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„Dissens unterdrücken“

Trump wagt juristischen Tabubruch durch Entsendung von Soldaten nach L.A.

Trump übernimmt in Los Angeles die Kontrolle über die Nationalgarde und entsendet Soldaten gegen den Willen des Bundestaats. Das ist rechtlich heikel.

Los Angeles – US-Präsident Donald Trump hat in der US-Politik das wahrgemacht, was er zwischen seinen beiden Amtszeiten als US-Präsident angekündigt hatte: Er setzt ohne die Zustimmung des zuständigen Gouverneurs das Militär ein, um Proteste und Unruhen zu unterdrücken.

Trump übernimmt Kontrolle über Nationalgarde in Los Angeles – ein Rechtsbruch?

In Kalifornien gehen derzeit Tausende Nationalgardisten und 700 Marinesoldaten auf Trumps Anweisung gegen Menschen vor, die gegen Trumps Migrationspolitik demonstrieren. Trump ordnete den Einsatz der Nationalgarde gegen den ausdrücklichen Willen des kalifornischen Gouverneur Gavon Newsom sowie der Stadtverwaltung von Los Angeles an.

Brennende Autos, Tränengas, Nationalgarde: Proteste in L.A. gegen Trump eskalieren

Alles begann mit einer Razzia der US-Einwanderungsbehörde ICE, jetzt brennen Autos und die Nationalgarde ist im Einsatz. In Los Angeles demonstrieren seit Samstag Menschen überwiegend friedlich, teils gewaltsam, gegen die das ICE. Im Foto steht ein Demonstrant auf einem brennenden Waymo-Taxi in der Nähe des Metropolitan Detention Center in der Innenstadt von Los Angeles.
Alles begann mit Razzien der US-Einwanderungsbehörde ICE in Teilen von Los Angeles mit hoher Latino-Bevölkerung, jetzt brennen Autos und die Nationalgarde ist im Einsatz. In Los Angeles demonstrieren seit Freitag Menschen überwiegend friedlich, teils gewaltsam, gegen die das ICE. Im Foto steht ein Demonstrant auf einem brennenden Waymo-Taxi in der Nähe des Metropolitan Detention Center in der Innenstadt von Los Angeles.  © Eric Thayer/dpa
Die US-Behörde „Immigration and Customs Enforcement“ (ICE) ist eine Strafverfolgungsbehörde in den Vereinigten Staaten von Amerika.
imago821986540.jpg © IMAGO/Ana Milena Varón
Polizeibeamte aus Los Angeles patrouillieren in der Nähe des Metropolitan Detention Center in der Innenstadt. Demonstranten protestierten gegen Operationen der Bundeseinwanderungsbehörde ICE am 7. Juni, bei der sie Dutzende von Menschen festgenommen hatte.
Polizeibeamte aus Los Angeles patrouillieren in der Nähe des Metropolitan Detention Center in der Innenstadt. Demonstranten protestierten gegen Operationen der Bundeseinwanderungsbehörde ICE (Immigration and Customs Enforcement) am 6. Juni, bei der sie Dutzende von Menschen festgenommen hatte. © Eric Thayer/dpa
Eine Frau schwenkt die mexikanische Flagge, als während einer Demonstration in der Innenstadt von Los Angeles Flammen aus einem brennenden Müllcontainer auflodern.
Es gab zudem Berichte über eine Razzia in einer Home-Depot-Filiale im Stadtteil Paramount, die Behörden zufolge jedoch falsch sein sollen. Im Bild schwenkt eine Frau die mexikanische Flagge, als während einer Demonstration in der Innenstadt von Los Angeles Flammen aus einem brennenden Müllcontainer auflodern.  © Ethan Swope/dpa
Ein Waymo Taxi wird mutwillig zerstört, während ein anderes in der Nähe des Metropolitan Detention Center brennt.
Ein Waymo Taxi wird mutwillig zerstört, während ein anderes in der Nähe des Metropolitan Detention Center brennt.  © Jae C. Hong/dpa
Ein am Montag, den 9. Juni 2025, zur Verfügung gestelltes Bild der 9News US-Korrespondentin Lauren Tomasi, bevor sie von einem Gummigeschoss getroffen wird, das von einem Polizisten während der gewalttätigen Proteste in Los Angeles im Rahmen von Razzien gegen Einwanderer abgefeuert wurde.
Ein am Montag, den 9. Juni 2025, zur Verfügung gestelltes Bild der 9News US-Korrespondentin Lauren Tomasi, bevor sie von einem Gummigeschoss getroffen wird, das von einem Polizisten während der gewalttätigen Proteste in Los Angeles im Rahmen von Razzien gegen Einwanderer abgefeuert wurde. © 9news Australia/dpa
Eine Demonstrantin wird in der Innenstadt von Los Angeles festgenommen.
Eine Demonstrantin wird in der Innenstadt von Los Angeles von zwei Polizisten festgenommen.  © Eric Thayer/dpa
Polizisten und Soldaten der kalifornischen Nationalgarde stehen vor dem Los Angeles Federal Detention Center Wache. Seit Tagen wird in Kalifornien gegen Operationen der US-Einwanderungsbehörde ICE protestiert.
Polizisten und Soldaten der kalifornischen Nationalgarde stehen vor dem Los Angeles Federal Detention Center Wache. US-Präsident Donald Trump hatte 2000 Gardisten zum Einsatz in Los Angeles zitiert und damit gleichzeitig die Proteste eskaliert sowie den kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom übergangen. © Qiu Chen/dpa
Eine Demonstrantin in Los Angeles protestiert gegen die Abschiebe-Politik Donald Trumps mit einer umgedrehten US-Nationalflagge
Eine Demonstrantin in Los Angeles protestiert gegen die Abschiebe-Politik Donald Trumps mit einer umgedrehten US-Nationalflagge. Das umgedrehte „Sternenbanner“ nutzten einst Seeleute als Notsignal. Im Zuge des Vietnam-Kriegs ist es während der 1960er Jahre zu einem Symbol des politischen Protests geworden. © imago
Matt Hobbs benutzt Milch, nachdem er in der Nähe des Metropolitan Detention Center in der Innenstadt von Los Angeles mit Tränengas beschossen wurde. Die Demonstranten protestieren gegen die Operation der Bundeseinwanderungsbehörde vom Vortag bei der die Behörden Dutzende von Menschen festgenommen hatten.
Matt Hobbs benutzt Milch, nachdem er bei Anti-ICE-Protesten in der Nähe des Metropolitan Detention Center in der Innenstadt von Los Angeles mit Tränengas beschossen wurde.  © Jae C. Hong/dpa
Eine Blitzbombe explodiert auf dem 101 Freeway in der Nähe des Metropolitan Detention Center in der Innenstadt von Los Angeles. Die Demonstranten protestieren gegen die Operation der Bundeseinwanderungsbehörde vom Vortag bei der die Behörden Dutzende von Menschen festgenommen hatten.
Eine Blitzbombe explodiert auf dem 101 Freeway in der Nähe des Metropolitan Detention Center in der Innenstadt von Los Angeles während der Anti-ICE-Proteste. © Eric Thayer/dpa
Die aktuellen Proteste in Los Angeles erinnern bereits jetzt an die Unruhen in L.A. im Jahr 1992.
Die aktuellen Proteste in Los Angeles erinnern bereits jetzt an die Unruhen in L.A. im Jahr 1992. Diese begannen am 29. April, als vier weiße Polizisten, die der Misshandlung des schwarzen Rodney Kings angeklagt waren, freigesprochen wurden. Die Empörung vor allem der innerhalb der afroamerikanischen Bevölkerung weitete sich zu tagelangen Protesten aus. 53 Menschen starben im Zuge der Gewaltausbrüche. © imago
Soldaten der kalifornischen Nationalgarde feuern Tränengas und Gummigeschosse auf Demonstranten. Seit Tagen wird in Kalifornien gegen Operationen der US-Einwanderungsbehörde ICE protestiert.
Soldaten der kalifornischen Nationalgarde feuern Tränengas und Gummigeschosse auf Demonstranten.  © Daniel Powell/dpa
Ein Demonstrant wird von der Polizei in der Innenstadt von Los Angeles festgenommen. Die Demonstranten protestieren gegen die Operation der Bundeseinwanderungsbehörde vom Vortag bei der die Behörden Dutzende von Menschen festgenommen hatten.
Ein Demonstrant wird von der Polizei in der Innenstadt von Los Angeles festgenommen. © Eric Thayer/dpa
Rauchbomben explodieren in der Innenstadt. Bis spät in die Nacht versammeln sich Demonstranten in der Innenstadt von Los Angeles und fordern ein Ende der jüngsten Razzien gegen Einwanderer und den Einsatz von Truppen der Nationalgarde.
Rauchbomben explodieren in der Innenstadt. Bis spät in die Nacht versammeln sich Demonstranten in der Innenstadt von Los Angeles und fordern ein Ende der jüngsten Razzien gegen Einwanderer und den Einsatz von Truppen der Nationalgarde. © Matthew Hoen/dpa
Rauch liegt in der Luft, als Demonstranten sich mit CHP-Beamten anlegen, nachdem sie den 101 Freeway in der Innenstadt besetzt haben, um gegen die Durchsuchung von Einwanderern zu protestieren.
Rauch liegt in der Luft, als Demonstranten sich mit Beamten anlegen, nachdem sie den 101 Freeway in der Innenstadt von Los Angeles besetzt haben, um gegen die Durchsuchung von Einwanderern zu protestieren. © Jill Connelly/dpa
Rauch füllt die Straße, als Demonstranten während einer Demonstration im Paramount-Viertel von Los Angeles den Grenzschutzbeamten gegenüberstehen. Die Demonstranten protestieren gegen die Operation der Bundeseinwanderungsbehörde vom Vortag bei der die Behörden Dutzende von Menschen festgenommen hatten.
Rauch füllt die Straße, als Demonstranten während einer Demonstration im Paramount-Viertel von Los Angeles den Grenzschutzbeamten gegenüberstehen.  © Eric Thayer/dpa
Polizisten stehen in Bereitschaft während einer Demonstration in Paramount, einem Stadtteil von Los Angeles. Die Demonstranten protestieren gegen die Operation der Bundeseinwanderungsbehörde vom Vortag bei der die Behörden Dutzende von Menschen festgenommen hatten.
Polizisten stehen in Bereitschaft während einer Demonstration in Paramount, einem Stadtteil von Los Angeles.  © Eric Thayer/dpa
Polizeibeamte stehen während einer Demonstration am 8. Juni 2025 unter einer Überführung in Los Angeles, Kalifornien. Nach einer Reihe von aggressiven Einwanderungsoperationen in Los Angeles eskalierten die Spannungen, als Beamte der Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) eine Razzia durchführten.
Polizeibeamte stehen während einer Demonstration am 8. Juni 2025 unter einer Überführung in Los Angeles, Kalifornien. Nach einer Reihe von aggressiven Einwanderungsoperationen in Los Angeles eskalierten die Spannungen, als Beamte der Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) eine Razzia durchführten. © David Pashaee/imago
Demonstranten knien während einer Demonstration in Los Angeles, Kalifornien, am 8. Juni 2025 auf dem Freeway.
Demonstranten knien während einer Demonstration in Los Angeles, Kalifornien, am 8. Juni 2025 auf dem Freeway. © David Pashaee/imago
Ein Demonstrant steht mit einer US-Flagge in der Hand vor einer Reihe von Polizeibeamten während einer Demonstration in Los Angeles, Kalifornien, am 8. Juni 2025.
Ein Demonstrant steht mit einer US-Flagge in der Hand vor einer Reihe von Polizeibeamten während einer Demonstration in Los Angeles, Kalifornien, am 8. Juni 2025. © David Pashaee/imago
Fans haben auf der Tribüne Protestschilder gegen die US-Einwanderungsbehörde ICE beim MLS-Spiel zwischen dem Los Angeles Football Club und Sporting Kansas City im BMO Stadium aufgespannt. Seit Tagen wird in Kalifornien gegen Operationen von ICE protestiert.
Fans haben auf der Tribüne Protestschilder gegen die US-Einwanderungsbehörde ICE beim MLS-Spiel zwischen dem Los Angeles Football Club und Sporting Kansas City im BMO Stadium aufgespannt. Seit Tagen wird in Kalifornien gegen Operationen von ICE protestiert. © Javier Rojas/dpa
Truppen der kalifornischen Nationalgarde versammeln sich am dritten Tag der Proteste gegen ICE und die Einwanderungspolitik von Donald Trump vor einem Bundesgefängnis in der Innenstadt von Los Angeles.
Truppen der kalifornischen Nationalgarde versammeln sich am dritten Tag der Proteste gegen ICE und die Einwanderungspolitik von Donald Trump vor einem Bundesgefängnis in der Innenstadt von Los Angeles. © Jonathan Alcorn/imago
Ein Radfahrer fährt während der Proteste in Los Angeles, Kalifornien, am 8. Juni 2025 an einem brennenden Auto vorbei.
Ein Radfahrer fährt während der Proteste in Los Angeles, Kalifornien, am 8. Juni 2025 an einem brennenden Auto vorbei. © Sahab Zaribaf/imago
Am dritten Tag der Proteste gegen den ICE und die Einwanderungspolitik von Donald Trump kommt es in der Innenstadt von Los Angeles zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und den Ordnungskräften.
Am dritten Tag der Proteste gegen den ICE und die Einwanderungspolitik von Donald Trump kommt es in der Innenstadt von Los Angeles zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und den Ordnungskräften. © Jonathan Alcorn/imago
Demonstranten marschieren zum Metropolitan Detention Center während einer Demonstration gegen ICE und Einwanderungsrazzien in Los Angeles.
Demonstranten marschieren zum Metropolitan Detention Center während einer Demonstration gegen ICE und Einwanderungsrazzien in Los Angeles. © Jim Ruymen/imago
Demonstranten marschieren zum Metropolitan Detention Center während einer Demonstration gegen ICE und Einwanderungsrazzien in Los Angeles.
Demonstranten marschieren zum Metropolitan Detention Center während einer Demonstration gegen ICE und Einwanderungsrazzien in Los Angeles. © Jim Ruymen/imago
LAPD-Beamte schlagen mit Schlagstöcken auf Demonstranten ein.
LAPD-Beamte schlagen mit Schlagstöcken auf Demonstranten ein. © Daniel Powell/imago

Gouverneur Newsom bezeichnete das Vorgehen von Donald Trump als Rechtsbruch. Der Demokrat sprach von „gestörten“ Fantasien eines „diktatorischen Präsidenten“. Trump würde „Chaos“ säen. Der US-Präsident reagierte drastisch: Er brachte auch eine eventuelle Verhaftung des Gouverneurs ins Spiel.

Trump sieht Proteste gegen Migrationspolitik als Aufstand

Tatsächlich gelten Trumps Schritte gegen die Demonstranten als ungewöhnlich und umstritten. Der US-Präsident beruft sich dabei auf den Title 10 des Kodex der USA. Er erlaubt dem Präsidenten, die Kontrolle über die Nationalgarde an sich zu ziehen, wenn eine „Rebellion oder die Gefahr einer Rebellion gegen die Autorität der Regierung der Vereinigten Staaten“ vorliegt.

Trump bewertet die Proteste gegen Beamte seiner Einwanderungsbehörde als eine solche Rebellion. In einer Anordnung an Verteidigungsminister Pete Hegseth habe er erklärt, er rufe die Nationalgarde ein, um Personal der US-Regierung „vorübergehend zu schützen“, berichtet die Los Angeles Times. Die Protestierenden behinderten die Umsetzung von US-Gesetzen und stellten somit „eine Form der Rebellion gegen die Autorität der US-Regierung dar“.

Trump ermächtigt Hegseth zum Einsatz der Nationalgarde und von Soldaten im Inland

Hegseth könne dafür mindestens 2000 Nationalgardisten mindestens 60 Tage lang mobilisieren, heißt es laut New York Times in der Anordnung. Gleichzeitig könne Hegseth reguläre Soldaten der US-Armee „nach Bedarf“ einsetzen, um die Nationalgarde zu verstärken. Die Polizeibehörde in Los Angeles erklärte allerdings, dass die Demonstrationen am Samstag weitgehend friedlich gewesen seien, bei gewalttätigen Ausschreitungen habe es sich um Einzelfälle gehandelt.

Proteste in den USA zu Festnahme und Abschiebung von Migranten

Die aktuellen Proteste in den USA wurden durch verstärkte Razzien der Einwanderungsbehörde ICE ausgelöst, insbesondere im Raum Los Angeles. Diese Einsätze zielen auf die Festnahme und Abschiebung von Migranten ohne gültige Papiere und sind Teil der verschärften Migrationspolitik der Trump-Regierung.

Was als friedliche Demonstrationen begann, eskalierte zu Zusammenstößen zwischen Protestierenden und Polizei. Als Reaktion ordnete US-Präsident Trump den umstrittenen Einsatz von Nationalgarde und regulären Streitkräften an.

Verfassungsrechtler nennt Trumps Einsatz der Nationalgarde „erschreckend“ – Klage läuft

Erwin Chemerinsky, einer der führenden Verfassungsrechtler des Landes, sagte gegenüber der Los Angeles Times, es sei „erschreckend“, dass Trump die kalifornische Nationalgarde ohne Ermächtigung des Gouverneurs übernehme, um Proteste niederzuschlagen. Die Trump-Regierung setze „das Militär im Inland ein, um Dissens zu unterdrücken“, sagte der Dekan der juristischen Fakultät der Universität in Berkeley.

Der Bundesstaat Kalifornien forderte bereits eine rechtliche Prüfung: Er reichte am Montagabend Klage ein. Die Begründung lautet, dass Donald Trump den kalifornischen Gouverneur Newsom nicht hätte umgehen dürfen, als er den Einsatz der Nationalgarde anordnete. Trump habe damit die Rechte der Bundesstaaten verletzt, die im zehnten Zusatzartikel der US-Verfassung festgeschrieben seien.

Zudem argumentiert der Staat Kalifornien, dass auch die örtliche Polizei die Proteste hätte überwachen können. Trumps Justizministerium antwortete bisher nicht auf die Klage und hat eine Stellungnahme abgelehnt.

Truppen der Nationalgarde schlagen in Los Angeles Demonstranten nieder. Ob US-Präsident Donald Trump die Nationalgarde entsenden durfte, ist rechtlich umstritten.

Trump könnte wegen Protesten gegen Migrationspolitik den Insurrection Act aktivieren

Sollte die Lage weiter eskalieren, könnte Trump sich auch auf das sogenannte Aufstandsgesetz aus dem Jahr 1807 berufen. Der „Insurrection Act“ erlaubt es dem Präsidenten, die Kontrolle über die Nationalgarde zu übernehmen, wenn es wegen rechtswidriger Rebellion gegen die Autoritäten nicht mehr möglich ist, Bundesgesetze durchzusetzen. Ob solch eine Situation vorliegt, darüber entscheidet der US-Präsident.

Falls Trump sich auf den „Insurrection Act“ beruft, ist dies juristisch ebenfalls nicht wasserdicht: Verfassungsrechtler Chemerinsky betonte, seine Anwendung sei „extremen Umständen“ vorbehalten, in denen es keine anderen Möglichkeiten zur Aufrechterhaltung des Friedens gebe.

Juraprofessorin Jessica Levinson betonte in der Los Angeles Times, sollte Trump den „Insurrection Act“ anwenden, „werden wir in den nächsten Stunden, Tagen und Wochen große Rechtsstreitigkeiten darüber erleben, ob diese weitreichenden Vollmachten unter diesen Umständen angewendet werden können oder nicht.“

Auch Bush setzte einst Nationalgarde gegen Proteste ein – aber mit Zustimmung des Gouverneurs

Zwar setzt 1992 auch Ex-US-Präsident George H. W. Bush die Nationalgarde ein, um die Unruhen in Los Angeles niederzuschlagen. Damals waren Polizisten vom Vorwurf der Prügelattacke auf den Afroamerikaner Rodney King freigesprochen worden. Allerdings beorderte Bush die Nationalgarde auf ausdrücklichem Wunsch des damaligen Gouverneurs von Kalifornien. Laut New York Times besagt der entsprechende Gesetzesartikel auch, dass Einberufungen der Nationalgarde „durch die Gouverneure der Staaten erteilt werden müssen“.

Die Nationalgarde in den USA

Normalerweise haben in den USA die einzelnen US-Bundesstaaten die Kontrolle über die Nationalgarde, die parallel zur US-Armee existiert. Sie ist laut tagesschau.de eine militärische Reserveeinheit, die eng mit den US-Streitkräften verbunden ist. Eingesetzt wird sie von den US-Bundesstaaten zum Beispiel bei Waldbränden, Überschwemmungen und andren Umweltkatastrophen sowie bei inneren Unruhen. Jeder US-Bundesstaat hat seine eigene Nationalgarde, der jeweilige Gouverneur hat die Befehlskraft über sie. Die Mitglieder der Nationalgarde sind laut New York Times vor allem Teilzeit-Soldaten mit zivilien Vollzeit-Jobs.

Trump sieht sich als Oberbefehlshaber der Streitkräfte wohl legitimiert

Laut New York Times verwies Trump beim Einsatz der Soldaten gegen Zivilisten auch auf „die mir als Präsident durch die Verfassung übertragene Autorität“. Er berufe sich offenbar also auf seine Funktion als Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Ob ihn dies zum Einsatz der Nationalgarde ermächtige, sei rechtlich aber nicht abschließend geklärt, heißt es.

Rechtlich umstritten ist auch, ob US-Bundestruppen auf heimischen Boden eingesetzt werden dürfen. Die 700 US-Marinesoldaten, die Trump nach Los Angeles schichte, sind aktive Mitglieder der US-Armee, die eigentlich die USA gegenüber anderen Staaten militärisch verteidigen sollen. Ihre Entsendung in eine US-Innenstadt ist ein höchst ungewöhnlicher Schritt.

Trump entsendet US-Marinesoldaten nach Los Angeles – rechtlich umstritten

Nach einem Gesetz von 1878 ist es laut New York Times in den USA eigentlich auch illegal, Bundestruppen für polizeiliche Zwecke im Landesinneren einzusetzen. Auch hier würde jedoch der „Insurrecion Act“ von 1807 eine Ausnahme liefern.

Möglich ist, dass künftig auch Protestierende gegen den Einsatz der Nationalgarde und der Soldaten klagen werden. Sie könnten sich auf den Schutz der Meinungs- und Versammlungsfreiheit berufen, der im ersten Zusatzartikel der US-Verfassung festgeschrieben ist. (smu)

Rubriklistenbild: © Imago (Montage)

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