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Heimat auf vier Rädern

Bald könnten hunderte neue Kfz-Kennzeichen auftauchen: „Zeigt, wo man hingehört“

Die Heimatverbundenheit kleinere Städte soll gestärkt werden. Daher plant eine Initiative die Einführung von 320 neuen Kennzeichen an. Die Idee kommt gut an.

Syke – Autokennzeichen den jeweiligen Städten und Kreisen zuzuordnen, ist ein beliebter Zeitvertreib auf langen Autofahrten. Doch selbst für Experten könnte die Herausforderung bald größer werden. Zu den derzeit rund 700 Ortskennungen könnten demnächst 320 neue Kombinationen hinzukommen.

Eine Initiative setzt sich dafür ein, dass viele kleinere Städte ihr eigenes Nummernschild erhalten. Dadurch soll die Heimatverbundenheit gestärkt werden und das lokale Marketing gepusht werden. Die Idee stößt auf breite Zustimmung.

„Lokale Identität stärken“: Initiative setzt sich für Kennzeichen kleinerer Städte ein

Die Kennzeichen sollen die „lokale Identität stärken“. Die Kürzel auf den Nummernschildern sind mehr als nur pragmatische Ortsangaben. Sie sind oft mehr als nur in Metall geprägte Buchstaben. Wer freut sich nicht, im Auslandsurlaub ein Auto aus der eigenen Heimatstadt oder der Nachbarschaft zu entdecken? Hin und wieder sieht man aber auch ganz wilde Kombinationen mit X und Y.

Gibt es bald viele neue Autokennzeichen? Eine Initiative möchte mit 320 neuen Kombinationen das Heimatgefühl kleinerer Städte in Deutschland stärken. (Symbolfoto)

Ralf Bochert, der Initiator der Aktion, argumentiert mit dieser Heimatverbundenheit. „Mit der Einführung eigener Buchstabenkürzel auf dem Nummernschild könnten viele Kommunen die lokale Identität – sowohl nach innen als auch nach außen – stärken“, erklärt der Professor für Destinationsmanagement an der Hochschule Heilbronn seinen Vorschlag.

Städte werben oft mit dem Kürzel ihrer Ortskennung. Man findet sie ähnlich der Postleitzahl oder dem Flughafencode auf Stickern, Kleidung oder Accessoires. Das Autokennzeichen ist wichtig für das Stadtmarketing und erhöht die Bedeutung einer Kommune, erklärt der Wissenschaftler. Selbst wer kein Freund seines eigenen Kennzeichens ist – man muss es erkennen können, sonst droht ein Bußgeld.

Buxtehude statt Stade: Diese Mittelstädte sollen eigene Kennzeichen bekommen

Die Idee der Regionalität auf vier Rädern ist jedoch nicht neu. Lange Zeit galt in Deutschland die Regel, dass zu einem Verwaltungsbezirk – in der Regel sind das Landkreise und kreisfreie Städte – ein festgelegtes Kennzeichen gehört. Dieses musste sich von anderen Regionen unterscheiden.

Mit der Liberalisierung im Jahr 2012 hat sich das geändert. Seitdem können Autofahrer oft zwischen mehreren Orts- und Regionalkürzeln wählen. Dadurch wurden auch viele Altkennzeichen aus früheren Zeiten wieder auf die Straßen gebracht.

Buxtehude, derzeit noch mit STD für die niedersächsische Kreisstadt Stade unterwegs, ist eine dieser 320 Mittelstädte mit mehr als 20.000 Einwohnern, die laut Bochert ein eigenes Kürzel bekommen sollten, um nicht beim Marketing benachteiligt zu werden. Zahlreiche andere Niedersachsen-Orte könnten ebenfalls von dem Marketing-Kniff profitieren. Ein paar Beispiele:

  • AND - Andernach (Rheinland-Pfalz)
  • BAU - Baunatal (Hessen)
  • BHV - Bremerhaven (Bremen)
  • BRS - Bramsche (Niedersachsen)
  • BX - Buxtehude (Niedersachsen)
  • DOM - Dormagen (Nordrhein-Westfalen)
  • GMR - Germering (Bayern)
  • HZA - Herzogenaurach (Bayern)
  • HZB - Bad Harzburg (Niedersachsen)
  • PP - Papenburg (Niedersachsen)
  • SWZ - Schwetzingen (Baden-Württemberg)

Quelle: Hochschule Heilbronn (die komplette Liste)

Kaum bürokratischer Aufwand: Für neue Kennzeichen „muss man nur zwei Sätze streichen und ergänzen“

Laut Bochert wäre die Einführung neuer Kennzeichen kein großer Verwaltungsaufwand. „Im Prinzip muss man nur zwei Sätze streichen und ergänzen, dass weitere Kennzeichen möglich sind. Dann ist das Ding durch.“ Ein Bundesland muss zunächst beim Bundesverkehrsministerium eine Änderung der Fahrzeugzulassungsverordnung beantragen.

„Dann wird geprüft: Gibt es diese Kennzeichen schon oder sind sie sittenwidrig?“, erklärt Bochert. Er geht davon aus, dass viele Bundesländer – wie bei den Altkennzeichen – einen solchen Antrag erst auf Wunsch eines Kreises stellen würden. „Ob die Städte also tatsächlich eine eigene Kennung bekommen, ist Teil der politische Aushandlung vor Ort. Und das ist auch gut so.“

„Zeigen an, wo man hingehört“: Überwiegend Zuspruch für Kennzeichen-Vorstoß

Viele Bürgermeister und Oberbürgermeister haben in den letzten Tagen in verschiedenen Medien bereits ihre Unterstützung für die Idee bekundet. So sagte zum Beispiel der Oberbürgermeister von Dormagen, Erik Lierenfeld (SPD), der Bild: „Es sind zwar nur zwei oder drei Buchstaben. Doch diese Buchstaben zeigen an, wo man herkommt, wo man hingehört.“

Es gibt jedoch auch Kritik. Der Präsident des Landkreistags, Achim Brötel (CDU), sieht darin einen unnötigen Mehraufwand. „Es gibt wesentlich dringlichere Probleme, Herausforderungen und Zukunftsfragen für unser Land, die unsere gesamte Aufmerksamkeit und Kraft erfordern“, kritisiert er aus dem Neckar-Odenwald-Kreis.

„Es ist ein kleines, aber nettes Thema“, ist Bochert von der Idee überzeugt. „Natürlich haben die Kommunen größere Sorgen. Aber hier geht es ausnahmsweise mal ums Herz, um Identifikation und Heimat“, hält der Wissenschaftler der Kritik entgegen. Im Januar 2025 steht allerdings erst mal die nächste Umtauschrunde beim Führerschein an. (rku mit dpa)

Rubriklistenbild: © Jens Wolf/dpa

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