Furor nach Interview
US-Abtreibungs-Gegner wüten sogar gegen Republikaner - Trump und Haley unter Beschuss
Die amerikanische Anti-Abtreibungs-Bewegung greift Donald Trumps Konkurrentin an – doch auch mit dem ehemaligen Präsidenten ist sie nicht zufrieden.
Frankfurt – Abtreibungsgesetze sind in den Vereinigten Staaten Gegenstand eines regelrechten Kulturkampfes. Die Ansichten der konservativen Republikaner und der liberaleren Demokraten gehen weit auseinander, wenn es um die Frage nach dem Abtreibungsrecht geht. Nun, da der Vorwahlkampf begonnen hat, positionieren sich auch die Kandidaten zu dieser Frage.
Die republikanische Präsidentschaftskandidatin Nikki Haley hat genau das getan: In einem Interview in der Nachrichtensendung „Face The Nation“ auf CBS bewertete Haley ein Abtreibungsverbot auf Bundesebene als unrealistisch: „Die Idee, dass ein republikanischer Präsident alle Abtreibungen verbieten könnte, ist nicht ehrlich mit dem amerikanischen Volk“, erklärte sie mit Blick auf die Mehrheitsverhältnisse im Kongress. Dennoch erhob sie Vorwürfe an die Adresse der Liberalen im Land.
Anti-Abtreibungs-Bewegung: Nationaler Konsens gefunden
„Ich werde das amerikanische Volk nicht anlügen“, sagte Haley. Um ein Abtreibungsverbot auf Bundesebene zu erreichen, müssten die Befürworter im Senat auf mindestens 60 Stimmen kommen. „Da sind wir auf republikanischer oder demokratischer Seite noch nicht einmal annähernd dran. Warum sollten wir versuchen, die Menschen noch weiter zu spalten?“, fragte Haley.
Die Medien spalteten ihrer Ansicht nach die Öffentlichkeit, indem sie Politiker dazu aufforderten, eine Höchstwochenzahl für eine in ihren Augen legale Abtreibung zu nennen.
Nach Haleys Interview meldete sich Marjorie Dannenfelser, Präsidentin der Susan B. Anthony Pro-Life America-Gruppe (SBA), zu Wort. SBA ist eine Anti-Abtreibungs-Bewegung in den Vereinigten Staaten. Dannenfelser sagte dem Portal Newsweek zufolge, dass man bei Spätabtreibungen zu einem nationalen Konsens gefunden habe.
Abtreibungsgesetz: Pro-Life-Bewegung übt auch Kritik an Trump
„Die Pro-Life-Bewegung muss einen Kandidaten haben, der sich mutig für diesen Konsens einsetzt und als Präsident unermüdlich daran arbeiten wird, die notwendigen Stimmen im Kongress zu sammeln“, sagte Dannenfelser demnach. „Es ist nicht akzeptabel, diese Aufgabe als unrealistisch abzutun.“
Doch so wie die SBA mit Haleys Einschätzung scheinbar nicht einverstanden ist, nahm sie auch Donald Trump, der sich erneut als US-Präsidentschaftskandidat gemeldet hat, ins Visier.
Abtreibungsverbot in den USA – und die Auswirkungen auf die Psyche
Abtreibungen sind mittlerweile in über einem Viertel der insgesamt 50 US-Bundesstaaten verboten. Dazu gehören unter anderem Missouri, South Dakota und Oklahoma. Einer im Dezember 2022 von Fachleuten des Children‘s Hospital of Philadelphia und der University of Pennsylvania durchgeführten US-Studie zufolge ist der eingeschränkte Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen mit einem erhöhten Selbstmordrisiko bei jungen Frauen verbunden.
Laut Newsweek hatte sich Trump im April dafür ausgesprochen, dass die Angelegenheit auf Landesebene entschieden wird. Dannenfelser bezeichnete auch diese Forderung als „eine moralisch nicht vertretbare Position für einen selbsternannten Pro-Life-Präsidentschaftskandidaten“.
Der aktuelle US-Präsident Joe Biden sprach sich öffentlich für das Recht auf Abtreibung aus. Gleiches gilt für seine parteiinterne Vorwahl-Konkurrentin Marianne Williamson. Um Ausnahmen bei dem von den Republikanern in Texas durchgesetzten Abtreibungsverbot zu erreichen, ziehen indes Schwangere vor Gericht. (hko)
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