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Ein Kommentar

Wenn der Dienst nie endet: Polizisten bald auch privat im Einsatz?

Vorstoß von Joachim Herrmann zu Polizisten im Freibad - ein Kommentar von Melanie Fischer
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Vorstoß von Joachim Herrmann zu Polizisten im Freibad – ein Kommentar von Melanie Fischer

Der bayerische Innenminister Herrmann wünscht sich freien Eintritt für Polizisten in Freibäder. Denn auch in ihrer Freizeit würden sie so für Sicherheit sorgen. Der Schuss könnte aber auch nach hinten losgehen. Ein Kommentar.

Es gibt ja so Berufe, bei denen man quasi immer im Dienst ist. Wie etwa der des Journalisten. Gelangen wir privat zu einem Unfall, informieren wir die Redaktion und schicken Bilder. Brennt es in unserer Nachbarschaft, melden wir das den Kollegen am Newsdesk. Beobachten wir in unserer Freizeit ein Großaufgebot der Polizei, geben wir dies weiter und die Diensthabenden recherchieren, was da los ist.

Innenminister Herrmann empfiehlt freien Eintritt in Freibäder für Polizisten

Der Beruf eines Polizisten setzt hier noch eins drauf, denn: Ein Polizist kann sich jederzeit aus seiner Freizeit heraus in den Dienst versetzen, um Verbrechen zu bekämpfen oder Gefahren abzuwehren. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann will dies nun im Zusammenhang mit der Sicherheit in Freibädern nutzen. Zwar seien die bayerischen Freibäder sicher, betonte er in einer Pressemitteilung, und „soweit notwendig, erhöht die Bayerische Polizei bei Bedarf im Einzelfall vor Ort die Polizeipräsenz.“

Für zusätzliche Sicherheit sollen aber nun auch Polizisten in ihrer Freizeit sorgen, die eben gegebenenfalls auch einschreiten dürfen. Herrmann empfiehlt daher Kommunen, die Freibäder betreiben, bei Bedarf Kooperationsvereinbarungen mit der örtlichen Polizei abzuschließen. Polizisten sollen dabei freien Eintritt in Freibäder haben. Also recht praktisch: Wenn etwas ist, ist schon jemand da. In Nürnberg und Erlangen gäbe es bereits solche Vereinbarungen.

Präsenz erhöht nicht das Sicherheitsempfinden

Polizisten dürfen bereits seit 1995 auch privat umsonst Bahn fahren, um das Sicherheitsempfinden im ÖPNV zu erhöhen. Einzige Bedingung ist das Tragen der Uniform. Wie das im Schwimmbad gehen soll, sei dahingestellt, denn man kann sich kaum einen Polizisten vorstellen, der in voller Montur seine Bahnen zieht oder in der Sonne badet. In Zivil, heißt in Badehose oder Bikini, sieht es mit dem Sicherheitsempfinden mau aus, da nicht erkennbar. Seit 2021 ist immerhin der Dienstausweis nicht mehr aus Papier, sondern im Scheckkartenformat wohl auch wasserfest.

Freier Eintritt: Wirklich eine Motivation?

Bleibt natürlich auch die Frage, ob man es als Polizist wirklich als Anreiz sieht, mit seiner Familie in ein Freibad zu gehen, in dem es wahrscheinlich zu Tumulten kommt, nur weil der Eintritt für ein Familienmitglied frei ist. Das ist wohl höchstens etwas für Workaholics, die in der regulären Arbeitszeit nicht genug bekommen. - Eine schlechte Werbung für die Leute heute, die in Zeiten von Personalmangel auch noch auf ihre Work-Life-Balance achten.

Quasi-Bereitschaft führt zu Stress

Was wird dem Innenminister als nächstes einfallen, um die Sicherheit in Bayern zu gewährleisten? Freier Eintritt für Polizisten in Diskotheken? Denn wenn etwas ist, ist schon jemand da. All you can drink für Polizisten in Kneipen? Damit auch gleich einer die Schlägerei schlichten kann und die 110 weniger gewählt wird? Oder vielleicht freier Eintritt in Casinos und Bordelle, damit auch dort immer jemand vor Ort ist? Gratis Sprit, damit man bei jedem Verkehrssünder gerne die Verfolgung aufnimmt?

Vielleicht sollte Joachim Hermann doch einfach den Leuten ihre Freizeit zur Erholung lassen. Im Bedarfsfall wird und muss ein Polizist doch ohnehin auch als Privatperson eingreifen. Der Versuch, Polizisten mit freiem Eintritt trotz Freizeit in eine Art Dienstbereitschaft zu locken, wird nicht nur auf wenig Gegenliebe stoßen, sondern auch potenziell die Privatsphäre und die persönliche Erholung der Polizisten beeinträchtigen. Überlastung, Druck und Stress mindern letztendlich die Effizienz und die moralische Motivation der Polizisten, von denen doch jeder einen guten Job machen möchte.

mf

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