Absolute Mehrheit im Bundestag: So könnten weniger als 50 Prozent reichen

Um die absolute Mehrheit zu erreichen, braucht eine Partei nicht zwingend mehr als 50 Prozent im Wahlergebnis. Entscheidend ist die Mehrheit der Sitze im Bundestag. Wenn mehrere Parteien den Sprung ins Parlament verpassen und deren Stimmen sich nicht in Mandate umsetzen, reicht ein wesentlich niedrigeres Wahlergebnis. Das betrifft etwa die Stimmen der sonstigen Parteien, die zwar in das Gesamtergebnis – nicht aber in die Sitzverteilung miteinfließen.

Aber nur die Stimmen der klassischen Kleinstparteien unter den Sonstigen reichen wohl nicht, wie der Politikwissenschaftler Martin Gross von der LMU München erklärt. Auch bisher im Bundestag vertretene Parteien müssten deutlich an Stimmen verlieren. „Hierfür müssten sowohl FDP als auch Linke und das BSW an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern und keine drei Direktmandate gewinnen“, sagt Gross. Dann würde der Bundestag nur aus vier Fraktionen bestehen.

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„In einem solchen Fall würden der CDU/CSU in einem Parlament mit AfD, Grüne und SPD dann wohl auch um die 43, 44 Prozent der Stimmen reichen, um eine absolute Mehrheit der Sitze zu haben“, so Gross gegenüber unserer Redaktion. Er sagt aber auch: „Eine absolute Mehrheit ist für CDU/CSU bei einem erfolgreichen Wahlkampf durchaus möglich, allerdings aus meiner Sicht – Stand jetzt – eher unrealistisch.“

Absolute Mehrheit: Erste CDU-Politiker träumen von Alleinregierung

Denn: Laut den ersten Umfragen nach dem Ampel-Aus ist die CDU/CSU rund zehn Prozentpunkte von der absoluten Mehrheit entfernt, müsste also noch deutlich zulegen. In der Union gibt man sich dahingehend zuversichtlich, erste Abgeordnete sprechen von Ergebnissen von mehr als 40 Prozent. Der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Tino Sorge, träumt von einem Ergebnis „am besten so wie in Bayern derzeit, wo die CSU in Umfragen bei 43 Prozent steht“, wie er im Interview mit unserer Redaktion sagte. „Dann könnten wir allein regieren und CDU pur umsetzen.“

Jens Spahn (CDU) zur absoluten Mehrheit: „Schon bei knapp über 40 Prozent“

Der frühere Gesundheitsminister Jens Spahn sagt uns: „Die Mehrheit liegt im nächsten Bundestag voraussichtlich schon bei knapp über 40 Prozent. Diese Marke kann die bürgerliche Mitte erreichen – und dann wirklich einen Unterschied machen für unser Land.“ Auch wenn Politiker immer wieder von der absoluten Mehrheit träumen: Insgesamt hat es sie in Deutschland bislang nur selten gegeben. Neben der Bundestagswahl 1957 hat es die absolute Mehrheit auch in vielen Bundesländern gegeben.

Dauerdominator war die CSU, die in Bayern von 1962 bis 2003 durchgehend die absolute Mehrheit erreichte und diese zuletzt 2013 holte. Im Vergleich der Bundesländer stechen auch Hessen, Schleswig-Holstein, NRW, Hamburg und das Saarland hervor. Hier haben es sowohl die CDU als auch die SPD geschafft, die alleinige Mehrheit der Sitze im Landtag zu stellen.

Zehn größte absolute Mehrheiten seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland:

Ein solches Ergebnis wird die Union bei den Neuwahlen am 23. Februar 2025 nicht erzielen. Die absolute Mehrheit könnte sie unter Umständen dennoch erreichen. Vorausgesetzt, sie legt in Umfragen zu – und andere Parteien scheitern.