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Diskussion über Lieferung

Taurus-Marschflugkörper für den Ukraine-Krieg: „Bunkerbrecher“ mit großer Zerstörungskraft

Deutschland tornado taurus marschflugkörper waffe details
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Ein Tornado-Jet der deutschen Luftwaffe, ausgerüstet mit TAURUS-Marschflugkörpern (Archivbild, 2005).

Spitzname „Bunkerbrecher“, Reichweite 500 Kilometer: Der Taurus-Marschflugkörper könnte Ziele weit hinter der Front treffen – und der Ukraine einen Vorteil verschaffen.

Berlin – Eine Rakete mit enormer Durchschlagskraft für fast eine Million Euro: Der Taurus-Marschflugkörper zählt zu den modernsten Flugkörpern der deutschen Luftwaffe und ist sogar reichweitenstärker als die Storm Shadow. Aktuell diskutiert die Bundesregierung, ob sie Kiew den Taurus im Ukraine-Krieg liefern wird. Damit ließen sich Ziele weit hinter der Front in Russland treffen – ein Argument für die große Wirksamkeit der Waffe, aber auch der Grund für politische Bedenken.

Taurus-Marschflugkörper aus Deutschland für den Ukraine-Krieg: Reichweite von über 500 Kilometern

Militärs sollen der Waffe den Spitznamen „Bunkerbrecher“ gegeben haben. Die Rede ist vom Taurus-Marschflugkörper aus Deutschland, der gezielt zur Zerstörung von Bunkern, Befestigungen, Brücken und strategische Einrichtungen entwickelt wurde. Der Luft-Boden-Flugkörper, der möglicherweise auch zum Einsatz im Ukraine-Krieg kommen könnte, hat eine enorme Durchschlagskraft und ist laut Herstellerangaben der weltweit einzige programmierbare intelligente Mehrzweckzünder. Die Waffe trifft demnach nicht nur ihr Ziel genau, sondern explodiert sogar präzise in einem vorher ausgewählten Stockwerk. Technisch funktioniert das über das Zählen der Schichten eines Gebäudes sowie über Hohlraumerkennung.

Beim ersten Auftreffen auf ein Ziel sprengt eine erste Ladung zunächst eine Lücke in Wand oder Decke. Durch diese dringt dann ein 400 Kilogramm schwerer und mit Sprengstoff gefüllter Metallstab – Penetrator genannt – ein und explodiert. Neben seiner Präzision ist die schwere Ortung eine weitere Stärke des Marschflugkörpers. Der Taurus kann teilweise auf Flughöhen von nur 50 Metern mit hohen Geschwindigkeiten unterwegs sein, fremde Radarsysteme damit „unterfliegen“ und so vor ihnen verborgen bleiben. Ein Flugzeug feuert die Rakete ab, auf ihrem Weg orientiert sie sich dann anhand von Daten über die Geländebeschaffenheit und gleicht ihren Standort über Bild- und Infrarotsensoren sowie GPS-Navigationsdaten ab.

Technische Details des Taurus KEPD-350 auf einen Blick

Reichweite: Über 500 Kilometer
Länge: 5 Meter
Gewicht: 1400 Kilogramm
Gewicht des Sprengstoffs: 480 Kilogramm schweres Sprengkopfsystem Mephisto
Niedrigste Flughöhe: Etwa 50 Meter
Kosten pro Rakete: etwa eine Million Euro
Auf Lager: Etwa 600 Stück
Tatsächliche Verfügbarkeit: 150 der ursprünglich 600 Stück einsatzbereit (Restliche 450 könnten aus Sicht von Experten wieder einsatzbereit gemacht werden)
Hersteller: Taurus Systems GmbH (Joint Venture des Waffenkonzerns MBDA und Saab Dynamics AB)

Quelle: AFP, Herstellerangaben

Raketen für den Ukraine-Krieg: Bundesregierung diskutiert über Taurus-Lieferung an die Ukraine

Die SPD stemmt sich derzeit gegen eine Taurus-Lieferung an die Ukraine. Hintergrund des Zögerns ist die große Reichweite des Systems, mit dem Kiew theoretisch russisches Staatsgebiet angreifen könnte. Die Ukraine versicherte indes bislang, nur ukrainisches Territorium - dazu zählen auch völkerrechtswidrig von Russland besetzte Gebiete wie die Krim - mit westlichen Waffen anzugreifen und hat im Kriegsverlauf immer wieder bewiesen, sich ausnahmslos an diese Garantie zu halten. Mit den britischen Storm Shadow-Marschflugkörpern und den französischen Scalp/EG verfügt Kiew derzeit bereits über Waffen im Ukraine-Krieg, die mit ihrer Reichweite von rund 250 Kilometern russisches Kernland treffen könnten.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will offenbar auf Nummer Sicher gehen und die Taurus-Lieferung nach Spiegel-Informationen erst genehmigen, wenn die Reichweite vom Hersteller technisch beschränkt werden kann. Fachpolitiker wie der CDU-Außenexperte Roderich Kiesewetter gehen davon aus, dass eine solche Beschränkung der Reichweite technisch möglich wäre und nur wenige Wochen dauern würde. Eine solche Maßnahme widerspreche jedoch der „Wirksamkeit“.

Lieferung von Taurus-Raketen im Ukraine-Krieg: Einschränkung der Reichweite widerspreche „Wirksamkeit“

„Sinn und Zweck des Marschflugkörpers ist gerade die Hochpräzision und Reichweite von 500 Kilometern“, sagte Kiesewetter der Nachrichtenagentur AFP. Aufgrund der hohen Reichweite müssen ukrainische Piloten nicht mehr über stark umkämpftes Gebiet fliegen, sondern können die Waffe aus sicherer Entfernung über dem eigenen Luftraum im Ukraine-Krieg abschießen.

Robert Habeck (Grüne) hatte kürzlich gefordert, Berlin solle nicht ausschließen, „Taurus-Raketen an die Ukraine zu liefern, weil es eine Entwicklung geben kann, die das sehr wohl doch noch notwendig macht.“ Auch Politiker der FDP und CDU hatten signalisiert, eine Lieferung des modernen deutschen Marschflugkörpers an Kiew im Krieg gegen Russland zu befürworten. Am Freitag teilte die Bundesregierung mit, es gebe „keinen neuen Sachstand“ zum Thema, wie AFP berichtete. Eine Entscheidung könnte dauern: Die Diskussion über die Lieferung anderer Waffensysteme an die Ukraine hatte sich zuletzt lang gezogen, über Kampfpanzer beispielsweise diskutierte Deutschland mehr als ein Jahr (bme mit AFP).

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