Gastro-Überblick
Was ist der Unterschied zwischen Trattoria, Osteria und Pizzeria in Italien?
Trattoria, Osteria, Pizzeria oder doch lieber Enoteca: In Italien hat man die Qual der Wahl, wenn man auswärts essen gehen möchte – was die Restauranttypen unterscheidet.
Lokal ist nicht gleich Lokal in Bella Italia. Was die Auswahl auf der Speisekarte, die Raffinesse der Gerichte und die Gestaltung der Preise angeht, gibt es eine große Spannbreite zwischen einem „Ristorante“ und zum Beispiel einer „Spaghetteria“. La-bella-vita.club hat die wichtigsten Restauranttypen aus Italien vorgestellt.
Agriturismo
Längst kein Geheimtipp mehr, aber frischer isst man fast nirgendwo: Ein Agriturismo ist ein Bauernhof, der Übernachtungsmöglichkeiten anbietet und außerdem häufig ein eigenes Hof-Restaurant betreibt, in dem meist hofeigene und regionale Produkte zubereitet werden und authentische ländliche Küche angeboten wird. Die Karte ist hier in der Regel klein, der Genuss in der Regel groß. Seit 1985 ist Agriturismo in Italien offiziell erlaubt. Mit dem entsprechenden Gesetz sollte der Tourismus in weniger erschlossenen Gegenden und die ländliche Wirtschaft gefördert werden – das Konzept ging auf: Heute gibt es etwa 25.000 angemeldete Agriturismo-Betriebe in Italien.
Bar
Die Bar spielt eine zentrale Rolle in der italienischen Alltagskultur, ist ein sozialer Treffpunkt im Viertel oder im Dorf. „Bar“ hört sich zwar nach Alkohol an, tatsächlich trinken hier die meisten aber Espresso, dazu ein schnelles Cornetto und die Neuigkeiten des Tages. In der Bar wird der „Caffè“ oft im Stehen getrunken, nach der Arbeit gibt es hier dann auch mal einen Aperitivo auf dem Weg nach Hause. Viele Bars bieten auch einfache Mahlzeiten wie Sandwiches oder Pasta an. Die Geschichte der Bar in Italien geht übrigens bis ins 19. Jahrhundert zurück: Da entstanden vor allem in Mailand und Turin öffentliche Räume zum Kaffeetrinken, inspiriert von den Pariser Cafés der damaligen Zeit. Manchmal nennt sich eine Bar auch Café.
Birreria
Prost! In der Birreria gibt es eine Auswahl an verschiedenen Biersorten, manchmal auch selbstgebraut, dazu Snacks und oft auch Pizza. Die Geschichte dieses Lokaltyps beginnt im 19. Jahrhundert, als Bier über die deutschsprachigen Nachbarn in Norditalien populär wird. Die ersten Birrerien entstanden in Mailand, Turin und Triest. Im 20. Jahrhundert, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg verbreitete sich die Bier-Idee in ganz Italien. Die Lokale sind meist rustikal eingerichtet.
Enoteca
Eine Enoteca ist eine Mischung aus Weinhandlung, Weinbar und Feinkostladen, in der lokale Weine und oft auch regionale Spezialitäten wie Käse, Wurst und kleine Gerichte angeboten werden. Die ersten Weinlokale entstanden in Weinbaugebieten wie der Toskana, dem Piemont, Venetien und der Lombardei, um lokale Weine zu fördern und bekannt zu machen. Die erste „Enoteca Italiana“ wurde 1933 in Siena zur ersten italienischen Weinausstellung gegründet.
Gelateria
Das italienische Eis gilt als das beste der Welt. Die Rezepte der italienischen Eisdielen sind in der Regel strengst gehütete Familiengeheimnisse. Das italienische Gelato hat einen geringeren Fettgehalt und eine dichtere Konsistenz als gewöhnliches Speiseeis, wodurch der Geschmack intensiver ist. Die ersten Gelaterien gab es im 19. Jahrhundert in Städten wie Neapel, Florenz und Venedig. Die erste moderne Eismaschine, die „Motogelatiera“, die die Arbeit vereinfachte, wurde 1931 von Otello Cattabriga in Bologna patentiert. Die meisten Eisdielen in Italien bieten heute saisonale, frische Sorten an, häufig aus regionalen Produkten hergestellt.
Osteria
Die Osteria hat seit dem Mittelalter Tradition in Italien: Osterien waren damals einfache Herbergen oder Tavernen an Straßen und in Städten, wo man eine Pause machte, um sich zu stärken – anfangs mit eigenen mitgebrachten Speisen, dazu einen Vino vom Herbergsvater. Seit dem 17. Jahrhundert begannen die Schenken auch einfache Gerichte anzubieten, Suppen, Eintöpfe, Pasta und Käse. Galten Osterien ab den 1950ern als „altmodisch“, haben sie in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt, traditionelle Elemente in moderner Aufmachung. In Osterien gibt es häufig lokale und saisonale Gerichte.
Paninoteca
Eine Paninoteca ist ein italienisches Lokal, das sich auf Panini, warme und kalte Sandwiches und Brötchen, spezialisiert hat. Typischerweise werden die Panini mit frischen lokalen Zutaten belegt wie Salami, Schinken, frisches Gemüse wie Tomaten, Rucola, gegrilltes oder eingelegtes Gemüse wie Auberginen und Paprika, dazu alle möglichen Käsesorten. Klassische Panini, Baguette-Brötchen werden häufig im Kontaktgrill knusprig gemacht. Tramezzini sind dreieckige weiche Toastscheiben ohne Kruste, die in der Regel kalt gegessen werden. Klassiker sind belegt mit Mayonnaise, Thunfisch, Schinken, Ei oder Käse. Außerdem gibt es meistens, Focaccia-und Pizzastücke. Die ersten Brötchenläden entstanden ab den 1970er Jahren vor allem in den urbanen Zentren wie Mailand und Rom. Die Menschen begannen immer mehr außer Haus zu essen und es gab eine Nachfrage nach qualitativen, schnellen Essen.
Pasticceria
Die italienische Konditorei ist fester Bestandteil der italienischen Kulinarik. Hier findet man in der Regel handgemachte, hochwertige süße Leckereien von Cornetti, den italienischen Croissants, über Cannoli, die gefüllten Röhrchen aus Sizilien, Torten und Gebäck. Schon im 17. Jahrhundert wurden die ersten spezialisierten Konditoreien gegründet. Städte wie Neapel, Palermo, Florenz, Venedig und Rom entwickelten sich zu Zentren der Pasticceria-Kunst. Basierend auf den lokalen Zutaten entwickelte jede Region ihre eigenen Spezialitäten.
Piadineria
In einer Piadineria gibt es neben verschiedenen Varianten des italienischen Fladenbrots, der Piadina häufig noch einfache Speisen wie Salate oder Pasta. Die Piadina gilt als eines der charakteristischen Gerichte der Emilia-Romagna, das seit der Antike in der bäuerlichen Kultur verwurzelt ist. Lange galt die Piadina als „Arme-Leute-Essen“, heute ist sie auch weit über die Emilia-Romagna hinaus beliebt. Die gebackene Piadina wird mit verschiedenen Zutaten (gegrilltes Gemüse, Käse, Schinken und mehr) belegt und zusammengeklappt.
Pizzeria
Der Name ist in diesem Lokal Programm, häufig gibt es dazu auch Pasta auf der Speisekarte und eine Auswahl an Antipasti. Vor knapp 200 Jahren wurde die erste Pizzeria, die „Antica Pizzeria Port‘Alba“, in Neapel eröffnet. In dem Lokal konnte der Kunde seine ofenfrische Pizza erstmals sitzend genießen. Davor war Pizza hauptsächlich von Straßenhändlern oder Bäckereien verkauft worden. Bis zu den 1950er Jahren ist Pizza ein lokal begrenztes Phänomen in Neapel und Kampanien. Dann verbessern sich die wirtschaftlichen Bedingungen, Neapolitaner eröffneten Pizzerien in anderen Städten, immer mehr Menschen reisen nach Neapel und Süditalien.
Ristorante
Das Ristorante ist die klassische Form des Restaurants in Italien, das in der Regel formeller ist als andere Lokale und eine vollständige Speisekarte anbietet, von Vorspeisen, über Primi Piatti, Secondi Piatti bis zu Dolci. Im Ristorante wird keine Pizza serviert, dafür gibt es die Variante „Ristorante-Pizzeria“. Ab Ende des 18. Jahrhunderts entstanden die ersten Ristorante in Italien. Der Begriff leitete sich von dem Wort „ristorare“, also von „wiederherstellen“ ab. Der Ort, wo sich Gäste im elegantem mit aufwendigen Speisen und Getränken stärken. Der anspruchsvolle Guide Michelin empfiehlt aktuell mehr als 2000 Restaurants in Italien.
Rosticceria
Eine Rosticceria ist ein Imbiss für Mahlzeiten zum Mitnehmen. Während der normalen Ladenöffnungszeiten gibt es hier warme und kalte – überwiegend frittierte oder gegrillte – Speisen zum schnellen Mitnehmen, vor allem Fleischgerichte, aber oft auch vorgekochte Pasta und Beilagen. Rosticceria leitet sich vom Wort „arrosto“ (gebraten) ab. Man kann auch vor Ort essen, häufig an Stehtischen. Wegen der meist erschwinglichen und leckeren regionalen Gerichte kaufen Italiener hier ihre Mahlzeit zum Mitnehmen ein, wenn sie keine Zeit oder Lust zum Kochen haben. Diese Lokale gibt es seit dem 19. Jahrhundert in Italien.
Spaghetteria
Der Name ist Programm: Nudelgerichte aller Art, vor allem Spaghetti, aber auch eine kleine Auswahl anderer Speisen wie Salate oder einfache Antipasti. Die Spaghetteria ist erst seit den 1980er Jahren verbreitet, vor allem in touristischen Regionen häufig auch unter dem Namen „Pasta-Bar“. Die Einrichtung ist einfach, der Service in der Regel schnell und die Preise sind überschaubar.
Sprizzeria
Die Sprizzeria, alternativ auch Spritzeria, gibt es erst seit den 2010er Jahren in der italienischen Gastro-Szene, als Aperol Spritz besonders in Städten wie Venedig, Mailand und Rom zum Trendgetränk wurde. Das Lokal hat sich auf den Verkauf von Spritz-Cocktails spezialisiert, bietet daneben oft auch kleine Snacks, Antipasti und einfache Gerichte an. Dieser Lokaltyp befindet sich häufig in belebten Stadtteilen oder an Plätzen, wo sich Menschen zum Aperitif vor dem Abendessen, zur „apericena“ treffen.
Trattoria
Eine Trattoria ist ein traditionelles, familiäres italienisches Gasthaus, das in der Regel hausgemachte und regionale Gerichte zu moderaten Preisen anbietet. Die Einrichtung der Trattoria ist meist einfach und gemütlich. Preislich liegen die Gerichte zwischen Osteria und Ristorante. Die Trattoria entstand im 19. Jahrhundert, als die Osteria noch einfacher und stark auf den Weinverkauf fokussiert war. Diese Art von Gaststätte entstand in verschiedenen Teilen Italiens, besonders abseits der Großstädte.
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