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Washington Post

Anklage zum Kapitol-Sturm: Warum sich Trump auf Nixon beruft

Der Staatsanwalt will Trumps Immunität wegen eines Prozesses über Wahlbetrugsvorwürfe umgehen. Im Streit verweisen beide Parteien auf Ex-Präsident Nixon.

Washington, D.C. – Der Oberste Gerichtshof der USA wägt ab, ob er Argumente zur Aufhebung von Donald Trumps präsidialer Immunität bei der Anklage zum Kapitol-Sturm vom 6. Januar 2021 im Schnellverfahren behandeln soll. Der Sonderbevollmächtigte Jack Smith hat argumentiert, dass sich Trumps Immunität nicht auf die Strafjustiz erstreckt. Das Anwaltsteam des Republikaners Trump hat in einer Eingabe an ein niedrigeres Gericht argumentiert, dass sie doch gilt – und beide Seiten berufen sich auf Richard M. Nixon.

Smith und Trumps Anwälte haben sich beide auf Urteile des Obersten Gerichtshofs zum 37. Präsidenten verwiesen, um ihre Argumente zu untermauern. Aber sie berufen sich auf zwei sehr unterschiedliche Fälle mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen.

Trump und der Nixon-Prozess: Staatsanwalt zieht Parallelen

Der Sonderstaatsanwalt verweist auf den bekannteren der beiden Fälle, das Urteil der USA gegen Nixon aus dem Jahr 1974. In diesem wurde Nixon verpflichtet, einer strafrechtlichen Vorladung zur Herausgabe seiner Tonbänder aus dem Weißen Haus im Watergate-Skandal Folge zu leisten. Im April 1974 forderte der mit der Untersuchung des Watergate-Einbruchs von 1972 beauftragte Sonderstaatsanwalt Leon Jaworski Nixons Tonbänder und andere Dokumente an. Er glaubte, sie könnten Beweise gegen die sieben bereits angeklagten Männer enthalten.

Ex-US-Präsident Donald Trump könnte vor Gericht seine Immunität verlieren.

Nixon hielt sich zurück und gab dann stark bearbeitete Abschriften der Tonbänder frei. Jaworski sagte, das sei nicht gut genug, und ein Bundesbezirksgericht stimmte ihm zu. Sowohl der Sonderstaatsanwalt als auch Nixon legten direkt beim Obersten Gerichtshof Berufung ein. Am 8. Juli 1974 wurden ihre Argumente angehört.

Nixon verlor seine Immunität. Könnte das Trump auch passieren?

Nixons Anwälte warteten mit allen erdenklichen Argumenten auf. Sie behaupteten, der Oberste Gerichtshof sei gar nicht zuständig, da es sich um einen Streit zwischen zwei Parteien innerhalb der Exekutive handele. Außerdem gebe es zwei Punkte, die die Verfassung zwar nicht ausdrücklich nenne, aber andeute. Das Privileg der Exekutive und die Immunität des Präsidenten. Ersteres bedeute, dass die private Kommunikation des Präsidenten in Ausübung seines Amtes nicht öffentlich gemacht werden dürfe; letzteres bedeute, dass der Präsident gegen alle gerichtlichen Verfahren immun sei.

Die Richter glaubten nichts davon. Zwei Wochen später entschieden sie gegen Nixon. „Ein absolutes, uneingeschränktes Privileg des Präsidenten, unter allen Umständen von Gerichtsverfahren verschont zu bleiben, gibt es nicht“, urteilte das Gericht. Nixon händigte die Tonbänder aus, die belastende Beweise für seine Beteiligung an einer Vertuschung enthielten, und trat bald darauf zurück.

Trump-Team beruft sich auf Nixon-Spezialfall

Trumps Rechtsbeistand beruft sich auf den weniger bekannten Fall Nixon gegen Fitzgerald, der dem Präsidenten 1982 absolute Immunität zumindest gegenüber einer Art von Gerichtsverfahren gewährte. Alles begann mit einem Mann namens A. Ernest Fitzgerald, einem Ingenieur, der für die US-Luftwaffe arbeitete. Obwohl er ein Veteran der Navy aus dem Zweiten Weltkrieg war, war er in seiner Funktion bei der Air Force ein Zivilist, der als eine Art Effizienzexperte fungierte, um Arbeitsabläufe zu verbessern und die Ausgaben unter Kontrolle zu halten.

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Im Jahr 1968, als Lyndon B. Johnson noch Präsident war, sagte Fitzgerald vor dem Kongress aus – gegen den Willen seiner Air-Force-Kollegen –, um über zügellose Mehrausgaben für ein Transportflugzeugprogramm in Höhe von zwei Milliarden Dollar und die Bemühungen des Pentagons zu berichten, dies vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Im folgenden Jahr sagte er erneut aus, diesmal unter Nixon als Oberbefehlshaber. Fitzgerald wurde 1970 entlassen. Er klagte und wurde schließlich wieder eingestellt, ein Kreislauf, den er und das Militär jahrzehntelang fortsetzen sollten. (Sein Vorgesetzter nannte ihn einmal „die meistgehasste Person in der Luftwaffe“).

Präsidiale Immunität nur im Ausnahmefall

1978 wurden dann Tonbänder aus Nixons Zeit im Weißen Haus veröffentlicht, aus denen hervorging, dass der Präsident selbst die Entlassung Fitzgeralds angeordnet hatte, indem er Adjutanten anwies, „diesen Mistkerl loszuwerden“.

Dieses Mal verklagte Fitzgerald Nixon persönlich. Nixons Team argumentierte, dass ein amtierender Präsident gegen persönliche Schadensersatzklagen immun sei, so wie es auch Richter und Staatsanwälte sind. Sie können für ihr Fehlverhalten bestraft werden, aber das sind andere Verfahren als eine Zivilklage, die von einer geschädigten Partei eingereicht wird. So kann beispielsweise ein mutmaßliches Opfer eines Verbrechens einen Staatsanwalt nicht verklagen, weil er es abgelehnt hat, den mutmaßlichen Täter zu verfolgen.

Immunität soll Präsidenten vor zu vielen Klagen schützen

Obwohl sich Nixon mit Fitzgerald auf 144.000 Dollar einigte, gelangte die Frage der Immunität des Präsidenten in diesem Fall bis zum Obersten Gerichtshof. Im Jahr 1982 gab das Gericht Nixon in einer 5:4-Entscheidung Recht. „Wegen der besonderen Bedeutung der Pflichten des Präsidenten würde eine Ablenkung seiner Energien durch die Beschäftigung mit privaten Klagen einzigartige Risiken für das effektive Funktionieren der Regierung mit sich bringen“, urteilte das Gericht. Wenn ein Präsident, der innerhalb des „äußeren Rahmens“ seiner Aufgabenbeschreibung handelt, von irgendjemandem verklagt werden könnte – zum Beispiel von der Mutter eines US-Soldaten oder einem Piloten, der von der Air Force One aufgehalten wird –, dann hindere ihn Angst vor Klagen an der Ausübung seiner Pflichten.

Der Oberste Gerichtshof schränkte die absolute Immunität des Präsidenten in den 1990er-Jahren ein und entschied in der Rechtssache Clinton gegen Jones, dass auch ein amtierender Präsident wegen angeblichen Fehlverhaltens, das vor seiner Amtszeit begangen wurde, verklagt werden kann.

Trump-Klage als Kontrollinstrument?

Doch zurück zum Fall Fitzgerald. In seinem Urteil wies das Gericht darauf hin, dass es, wie bei Richtern und Staatsanwälten, die des Fehlverhaltens beschuldigt werden, neben Klagen auch andere Methoden gibt, die Macht eines Präsidenten zu kontrollieren. „Es besteht kein Grund zur Besorgnis, dass der Präsident über dem Gesetz steht, da seine Befugnisse durch ein Amtsenthebungsverfahren und andere Verfahren kontrolliert werden“, urteilte das Gericht und verwies auf andere Kontrollmechanismen wie die Presse, das Risiko der Abwahl und die Sorge um das politische Vermächtnis.

Weg frei für Trump: Haley steigt aus US-Vorwahlkampf aus

Donald Trump will wieder US-Präsident werden
Nun ist es raus: Donald Trump will 2024 erneut als US-Präsident antreten. Dann wird der Milliardär aus New York 78 Jahre alt sein. Trump hatte das Amt 2017 bis 2021 inne, verlor 2020 aber die Wahl und musste auf eine zweite Amtszeit verzichten. Die soll nun im dritten Anlauf gelingen. Trump wäre erst der zweite Präsident in der Geschichte der USA, dem ein solches Comeback gelingen würde. © Andrew Harnik/dpa
Nikki Haley tritt als US-Botschafterin bei der UN zurück und 2024 vielleicht noch einmal an
Nikki Haley war Trumps letzte verbliebene Rivalin. Doch am Ende zog auch sie sich aus dem parteiinternen Rennen um die US-Präsidentschaft zurück. Nach ihrer Serie von Niederlagen am Super Tuesday verkündete Haley ihren Ausstieg. Die ehemalige Gouverneurin des Bundesstaates South Carolinas wechselt ihre Haltung zu Donald Trump wie andere Leute die Kleidung. Als Botschafterin Trumps bei den Vereinten Nationen war sie enge Vertraute des Ex-Präsidenten, nach dem Sturm aufs Kapitol distanzierte sie sich. Dann sagte sie, sie werde nicht kandidieren, sollte Trump erneut antreten. Haley gilt als Establishment-Republikanerin, die für möglichst geringe Sozialausgaben, niedrige Steuern und eine aggressive Außenpolitik steht. © Evan Vuccid/dpa
Floridas Gouverneur Ron de Santis spricht nach dem Sieg bei den Midterms zu seiner Anhängerschaft
Als härtester Konkurrent für die Nominierung bei den Republikanern für die US-Wahl 2024 galt lange Ron DeSantis. Der Gouverneur Floridas feierte bei den Midterms einen klaren Sieg und wurde von der Wählerschaft im Amt bestätigt. Er galt als der Hoffnungsträger in der Partei. Das Rennen um die Präsidentschaftsnominierung hat er aber inzwischen aufgegeben. DeSantis hatte sich in der Vergangenheit als Trump-Fan inszeniert, geht mittlerweile aber auf Distanz zum Ex-Präsidenten. Hier zu sehen ist der Politiker mit seiner Frau Casey DeSantis und den drei gemeinsamen Kindern. © IMAGO/Luis Santana
Der erfahrene Politiker Asa Hutchinson tritt als Anti-Trump-Kandidat an
Er war bereits Staatsanwalt, Abgeordneter im Repräsentantenhaus, Behördenleiter der Anti-Drogenbehörde DEA und Gouverneur des Bundesstaates Arkansas. Jetzt wollte Asa Hutchinson 2024 republikanischer Präsidentschaftskandidat werden, doch nach der Vorwahl in Iowa zog er seine Kandidatur zurück. Hutchinson trat als Alternative zu Donald Trump an, denn seines Erachtens sollte dieser „nicht der nächste Anführer unseres Landes sein“. Hutchinson forderte Trump auf, seine Kandidatur aufgrund der Anklage gegen ihn in New York zurückzuziehen – eine Sicht, die die republikanische Wählerschaft nicht teilt. © SCOTT OLSON / AFP
Vivek Ramaswamy, Trump-Fan mit Anti-Woke-Agenda
Vivek Ramaswamy hatte Großes vor. Der 38-jährige, rechtslibertäre Tech-Unternehmer mit indischen Wurzeln wollte US-Präsident werden. Nach seinem enttäuschenden Abschneiden bei der Vorwahl in Iowa warf er aber das Handtuch und empfahl, Trump zu Wählen. Der Trump-Fan sieht die USA in einer „nationalen Identitätskrise“ und fordert eine „nationale Wiederbelebung“. Dazu will er z.B. das FBI und das Bildungsministerium abschaffen. Er wolle Trumps „America-First-Aganda auf die nächste Stufe bringen“.  © Anna Moneymaker / AFP
US-Wahl 2024: Ehemaliger Trump-Vertrauter Christie will ins Weiße Haus
Chris Christie hatte auch noch einmal Ambitionen auf das Weiße Haus angemeldet. Der frühere Gouverneur des US-Bundesstaats New Jersey war einst ein enger Vertrauter von Donald Trump, hat sich aber mittlerweile von ihm losgesagt und kritisiert ihn sogar öffentlich. So bezeichnete er den früheren Präsidenten wegen dessen Haltung zum Ukraine-Krieg als „Feigling“ und „Marionette“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Christie wollte 2016 schon einmal Präsidentschaftskandidat seiner Partei werden, zog nach schlechten Ergebnissen bei den Vorwahlen aber zurück. Diesmal gab er bereits vor den Vorwahlen der Republikaner auf. © Charles Krupa/dpa
Zu den krassen Außenseitern zählt auch Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt.
Zu den krassen Außenseitern zählte von Beginn an Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt. Der Republikaner, der am 4. Dezember aus dem Rennen ausstieg, ist seit dem 15. Dezember 2016 Gouverneur von North Dakota. Vor seiner politischen Karriere war er Softwareunternehmer, Microsoft-Manager und Risikokapitalgeber. Im April unterzeichnete Burgum ein Gesetz, das Abtreibungen in der sechsten Schwangerschaftswoche verbietet. Zudem hat er zahlreiche Gesetze unterzeichnet, die die Rechte von trans Menschen einschränken. © SCOTT OLSON/afp
Senator Tim Scott aus dem Bundesstaat South Carolina begreift seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen als Verkörperung des amerikanischen Traumes. In einem im April veröffentlichten Video spricht er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und fordert mehr Optimismus. Scott betont darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nennt er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung.
Tim Scott (blaues Hemd) hat sich aus dem Rennen um die Kandidatur verabschiedet. Am 12. November zog der Senator aus South Carolina seine Kandidatur zurück. In einem im April veröffentlichten Video sprach er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und forderte mehr Optimismus. Scott betonte darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nannte er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung. Seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen begreift Scott als Verkörperung des amerikanischen Traumes.  © ALLISON JOYCE
Mike Pence könnte 2024 bei der US-Wahl für das Amt des Präsidenten kandidieren.
Ausgestiegen ist auch Trumps ehemaliger Vizepräsident. „Dies ist nicht meine Zeit“, sagte Mike Pence am 28. Oktober 2023. Pence war in Umfragen weit abgeschlagen und hatte Medienberichten zufolge Probleme bei der Beschaffung von Geldern für seine Kampagne. „Wir wussten immer, dass dies ein harter Kampf sein würde, aber ich bereue nichts“, erklärte Pence. Mit kritischen Kommentaren nach den Midterms hatte sich der ultrakonservative Pence für einen möglichen Machtkampf innerhalb der Republikanischen Partei in Stellung gebracht. © IMAGO/Aimee Dilger
Larry Elder ist 2024 der erste schwarze Präsidentschaftskandidat bei den Republikanern
Am 26. Oktober zog sich Larry Elder zurück. Schon bei seinem ersten Versuch als Politiker war er gescheitert: 2021 versuchte der rechte Radiomoderator und Rechtsanwalt erfolglos, Kaliforniens demokratischen Gouverneur Gavin Newsom abzulösen. Elder vertritt rechtsradikale Ansichten, wie ein Abtreibungsverbot, glaubt, dass an Grenzen „Mauern funktionieren“, Antirassismus sowie Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion hingegen nicht. © SCOTT OLSON / AFP
Perry Johnson ist im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur.
Am 20. Oktober zog sich auch Perry Johnson aus dem Wahlkampf zurück. Er war im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur. Aufgefallen war der Unternehmer zuvor nur im Jahr 2022, als er für das Amt des Gouverneurs in Michigan kandidieren wollte. Wegen unsauberer Machenschaften wurde er allerdings von den republikanischen Vorwahlen vorzeitig ausgeschlossen. Johnson positionierte sich im Wahlkampf gegen Abtreibungen. Zudem kritisierte er die Höhe der Hilfsgelder, die die USA der Ukraine zur Verfügung stellen. Zugleich stellte Johnson aber klar, dass er Wladimir Putin nicht vertraue. © SCOTT OLSON/afp
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung sind bisher Ryan Binkley, Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez.
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung waren auch Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez. Auch sie haben ihre Kandidatur bereits wieder zurückgezogen. Im Rennen sind dagegen noch Ryan Binkley, John Anthony Castro und E. W. Jackson. Chancen auf eine Nominierung dürften sie allerdings kaum haben. Großer Favorit bleibt allen Anklagen und Prozessen zum Trotz weiter der frühere Präsident Donald Trump. Die Republikaner haben auf jeden Fall die Qual der Wahl. © ALLISON JOYCE/afp

Gehört zu diesen „anderen Verfahren“ auch das Strafrechtssystem, wie in diesem Fall gegen Trump? Der Oberste Gerichtshof hat sich dazu noch nie geäußert.

Trumps Argumentation könnte vor Gericht scheitern

Wenn – und das ist ein großes wenn – die Vergleiche des Gerichts mit Richtern und Staatsanwälten im Fall Fitzgerald auf diese Frage ausgedehnt würden, könnte die Antwort Ja lauten. In seltenen Fällen wurden Richter und Staatsanwälte für Straftaten inhaftiert, die sie im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit begangen haben – zum Beispiel die beiden Richter aus Pennsylvania, die in den 2000er Jahren in den Skandal „kids for cash“ (Kinder gegen Geld) verwickelt waren und Tausende von Kindern zu harten Strafen verurteilten, um die Auslastung einer privaten Jugendstrafanstalt in der Nähe zu erhöhen.

Die Verfassung äußert sich tatsächlich zu Präsidenten und strafrechtlicher Verantwortung, aber sie ist in einem dieser verrückten, klausellastigen Schachtelsätze verpackt. Hier ist die Passage: „Die Verurteilung im Falle einer Anklage reicht nicht weiter als bis zur Entfernung aus dem Amt und zur Disqualifikation für die Ausübung eines Ehren-, Vertrauens- oder Profitamtes in den Vereinigten Staaten; der Verurteilte ist jedoch haftbar und unterliegt der Anklage, dem Prozess, dem Urteil und der Bestrafung nach dem Gesetz.“

Trump und Smith legen sich Gesetzestext aus wie es gerade passt

Das Team des Sonderberaters argumentiert, dass dies bedeutet, dass Präsidenten unbedingt strafrechtlich verfolgt werden können, und zwar in einem von der Anklageerhebung getrennten Verfahren, das nur der Amtsenthebung und nicht der Bestrafung dient. Trumps Team argumentiert, dass dies bedeutet, dass Präsidenten nur dann strafrechtlich verfolgt werden können, wenn sie in einem Amtsenthebungsverfahren verurteilt und abgesetzt wurden, was bei Trump nicht der Fall war.

Trump ist der erste Präsident, der angeklagt wird, aber er ist nicht der erste, der verhaftet wird. Ulysses S. Grant wurde 1872 während seiner Amtszeit verhaftet, weil er mit seiner Pferdekutsche zu schnell gefahren war. Presseberichten zufolge war Grant mit dem Beamten - einem schwarzen Bürgerkriegsveteranen - befreundet und bat nicht um eine Sonderbehandlung aufgrund seiner Stellung. Auch am nächsten Tag erschien er nicht zum Gericht. Es wurden keine weiteren Maßnahmen ergriffen, so dass die Frage nach der Immunität eines amtierenden Präsidenten vor dem Gesetz unbeantwortet blieb.

Zur Autorin

Gillian Brockell ist eine Mitarbeiterin des Geschichtsblogs Retropolis der Washington Post. Sie arbeitet seit 2013 bei der Post und war zuvor als Videoredakteurin tätig.

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Dieser Artikel war zuerst am 15. Dezember 2023 in englischer Sprache bei der „Washingtonpost.com“ erschienen – im Zuge einer Kooperation steht er nun in Übersetzung auch den Lesern der IPPEN.MEDIA-Portale zur Verfügung.

Rubriklistenbild: © Alex Wroblewski/Imago

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