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Folgen auch für Europa?

US-General kritisiert Deutschland: „Albtraumszenario der Ukraine wird gerade Realität“

Den ukrainischen Streitkräften geht laut einer Einschätzung aus den USA die Munition aus. Ab diesem Montag wird in Washington über ein Riesen-Paket gerungen.

Donbass - Der Ukraine-Krieg hat sich im Winter 2023/24 erneut zu einer Artillerie-Schlacht auf große Distanzen gewandelt. Die russische Armee versucht zwar etwa bei Awdijiwka im Donbass, mit Panzer-Gruppen vorzustoßen. Das gelingt jedoch schon seit Herbst nur punktuell.

Militärhilfen für die Ukraine: US-General warnt mit Blick auf die Munition vehement

Konkret nur dort, wo die Ukrainer sich geordnet zurückziehen. Da Russland längst auf Kriegswirtschaft umgestellt hat, darin sind sich viele Beobachter einig, liefert die Rüstungsindustrie für Moskau viel mehr Granaten an die Frontabschnitte, als umgekehrt die ukrainischen Streitkräfte aus der Europäischen Union (EU) und aus den Vereinigten Staaten für ihren Verteidigungskampf erhalten.

In dieser Gemengelage ringen in den USA Demokraten und Republikaner um die Militärhilfen für die Ukraine. Diese sind zum 31. Dezember 2023 ausgelaufen, weil Donald Trumps Republikaner im Kongress heftig blockieren. Der US-General a.D. Ben Hodges hat im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) jetzt vehement gewarnt: „Das Albtraumszenario der Ukraine wird gerade Realität. Die Ukraine hat fast keine Munition mehr, und Europa und die USA sind nicht gewillt, ihre Munitionsproduktion auf ein neues Level zu heben.“

Mangelware: Ein ukrainischer Soldat holt die Munition für einen Mörser.

Munition für die Ukraine: An der Front gehen die Artilleriegeschosse aus

Dem Bericht zufolge müssen die Ukrainer Artilleriegeschosse an der Front längst rationieren. Entsprechend sei es schwer, manche Verteidigungsstellungen zu halten. Nach Angaben des ukrainischen Militärs musste an mehreren Orten die Feuerrate im Vergleich zum Sommer um 90 Prozent heruntergefahren werden. Was freilich den russischen Angreifern in die Karten spielt.

Hodges kritisiert die westlichen Partner deshalb entschieden für deren Zögern bei den Munitionslieferungen. „Deutschland kann Hunderttausende Autos pro Jahr produzieren, aber nicht genug Munition? Das ist lächerlich“, meinte der einstige Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Europa. Auch den Amerikanern, Frankreich und Großbritannien fehlt seiner Ansicht nach „der politische Wille“.

Die Ukraine hat fast keine Munition mehr, und Europa und die USA sind nicht gewillt, ihre Munitionsproduktion auf ein neues Level zu heben.

Ben Hodges, US-General a.D., im „RND“

Waffenlieferungen für die Ukraine: Deutschland liefert Hunderttausende Artilleriegranaten

Im November hatte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) noch die Lieferung großer Mengen an Artillerie-Munition des Nato-Kalibers 155 Millimeter angekündigt - insgesamt 140.000 Granaten für 2024. „20.000 zusätzliche Granaten“ gab es bereits Ende 2023. Der Haken: Die Ukrainer brauchen eigenen Angaben zufolge zwischen 2000 und 5000 Granaten am Tag, um die russische Armee über die komplette Länge der Front zwischen Charkiw, Saporischschja und Cherson in Schach zu halten.

Größere Lieferungen aus der deutschen Rüstungsindustrie, beauftragt durch die Ampel-Bundesregierung, stellte Pistorius seinerzeit erst für 2025 in Aussicht. Der Konzern Rheinmetall, der jene 155-mm-Granaten produziert, hatte Anfang Dezember in einer Pressemitteilung ferner die Bestellung einer fünfstelligen Zahl der Artilleriemunition durch einen Nato-Partner bekannt gegeben.

Dabei gehe es um die „komplette Kombination aus Projektil, Zünder (für die Explosivladung), Treibladung und Primer (zum Zünden der Treibladung)“. Aber: „Die Geschosse sollen im Laufe des Jahres 2025 ausgeliefert werden“, hieß es weiter, für 2024 sei zumindest die „Auslieferung von rund 40.000 Geschossen (...) geplant“. Ob das reicht?

Munition für die Ukraine: Experte warnt vor „Kriegswirtschaft“ in Russland

Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) hatte dem Westen schon Ende November eindringlich geraten, die Ukrainer für eine neue Offensive 2024 auszustatten. „Man muss relativ klar sagen, dass uns die Konsequenzen, wenn wir der Ukraine nicht helfen und damit weiterhin unsere eigene Sicherheit gefährden, wahrscheinlich schon in fünf oder sechs Jahren ins Haus stehen werden“, erklärte der Politikwissenschaftler am 26. November im „heute journal“ des ZDF: „Weil Russland quasi die Ernte einfahren wird aus seiner angelaufenen Kriegswirtschaft und damit in der Lage sein wird, Europa weiterhin zu bedrohen.“

US-General a.D.: Ben Hodges (re., Archivfoto).

Mölling mahnte mit Blick auf den Durchhaltewillen des Westens: „Russland spielt auf Zeit, und die Ukraine bekommt nicht das, was zugesagt worden ist.“

Munition und Waffen für die Ukraine: Demokraten und Republikaner streiten in den USA

Maßgeblich wird sein, wie sehr die USA Kiew unterstützen wollen - oder eben nicht. Am Montag (8. Januar) kommt in Washington zum ersten Mal nach der Winterpause der US-Kongress zusammen.

Die Regierung von Präsident Joe Biden (Demokraten) hat längst ein neues Militärpaket über 61 Milliarden US-Dollar vorbereitet – inklusive reichlich 155-mm-Munition für Haubitzen. Bisher konnte die Biden-Administration die Lieferungen jedoch nicht bewilligen, weil die Zustimmung des Parlaments fehlt. Trotz der Forderungen von Hodges. Während die Ukrainer in den Schützengräben rigoros haushalten müssen. (pm)

Rubriklistenbild: © IMAGO / ABACAPRESS

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