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Russland kämpft im eigenen Land gegen vermeintliche Spione. Putin hat dazu nun offenbar eine Stalin-Spezialeinheit reaktiviert. Der britische Geheimdienst zieht seine Schlüsse.
Moskau – Wladimir Putin hat Russland nicht erst seitdem er den Ukraine-Krieg begonnen hat, fest in der Hand. Doch gerade seit dem Start des Angriffskrieges auf das Nachbarland haben die russischen Aufsichtsorgane die Daumenschrauben angezogen. Äußerungen und Meinungen, die nicht zur Kreml-Doktrin passen, stehen unter Strafe und werden teils gnadenlos verfolgt. Um noch besser gegen vermeintliche ausländische Spione vorgehen zu können, hat Putin nun offenbar eine fast schon legendäre Spezialeinheit reaktiviert: Die Smersh.
Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums hatten russische Politiker schon Ende 2023 berichtet, dass die Spionageabwehr-Einheit aus Sowjetzeiten wieder zum Leben erweckt worden sei. Nun heißt es aus London, dass Fotos tatsächlich Beamte mit Smersh-Abzeichen zeigen würden.
Putin belebt Sowjet-Spezialeinheit wieder
Die Einheit wurde während des Zweiten Weltkriegs von Josef Stalin höchstpersönlich gegründet und existierte laut britischem Geheimdienst von 1941 bis 1946. Der Name Smersh ist dabei eine Kurzform für den russischen Ausspruch „Tod den Spionen“. In der Sowjetunion diente der militärische Nachrichtendienst dazu, nicht nur Spione, sondern auch Verräter, Deserteure und Kriminelle – oder solche, die man im Kreml dafür hielt – ausfindig zu machen und zu verfolgen. Eine Smersh-Einheit soll auch die verbrannte Leiche Adolf Hitlers geborgen haben.
Wladimir Putin: Der Aufstieg von Russlands Machthabern in Bildern
Im Westen ist die Einheit vor allem durch die James-Bond-Romane von Ian Fleming bekannt geworden. In einigen seiner Romane ist die Smersh-Einheit der Gegner des britischen 007-Agenten. In den Verfilmungen der Bücher wurde der Name Smersh dann allerdings durch die fiktive Organisation „Spectre“ ersetzt.
Briten-Geheimdienst rätselt über Putins „neue“ Spezialeinheit
Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums ist nicht ganz klar, ob die nun wiederbelebte Einheit die gleichen Aufgaben, wie zu Sowjetzeiten haben wird. Es könnte sich demnach auch schlicht um eine Umbenennung einer bereits in Russland etablierten Einheit handeln. Allerdings zeige der Schritt so oder so, „wie die russischen Behörden den Russland-Ukraine-Konflikt bewusst im Geiste des Zweiten Weltkriegs darstellen und sich stark auf das angebliche Eindringen externer Bedrohungen in das Land konzentrieren“, so die Briten.
Latest Defence Intelligence update on the situation in Ukraine – 08 January 2024.
Die Einheit könnte sich allerdings nicht nur gegen tatsächliche Spione richten. Auch Personen mit vom Kreml ungewollten Meinungen werden wiederholt als Spione vor Gericht gestellt. Auffällig ist dies etwa auch im Bereich der Wissenschaft. So verurteilte ein Moskauer Gericht im Oktober einen Physiker nach der Übergabe von wissenschaftlichem Material an niederländische Experten wegen Spionage und Landesverrats zu zwölf Jahren Straflager. Der 66-Jährige habe als leitender Mitarbeiter des Zentralen Schukowski-Instituts für Aerodynamik im Moskauer Gebiet Unterlagen zu einem geplanten Hyperschall-Passagierflugzeug an Kollegen in den Niederlanden übergeben.
Klima der Angst in Russland: Anti-Spionage-Einheit könnte Kreml-Willen durchsetzen
Im Juni war bereits ein Mitarbeiter des nun belangten Physikers wegen derselben Vorwürfe zu zwölf Jahren Straflager verurteilt worden. Die Physiker hatten den Vorwurf des Landesverrats zurückgewiesen, aber wohl zugegeben, Daten zu dem internationalen Flugzeug-Projekt an die Wissenschaftler in den Niederlanden übergeben zu haben. Den Angaben nach hatten Experten die Unterlagen auch dreifach vor der Absendung darauf untersucht, ob darin womöglich geheime Daten enthalten sein könnten. Das soll nicht der Fall gewesen sein. Gleichwohl sahen die Ermittler darin einen Geheimnisverrat.
In Russland kommt es immer wieder zur Verfolgung von Wissenschaftlern durch die Geheimdienste und Strafjustiz des Landes. Viele dieser Verfahren enden mit hohen Haftstrafen. Nicht immer ist klar, ob es sich um vermeintliche oder echte Spione handelt, ob die Prozesse politisch inszeniert sind, um Wissenschaftler einzuschüchtern – oder, ob die Beschuldigten tatsächlich gegen Gesetze verstoßen haben. Viele Forscher beklagen ein Klima der Angst in Russland und Unfreiheit etwa beim Austausch auch mit wissenschaftlichen Kollegen im Ausland. (rist/dpa)