33 Bombendrohungen
Trump diffamiert weiter Migranten: Nach Haustier-Lüge öffentliche Schulen in Ohio unter Polizeischutz gestellt
Beim TV-Duell behauptete Trump fälschlich, Migranten würden in Springfield Hunde und Katzen essen. Deswegen muss die Polizei nun die öffentlichen Schulen der Stadt beschützen.
Springfield – „In Springfield essen sie die Hunde – die Menschen, die hereingekommen sind – sie essen die Katzen, sie essen die Haustiere der Menschen, die dort leben“, behauptete Donald Trump während des TV-Duells zur US-Wahl gegen die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris über haitianische Migrantinnen und Migranten in Springfield, Ohio. Er nahm damit eine rassistische Lüge auf, derer sich schon sein Vize J.D. Vance bedient hatte. Weil laut dem Gouverneur von Ohio Mike DeWine infolgedessen 33 Bombendrohungen gegen öffentliche Gebäude in Springfield eingingen, müssen nun Polizisten des Bundesstaats die städtischen Schulen bewachen.
Dass die Mär von den Haustiere-essenden Migranten keinerlei faktische Grundlage hat, beteuerten bereits mehrfach Vertreter der Stadtverwaltung von Springfield, deren Chef mit Bürgermeister Rob Rue ein Republikaner ist: „Es gibt hier keine einzige Anzeige von Einwohnern über Haustiere oder andere Tiere, die gestohlen, gegessen oder irgendwie getötet wurden«, so Karen Graves, Sprecherin der Stadt. Auch der republikanische Gouverneur DeWine bezeichnete Trumps und Vances Einlassungen im Interview mit dem US-Sender ABC als „Müll, der einfach nicht wahr ist.“ Dennoch kritisierte er keinen von beiden dafür.
Trumps Haustier-Lüge macht nach Bombendrohungen Polizeischutz für Schulen nötig
Vance verschaffte der Verschwörungserzählung erste Prominenz, als er am 9. Oktober im Hinblick auf Springfield auf X (ehemals Twitter) behauptete, „Berichte“ würden zeigen, „dass Haustiere entführt und gegessen werden, von Menschen, die nicht in diesem Land sein sollten.“ Damit reagierte er einer Rekonstruktion der Washington Post zufolge wohl auf einen Social-Media-Post vom 6. September, der einen Screenshot eines vermeintlichen früheren Posts aus Springfield zeigte. Darin hieß es, dass die „Freundin der Nachbarstochter“ eine Katze gesehen habe, die an einem Baum hing, um geschlachtet und gegessen zu werden. Weiter wurde ohne Beweise behauptet, dass in dem zugehörigen Haus Haitianer lebten.
In der Zwischenzeit legte Vance noch einmal nach und sagte am 15. September mit Bezug zur Haustier-Lüge gegenüber CNN, dass er, wenn er „Geschichten erfinden muss, damit die amerikanischen Medien dem Leid der amerikanischen Bevölkerung tatsächlich Aufmerksamkeit schenken, dann werde ich das tun“.
Die rechtsextreme Aktivistin Laura Loomer könnte Trump und Vance das Gerede von der Haustier-Lüge in den Mund gelegt haben. Die Verschwörungstheoretikerin hatte das Attentat vom 11. September 2001 in der Vergangenheit als „inside job“ bezeichnet und war wegen Islam-feindlicher Posts auf Twitter gesperrt worden, bevor Elon Musk die Social-Media-Plattform erworben hatte. Jüngst war sie nach CNN-Informationen immer häufiger Teil von Trumps Entourage und soll seine private Handynummer besitzen. Als der Ex-Präsident vor dem TV-Duell gegen Harris in Philadelphia landete, verließ Loomer gemeinsam mit ihm seinen Privatjet.
Republikanischer Gouverneur von Ohio schickt zusätzliche Sicherheitskräfte
Der Gouverneur von Ohio verstärkte nun die Präsenz von Polizisten des Bundesstaates in Springfield, um einer Eskalation der Gewalt vorzubeugen, vor der sich Mitglieder der 10.000 bis 15.000 Personen umfassenden lokalen haitianischen Gemeinde fürchten. Viles Dorsainvil, Diplom-Theologe und Leiter des Haitian Community Help & Support Center der Stadt, sorgt sich laut dem Spiegel darum, „dass diese Behauptungen in Massengewalt eskalieren könnten“. Er sprach gar von der Gefahr eines Pogroms gegen Haitianer.
Daher schickt Gouverneur DeWine 36 zusätzliche Polizisten der Highway Patrol nach Springfield. Sie sollen in der ganzen Stadt postiert werden, um für zusätzliche Sicherheit zu sorgen. Außerdem würden diese Sicherheitskräfte jeden Morgen die öffentlichen Schulen durchsuchen, so DeWine. „Unsere Kinder verdienen es, in der Schule zu sein“, kommentierte der Republikaner seine Maßnahme bei einer Pressekonferenz.
Schon einen Tag nach dem TV-Duell von Trump gegen Harris waren mehrere Bombendrohungen gegen öffentliche Gebäude in Springfield eingegangen. Das Rathaus, zwei Schulen, die Kfz-Zulassungsstelle und die Führerscheinprüfungsstation wurden nach Spiegel-Informationen von der Polizei geräumt, doch fand sie keine Sprengsätze.
Trump macht Demokraten verantwortlich und geifert weiter gegen Migranten
Donald Trump schießt auf X währenddessen unentwegt gegen Migranten. Es ist auf traurige Weise ironisch, dass er nach dem mutmaßlichen erneuten Attentatsversuch auf ihn die Rhetorik seiner demokratischen Gegenkandidatin und ihrer Partei dafür verantwortlich macht, „die Politik in unserem Land auf eine ganz neue Ebene des Hasses, des Missbrauchs und des Misstrauens gebracht“ zu haben. Wegen „dieser kommunistischen linken Rhetorik“ flögen die Kugeln, so der Ex-Präsident weiter.
Donald Trump entgeht Attentat auf Golfplatz in Florida – Bilder und Eindrücke




Unbeeindruckt zeigte er sich außerdem von der möglichen Gefahr für Leib und Leben aller Stadtbewohner, die von Vances und seinen Falschinformationen über die haitianische Gemeinschaft in Springfield ausgeht. Er bekräftigte stattdessen wieder einmal, dass es „eine unverzeihliche Sünde“ sei, „Millionen von Menschen aus unbekannten Ländern zu erlauben, in unser Land einzudringen und es zu übernehmen.“ Die Grenzen müssten „geschlossen“ und „die Terroristen, Kriminellen und Geisteskranken“ sofort aus „den amerikanischen Städten und Gemeinden entfernt“ und „abgeschoben“ werden. (mickis)
Rubriklistenbild: © Yuki Iwamura
