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Der Westen zerstritten, Ukraine unter Druck

Eklat im Weißen Haus: Trumps Schock-Warnung an Selenskyj – „Sie spielen mit dem Dritten Weltkrieg!“

Ein beispielloser Eklat im Weißen Haus: Donald Trump warnt Wolodymyr Selenskyj mit den Worten: „Sie spielen mit dem Dritten Weltkrieg.“ Die Spannungen zwischen den USA und der Ukraine eskalieren, während Europa um Einheit ringt und der Kreml profitiert. Kippt jetzt die westliche Unterstützung – und was bedeutet das für den Krieg?

Washington - Nach dem explosiven Zerwürfnis vor den Augen der Welt beharren sowohl US-Präsident Donald Trump als auch sein ukrainischer Kollege Wolodymyr Selenskyj auf ihren Positionen. Der beispiellose Eklat beim Zusammentreffen der beiden im Weißen Haus könnte dramatische Folgen für das von Russland angegriffene Land haben und die Aussicht auf einen baldigen Frieden trüben.

Selenskyj stellte in einem TV-Interview nach dem Vorfall im Oval Office klar, dass er sich nicht bei Trump entschuldigen wolle und pochte weiter auf Sicherheitsgarantien für ein mögliches Friedensabkommen mit Russland, die der Republikaner ablehnt. Trump hingegen machte deutlich, dass er die Gespräche mit Selenskyj nicht sofort wieder aufnehmen will. Trump hatte Selenskyj im Laufe der Diskussion im Oval Office fehlende Dankbarkeit vorgeworfen und gewarnt: „Sie spielen mit dem Dritten Weltkrieg.“ Selenskyj spiele mit Millionen von Menschenleben.

Genugtuung für Putin

Kremlchef Wladimir Putin hingegen dürfte der offene Streit zwischen den USA und der Ukraine eine Genugtuung sein. Er führt seit mehr als drei Jahren einen Krieg gegen das Nachbarland und hat knapp ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebietes unter seine Kontrolle gebracht.

Der Vizechef des nationalen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, lobte Trump für seine Standpauke. Das sei eine „eiskalte Klatsche“ für Selenskyj gewesen. „Das undankbare Schwein bekam eine kräftige Ohrfeige von den Besitzern des Schweinestalls. Das ist nützlich“, schrieb der frühere Kremlchef bei Telegram. Genug sei das aber nicht. Die Militärhilfe für die Ukraine müsse enden.

Kiew hingegen ist auf die Unterstützung des Westens - und vor allem der USA - angewiesen, um den Angriff abzuwehren. Ein vor allem von Trump vorangetriebenes Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine dürfte nach der aufgeheizten Konfrontation zwischen Selenskyj und Trump nicht wahrscheinlicher geworden sein.

Für die Ukraine könnte der Bruch fatale Folgen haben. Schätzungen gingen bisher davon aus, dass das Land mit den von Trumps Vorgänger Joe Biden eingeleiteten Waffenlieferungen noch ein halbes Jahr in der gleichen Intensität weiterkämpfen könne. Eine Reduzierung des Nachschubs aus den USA in vielen Bereichen wie Artilleriemunition oder Ersatzteilen für US-amerikanische Waffensysteme würde die Möglichkeiten der ukrainischen Armee einschränken. 

Trump hatte bereits im Wahlkampf signalisiert, dass er die militärische Unterstützung der Ukraine begrenzen oder ganz einstellen könnte. Dies warf in Europa und unter amerikanischen Verbündeten Fragen zur strategischen Stabilität der NATO auf.

Im Vorfeld des Gesprächs hatte Trump der Ukraine weitere Unterstützung zugesagt – allerdings auch unter der Bedingung: Die USA erhält Zugriff auf ukrainische Bodenschätze.

Sorgen um Spaltung des Westens

Wie groß die Sorge in Europa nach dem verpatzten Treffen in Washington ist, zeigt ein Vorstoß der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Sie schlug einen sofortigen Gipfel zwischen Europa und den USA vor. „Jede Spaltung des Westens macht uns alle schwächer und begünstigt die, die den Untergang unserer Zivilisation herbeiführen wollen“, mahnte Meloni.

Unklar blieb, ob nach ihren Vorstellungen das von Russland angegriffene Land an einem solchen Treffen teilnehmen soll. Die rechtsgerichtete Ministerpräsidentin gilt im Kreis der europäischen Regierungschefs als eine der wichtigsten Ansprechpartnerinnen der neuen US-Regierung.

Trump erwartet Friedensbotschaft von Selenskyj

Der US-Präsident stellte sich einige Stunden nach dem Eklat im Oval Office vor die Kameras. „Das war kein Mann, der Frieden schließen wollte, und ich bin nur interessiert, wenn er das Blutvergießen beenden will“, sagte Trump kurz vor dem Abflug in den US-Bundesstaat Florida. Dort will er in seinem Anwesen Mar-a-Lago das Wochenende verbringen. „Ich will jetzt einen Waffenstillstand.“ Selenskyj habe „die Karten nicht in der Hand“. Er solle nicht über Putin und all die „negativen Sachen“ sprechen. „Er muss sagen: Ich will Frieden.“

Diesen Gefallen tat Selenskyj dem US-Präsidenten aber nicht – im Gegenteil. In einem Fox-News-Interview dankte er dem amerikanischen Volk, Trump und dem Kongress zwar für die Unterstützung – eine Entschuldigung an Trump lehnte er jedoch ab. Stattdessen betonte er, man müsse „sehr offen und sehr ehrlich“ miteinander sein.

Experten weisen darauf hin, dass ein Waffenstillstand ohne Sicherheitsgarantien für die Ukraine de facto eine Kapitulation bedeuten könnte. Viele Analysten sehen darin einen strategischen Vorteil für Putin, der seine militärischen Gewinne zementieren würde.

Selenskyj pocht auf alte Bündnisse

Der ukrainische Präsident appellierte eindringlich: Die USA und Europa seien die „besten Freunde“ der Ukraine, Putin und Russland der Feind. Diese Realität müsse anerkannt werden. Genau diese direkte Haltung hatte im Oval Office für Unmut gesorgt – besonders, als er Trump direkt konfrontierte: „Ich spreche mit meinen Freunden in Polen und sie sind besorgt, dass Sie sich zu sehr auf die Seite von Putin schlagen. Was sagen Sie denen?“

Die Konfrontation habe keiner Seite genützt, räumte Selenskyj später ein. Es gehe aber nicht um ihn persönlich, sondern um die Frage: „Wo bleibt die Freundschaft zwischen der Ukraine und den USA?“, wenn führende US-Politiker behaupteten, die Ukraine stehe vor der Niederlage, ihre Soldaten seien keine Helden – und ihr Präsident ein Diktator.

Auch in der Ukraine wurde Trump kritisiert. „Trump hat sich dafür entschieden, lieber mit einem mörderischen Tyrannen gemeinsame Sache zu machen als mit einem demokratisch gewählten Staatsführer“, kommentierte das Nachrichtenportal „Kyiv Independent“.

Verbündete stellen sich hinter Selenskyj

Breite Unterstützung erhielt Selenskyj nach dem Eklat von seinen Verbündeten in Europa. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) versicherte, dass sich die Ukraine auf Deutschland und Europa verlassen könne. Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz erklärte, der Ukraine in guten wie in schwierigen Zeiten zur Seite zu stehen. „Wir dürfen in diesem schrecklichen Krieg niemals Angreifer und Opfer verwechseln.“ Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas teilte mit: „Heute ist klar geworden, dass die freie Welt einen neuen Anführer braucht. Es liegt an uns Europäern, diese Herausforderung anzunehmen.“

USA: Ein verlässlicher Patner?

Nach dem Einzug Trumps ins Weiße Haus gibt es im Westen große Bedenken an der Verlässlichkeit der USA als Partner. US-Vize J.D. Vance düpierte bei der Münchner Sicherheitskonferenz vor einigen Wochen seine europäischen Partner. Und Trump war in den vergangenen Wochen damit aufgefallen, Putin nach dem Mund zu reden.

Die amerikanische Außenpolitik unter Trump ist zunehmend von Isolationismus geprägt. Viele Beobachter vergleichen seine aktuelle Haltung mit früheren Strategien, die vor allem auf wirtschaftliche Interessen fokussiert waren.

Ein solch offener Streit mit einem Partner im Weißen Haus, gespickt mit Herabwürdigungen und offener Ablehnung, ist allerdings auch für Trump beispiellos.(mz/dpa)

Rubriklistenbild: © Julia Demaree Nikhinson/dpa

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