Erst investieren, dann profitieren
Heizung jetzt sanieren: Mit wenig Aufwand ab Herbst viele Kosten einsparen
Der Sommer steht unmittelbar vor der Tür, endlich eine Auszeit für die teuren Heizungen. Falsch gedacht. Mit etwas "Finetuning" und Hilfe von Handwerkern kann Eure Anlage über den Sommer gerüstet werden und ab Herbst schon weitaus günstiger laufen.
Dieser Winter hat viele von uns kalt erwischt: Die Energie- und Heizungskosten schnellten regelrecht in die Höhe. Der Betrieb der Heizung könnte in vielen Fällen jedoch teurer gewesen sein, als er eigentlich sein müsste. Jetzt in der Heizpause über das Frühjahr und den Sommer könnt Ihr an gewissen Stellschrauben drehen. Wie Ihr die Heizung gut für den Herbst rüstet, erfahrt Ihr hier.
Heizung hydraulisch abgleichen
Mehr als 80 Prozent der Heizungen sind laut Untersuchungen der Verbraucherzentralen nicht optimal eingestellt. „Ohne hydraulischen Abgleich gelangt oft zu viel warmes Wasser in nah am Heizkessel gelegene Heizkörper“, erklärt Alexander Steinfeldt, Pressesprecher der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online. Das verursacht unnötige Kosten.
Nach dem hydraulischen Abgleich fließt nur noch die tatsächlich benötigte Menge Heizungswasser in jeden Heizkörper. Das kann den Energieverbrauch um bis zu 15 Prozent senken. Der Abgleich wird vom Fachhandwerker vorgenommen. „Wir empfehlen, Angebote von verschiedenen Handwerksbetrieben einzuholen, wenn die angebotenen Preise nicht plausibel sind“, so der Energieexperte.
Der hydraulische Abgleich für Bestandsgebäude wird mit 15 Prozent der Investitionskosten staatlich gefördert. Die gute Nachricht: Der Abgleich muss nicht wiederholt werden, wenn an der Heizungsanlage danach keine Veränderung wie ein Austausch von Komponenten vorgenommen wird. Im laufenden Betrieb verstellt sich an der Heizanlage nichts.
Kosten: rund 790 €
Heizung warten lassen
Ein Fachmann wartet den Kessel und reinigt ihn. Bei Bedarf wechselt er Verschleißteile aus. „Beim Heizungscheck zeigen sich oft Defizite, deren Beseitigung einiges an Energie spart und die Heizung effizienter laufen lässt“, sagt Matthias Wagnitz. Der Profi kann bei dieser Gelegenheit auch feststellen, ob ein Austausch des Heizkessels sinnvoll ist.
Kosten: rund 100 €
Das Herzstück der Heizung ist die Heizungspumpe
Die Heizungspumpe sorgt dafür, dass das erwärmte Heizungswasser durch das gesamte Gebäude gepumpt wird. Sie lässt sich gewissermaßen als das "Herz" der Heizungsanlage betiteln. „Mittlerweile gibt es Hocheffizienzpumpen, die nur 20 Prozent des Stroms einer veralteten Pumpe benötigen“, sagt Alexander Steinfeldt. Ob sich der Pumpentausch lohnt, sollte der Heizungstechniker prüfen.
Wie auch der hydraulische Abgleich wird die Heizungspumpe mit 15% staatlich gefördert. „Voraussetzung dafür ist, dass das Heizungssystem bereits hydraulisch abgeglichen ist oder im Rahmen des Pumpenaustauschs abgeglichen wird“, so Stefan Materne, Energieexperte beim Verbraucherzentrale Bundesverband.
Kosten: rund 300 €
Heizungsrohre selbst dämmen
Frei liegende Heizungsrohre lassen sich mit Rohrschalen aus dem Baumarkt einfach dämmen - und zwar von jedem Heimwerker ohne großes Wissen. Das spart laut Alexander Steinfeldt pro Meter gedämmtes Rohr rund 20 Euro Heizkosten. Ihr müsst sie einfach mit einem Messer zuschneiden und mit Klebeband befestigen.
Kosten: 4 € pro Meter
Die optimale Raumtemperatur für jedes Zimmer
| Raum | Temperatur | Heizungsstufe |
|---|---|---|
| Badezimmer | 22° | 3/4 |
| Kinderzimmer | 22° | 3/4 |
| Wohnzimmer | 20° | 3 |
| Arbeitszimmer | 20° | 3 |
| Küche | 18° | 2/3 |
| Flur | 18° | 2/3 |
| Schlafzimmer | 16-18° | 2/3 |
| Ungenutzte Räume | 16° | 2 |
Thermostate verbauen
Thermostate helfen dabei, die Temperatur in den einzelnen Räumen zu regeln. Wen Ihr noch mechanische Geräte nutzt, könnt Ihr überlegen, ob Ihr sie gegen elektronische Thermostate tauscht. Damit lässt die gewünschte Zimmertemperatur gradgenau einstellen.
Die Thermostate lassen sich auch so programmieren, dass die Temperatur bei längeren Abwesenheiten oder in der Nacht automatisch abgesenkt wird. „Jedes Grad, das reduziert wird, spart sechs Prozent der Heizenergie“, sagt Alexander Steinfeldt. Elektronische Thermostate bringen vor allem jenen Nutzern besonders viel, die oft vergessen, die Raumtemperatur von Hand herunter zu regeln, wenn sie nicht zu Hause sind.
Kosten: ab 20 €
Fenster und Türen abdichten
Wenn Ihr Fenster- und Türrahmen mit Dichtungsband abdichtet, kann weniger kalte Luft eindringen und ebenso wenig warme Luft nach draußen dringen. Das kann Euch über 100€ im Jahr an Heizkosten ersparen. Das Band ist für jedermann im Baumarkt erhältlich und einfach anzubringen.
Kosten: unter einem Euro je Meter
Die Nischen der Heizkörper dämmen
Viele ältere Häuser haben noch Nischen in den Außenwänden, in welchen die Heizkörper angebracht sind. Das Problem: Die Wände sind an diesen Stellen dünner und nicht gedämmt. Die Heizung läuft also auf Hochtouren, aber ein großer Teil der Wärme geht durch die Außenwand verloren.
Auch das kann man selbst einfach beheben - mit Dämmmatten aus Polystyrol und Aluminiumfolie aus dem Baumarkt. „Je schlechter der Zustand der Außenwand, umso wichtiger ist die Dämmung und umso größer die Einsparung“,
sagt Energieberater Stefan Materne. Ausschlaggebend ist, dass die Dämmung von allen Seiten luftdicht mit der Wand verbunden ist.
Kosten: ca. 15 € pro Nische
Tipps zum Sparen im Altbau:
- Alte Thermostate austauschen
- Ebenfalls Dichtungen an Fenster und Türen erneuern
- Deckenventilatoren anbringen, um die warme aufsteigende Luft im Raum zu verteilen
- Türen zu kühlen Räumen geschlossen halten
- Die Thermostate nicht immer komplett ab und voll aufdrehen, durch die hohen Decken dauert es sonst länger bis sich der Raum wieder aufheizt
Alles in allem entsteht ein gewisser Aufwand und etwaige Mehrkosten, die sich aber auszahlen. Auch wenn die Investitionen auf den ersten Blick abschrecken, können sie Euch langfristig viele Kosten und Mühen ersparen. Wenn Ihr im kommenden Winter gut gerüstet und ohne Bauchschmerzen heizen wollt, gilt es zu handeln.
vs/dpa