Was Reisende jetzt wissen müssen
GDL-Chef über Bahn-Streiks zur Weihnachtszeit – „Das will ich nicht ausschließen“
Bahn-Reisende brauchen immer gute Nerven, besonders an Feiertagen. Claus Weselsky, der Chef der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) hat jetzt bekräftigt, dass Bahn-Streiks zur Weihnachtszeit möglich sind. Mit einer Einschränkung:
„Das will ich nicht ausschließen“, sagte Weselsky den Zeitungen der Funke Mediengruppe auf die Frage, ob Bahn-Streiks zur Weihnachtszeit möglich sind. Aber: Während der Feiertage will wohl selbst die GDL nicht streiken: „Man sagt zwar, dass ich beinhart, aber nie, dass ich bescheuert bin“, so Weselsky.
Obwohl es gerade erst zum August Einigungen bei Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und der Deutschen Bahn gab, lief der Tarifvertrag mit der Bahn bereits zum Oktoberende wieder aus. Gewerkschaftschef Weselsky warnt vor einem Dauerstreik bis Weihnachten und will die Mitglieder so schnell wie möglich in einer Urabstimmung entscheiden lassen, ob sie einem unbefristeten Arbeitskampf zustimmen. Die Forderungen der GDL im Einzelnen:
- Beschäftigte sollen mindestens 555 Euro mehr im Monat erhalten
- Inflationsausgleich von einmalig 3.000 Euro
- Senkung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden, ohne dass Schichtarbeiter weniger Geld bekommen
- eine Erhöhung der Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent
Schwierige Ausgangslage bei den Tarifverhandlungen zwischen GDL und Deutscher Bahn
Die GDL, die rund 10.000 der insgesamt 220.000 Beschäftigten der Deutschen Bahn vertritt, möchte angesichts des Arbeitskräftemangels in Deutschland die Berufe bei der Bahn attraktiver machen. Laut Gewerkschaftschef Claus Weselsky will sie für mehr Lebensqualität, mehr soziale Kontakte und mehr Zeit für die Familie sorgen. Auf diesen Themen wird der Fokus dieser Tarifrunde liegen, so Weselsky.
Weselsky warnt vor „sehr schnellen, sehr breiten“ Streiks, sollten die Forderungen nicht erfüllt werden. Die erste Verhandlungsrunde soll am 9. November stattfinden und die Deutsche Bahn sieht von vorneherein schlechte Chancen für eine schnelle Lösung. Würde man alle Forderungen erfüllen, würde dies einen Anstieg der Personalkosten um 50 Prozent bedeuten, erklärte Bahn-Personalvorstand Seiler laut dpa.
Worauf Reisende jetzt bei der Buchung achten sollten
Wer im November oder Dezember dringend verreisen muss, sollte sich jetzt schon einmal Alternativen zu Bahn überlegen und flexibel bleiben. Ein Umsteigen auf das Flugzeug oder in den Bus, müssen Sie jederzeit einkalkulieren, denn auch der Einsatz eines Notfallfahrplans der Deutschen Bahn ist ungewiss. Sollte es zum Streik kommen, ist vor allem an Wochenenden vor Streikbeginn eine hohe Auslastung zu erwarten. Platzreservierungen sind dann oft nicht möglich.
Aber auch zu Streikzeiten gilt: Fällt die Fahrt komplett aus oder wird absehbar mindestens 60 Minuten verspätet am Zielort eintreffen, kann man den Ticketpreis zurückverlangen. Die Deutsche Bahn möchte Streiks um die Weihnachtszeit trotz der schlechten Verhandlungsgrundlagen unbedingt vermeiden und bietet GDL-Mitgliedern im Dezember eine Einmalzahlung von 1500 Euro als Inflationsausgleichsprämie an. Welche Alternativen es zur Deutschen Bahn auf Schiene und Straße gibt, erfahren Sie hier.
Die GDL lehnt eine Art „Weihnachtsfrieden“ von vornherein ab
Die Bahn hat der GDL vorgeschlagen, so schnell wie möglich unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Verhandlungen einzutreten. Während dieser geschlossenen Verhandlungen solle die Friedenspflicht gelten, was Streiks zunächst ausschließen würde. Mit der angebotenen Einmalzahlung von 1.500 Euro Inflationsausgleich im Dezember soll die Entscheidung in den Tarifverhandlungen auf die Zeit nach Weihnachten geschoben werden.
Die GDL allerdings steht einem Schlichtungsverfahren von Beginn an eher skeptisch gegenüber und lehnt eine Art „Weihnachtsfrieden“ von vornherein ab. Bis zum 3. November hat die Gewerkschaft nun Zeit, auf den Vorschlag der Deutschen Bahn zu antworten. Auch interessant: Warum die Deutsche Bahn viele Tickets nur noch digital anbietet, können Sie hier nachlesen. (khei/dpa)
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