Stiftung Warentest
Fahrradschlösser im Härtetest: Nur wenige sind „gut“, nur eins „sehr gut“
Zu Beginn der Fahrradsaison hat die Stiftung Warentest neue Fahrradschlösser auf Herz und Nieren geprüft. Beim Aufbruch-Test im Labor fuhren die Experten teils schweres Gerät auf. Das Ergebnis: Nur wenige Fahrradschlösser sind wirklich gut, aber es gibt sie …
Alles wird immer teurer - ein neues Fahrrad auch. Für guten Diebstahlschutz investiert man deshalb besser in ein gutes Fahrradschloss. Rechtzeitig vor Beginn der Fahrradsaison hat die Stiftung Warentest einige davon auf Herz und Nieren geprüft (test, Ausgabe 3/2025). Die schlechte Nachricht vorweg: Nur wenige Fahrradschlösser sind „gut“ oder gar „sehr gut“.
Stiftung Warentest: So wurde getestet
19 Fahrradschlösser hat die Stiftung Warentest im neuesten Test auf Aufbruchsicherheit, Handhabung, Haltbarkeit und Schadstoffe untersucht.
Am höchsten zählte in der Endabrechnung die Aufbruchsicherheit. Der Grund: Fahrraddiebe wollen schnell und unauffällig ihre Beute machen. Heißt: Je länger ein Fahrradschloss den Aufbruch-Versuchen mit Bolzenschneider, Winkelschleifer, Hammer, Zange und Säge oder dem feinmechanischen „Picking“ widersteht, desto besser. „Die Aufbruchsicherheit ist der wichtigste Prüfpunkt in unserer Untersuchung. Sie geht zu 70 Prozent in die Gesamtwertung ein“, erklärt Testleiter Peter Schick. „Sehr gut ist, wenn die Schlösser mindestens drei Minuten den jeweiligen Angriffen standhalten.” Außerdem sollten sie gemäß der Norm schneid-, zug- und schlagfest sein.
Der Aufbruch-Test: K.O. nach Trennscheibe 6 - der Testsieger
Das widerstandsfähigste Schloss musste das Testteam fast 15 Minuten mit einem Winkelschleifer bearbeiten, verbrauchte dabei sechs Trennscheiben sowie mehrere Akkuladungen, um es zu knacken. Doch die besondere Robustheit hat ihren Preis: 300 Euro kostet der Testsieger, das Bügelschloss „Abus Granit Super Extreme 2500”. Es ist das teuerste im Test, aber auch das einzige mit der Gesamtnote „sehr gut”, denn auch bei der Haltbarkeit gab es die Bestnote.
Vier weitere Bügel- und Kettenschlösser haben die Aufbruchversuche ebenfalls sehr gut bestanden, unter anderem ein Produkt für 60 Euro. Peter Schick verrät, warum es am Ende nicht für ein sehr gutes Gesamturteil reichte: „Diese Schlösser konnten in der Handhabung oder der Haltbarkeit nicht überzeugen. Ein Schloss ist sogar, obwohl sehr gut aufbruchsicher, insgesamt mangelhaft, da wir in der Ummantelung einen Schadstoff oberhalb des geltenden EU-Grenzwertes fanden.“
Bügelschlösser: durchwachsen
Sehr haltbar zeigte sich bei den Tests der Bügelschlösser das „Abus Granit 460 150H/B230” für 63 Euro. Es wird insgesamt mit „gut” bewertet. Es ist mit rund einem Kilogramm zudem recht leicht.
Das Bügelschloss „Burg-Wächter 1580 HB 165/200” für 29,99 Euro bekommt insgesamt nur ein „mangelhaft”, weil es aufgrund gefundener Schadstoffe abgewertet wurde.
Faltschlösser: mittelmäßig
Bei den neun Faltschlössern zwischen 70 und 160 Euro schnitten alle bis auf eines („Acid Rigid 120 Pure” für 71 Euro, Note “ausreichend”) mit „befriedigend” ab. Darunter die beiden Modelle „Abus Bordo Granit 6500K/90” für 167 Euro und das „Axa Fold Pro” für 78 Euro.
Kettenschlösser: Das Günstigste überzeugt
Bei den vier Kettenschlössern zwischen 60 und 120 Euro hat das „Decathlon Kettenschloss 920 Art3” für 60 Euro die Nase vorn und wurde hier einzig für „gut” befunden. Es bringt allerdings auch 3,2 Kilo auf die Waage.
Oder lieber eine Kombi?
Mit fast sechs Kilo fast doppelt so schwer ist das über einen Meter lange Kombischloss „Hiplock DXXL” (“gut”) für 165 Euro. Solche Schlösser kombinieren, wie der Name schon sagt, ein kleines Bügelschloss mit einer Kette oder einem mit Textil ummantelten Gurt.
Oft vergessen: Ein gutes Fahrradschloss will gut gepflegt sein
Bei den hohen Preisen von Schlössern trägt gute Pflege zu längerer Lebensdauer bei. Stiftung Warentest gibt unter anderem folgende Tipps:
- Nur spezielles Pflegespray für Schlösser nutzen, entweder vom Anbieter des Schlosses selbst oder ein Produkt aus dem Fachhandel. Diese Mittel helfen, den Schließzylinder geschmeidig zu halten. Das Öl verdunstet aber mit der Zeit - alle paar Monate wieder auftragen.
- Auf Hausmittel wie Butter oder Pflanzenöle verzichten. Sie können auch Schmutz binden und tragen eher zur Blockade des Schließzylinders bei. Außerdem werden sie mit der Zeit immer zäher, gerade wenn‘s kalt wird.
- Frostschutzspray nicht vorbeugend einsprühen. Meist ist unter anderem Alkohol enthalten und der entfettet den Schließzylinder. Wer stets „satt Pflegespray im Zylinder“ hat, arbeitet auch schon gegen Frost vor.
- Schlüssel nachbestellen. Meist sind zwei Schlüssel beim Kauf dabei. Geht einer kaputt oder verloren, sollte umgehend ein neuer als Reserve nachbestellt werden. Denn das kann bei Modellender besseren Sicherheitsstufen dauern.
Wer wissen möchte, mit welchen Schlössern sich Fahrräder am besten sichern lassen, findet die ausführlichen Testergebnisse in der März-Ausgabe von test und unter www.test.de. (as/dpa)