Abhängig von Moskau
Pulverfass Transnistrien: Moldau will pro-russische Region schnellstmöglich eingliedern
Die Region Transnistrien, die nur von Russland anerkannt wird, soll in die Republik Moldau eingegliedert werden. Das verkündete Präsidentin Maia Sandu.
Chișinău/Tiraspol - Die Republik Moldau will noch vor einem möglichen Beitritt zur Europäischen Union die Separatisten-Region Transnistrien in ihr Staatsgebiet eingliedern. Präsidentin Maia Sandu kündigte am Dienstag in Norwegen an, dass sie das Land bis zum Jahr 2030 auf die EU-Integration vorbereiten wolle. „Im Idealfall möchten wir, dass die Reintegration des Landes vor dem Beitritt erfolgt, und wir arbeiten daran, aber es hängt nicht nur von uns ab.“ In Oslo unterzeichnete Sandu ein Energie-Abkommen mit Norwegen, so soll die Versorgung des Landes künftig nicht mehr von russischen Gaslieferungen abhängig sein.
Die international nicht anerkannte Republik Transnistrien entstand zwischen 1990 und 1992 während des Zerfalls der Sowjetunion durch Abspaltung von der Republik Moldau. Die Unabhängigkeitsbestrebungen mündeten von März bis Juli 1992 in einen Krieg. Die Kämpfe forderten mehr als 500 Todesopfer und endeten mit dem militärischen Eingreifen der dort stationierten 14. Gardearmee Russlands auf der Seite der Separatisten. In Folge der Kämpfe erklärte sich Transnistrien für unabhängig, was die Republik Moldau seit ihrer eigenen Unabhängigkeit von der Sowjetunion (27. August 1991) nie anerkannte.
Pulverfass Transnistrien: Neben russischer auch ukrainische Bevölkerung
Die Region grenzt im Osten an die Ukraine, die Einwohnerzahl sinkt seit Jahren nach unten. Laut dem Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien hatte die Region 1990 noch etwas mehr als 700.000 Einwohnerinnen und Einwohner, im Jahr 2021 lebten noch rund 465.000 Menschen dort. Bis heute erkennt nur Russland die Provinz und ihre Regierung an. Die übrigen Staaten sehen in ihr einen Teil der Republik Moldau.
Etwa ein Viertel der Bevölkerung Transnistriens sind russisch, knapp 30 Prozent ukrainisch und die übrigen überwiegend moldawisch. Transnistrien hat eigene paramilitärische Verbände, daneben sind aber geschätzt etwa 1500 russische Soldaten dort stationiert. Vergangenen Februar haben die Separatisten Russland um Schutz vor der Regierung in Chișinău gebeten.
Moldau will Abhängigkeit von Russland verringern
Seit dem Überfall der russischen Armee auf die Ukraine versucht sich die Regierung in Chișinău aus der russischen Abhängigkeit zu lösen und importiert Gas über das angrenzende Rumänien. Die Republik Moldau bezieht den Großteil des benötigten Stroms aus einem Gas-Kraftwerk in Transnistrien. Die Region selbst ist dabei auf Lieferungen aus Russland angewiesen. Diese sollen laut dem moldauischen Energieminister Victor Parlicow auch nicht behindert werden.
Allerdings wird das russische Gas über Pipelines, die durch die Ukraine führen, transportiert. Ende 2024 laufen die Transitabkommen aus, Parlicow erklärte, die Verträge nicht zu verlängern. Ohne die russischen Gaslieferungen könnte Transnistrien vor großen wirtschaftlichen Problemen stehen. (fmü)
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