„Schamlose Verletzung ihrer Intimsphäre“
Neues Gesetz: Upskirting ist jetzt eine Straftat - Auf Twitter müssen Frauen erklären warum
Der Bundestag hat Upskirting als Straftat festgelegt. Warum diese Form der sexuellen Belästigung unter Strafe stehen muss, erklären Frauen auf Twitter.
- Ungefragt unter Rock oder Kleid filmen wird als Upskirting bezeichnet.
- Diese Form der sexuellen Belästigung steht seit Freitag (3. Juli) unter Strafe.
- Auf Twitter erklären Frauen Uneinsichtigen, warum das richtig ist.
Berlin - Pfiffe, Hupen, lästige Kommentare auf der Straßen, Grapschen, ungefragt küssen - sexuelle Belästigung kann auf unzählige Arten und Weisen stattfinden. Ein relativ neues Phänomen ist Upskirting. Es meint ungefragt unter Röcke oder Kleider zu fotografieren. Dank einer Gesetzesverschärfung, die der Bundestag am frühen Freitagmorgen (3. Juli) verabschiedet hat, ist Upskirting nun eine Straftat.
Bisher galt das Fotografieren nur als Ordnungswidrigkeit. Durch die Reform müssen Täter mit einer Geldstrafe oder mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren rechnen. „Eine Frau unter den Rock oder in den Ausschnitt zu fotografieren, ist eine schamlose Verletzung ihrer Intimsphäre, die künftig unter Strafe steht“, erklärte Bundesjustizministerin Christine Lambrecht. Die SPD-Politikerin setzt sich aktuell auch für eine Strafmaßverschärfung bei Kinderpornografie ein.
Upskirting ist jetzt eine Straftat - Auf Twitter trendet das Thema
Auch auf Twitter fand eine Debatte um die Gesetzesverschärfung statt. Der Hashtag #Upskirting trendete am Freitag (3. Juli). Die Autorin Kathrin Weßling begrüßte die Reform, kritisierte aber auch scharf, dass die Veränderung eigentlich viel zu spät komme. „Aber dass wir das erst 2020 hinkriegen fuckt mich dermaßen ab und zeigt so eindrucksvoll, wie viel Rechte von Frauen wert sind, wenn es Jahrzehnte braucht, um so etwas unter Strafe zu stellen“, schrieb sie bei Twitter.
Und dann muss man Diskussionen mit Dudes führen, dass Sexismus und sexualisierte Gewalt ja nun echt nicht strukturell seien. Ja lol ey. Einfach immer wieder nur lol.
— Kathrin Weßling (@ohhellokathrina) July 3, 2020
„Und dann muss man Diskussionen mit Dudes führen, dass Sexismus und sexualisierte Gewalt ja nun echt nicht strukturell seien“, schob Weßling hinterher. Diese Diskussion nervt auch viele andere Frauen. Autorin Sarah Bosetti erklärt nochmal, warum das Verhalten einer Frau niemals Belästigung rechtfertigt: „Wer #Upskirting okay findet, weil Frauen auch sonst viel von ihrem Körper zeigen, findet auch Vergewaltigung okay, weil Frauen auch sonst Sex haben.“
Wer #Upskirting okay findet, weil Frauen auch sonst viel von ihrem Körper zeigen, findet auch Vergewaltigung okay, weil Frauen auch sonst Sex haben.
— Sarah Bosetti (@sarahbosetti) July 3, 2020
Petition hat neues Upskirting-Gesetz auf den Weg gebracht
Angestoßen haben die Reform zwei Frauen mit einer Online-Petition. Ida Marie Sassenberg und Hanna Seidel riefen die Online-Petition „Verbietet #Upskirting in Deutschland!“ auf der Plattform change.org ins Leben. 109.024 Menschen haben die Petition unterstützt.
#Upskirting wird Straftat ❗️ Petition erfolgreich! Bis zu zwei Jahre Knast drohen Täter*innen künftig! Danke Hanna & Ida von @stopupskirting, dass ihr gekämpft habt! IHR & 100.000+ Unterzeichner*innen habt JEDEN EINZELNEN Dank auf Twitter verdient! ❤️
— Change.org Deutschland (@ChangeGER) July 3, 2020
👉 https://t.co/Qn5hKHoHSU pic.twitter.com/FtO4w4LoCI
Darüber hinaus wurde am Freitag auch die Grundrente beschlossen. Der SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil setzte sich gegen die Union durch. Angela Merkel fiel durch ihre Rede zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft auf. Außerdem zeigte sich die Kanzlerin erstmals mit einer Mund-Nasen-Maske.
(lb mit dpa/AFP)
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