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Wirtschaftskrise

Alles wird teurer: Erdogans „Jahrhundert der Türkei“ entpuppt sich als Armutszeugnis

Verbraucherpreise in der Türkei steigen weiter drastisch. Trotz großer Versprechen Erdogans steckt das Land wirtschaftlich in der Krise.

Ankara – Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte im Vorfeld der Parlaments- und Präsidentschaftswahl 2023 ein „Jahrhundert der Türkei“ versprochen. Vor allem lag das Wahlversprechen Erdogans darin, dass die Menschen mehr Wohlstand erhalten. Die Realität des Jahrhunderts der Türkei ist allerdings eine ganz andere. Vieles wird noch teurer und die Menschen können sich immer weniger leisten. Das zeigen auch die Verbraucherpreise.

Nach Angaben des staatlichen Statistikbüros TÜIK liegt die Inflation inzwischen bei 67 Prozent. Experten gehen hingegen von weitaus höheren Inflationszahlen aus und glauben schon lange nicht mehr an eine Unabhängigkeit des TÜIK. Die staatlichen Zahlen sind mutmaßlich beschönigt. Das unabhängige Wirtschaftsforschungsinstitut Enagrup berechnet die Inflation mit 121,98 Prozent.

Inflation größte Plage der Wirtschaft in der Türkei

Kritik an den hohen Inflationszahlen kommt von Ex-Wirtschaftsminister und dem Vorsitzenden der DEVA Parti, Ali Babacan. „Inflation bedeutet, das Geld aus der Tasche der Bürger stehlen“, so Babacan in einem Youtube-Programm im vergangenen Jahr. „Die größte Plage der türkischen Wirtschaft ist Inflation“, hatte er damals gesagt. Das Video wurde am 4. März erneut von seiner Partei auf X gepostet.

Die seit langem anhaltenden Wirtschaftszahlen machen sich auch in der Ernährung bemerkbar. Die Zahl der Menschen, die in den EU-Staaten nicht jeden zweiten Tag Fisch oder Fleisch essen konnten, lag 2022 bei 8,3 Prozent, schreibt die Zeitung Sözcü unter Berufung auf die europäische Statistikbehörde Eurostat. In der Türkei liege diese Quote dagegen bei 40 Prozent. 2023 lag die Quote praktisch unverändert bei 39,2 Prozent, so das Blatt weiter.

In der Türkei steigt die Inflation auf über 67 Prozent.

Währungsverfall in der Türkei führt zu „Medikamentenkrise“

Auch andere Zahlen verheißen nichts Gutes. Der Euro kostet inzwischen 34,20 TL. Vor einem Jahr kostete die europäische Währung noch 20 TL und vor fünf Jahren 6,20 TL. Der Währungsverfall macht sich auch in der Medikamentenversorgung bemerkbar. Wieder einem Bericht der Sözcü zufolge hat etwa ein schweizerisches Pharmaunternehmen aufgehört, die Türkei mit Medikamenten zu beliefern, darunter auch lebenswichtige. Verschiedene oppositionelle Medien sprechen daher von einer Medikamentenkrise.

Spekulationen über IWF-Hilfen für Türkei nach Kommunalwahlen

Zuvor waren Meldungen in den türkischen Medien aufgetaucht, wonach die türkische Regierung nach den Kommunalwahlen am 31. März den Internationalen Währungsfonds IWF um Hilfe bitten wolle. Finanzminister Mehmet Simsek habe deswegen seine amerikanische Amtskollegin Janet Yellen am Rande des G-20 Gipfels am Freitag in Brasilien um Hilfe gebeten. Das Kommunikationsdirektorat hat allerdings die Meldungen dementiert. Bei dem Gespräch sei es um regionale und globale wirtschaftliche Entwicklungen gegangen. „Der IWF wurde bei dem Treffen nicht erörtert“, teilte das an Erdogan unterstellte Direktorat mit.

Rubriklistenbild: © IMAGO/Tolga Ildun

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