Bundesamt veröffentlicht Zahlen
Niedrigste Inflation seit Ukraine-Krieg – was passiert mit Lebensmittel- und Energiepreisen?
Das Statistische Bundesamt verkündet die niedrigste Inflationsrate seit Beginn des Ukraine-Kriegs. Wie wirkt sich das auf die Energie- und Lebensmittelpreise aus?
Berlin – Im August und Juli lag die Inflationsrate in Deutschland noch jeweils bei über sechs Prozent. Damit wurde bereits das Höchstniveau von 8,8 Prozent im November des vergangenen Jahres deutlich unterboten. Ohnehin scheint seit Anfang des Jahres die Inflationsrate, gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI), konstant abzunehmen – bis auf wenige Aufnahmen. Nun vermeldet das Statistische Bundesamt den tiefsten Inflations-Stand seit der russischen Invasion in die Ukraine im Februar vergangenen Jahres. Erst im August fielen erstmals seit 2020 viele Preise wieder.
Inflationsrate auf tiefstem Wert seit Kriegsbeginn in der Ukraine – Nahrungsmittel als „Preistreiber“
„Die Inflationsrate ist auf den niedrigsten Wert seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine gefallen. Sie bleibt aber dennoch hoch“, sagt Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, in einer Pressemitteilung. Die Inflationsrate in Deutschland lag im September 2023 demnach bei plus 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Doch insbesondere für Verbraucher im Supermarkt hat das kaum Auswirkungen. Viel eher ist das Gegenteil der Fall: „Die gestiegenen Preise für Nahrungsmittel sind für die Verbraucherinnen und Verbraucher weiterhin besonders deutlich spürbar“, so Brand. Die Verbraucherpreise seien im Vergleich zum Vormonat sogar um weitere 0,3 Prozent gestiegen.
Demnach seien Lebensmittel weiterhin der „Preistreiber“ für Verbraucher. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren Lebensmittel im September rund 7,5 Prozent teurer. Zwar würde sich der Anstieg nach und nach verlangsamen, jedoch würden die Preiserhöhungen für viele Nahrungsmittel deutlich über der Gesamtteuerung liegen. Dennoch sehen Experten Hoffnung auf niedrigere Lebensmittelpreise.
Süßwaren deutlich teurer als im Vorjahr – Butter und Speiseöl viel billiger
Insbesondere Zucker, Marmelade, Honig und Süßwaren würden derzeit einer Preissteigerung von 15,3 Prozent unterliegen. Brot und Getreideerzeugnisse liegen bei 12 Prozent über dem Vorjahresmonat-Niveau. Auch Fisch und Meeresfrüchte wurden um 9,6 Prozent, Gemüse um 8,4 Prozent und Obst um 7,5 Prozent teurer. Speisefette und Speiseöle seien jedoch mit 14,2 Prozent deutlich günstiger als im September 2022. Das sei auch auf die Preisrückgänge von Butter (minus 29 Prozent) und Speiseölen (minus 16,6 Prozent) zurückzuführen.
Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Preise für Nahrungsmittel insgesamt leicht an (+0,4 %, darunter Obst: +1,4 %). Zudem gab es im September 2023 saisonübliche Preisschwankungen: Beispielsweise standen hier den gestiegenen Preisen für Bekleidungsartikel (+5,4 %) Preisrückgänge bei Pauschalreisen (-6,5 %) gegenüber. Erst zuletzt erklärte die Verbraucherzentrale, wie es zu den teuren Lebensmittelpreisen kommt.
Energiepreise steigen unterdurchschnittlich
Energieprodukte würden sich laut Statistischem Bundesamt jedoch mit einem Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat unterdurchschnittlich verteuern. Ausschlaggebend für den geringeren Preisauftrieb seien vor allem Preiserhöhungen im Vorjahr. Doch besonders Strom sei im September mit 11,1 Prozent deutlich teuer gewesen als ein Jahr zuvor. Die Preise für Fernwärme seien gerade einmal um 0,3 Prozent gestiegen.
In einigen Bereichen sei zudem ein echter Preisrückgang zu verzeichnen. So sei Erdgas mit 5,3 Prozent weniger als im Vorjahr wieder billiger und auch Kraftstoffe mit 6 Prozent. Leichtes Heizöl sei sogar 26 Prozent billiger als im Vorjahresmonat. Nur scheint dieser Trend nicht unbedingt weiterzumachen. Energiepreise insgesamt seien von August 2023 bis September 2023 um 0,8 % gestiegen. Teurer seien vor allem die Mineralölprodukte (+2,5 %, davon Heizöl +6,0 % und Kraftstoffe +2,2 %), günstiger wurde Erdgas (-1,2 %).