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Elektromagnetische Kriegsführung
Nach Krim-Desaster: Russland stört GPS-System aus Angst vor Angriffen
Russland will sich vor ukrainischen Angriffen schützen. Auf der Halbinsel Krim wurde das GPS gestört. Eine neue Art der Kriegsführung rückt ins Rampenlicht.
Moskau – Die jüngsten ukrainischen Attacken auf die seit 2014 von Russland annektierte Krim waren für Wladimir Putins Marine teils sehr kostspielig. Aus Furcht vor weiteren Angriffen im Ukraine-Krieg, haben die russischen Seestreitkräfte damit begonnen, das GPS (Global Positioning System) über der Halbinsel zu stören. So sollen strategisch wichtige Einrichtungen geschützt werden.
Sewastopol verfügt über mehrere Verteidigungsschichten, die ukrainische Raketen und Drohnenangriffe auf die wichtige Stadt abwehren sollen. Mehrfach sind ukrainische Seedrohnen in den Hafen eingedrungen. Seit dem vergangenen Jahr wird die Stadt zudem immer wieder von Drohnen aus der Luft angegriffen. Am 13. September wurden ein Landungsschiff und ein U-Boot von der Ukraine abgeschossen. Es folgten weitere Angriffe, darunter einer am 22. September, bei dem ein Großteil des Hauptquartiers der Marine zerstört wurde. Die Raketen mussten dafür sowohl den S-400-Raketenschirm als auch die lokale Luftabwehr durchfliegen.
Die ukrainischen Angriffe auf die Krim häufen sich - Jetzt reagiert Russland
Inzwischen hat Russland begonnen, auf diese Bedrohung zu reagieren. Seit Anfang November haben einige Schiffe im Hafen von Sewastopol ihren Standort als „internationaler Flughafen von Sewastopol“ übermittelt. Der Flughafen liegt etwa 8 km nördlich von ihrem tatsächlichen Standort. Das ergab eine Analyse von Open-Source-Daten durch die Zeitung der britischen Royal Navy, die Navy News. Die Schiffe übertragen ihre Position über das automatische Identifikationssystem, kurz AIS.
Was ist AIS?
AIS steht für „Automatic Identification System“ und ist ein System, das in der Schifffahrt eingesetzt wird, um die Navigation, Sicherheit und Überwachung von Schiffen zu verbessern. Es wurde entwickelt, um Informationen über Schiffe in ihrer Umgebung zu senden und zu empfangen. Das System ermöglicht anderen Schiffen, Küstenstationen und Überwachungssystemen, die Position, Geschwindigkeit, Kurs, Identität und andere relevante Informationen über Schiffe in Echtzeit zu erhalten.
AIS sendet diese Informationen über dedizierte VHF-Funkfrequenzen aus. Die übermittelten Daten umfassen die Identität des Schiffs (MMSI – Maritime Mobile Service Identity), Position (Latitude und Longitude), Kurs, Geschwindigkeit, Navigationsstatus und andere sicherheitsrelevante Details. Ein typisches AIS-System besteht aus einem Transponder an Bord des Schiffes, der die Informationen sammelt und über Funk sendet. Es gibt auch AIS-Empfänger an Land oder an Bord anderer Schiffe, die diese Informationen empfangen und anzeigen können.
AIS hilft dabei, Kollisionen zu vermeiden, indem es Schiffen erlaubt, den Kurs und die Geschwindigkeit anderer Schiffe in der Nähe zu überwachen. Es verbessert die Überwachung des Schiffsverkehrs in stark frequentierten Gebieten und unterstützt Rettungsoperationen, da Rettungsdienste die genauen Positionen von Schiffen in Not leichter identifizieren können. Die Nutzung von AIS ist international geregelt. Für Schiffe über einer bestimmten Größe und solche, die international fahren, ist die Installation und Nutzung von AIS in der Regel verpflichtend.
Die Analysten von Naval News halten es für möglich, dass die Schiffe ihre Position absichtlich oder aufgrund verschiedener technischer Probleme falsch meldeten. Das systematische Vergehen ließe jedoch vermuten, dass noch mehr dahinterstecke. Die Tatsache, dass so viele Schiffe ihren Standort falsch melden und sich die falschen Positionen häufen, deute auf eine GPS-Störung hin, so der Bericht.
Russland setzt im Ukraine-Krieg auf Störung von GPS - Mit elektromagnetische Kriegsführung zum Sieg?
Eine Störung von Signalen globaler Positionierungssysteme wie dem amerikanischen GPS, dem russischen GLONASS oder dem europäischen Galileo (allgemein als „GPS“ bezeichnet) kann das AIS beeinträchtigen. Die AIS-Übertragung enthält die Koordinaten des Schiffes, die in vielen Fällen direkt vom GPS-System geliefert werden. Ohne weitere Analyse ist jedoch laut Naval News unklar, ob die Störung alle Arten von GPS oder nur eine davon betrifft. Interessant sei allerdings, dass sich die falschen Positionen der Schiffe in der Nähe des internationalen Flughafens häuften. Dies könne darauf hindeuten, dass die Beeinträchtigung von dort ausgehe.
Panzer, Drohnen, Luftabwehr: Waffen für die Ukraine
Russland sei dafür bekannt, dass es GPS-Störungen zum Schutz wichtiger Standorte einsetze. So seien die Aufenthalte von Präsident Putin in seiner luxuriösen Residenz am Kap Idokopas, die im Volksmund als „Putins Palast“ bezeichnet wird, auf diese Weise geschützt worden. Seit ukrainische Drohnen Moskau angreifen, würden auch dort GPS-Störsender eingesetzt. Und zum Schutz der Parade zum Tag der Marine in St. Petersburg seien Schiffe mit leistungsfähigen Anlagen zur elektromagnetischen Kriegsführung ausgestattet worden. Überhaupt habe der Ukraine-Krieg diese Art der Kriegsführung ins Rampenlicht gerückt.
Auch andere Satelliten waren beeinträchtigt - Russlands wirkliches Ziel ist nicht bekannt
Die Unterbrechungen der Satellitensignale sei nicht nur beim GPS aufgetreten. Auch beim Sentinel 1 SAR-Satelliten (Synthetic Aperture Radar) der Europäischen Weltraumorganisation seien Störungen zu beobachten gewesen. Bilder, die am 23. November um 6:49 Uhr Ortszeit aufgenommen wurden, seien gestört gewesen. Am nächsten Tag sei die Störung noch ausgeprägter gewesen und habe praktisch die gesamte Stadt verdeckt. Dadurch sei nicht möglich gewesen, die Schiffe im Hafen wie gewohnt zu erkennen.
Wie funktioniert ein GPS-Störsender
GPS-Störsender senden in der Regel absichtlich falsche Signale aus, die die schwachen GPS-Signale von Satelliten überlagern oder stören. Dies führt dazu, dass die GPS-Empfänger in der Nähe die echten Signale nicht oder nur sehr schwach empfangen können, was zu einer ungenauen Positionsbestimmung oder sogar einem vollständigen Verlust des GPS-Empfangs führen kann. Die Störsender arbeiten normalerweise auf den Frequenzen, die von GPS-Satelliten verwendet werden.
Laut dem Bericht könnte es, sowohl bei den AIS-Problemen als auch bei den Störungen der Radarsatelliten, möglicherweise andere primäre Ziele gegeben haben. Die AIS-Fehler könnten lediglich als Nebeneffekt der GPS-Störungen interpretiert werden, so Naval News. Die Störung der Satelliten habe jedoch zweifellos einen gewissen militärischen Wert. Ukrainische Streitkräfte nutzten diese als eines von vielen Mitteln, um russische Hafenaktivitäten zu beobachten und Angriffe zu planen. Aber auch hier könne es andere Radare geben, auf die Russland abziele. Die Satellitenstörung könne also ebenfalls ein Nebeneffekt sein. (tpn)