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Zu billig, um gut zu sein?

Verbraucherschützer warnen vor Schnäppchen-Plattform – das sagt Temu jetzt zu den Vorwürfen

Shopping-App Temu
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Die chinesische Shopping-Plattform Temu will mit viel Werbung und günstigen Preisen Kunden locken. Doch die können sich mit einem EInkauf dort im schlimmsten Fall strafbar machen.

Billig, billiger, Temu: Die chinesische Shopping-Plattform toppt alles, was man an günstigen Preisen bisher gesehen hat. Doch Verbraucherschützer warnten. Nun äußert sich Temu selbst zu den Vorwürfen.

Egal ob Smartphone, Mode oder Spielsachen: Wer online auf der Suche nach günstigen Waren ist, der ist garantiert schon mal über Temu gestolpert. Alles, was das Shoppingherz begehrt, man findet es auf der Einkaufsplattform – und das in der Regel sagenhaft günstig. „50 Prozent Rabatt“, „Ab 0,99 Euro“: Auf der Homepage springen einem direkt die Sonderangebote entgegen. Oben werden derzeit besonders beliebte und stark reduzierte Waren angezeigt, neben jedem läuft ein Ticker, der anzeigt, wie viele der Produkte bereits verkauft wurden.

Auf Platz Vier der beliebtesten Online-Marktplätze in Deutschland

Temu ist eine chinesische Plattform, die erst im Jahr 2022 gegründet wurde – und 2023 bereits auf Platz Vier der beliebtesten Online-Shops der Deutschen landete, nach Amazon, Ebay und Otto. In den vergangenen sechs Monaten haben laut Umfragen rund 26 Prozent der Deutschen bei Temu eingekauft, die App war zeitweise die am meisten gedownloadete Anwendung. Im Gegensatz zu Amazon hat Temu keine Lagerhallen auf der ganzen Welt, sondern fungiert lediglich als Plattform für Händler, die dort ihre Waren direkt vertreiben können – so werden die günstigen Preise ermöglicht. Die meisten Produkte werden aus China versandt, laut Temu sollte die Ware nach sechs bis 12 Tagen beim Käufer ankommen – bestellt man im Wert von über 15 Euro, sind die Versandkosten gratis. Die Bewertungen der Produkte wirken alle einwandfrei. Klingt doch gut – oder?

Zollprobleme und im schlimmsten Fall gefährliche Elektro-Geräte

Nun ja, etwas zu gut: Die Verbraucherzentralen berichten von sich häufenden Kundenbeschwerden. Viele Pakete erreichen nie den Zielort. Selbst wenn die Produkte ankommen, sind die Waren oft nur von mangelnder Qualität, es fehlen Gebrauchsanweisungen, ganz zu schweigen von Garantien. Der Kundenservice ist fast nicht zu erreichen, und sobald Waren mehr als 5,26 Euro kosten, oder nicht richtig ausgeschildert sind, kann es zu Problemen am Zoll kommen – im schlimmsten Fall machen sich die Käufer sogar strafbar.

Besonders gefährlich: Bei vielen elektronischen Geräten fehle die CE-Kennzeichnung. Eine CE-Kennzeichnung gibt den Verbrauchern Aufschluss darüber, dass ein Gerät die EU-Auflagen hinsichtlich Sicherheit, Umwelt- und Gesundheitsschutz erfüllt – ist ein Gerät nicht gekennzeichnet, kann es schwerwiegende Mängel aufweisen. Das Schwierige dabei: Kommt es zu Problemen mit einem Produkt, kann Temu nicht belangt werden. In den Nutzungsbedingungen schließe Temu explizit aus, Verantwortung für die Produktqualität oder die Richtigkeit von Produktbeschreibungen zu übernehmen.

Datenschutz? Fehlanzeige

Ein weiterer, pikanter Punkt: Temu könne laut seiner Datenschutzerklärung jederzeit auf Bankdaten, Standort-Daten, Kamera, Bilder und Tonaufnahmen der Nutzer zugreifen. Die Verbraucherschutzzentralen sehen es als erwiesen an, dass die Plattform die Daten an Dritte weiterverkauft. Sie empfehlen daher, nicht bei Temu einzukaufen – nicht nur aus Verbraucherschutzgründen, sondern auch, um das umweltschädliche Geschäftsmodell von Temu nicht weiter zu unterstützen. Dabei kann helfen, dafür die ständigen Werbe-SMS und -Mails sowie die Push-Benachrichtigungen der App auszuschalten. Wenn es nicht anders geht, sollten Kunden auf Rechnung bestellen und vor dem Kauf die Zollbestimmungen überprüfen, damit sie nicht in Schwierigkeiten geraten.

Das sagt Temu zu den Vorwürfen

Die Verkaufsplattform Temu reagiert mit einer Stellungnahme auf die Vorwürfe der mangelnden Qualitätssicherung: „Temu verfolgt einen umfassenden Ansatz zur Überprüfung der Verkäufer und Produkte auf unserer Plattform, um einen hohen Standard der Qualitätskontrolle zu gewährleisten, der mit den Anforderungen Deutschlands und der EU übereinstimmt. Der Prozess beginnt mit dem Onboarding und der Überprüfung von Verkäufern, bei der sie ihre Geschäftslizenzen und rechtlichen Dokumente vorlegen müssen.

Sobald die Verkäufer an Bord sind, verlagert sich der Schwerpunkt auf die Überprüfung der Produktdokumentation. Verkäufer müssen wichtige Dokumente einreichen, wie z. B. Zertifizierungen, Etiketten, Prüfberichte und Registrierungsunterlagen, um die Produktsicherheit nachzuweisen. Temu prüft diese Dokumente, um sicherzustellen, dass die Produkte den Sicherheitsvorschriften entsprechen, bevor die Angebote auf der Plattform freigeschaltet werden. Es werden stichprobenartige Kontrollen durchgeführt, um zu überprüfen, ob die physischen Produkte mit ihren Beschreibungen übereinstimmen und die Sicherheitsstandards einhalten. Wenn der Verdacht besteht, dass ein Produkt nicht den Vorschriften entspricht, ergreift Temu umgehend Maßnahmen, die die Aussetzung der Listung, die Anforderung zusätzlicher Unterlagen oder die vollständige Entfernung des Produkts beinhalten können.

Laufende Überwachung und Zusammenarbeit sind ebenfalls wesentlich für die Aufrechterhaltung der Qualitätskontrolle. Temu beobachtet das Kundenfeedback genau, um mögliche Probleme mit Produkten zu identifizieren. Wenn Bedenken auftauchen, ergreifen wir umgehend Maßnahmen zur Untersuchung und, falls erforderlich, zur Entfernung von Produkten, die im Verdacht stehen, nicht konform oder unsicher zu sein. Darüber hinaus arbeitet Temu aktiv mit Verbrauchergruppen und Aufsichtsbehörden zusammen, um Bedenken auszuräumen und bei Bedarf Produktrücknahmen oder Rückrufe zu erleichtern. Verantwortlichkeit und Sanktionen sind im Rahmen der Qualitätskontrolle von Temu klar definiert. 

Wir weisen die Verkäufer kontinuierlich auf die Notwendigkeit der strikten Einhaltung der Produktsicherheit hin und stellen sicher, dass sie sich ihrer Verantwortung voll bewusst sind. Verstöße können zu Verwarnungen, Strafen, der Auslistung von Produkten, der Schließung von Konten oder bei schwerwiegenden oder wiederholten Verstößen sogar zu einer Überweisung an die Aufsichtsbehörden führen. Wir haben eng mit unseren Händlern zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass sie die EU-Anforderungen, einschließlich des CE-Siegels, erfüllen, und haben die Angebote von Produkten, die die Norm nicht erfüllten, umgehend gelöscht.”

Auch auf die Sammlung von Nutzerdaten und Sicherheitslücken geht Temu ein: „Temu sammelt Informationen ausschließlich zu dem Zweck, seinen E-Commerce-Service für die Nutzer bereitzustellen und zu verbessern. Die Datenpraktiken von Temu unterscheiden sich nicht von denen anderer Apps wie Amazon oder Etsy. Temu sammelt sogar weniger Benutzerinformationen als andere Apps wie Amazon. Temu fragt nicht nach Systemberechtigungen, um auf Daten wie Fotos, Kontakte oder den Standort zuzugreifen. Temu verkauft keine Kundendaten. Temu teilt keine Zahlungsdaten mit seinen Händlern oder Logistikpartnern. Wenn Kunden Zahlungsmethoden wie Apple Pay oder PayPal verwenden, erhält Temu die Zahlungsdaten nicht. Temu hat die MASA-Zertifizierung erhalten, die eine detaillierte Prüfung der Datenverarbeitung einer App, der Verschlüsselungspraktiken, der Authentifizierungsmechanismen und der Einhaltung von Industriestandards zum Schutz der Privatsphäre beinhaltet. Temu hat eine Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) eingeführt und ein Bug-Bounty-Programm auf HackerOne gestartet, das dazu beitragen wird, dass die Nutzer weiterhin sicher einkaufen können.“

Günstig online einkaufen ohne Gefahren

Wer günstig online einkaufen will, der kann dafür auch andere Plattformen und Tricks nutzen – hier unsere Tipps:

  • Elektronik wie Smartphones, Tablets und Kameras können auf vielen Plattformen „refurbished“ erworben werden. Dabei handelt es sich um gebrauchte Geräte, die von Experten generalüberholt wurden und günstiger weiterverkauft werden. Die Geräte kommen meist mit Garantie und einer 30-tägigen Testfrist.
  • Bei Elektronik-Geräten kann sich auch der Kauf von B-Ware lohnen. Das sind in der Regel Neugeräte, bei denen zum Beispiel Zubehör oder die Originalverpackung fehlt, oder Geräte, die innerhalb der 14-tägigen Rückgabefrist umgetauscht wurden. Auf vielen Shopping-Plattformen gibt es eine eigene Unterseite für B-Ware.
  • Auch Kleidung kann mittlerweile online aus zweiter Hand erworben werden. Es gibt Plattformen, bei denen direkt zwischen den Nutzern verkauft wird, während andere Marktplätze die Ware ebenfalls vorher überprüfen und als Zwischenhändler fungieren. Auch für Luxusliebhaber gibt es exklusive Second-Hand-Plattformen, bei denen ausschließlich bekannte Markenkleidung erworben werden kann.
  • Für Einrichtungsgegenstände und Sportgeräte bieten sich Online-Kleinanzeigen an. Dort kann man schauen, ob in der Umgebung passende Gegenstände von Privatverkäufern angeboten werden.

Ein großes Plus: mit diesen Einkaufsmöglichkeiten tut man nicht nur seinem Geldbeutel, sondern auch der Umwelt einen Gefallen.

fso

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