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Restaurant-Tipp

Fruchtig, frisch, facettenreich – und fleischlos: das Pura in Breitbrunn

Collage: Links: Aperitif Rosmarin Himbeere; Mitte: Katrin Langenwalter und Steffi Mühlbacher vor dem Restaurant Pura; links: Bluhmenkohl Hauptgericht im Restaurant Pura.
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Wie schmeckts im vegetarischen Restaurant Pura in Breitbrunn? Reporterin Kati Langenwalter (links), Steffi (rechts) und Helen Mühlbacher finden es für euch raus.

„Schokoladenmousse mit Birnenspalten und Walnüssen. Dazu Fäden aus Karamell auf Misobutter-Basis“ Läuft euch schon das Wasser im Mund zusammen? Das Pura in Breitbrunn ist Café, Kulturraum und Restaurant in einem: ein ganzer Kosmos voller regionaler und hochwertiger Produkte. Das zumindest versprechen die Betreiber - zurecht?

Breitbrunn – Es ist Montag, ein guter Tag für eine kulinarische Reise. Eine relativ weite Reise. Denn: für die allermeisten wird das Pura in Breitbrunn nicht in nächster Nähe liegen. Vor allem für Freunde der fleischlosen Kost ist in Anbetracht des vegetarischen Angebotes in der Region Entfernung relativ.

Die kulinarische (An)Reise trotz Hochwasser

Für uns ist an diesem Montag Anfang Juni die Anreise allerdings besonders spannend. Der Katastrophenalarm ist ausgerufen, Hochwasser im Landkreis Rosenheim. Wir fahren trotzdem. Für die Strecke von Traunstein aus liegt keine Gefahrenmeldung vor. Und los gehts: Wir haben Hunger:

Im Gepäck drei unterschiedliche Geschmäcker erreichen wir wohlbehalten den Parkplatz in Breitbrunn gegenüber des eher unscheinbaren Gebäudes. Für den Abend im vegetarischen Restaurant habe ich mir Verstärkung organisiert. Steffi und Helen: Qualifikation? Sie ernähren sich vegan und schlemmen für ihr Leben gern. Über die Terrasse, die an sonnigeren Tagen sicherlich ein perfekter Ort für einen Absacker nach einem Bad im Chiemsee ist, gelangen wir ins Innere des ‚Pura-Kosmos‘

Gut angekommen trotz Hochwasser. Jetzt ran an die Speisekarten in stimmungsvoller Atmosphäre. Wir haben Hunger. Mit dabei, meine veganen Spezialtesterinnen Helen (rechts) und Steffi Mühlbacher.

„Zwischen gemütlich und edel“ - Die Atmosphäre

Orange und Grau - und eine lange Theke. Das sind die ersten Eindrücke bei mir. Aber lange habe ich keine Zeit, das Interieur im Eingangsbereich auf mich wirken zu lassen. Eine gut gelaunte jüngere Frau mit mittellangen dunkelblonden Haaren tritt uns entgegen und fragt, was sie für uns tun kann. Wir hätten reserviert. Schon sitzen wir im hinteren, größeren Raum an einem Tisch für drei.

Orange trifft Grau. Das Interieur des Pura trifft auf unseren Geschmack: „Irgendwo zwischen gemütlich und edel“, findet Helen, ich füge noch das Wörtchen Retro hinzu. Witzig, im Pura sitzt man auf alten Schulstühlen.

Das orange Licht der Retro-Lampen vor einer grau gestrichenen Wand entführt uns tatsächlich sofort in einen anderen Kosmos: Wie würdet ihr die Einrichtung beschreiben, frage ich meine Begleiterinnen: „Irgendwas zwischen gemütlich und edel“, antwortet Helen. Wir sitzen auf alten Schulstühlen, der Boden und die Tische sind aus Holz. Kerzen an den Tischen und dezente Dekoration runden den gemischten Stil für uns perfekt ab. Und da liegt auch schon die Speisekarte auf dem Tisch:

Himbeere und Rosmarin - „Aperitif zum reinlegen“

Wir beginnen mit einem Aperitif: Die macht das Pura selbst - und, soviel kann ich schon mal verraten. Für mich ist dieses Getränk der absolute Gewinner des Abends. Steffi ist die tapfere Fahrerin des Hochwasserabends und wählt einen selbst gemachten Eistee. Ich nehme den ‚Pura House Spritz‘, Variante Himbeer-Rosmarin, Helen die Zitronen-Variante. Beide gibt es mit und ohne Alkohol.

Prost - die Aperitifs sind da. Und treffen mit voller Wucht meinen Geschmack. Mein absoluter Sieger im kulinarischen Battle - der Himbeer-Rosmarin Spritz. Der Sirup ist hausgemacht, das schmeckt man.

Lasset die Gläser klingen - Prost, auf den Abend. Das Getränk ist genial. Süße Himbeere trifft auf herben Rosmarin. Und, Helen und ich mögen das - der Rosmarin ist deutlich herauszuschmecken. Ein einmalig kräuteriges Schlürferlebnis. Helen sagt: „Ein Aperitif zum reinlegen“, sie hat recht.

Tamtam ums ‚Pilz Tan Tan‘ - Trommelwirbel für die Vorspeisen

Wir sind jetzt mehr als bereit für die Vorspeise: Drei verschiedene, jeder will mal beim anderen probieren: Dumplings, also asiatische Teigtaschen mit Shiitake und Spargel für Helen, Steffi will Humus mit saisonalen ‚Pickels‘, also Eingelegtem und Sauerteigbrot. Und ich als Pilz- und Trüffel-Fan muss unbedingt das sogenannte ‚Pilz Tan Tan‘ probieren: getrüffelte Kräuterseitlinge mit veganer Zitronenmayonnaise.

Wie Austern schlürfen - nur besser

Schon für die Augen ein Genuss: Mein ‚Pilz Tan Tan‘ kommt in Kreisform, schön dekoriert, mit der Mayo on top. Dazu ein Schälchen mit Salz und eines mit frischem Salatherzen. Die Kellnerin gibt dezent den Hinweis: „Du darfst das natürlich so essen, wie du möchtest. Wir hätten uns das aber so ausgedacht, dass du etwas von den Pilzen nimmst und damit jeweils ein Salatherz füllst. Dann nach Belieben noch mit Salz und Zitrone verfeinern.“ Danke, tolle Idee. Und es funktioniert:

Mein Favorit bei den Vorspeisen: Pilz Tan Tan. Dahinter verbirgt sich getrüffelter Kräuterseitling. Damit fülle ich die Salatherzen, streue Meersalz darüber und einen Spritzer Zitrone: Fast wie Austern Schlürfen, nur besser

Fast wie Austern schlürfen, nur besser. Die vegane Zitronenmayonnaise ist genial, sie bringt nochmal richtig Pep ins Gericht. Auch meine Begleiterinnen sind von ihren Varianten begeistert. Für mich klarer Favorit, nachdem ich auch bei den anderen genascht habe? Das Pilz Tan Tan. Steffi und Helen küren hingegen das Humusgericht als Sieger.

Knusprig, fettig und viel Trüffel - das Hauptgericht

Nachdem ich schon mit Pilzen begonnen habe, bleibe ich dabei: Das vegetarische Sandwich ‚Trüffel Sando‘ soll es sein: Brioche, Crispy Pilze, Weißkraut, Tonkatsu, Bio-Ei, Trüffelmayo, Trüffel - so die volle Deklaration in der Speisekarte. Bei der Bestellung dann ein kurzer Schreck: Die Brioche ist aus. Ich könnte die Zutaten aber in einem Burgerbrötchen serviert bekommen. Geht für mich absolut in Ordnung. Die andren entscheiden sich für den veganen ‚Chili-Cheese-Burger‘ und den ‚Chrispy Blumenkohl‘.

Trüffel Sando: Richtig fettig und richtig gut. Trotzdem eher was für starke, leere Mägen. Dazu gibts ein wenig Frische in Form von Krautsalat. Passt alles super zusammen und wer auf Trüffel, Ei und Knusper steht, sollte dieses Sandwich bestellen.

Preischeck-Pause: Wie teuer ist Bio und regional? Magenschmerzen?

An dieser Stelle mal ein kurzer Blick auf die Preise im Pura: Bioprodukte aus der Region, kreativ und liebevoll verarbeitet, das kostet. Trotzdem finden wir eine breite Palette von erschwinglichen Gerichten bis hin zu etwas hochpreisigeren Varianten. Das Burgermenü ist schon für 18,50 Euro zu haben: Bürger nach Wahl, mit Pommes, kleinem Salat und zwei der tollen, selbst gemachten Dips. Das von mir bestellte Trüffelsandwich liegt bei 16,50 Euro. Sehr teuer fanden wir im Vergleich Helens Blumenkohl mit 21,50 Euro.

Der Gewinner bei den Hauptspeisen? Wir sind uns einig

Zu meinem Trüffelsandwich: Die Versprechung der Speisekarte - trüffelig und knusprig. Jackpot. Was das angeht, hat das ‚Trüffel Sando‘ volle Punktzahl erreicht. Eine kleine Vorwarnung für Nachesser. Es wird fettig. Das Eigelb des, auf den Punkt perfekt gebratenen Bioeis, fließt mir entgegen.

Unser Gewinner bei den Hauptspeisen: Der teurere, aber geschmacklich unschlagbare ‚Chrispy Blumenkohl‘.

Die vegetarische Variante des Tonkatsu, im Original frittiertes Schweinefleisch, sorgt für den Knuspereffekt. Für ein bisschen knackige Frische ist allerdings lediglich die Beilage, ein kleiner Krautsalat zuständig. Der ist nicht besonders spektakulär, aber absolut passend zum Gericht. Das teuerste Gericht bei den Hauptgängen, der Blumenkohl mit 21,50 Euro? Er gewinnt die Challenge. Da sind wir uns alle drei einig. Und somit relativiert sich der höhere Preis ein bisschen.

Liebe auf den ersten Biss: die Nachspeise

Rhabarber für mich ein Zauberwort, und das steht in der Beschreibung der Nachspeise ‚Haselnuss‘ - einfache Entscheidung also. Und genau die Richtige. Schockverliebt in die Nachspeise. Schon optisch, aber die große Liebe wird es, als ich das vegane Haselnusseis auf dem Gaumen schmelzen lasse. Dazu Rhabarber und Erdbeeren mit metallisch glänzenden Karamellsplittern. Und eine besondere Note gibt dem ganzen der frische Waldmeister obenauf. Helen feiert ihre Schokoladenmousse mit Birnenspalten und Walnüssen ebenso sehr.

Große Liebe auf den ersten Biss: die Nachspeise. Mein Liebling, die ‚Haselnuss‘(rechts). Veganes Haselnusseis auf Rhabarber-Erdbeer mit frischem Waldmeister und kupfer glänzenden Karamellsplittern. Wahnsinn. Rechts, die wohl ähnlich geniale Nachspeise ‚Schokolade‘ mit Schokomousse, Walnüssen und Birne (links).

Resümee: Das Ziel der kulinarischen Reise mehr als erreicht

Fazit: Im Pura ist Genuss aus hochwertigen Produkten Programm. Großes Lob an die kreativen Köpfe hinter der Speisekarte. Aus aller Welt vereint und trotzdem mit rotem Faden, so kommen die Gerichte auf den Teller. Und apropos Teller: Sogar das Geschirr ist aus der Region. Auf Nachfrage, erfahren wir, dass die Töpferei Dorfkind aus Höslwang sehr stilvolle Keramik herstellt. Die Preise liegen im Pura immer noch im unteren Mittelfeld der Gastrolandschaft im Chiemgau und sind für fast jeden erschwinglich. Preis-Leistung ist absolut in Ordnung.

Das Team im Pura. Kompetent, freundlich, souverän und gut gelaunt. Mehr geht nicht.

Tiere mussten für unseren Abend nicht sterben, auch das ein toller Nebeneffekt. Bis auf mein Sandwich war alles vegan. Aber ich bin mir sicher: Auch Fleischessern würde hier nicht mal auffallen, dass etwas fehlt. Für uns ganz besonders hervorzuheben: die Freundlichkeit des Personals, die selbst gemachten Aperitifs, das Blumenkohlgericht und die Nachspeise Haselnuss. Alles andere war aber auch ein absoluter Genuss. Wir kommen wieder. Egal ob Wind, Regen oder Hochwasser. Immer eine kulinarische Reise wert.

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