativen zur Online-Beratung versuchen. „Als erste Maßnahme kann die Recherche im Internet nach aktuell geltenden Regeln und Gerichtsurteilen durchaus hilfreich sein“, so Zobel. „Ergibt sich kein eindeutiges Bild, können je nach Rechtsfrage unter anderem Mietervereine, Verbraucherzentralen oder Schlichtungsstellen helfen.“

Tipps für die Suche nach einem geeigneten Anwalt

Um die Wahr­scheinlich­keit zu erhöhen, den für Euren Fall richtigen Anwalt zu finden, solltet Ihr folgende Tipps befolgen. Eine Garantie gibt es allerdings nicht.

  • Spezialisierung. Kein Rechts­anwalt kann alles. Wer ein Rechts­gebiet oder besser noch: das entscheidende Rechts­problem kennt, kann den Fall besser bearbeiten.
  • Tätig­keits­gebiete. Was Rechts­anwälte als Tätig­keits­gebiet angeben oder als Interessen oder Schwer­punkte nennen, ist praktisch nicht prüf­bare Selbst­beschreibung und sagt dementsprechend wenig über Erfahrung und Qualifikation aus.
  • Fach­anwälte. Sie haben eine Prüfung bei der Rechts­anwalts­kammer bestanden. Für diese werden sie erst zugelassen, wenn sie die Bearbeitung einer Mindest­anzahl von Fällen im jeweiligen Rechts­gebiet nach­weisen. Fach­anwälte gibt es für praktisch jedes Fachgebiet.
  • Erfolge. Ein gutes Zeichen ist es, wenn ein Anwalt Eurem Fall ähnliche Mandate bereits erfolg­reich bearbeitet hat.
  • Ansehen. Am ehesten können andere Rechts­anwälte die Kompetenz und Erfahrung von Kollegen einschätzen. Wenn sie jemanden in den Vorstand einer Rechts­anwalts­kammer oder Arbeits­gemeinschaft im Deutschen Anwalts­ver­ein wählen, ist das ein gutes Zeichen auch für potenzielle Mandanten.
  • Erreich­barkeit. Vor allem bei komplizierten familien­recht­lichen Streitig­keiten kann der persönliche Kontakt zum Anwalt wichtig sein. Daher sollte die Kanzlei nicht zu weit entfernt sein. Im Streit um Verbraucherrechte reicht es in der Regel aus, die Kanzlei über Internet oder Telefon erreichen zu können. 
  • Kanzlei­profil. Manche Kanzleien arbeiten ausschließ­lich für bestimmte Mandanten­gruppen wie Arbeit­geber, Unternehmen oder Vermieter. Solche Kanzleien werden Euch als Arbeitnehmer, Verbraucher oder Mieter nicht vertreten.

Quelle: Stiftung Warentest

Weitere Tipps zur Anwaltssuche sowie die ausführlichen Testergebnisse zur Online-Rechtsberatung finden sich in der Juli-Ausgabe der Zeitschrift Finanztest und unter www.test.de. (as/Stiftung Warentest)

Kommentare