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Teurer Preis für Moskau

Geld, Nahrung, Weltraum-Technologie: Wie Putin für Nordkoreas Soldaten-Hilfe zahlt

Tausende Soldaten aus Nordkorea sollen nach verheerenden Verlusten im Ukraine-Krieg Lücken in der russischen Armee schließen. Der Preis für Putin ist hoch.

Moskau - Es ist abseits der blutigen Schlachtfelder zwischen Charkiw, Donezk und Saporischschja eines der geopolitischen Themen zum brutalen Ukraine-Krieg. Das Regime aus Nordkorea hat dem Regime aus Moskau wohl tausende Soldaten gesandt.

Nordkorea-Soldaten für Wladimir Putin: Nordkorea muss an Russland bezahlen

Entsprechende Beobachtungen bekräftigen Kiew, die USA, die westliche Verteidigungsallianz Nato und deren Partner Südkorea gleichermaßen. Sie sollen nach verheerenden Verlusten für Wladimir Putins Armee in der russischen Region Kursk kämpfen, heißt es. Und damit offenbar nicht auf dem Staatsgebiet der Ukraine. Vorerst nicht? Viele Fragen dazu sind offen.

Eine lautet etwa, wieviel Putins Zirkel um den willfährigen Außenminister Sergei Lawrow für die Soldaten-Hilfe aus Pjöngjang bezahlt. Russland hat zu Nordkorea etwa eine 19 Kilometer lange Grenze am Pazifik für Warenverkehr. Es geht um Geld. Es geht um Nahrungsmittel. Es geht um Kampfflugzeuge. Und es geht wohl auch um Weltraum-Technologie für Raketenprogramme.

Mach im Ukraine-Krieg wohl gemeinsame Sache: der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un (li.) und der russische Autokrat Wladimir Putin.

Nordkoreanische Soldaten in der russischen Armee: Hoher Sold aus Moskau?

Wie die koreanische Tageszeitung The Korea Herald laut der ukrainischen Nachrichten-Website The Kyiv Independent berichtet, sollen einzelne nordkoreanische Soldaten angeblich umgerechnet 2000 US-Dollar pro Monat für ihren Dienst von Moskau erhalten. Unter anderem die amerikanische Washington Post (WP) hatte die Zahl der Nordkoreaner für Putin auf Informationen aus US-Behörden fußend auf rund 10.000 geschätzt. Wäre im Monat ein Sold von insgesamt rund 20 Millionen US-Dollar. Das wäre für die Soldaten vergleichsweise viel Geld. Insofern sie es überhaupt behalten dürfen. Der amerikanische Außenminister Antony Blinken hatte Anfang November erzählt, dass Beobachtungen der USA zufolge rund 8000 nordkoreanische Soldaten in der russischen Oblast Kursk eingetroffen sind.

The Korea Herald beruft sich in seinem Bericht indes auf den südkoreanischen Parlamentarier Wi Sung-lac. Dieser sitze im Geheimdienstausschuss der Gukhoe, der Nationalversammlung Südkoreas, das enge Verbindungen zu den USA pflegt. Zwischen den autokratisch beherrschten Staaten käme es demnach zu nicht unerheblichen Nahrungsmittel-Lieferungen. Wi Sung-lac wird mit den Worten zitiert: „Die vier Millionen Tonnen Getreide, die Nordkorea nach eigenen Angaben pro Jahr produziert, reichen in Wirklichkeit um etwa eine Million Tonnen nicht aus, um das Land zu ernähren. Wenn Russland 600.000 bis 700.000 Tonnen Reis anbietet, reicht das aus, um mehr als die Hälfte von dem zu decken, was Nordkorea benötigen würde, um den Bedarf eines Jahres zu decken.“

Nordkorea
amtlich (aus nordkoreanischer Sicht):Demokratische Volksrepublik Korea
Staats- und Regierungsform:de jure: Volksrepublik mit Einparteiensystem; de facto: Diktatur auf dynastischer Basis
Hauptstadt:Pjöngjang
Einwohnerinnen und Einwohner:26,1 Millionen (UN-Schätzung)
Fläche:120.538 km²
Grenzen mit:China, Russland, Südkorea

Nordkorea unter Kim Jong-un: Russland-Partner kämpft mit Lebensmittelknappheit

Lebensmittelknappheit und Versorgungsengpässe sind sich immer wiederholende Probleme im wirtschaftlich enorm rückständigen Nordkorea, das abseits der Nachbarn China und Russland international weitgehend isoliert ist. Nur ein Beispiel: Im Sommer 2023 hatte die Kombination aus Ernteausfällen und zuvor strengen Corona-Restriktionen laut der Hilfsorganisation Welthungerhilfe zu einer akuten Nahrungsmittelknappheit geführt. Damals schickte Diktator Kim Jong-un demnach hunderttausende Soldaten zur Feldarbeit, um die Landwirte bei der Erzeugung von Nahrungsmitteln wie Getreide und Reis zu unterstützen.

Die südkoreanische Entwicklungsagentur (KOICA) schilderte damals von Beobachtungen, wonach im nördlichen Nachbarland damals angeblich eine massive Hungersnot ausgebrochen sei. Satellitenfotos hätten gezeigt, dass Nordkorea im Jahr 2022 rund 180.000 Tonnen weniger Getreide erzeugt habe als in 2021, hieß es damals aus Seoul. Auch schwere Überschwemmungen im Juli 2022 hätten sich in Nordkorea demnach langfristig negativ auf die Versorgung mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen ausgewirkt. Noch ein Beispiel: Im Frühsommer 2021 war die Lebensmittelknappheit offenbar so verheerend, dass Kim Jong-un diese - völlig untypisch - öffentlich eingestand.

Nordkorea – Kim Jong-uns abgeschottete Diktatur

Menschen an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea
Nordkorea ist das wohl geheimnisvollste Land der Erde: eine totalitäre Diktatur, in der der Einzelne nichts zählt, ohne Freiheiten und Menschenrechte, abgeschottet vom Rest der Welt. Schätzungsweise 26 Millionen Menschen leben in dem Land, das im Norden an China und Russland grenzt und im Süden an das freiheitliche, demokratische Südkorea. Nordkoreas Grenzen sind für die meisten Menschen unüberwindbar – kaum einer kommt rein, noch weniger Menschen kommen raus.  © Ed Jones/afp
Die Skyline von Pjöngjang
Hauptstadt sowie kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des Landes ist Pjöngjang. Rund drei Millionen Menschen leben in der nordkoreanischen Metropole, die so anders ist als die anderen Mega-Städte Asiens. Pjöngjang ist grau, geprägt von Hochhäusern, gesichtslosen Wohnblöcken und gigantischen Monumenten, die der herrschenden Kim-Familie huldigen sollen. Wer in der Hauptstadt leben darf, ist privilegiert: Hier ist die Stromversorgung besser als auf dem Land, die Regale der Geschäfte sind voller, es gibt Freizeitparks, Kinos, Theater. © Olaf Schuelke/Imago
Kim Jong-un auf einem Pferd
Beherrscht wird Nordkorea seit 2011 von Kim Jong-un, einem Diktator, der skrupellos vor allem ein Ziel verfolgt: den eigenen Machterhalt und den seiner Sippe. Nordkorea ist das einzige kommunistische Land der Welt mit einer Erb-Monarchie, in der die politische Macht vom Vater auf den Sohn übergeht. Die sogenannte „Paektu-Blutlinie“ kontrolliert das Land seit dessen Gründung im Jahr 1948. Die Macht der Kims ist unanfechtbar, Aufstände gab es nie, dafür sorgt die lückenlose Überwachung und Kontrolle der gesamten Gesellschaft. © KCNA via KNS/afp
Sowjetische Soldaten in Pjöngjang
Korea war über Jahrhunderte ein geeintes Land. Die Geschichte der Teilung beginnt erst im 20. Jahrhundert: Von 1910 bis 1945 ist Korea eine japanische Kolonie, nach der Niederlage der Japaner besetzen sowjetische Truppen den Norden des Landes, der Süden wird von amerikanischen Truppen besetzt. Weil Verhandlungen über eine Vereinigung der beiden Landesteile scheitern, gründen sich 1948 auf der koreanischen Halbinsel zwei Staaten. © Jacob Gudkov/Imago
Szene des Koreakriegs
Zwei Jahre später dann die Tragödie: Der Korea-Krieg bricht aus. Kim Il-sung, Machthaber im Norden, schickt seine Truppen in den Südteil des Landes, um Korea mit Gewalt zu vereinen. Wenige Wochen später greifen die UN-Truppen unter Führung der USA den Norden an, stoßen bis an die chinesische Grenze vor. Das beunruhigt Peking – das nun auf der Seite von Nordkorea in den Krieg eingreift. 1953 wird ein Waffenstillstand verhandelt, das Land bleibt entlang des 38. Breitengrades geteilt. Ein Friedensvertrag wurde bis heute nicht unterzeichnet. © Imago
Familie Kim
Kim Il-sung, der Gründer und erste Präsident Nordkoreas, ist ein Machthaber von Stalins Gnaden. Geboren 1912, ist er als junger Mann im Widerstand gegen die japanische Besatzungsmacht aktiv. 1940 geht er ins Exil in die Sowjetunion, wo er schließlich zum späteren Machthaber Nordkoreas aufgebaut wird. Ab 1948 etabliert Kim einen auf ihn zugeschnittenen Personenkult. Mit brutalen Säuberungsaktionen entledigt er sich seiner Gegner. Politisch pendelt sein Land zwischen China und der Sowjetunion, vor allem, nachdem sich die beiden kommunistischen Führungsmächte ab Ende der 50er-Jahre zunehmend voneinander entfremden. © Imago
Kim Il-sung und Kim Jong-il
Schon in den 1970ern beginnt Kim Il-sung, seinen Sohn Jong-il zu seinem Nachfolger aufzubauen. Als er 1994 stirbt, übergibt er Kim Jong-il ein verarmtes Land. Mit dem Untergang der Sowjetunion wenige Jahre zuvor hat Nordkorea seinen wichtigsten und engsten Partner verloren, es stürzt in eine wirtschaftliche Krise, auf die eine fatale Hungersnot folgt. Hunderttausende Menschen verhungern. Unter Kim Jong-il, der 1941 oder 1942 geboren wurde, verschlechtern sich die Beziehungen zwischen Nordkorea und dem Rest der Welt, das Land schottet sich immer mehr ab. Vor allem die USA sowie Südkorea – das sich seit den 80ern zur Demokratie gewandelt hat – werden zu Feindbildern. © KCNA via KNS/afp
Fernsehbilder vom ersten nordkoreanischen Atomtest 2006
Unter Kim Jong-il beginnt die beispiellose Aufrüstung des bettelarmen Landes. Wichtigstes Ziel Kims ist es, Nordkorea zur Atommacht zu machen. 2006 gelingt ihm das, Nordkorea testet erstmals eine Atombombe. Die Welt ist geschockt, die Vereinten Nationen erlassen Strafmaßnahmen, denen insgesamt neun weitere Sanktionsrunden folgen. Heute ist Nordkorea eine Atommacht, die wohl Dutzende Sprengkörper besitzt. © Jung Yeon-Je/afp
Kim Jong-un beobachtet einen Raketentest
Zudem testet das Land regelmäßig ballistische Raketen, auf denen die nuklearen Sprengköpfe montiert werden können. So kann das Regime mit seinen Atomwaffen sogar die USA erreichen – zumindest in der Theorie, denn noch ist unklar, wie leistungsfähig die Raketen tatsächlich sind. © KCNA via KNS/afp
Donald Trump und Kim Jong-un an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea
Kim Jong-il stirbt 2011. Ihm folgt einer seiner Söhne nach: Kim Jong-un. Der treibt das Raketen- und Nuklearprogramm seines Vaters weiter voran. Als Hauptfeinde hat er Südkorea und die USA ausgemacht, die sein Regime regelmäßig mit drastischen Beleidigungen überzieht. Unter US-Präsident Donald Trump sieht es für einen kurzen Moment so aus, als könnten sich die Spannungen zwischen Nordkorea und dem Westen abkühlen – dreimal treffen sich Kim und Trump, auch Südkoreas damaliger Präsident kommt mit Kim zu einem Gipfeltreffen zusammen. © Brendan Smialowski/afp
Passanten in Pjöngjang währen der Corona-Pandemie
Doch die diplomatischen Initiativen scheitern 2019. Ein Jahr später sucht die Corona-Pandemie die Welt heim. Auch Nordkorea schließt seine Grenzen – und schottet sich gegen das Virus so hermetisch ab wie kein anderer Staat weltweit. Trotzdem meldet das Regime im Mai 2022 erste Corona-Fälle. Auch nach dem Ende der Pandemie bleibt Nordkorea ein international isoliertes Land. © Imago
Putin und Kim in Russland
Enge Beziehungen unterhält das Regime in Pjöngjang heute vor allem zu seinen beiden nördlichen Nachbarn China und Russland. Zu Wladimir Putin pflegt Kim ein besonders gutes Verhältnis, denn Russlands Präsident benötigt Nordkoreas Unterstützung für seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine – als Lieferant von Waffen und Munition. Im Herbst 2023 treffen Putin und Kim in Russlands Fernem Osten zusammen, es ist Kims erste Auslandsreise seit der Pandemie. © KCNA via KNS/afp
Kim Jong-un und seine Tochter Ju-ae
Kim Jong-un wurde 1982, 1983 oder 1984 geboren, hat also möglicherweise noch viele Jahre vor sich. Nordkoreas Diktator ist allerdings bei schlechter Gesundheit. Er gilt als Kettenraucher und Alkoholiker und ist sichtbar übergewichtig. Was, wenn er stirbt? Experten glauben, dass Kim seine Tochter Ju-ae zu seiner Nachfolgerin aufbauen will. Seit November 2022 zeigen Staatsmedien das Mädchen, das wohl 2012 oder 2013 zur Welt gekommen ist, regelmäßig an der Seite ihres mächtigen Vaters. © KCNA via KNS/afp
Kim Yo-jong
Aber auch Kims Schwester Kim Yo-jong gilt als mögliche Erbin auf den Thron. Die Macht, die die Kims seit bald 80 Jahren innehaben, dürften sie jedenfalls so schnell nicht aus der Hand geben. © Jorge Silva/afp

Russland und Nordkorea: Zusammenarbeit zwischen Kim Jong-un und Wladimir Putin

„Die Lebensmittelsituation der Menschen wird jetzt angespannt, weil der landwirtschaftliche Sektor wegen der Schäden durch Taifune letztes Jahr seinen Plan zur Getreideproduktion nicht einhalten konnte“, erklärte der Diktator damals eigenwillig. Schon lange kritisieren internationale Beobachter dagegen katastrophale Fehler in der landwirtschaftlichen Planwirtschaft des bettelarmen Landes mit seinen knapp mehr als 26 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Das war es aber wohl noch nicht an Unterstützung aus Moskau für Pjöngjang im Gegenzug für die gesandten Soldaten.

Laut The Korea Herald geht der südkoreanische Geheimdienst ferner davon aus, dass das Russland-Regime dem Nordkorea-Diktator zudem fortschrittliche Weltraumtechnologie liefert und es Kim Jong-un damit ermöglicht, eventuell einen weiteren militärischen Aufklärungssatelliten zu starten. Raketentechnologie ist in Nordkorea begehrt. Erst am 1. November hatte Pjöngjang samt typischer Drohgebärden den angeblich erfolgreichen Test mit zwei ballistischen Interkontinentalraketen vom Typ Hwasong-19 vermeldet.

1. November 2024: Südkoreanische Medien veröffentlichen Karten und Grafiken zu den nordkoreanischen Raketentests.

Raketen für Kim Jong-un: Nordkorea holt sich Technologie aus Russland

Südkorea, Japan und die USA hielten daraufhin am Sonntag (3. November) gemeinsam ein Militärmanöver unter Beteiligung eines atomwaffenfähigen US-Bombers ab. Wie das sicherheitspolitische Fachmagazin Bulgarian Military kürzlich schrieb, soll Putin Kim Jong-un für die Bereitstellung von Sodaten zudem zwei bis drei Dutzend Suchoi Su-35-Kampfflugzeuge zugesagt haben. Die Informationen lassen sich nicht unabhängig verifizieren, während die Ankunft nordkoreanischer Soldaten auf russischer Seite im Ukraine-Krieg weiter für Aufsehen sorgt. (pm)

Rubriklistenbild: © Montage IPPEN.MEDIA IMAGO / ZUMA Press Wire

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