Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Putin im Amt bestätigt

Glückwünsche nach Russland-Wahl: Warum China von Putins Wahlsieg profitiert

Chinas Staatschef Xi Jinping ist einer der engsten Verbündeten von Wladimir Putin. Nach der Russland-Wahl kommen aus Peking Glückwünsche für den Sieger.

Auf Glückwünsche westlicher Politiker wird Wladimir Putin nach seinem Wahlsieg verzichten müssen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier etwa wandte sich nach der Präsidentenwahl vom Wochenende nicht an Putin, sondern an die Opposition beziehungsweise das, was davon in Russland übriggeblieben ist. „Es wird kein Schreiben an Putin geben“, sagte Steinmeiers Sprecherin dem Tagesspiegel.

Auf China hingegen kann sich Russlands alter und neuer Präsident verlassen, Staats- und Parteichef Xi Jinping gratulierte Putin am Montag zum Sieg. „Ihre Wiederwahl spiegelt voll und ganz die Unterstützung des russischen Volkes für Sie wider“, säuselt Xi in einem Telefonat, aus dem die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua zitierte. „Ich bin überzeugt, dass Russland unter Ihrer Führung in der Lage sein wird, größere Erfolge bei der Entwicklung und dem Aufbau des Landes zu erzielen.“ Die Volksrepublik wolle die „gesunde, stabile und tiefgreifende Entwicklung der umfassenden strategischen Partnerschaft zwischen China und Russland in der neuen Ära zum Nutzen der beiden Länder und Völker fördern“, so Xi weiter.

Putin klarer Wahlsieger

Putin erhielt bei der Präsidentschaftswahl mehr als 87 Prozent der Stimmen, wie die Wahlkommission des Landes nach der Auszählung von 98 Prozent der Stimmzettel mitteilte.

Überraschend kommen die Glückwünsche aus Peking zwar nicht. Aber sie zeigen einmal mehr, wie eng China und Russland sind, auch zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Xi Jinping sieht Putin als Verbündeten bei seiner Mission gegen die Dominanz des Westens. Sechs weitere Jahre Wladimir Putin sind für ihn keine Drohung, sondern eine Chance.

China und Russland rückten in den letzten Jahren vermehrt zueinander. Ob jetzt ein Bruch durch die Dokumente folgt?

Nach Russland-Wahl: Xi und Putin träumen von einer neuen Weltordnung

„Es steht ein Wandel bevor, wie er seit 100 Jahren nicht mehr stattgefunden hat. Und wir treiben diesen Wandel gemeinsam voran“, hatte Xi dem russischen Präsidenten im März vergangenen Jahres bei seinem Staatsbesuch in Moskau zugeraunt. Beide lehnen die von den USA angeführten internationale Ordnung ab, sie sehen sich als Anführer eines vom Westen unterdrückten Globalen Südens. In gemeinsamen Formaten wie der Brics-Staatengruppe arbeiten Xi und Putin an ihrer Vision von einer neuen Weltordnung. Dass Putin in der Ukraine einen blutigen und völkerrechtswidrigen Angriffskrieg führt, nimmt Xi hin.

Im Ukraine-Krieg gibt sich China offiziell neutral, verlangt aber weder einen Rückzug der russischen Truppen aus den besetzten Gebieten, noch hat es den Einmarsch jemals verurteilt. Warum auch? Peking fordert zwar stets recht allgemein einen Waffenstillstand, profitiert aber von dem Krieg wie kaum ein zweites Land. So kauft China Rekordmengen an günstigem russischen Öl und Gas und exportiert im Gegenzug Autos und Haushaltsgüter nach Russland. Möglich ist das, weil der Westen und seine Verbündete Russland mit Sanktionen belegt haben, die China nicht mitträgt.

Im vergangenen Jahr stieg so beispielsweise der Anteil chinesischer Autohersteller am russischen Markt von acht Prozent im Jahr 2021 auf 55 Prozent; insgesamt kletterte der Handel mit Gütern und Dienstleistungen zwischen Russland und der Volksrepublik auf ein Rekordhoch von mehr als 240 Milliarden US-Dollar (rund 219 Milliarden Euro), ein Plus von 26,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zwar liefert China keine Waffen oder Munition an Russland, dafür aber sogenannte Dual-Use-Güter, die sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke genutzt werden können. Dazu zählen etwa Schutzwesten oder gepanzerte Fahrzeuge. Das Leiden der Menschen in der Ukraine bedeutet für China ein gutes Geschäft.

Präsidentenwahl in Russland: Wladimir Putin war bereits 18-mal in China

Auch in der Taiwan-Frage weiß Xi Jinping mit Putin einen treuen Unterstützer an seiner Seite. Am Montag erst bekräftigte Putin bei einer Ansprache im Hauptquartier seiner Partei die russische Position, dass der von Peking beanspruchte Inselstaat ein Teil Chinas sei. Versuche von Pekings Rivalen, Provokationen in der Umgebung Chinas zu inszenieren, seien zum Scheitern verurteilt, so Putin weiter. „China lobt die Position von Präsident Putin sehr“, hieß es kurz darauf erfreut aus Chinas Außenministerium.

China und Taiwan: Darum geht es in dem Konflikt

Taiwans F-16-Kampfjet (links) überwacht einen der beiden chinesischen H-6-Bomber, die den Bashi-Kanal südlich von Taiwan und die Miyako-Straße in der Nähe der japanischen Insel Okinawa überflogen.
Seit Jahrzehnten schon schwelt der Taiwan-Konflikt. Noch bleibt es bei Provokationen der Volksrepublik China; eines Tages aber könnte Peking Ernst machen und in Taiwan einmarschieren. Denn die chinesische Regierung hält die demokratisch regierte Insel für eine „abtrünnige Provinz“ und droht mit einer gewaltsamen „Wiedervereinigung“. Die Hintergründe des Konflikts reichen zurück bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. © Taiwan Ministry of Defence/AFP
Chinas letzter Kaiser Puyi
Im Jahr 1911 zerbricht das viele Jahrtausende alte chinesische Kaiserreich. Der letzte Kaiser Puyi (Bild) wird abgesetzt, die Xinhai-Revolution verändert China für immer. Doch der Weg in die Moderne ist steinig. Die Jahre nach der Republikgründung waren von Wirren und internen Konflikten geprägt.  © Imago
Porträt von Sun Yatsen auf dem Tiananmen-Platz in Peking
Im Jahr 1912 gründet Sun Yat-sen (Bild) die Republik China. Es folgen Jahre des Konflikts. 1921 gründeten Aktivisten in Shanghai die Kommunistische Partei, die zum erbitterten Gegner der Nationalisten (Guomindang) Suns wird. Unter seinem Nachfolger Chiang Kai-shek kommt es zum Bürgerkrieg mit den Kommunisten. Erst der Einmarsch Japans in China ab 1937 setzt den Kämpfen ein vorübergehendes Ende. © Imago
Mao Zedong ruft die Volksrepublik China aus
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der Kapitulation Japans flammt der Bürgerkrieg wieder auf. Aus diesem gehen 1949 die Kommunisten als Sieger hervor. Mao Zedong ruft am 1. Oktober in Peking die Volksrepublik China aus (Bild).  © Imago Images
Chiang Kai-shek
Verlierer des Bürgerkriegs sind die Nationalisten um General Chiang Kai-shek (Bild). Sie fliehen 1949 auf die Insel Taiwan. Diese war von 1895 bis 1945 japanische Kolonie und nach der Niederlage der Japaner an China zurückgegeben worden. Auf Taiwan lebt seitdem die 1912 gegründete Republik China weiter. Viele Jahre lang träumt Chiang davon, das kommunistisch regierte Festland zurückzuerobern – während er zu Hause in Taiwan mit eiserner Hand als Diktator regiert. © Imago
Richard Nixon und Zhou Enlai 1972
Nach 1949 gibt es zwei Chinas: die 1949 gegründete Volksrepublik China und die Republik China auf Taiwan, die 1912 gegründet wurde. Über Jahre gilt die taiwanische Regierung als legitime Vertreterin Chinas. Doch in den 70er-Jahren wenden sich immer mehr Staaten von Taiwan ab und erkennen die kommunistische Volksrepublik offiziell an. 1972 verliert Taiwan auch seinen Sitz in den Vereinten Nationen, und Peking übernimmt. Auch die USA brechen mit Taiwan und erkennen 1979 – sieben Jahre nach Richard Nixons legendärem Peking-Besuch (Bild) – die Regierung in Peking an. Gleichzeitig verpflichten sie sich, Taiwan mit Waffenlieferungen zu unterstützen. © Imago/UIG
Chiang Ching-Kuo in Taipeh
Im Jahr 1975 stirbt Taiwans Dikator Chiang Kai-shek. Neuer Präsident wird drei Jahre später dessen Sohn Chiang Ching-kuo (Bild). Dieser öffnet Taiwan zur Welt und beginnt mit demokratischen Reformen. © imago stock&people
Chip made in Taiwan
Ab den 80er-Jahren erlebt Taiwan ein Wirtschaftswunder: „Made in Taiwan“ wird weltweit zum Inbegriff für günstige Waren aus Fernost. Im Laufe der Jahre wandelt sich das Land vom Produzenten billiger Produkte wie Plastikspielzeug zur Hightech-Nation. Heute hat in Taiwan einer der wichtigsten Halbleiter-Hersteller der Welt - das Unternehmen TSMC ist Weltmarktführer. © Torsten Becker/Imago
Tsai Ing-wen
Taiwan gilt heute als eines der gesellschaftlich liberalsten und demokratischsten Länder der Welt. In Demokratie-Ranglisten landet die Insel mit ihren knapp 24 Millionen Einwohnern immer wieder auf den vordersten Plätzen. Als bislang einziges Land in Asien führte Taiwan 2019 sogar die Ehe für alle ein. Regiert wurde das Land von 2016 bis 2024 von Präsidentin Tsai Ing-wen (Bild) von der Demokratischen Fortschrittspartei. Ihr folgte im Mai 2024 ihr Parteifreund Lai Ching-te. © Sam Yeh/AFP
Xi Jinping
Obwohl Taiwan nie Teil der Volksrepublik China war, will Staats- und Parteichef Xi Jinping (Bild) die Insel gewaltsam eingliedern. Seit Jahrzehnten droht die kommunistische Führung mit der Anwendung von Gewalt. Die meisten Staaten der Welt – auch Deutschland und die USA – sehen Taiwan zwar als einen Teil von China an – betonen aber, dass eine „Wiedervereinigung“ nur friedlich vonstattengehen dürfe. Danach sieht es derzeit allerdings nicht aus. Die kommunistiche Diktatur Chinas ist für die meisten Taiwaner nicht attraktiv. © Dale de la Rey/AFP
Militärübung in Kaohsiung
Ob und wann China Ernst macht und in Taiwan einmarschiert, ist völlig offen. Es gibt Analysten, die mit einer Invasion bereits in den nächsten Jahren rechnen – etwa 2027, wenn sich die Gründung der Volksbefreiungsarmee zum 100. Mal jährt. Auch das Jahr 2049 – dann wird die Volksrepublik China 100 Jahre alt – wird genannt. Entscheidend dürfte sein, wie sicher sich China ist, einen Krieg auch zu gewinnen. Zahlenmäßig ist Pekings Armee der Volksrepublik den taiwanischen Streitkräften überlegen. Die Taiwaner sind dennoch gut vorbereitet. Jedes Jahr finden große Militärübungen statt; die Bevölkerung trainiert den Ernstfall, und die USA liefern Hightech-Waffen.  © Sam Yeh/AFP
Xi Jinping auf einem chinesischen Kriegsschiff
Analysten halten es für ebenso möglich, dass China zunächst nicht zu einer Invasion Taiwans blasen wird, sondern mit gezielten Nadelstichen versuchen könnte, den Kampfgeist der Taiwaner zu schwächen. So könnte Xi Jinping (Bild) eine Seeblockade anordnen, um die Insel Taiwan vom Rest der Welt abzuschneiden. Auch ein massiver Cyberangriff wird für möglich gehalten.  © Li Gang/Xinhua/Imago
Protest in Taiwan
Auch wenn die Volksrepublik weiterhin auf eine friedliche „Wiedervereinigung“ mit Taiwan setzt: Danach sieht es derzeit nicht aus. Denn die meisten Taiwaner fühlen sich längst nicht mehr als Chinesen, sondern eben als Taiwaner. Für sie ist es eine Horrorvorstellung, Teil der kommunistischen Volksrepublik zu werden und ihre demokratischen Traditionen und Freiheiten opfern zu müssen. Vor allem das chinesische Vorgehen gegen die Demokratiebewegung in Hongkong hat ihnen gezeigt, was passiert, wenn die Kommunistische Partei den Menschen ihre Freiheiten nimmt. © Ritchie B. Tongo/EPA/dpa

Persönlich getroffen haben sich Xi und Putin zuletzt im vergangenen Oktober in Peking, es war die 18. China-Reise des russischen Präsidenten seit seinem Amtsantritt im Jahr 2000. Für dieses Jahr sind laut Zhang Hanhui, dem chinesischen Botschafter in Moskau, gleich „mehrere Treffen“ der beiden Staatsoberhäupter geplant. Unter anderem werde Putin erneut in China erwartet. Der Besuch des russischen Präsidenten werde „definitiv ein Erfolg werden“, sagte Zhang Anfang Februar in einem Interview. „China freut sich auf seine Ankunft.“

Rubriklistenbild: © Sergei Savostyanov/Imago

Kommentare