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Die Ukraine richtet ihr Augenmerk auf Munitionsdepots und Waffenmanufakturen in Russland. Eine Drohnen-Gruppe des Geheimdienstes ist für Angriffe zuständig.
Kiew – Zu Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022 waren die Zusammenstöße begrenzt auf ukrainisches Territorium. Doch nun hat sich das Blatt im Jahr 2024 eindeutig gewendet. So etwa hat die ukrainische Armee rund 1.250 Quadratkilometer der russischen Grenzregion Kursk eingenommen. Hinzu kommt: Immer wieder erschüttern Explosionen und Drohnenangriffe auch Russland. Der Ukraine ist es klar gelungen, den Krieg auf russisches Territorium zu tragen.
Ukrainische Drohnen-Einheit überzieht Russland mit Angriffen: Massive Explosionen in Munitionsdepot
In den ersten zehn Monaten von 2024 wurde Russland von mehr als 7000 Angriffen heimgesucht. Hinter diesen Attacken, die auf die Kriegslogistik von Kreml-Chef Wladimir Putin – etwa Waffenfabriken und Munitionsdepots – abzielen, verbirgt sich eine spezielle Drohnen-Einheit des ukrainischen Geheimdienstes. Gegenüber dem US-Sender CNN schilderten zwei Mitglieder dieser Truppe, wie sie in ihrer geheimen Drohnen-Basis operieren.
Langstrecken-Drohnenangriffe sind inzwischen ein fester Bestandteil des Ukraine-Krieges. Russland und die Ukraine überziehen ihre Territorien gegenseitig mit ständigen Angriffen, bei denen hunderte Drohnen eingesetzt werden. So auch während des Aufenthalts des amerikanischen Senders auf dem ukrainischen Drohnenstützpunkt: Die ukrainische Einheit bereitete sich auf einen Großangriff auf das russische Munitionsdepot in Toropez im Westen Russlands vor.
Bei einer massiven Attacke im September kam es zu mehreren, riesigen Explosionen im Depot. Das Ziel war wohl eine Lieferung von iranischen Raketen an Russland, wie die Mitglieder der Drohnen-Einheit gegenüber CNN schilderten. In der offiziellen Mitteilung der Ukraine hieß es damals, man habe Iskandar-Raketen sowie Gleitbomben und Artilleriemunition unbrauchbar gemacht.
„Planung ist alles“: Drohnen-Truppe des ukrainischen Geheimdienstes setzt Russland zu
Serge und Vector – mit ihren Codenamen – leiteten ein Teil der mehr als 7000 Angriffe auf Russland. Ihre Drohneneinheit operiert von einem Untergrundbunker aus. Der genaue Standort bleibt selbstverständlich ein Geheimnis. Dort legen sie alle Details fest: Wie viele Drohnen eingesetzt werden sollen, um welche Uhrzeit die Mission erfolgen soll und welche elektronische Kriegsführung die Russen um das Ziel herum zur Verfügung haben.
In einer zweiten Einrichtung geht es zur eigentlichen Sache: Von dort aus soll der Angriff erfolgen. Serge und Vector schließen sich weiteren, maskierten Männern an, geben Anweisungen und klären sie zu den zuvor besprochenen Details auf. „Planung ist vielleicht 60 Prozent des Erfolgs, alles ist von der Planung abhängig“, erklärt Vector CNN. Diese Planung erfolgt mit einem kleinen USB-Stick, auf dem alle Informationen gespeichert sind.
So einfach wie es aussieht, ist es aber noch lange nicht. Denn die russische Luftabwehr zu umgehen ist eine große, wenn nicht die größte, Herausforderung. „Wir sind erfolgreich, Leute, wir finden die Öffnungen“, motiviert Vector seine Truppe. Zur Motivation kommt erneut Planung dazu: Jede Drohne, die auf russisches Territorium einschlagen soll, wird mit mehr als 1000 Wegpunkten programmiert, damit sie russischen Luftabwehrsystemen ausweichen können.
Panzer, Drohnen, Luftabwehr: Waffen für die Ukraine
Ukraine täuscht russische Luftabwehr: Mix aus Liutyi und Rubaka-Drohnen
Hierbei handelt es sich nicht um die einzige Maßnahme: Die Einheit versucht außerdem, die russische Abwehr zu überfordern und gewissermaßen auszutricksen. Die eigentliche Drohne, die den Sprengstoff trägt, wird von weiteren, kleineren Drohnen umgeben. Oftmals erfolgt der eigentliche Angriff mit der sogenannten Liutyi-Drohne, die großteils in der Ukraine produziert wird. Kleinere Drohnen, die Rubaka genannt werden, dienen lediglich dazu, die russische Luftabwehr auf sich zu ziehen. Das Ziel ist klar: Statt der Liutyi sollen die Rubaka-Drohnen zerstört werden. Das gibt der Liutyi die nötige Zeit und Öffnung, um zuzuschlagen.
„Sie sind sehr einfach, wir können sie mit oder ohne Nutzlast einsetzen“, erklärt Vector. Auf den Drohnen sind Streifen von Metallfolien aufgeklebt, um die russische Luftabwehr auf sich aufmerksam zu machen. „Wir versuchen, sie zu mixen, aus verschiedenen Entfernungen und Orten loszuschicken“, heißt es weiter. Die russische Armee schicke Helikopter los und feuere Raketen ab, um sie zu zerstören. Auch ihre elektronische Kriegsführung komme zum Einsatz.
Serge zufolge handelt es sich bei 30 Prozent der abgefeuerten Drohnen um die Rubaka, die die russische Abwehr beschäftigen sollen. Bei den Vorbereitungen für den Angriff in Toropez unterstreicht Vector: „Vielleicht versteht die russische Bevölkerung nicht, was in der Ukraine vor sich geht, aber wenn diese Drohnen ankommen, dann verstehen sie sehr wohl, was wir seit zehn Jahren erleben.“
Ukraine greift russisches Territorium an: USA erlauben nur Attacken in Grenzregion
Mit drei verschiedenen Methoden wird überprüft, ob ein Angriff erfolgreich war: Mit HUMINT, also menschlicher Aufklärung auf dem Boden, den Nachrichten in russischen Telegram-Kanälen, wo auch viele russische Kriegsreporter unterwegs sind und Analysen mittels Satellitenfotos. Nur wenn alle drei von einem Erfolg für die Ukraine sprechen, war die Attacke auch tatsächlich erfolgreich.
Das ist nicht immer der Fall. Um die Erfolgsrate in die Höhe zu treiben und von 50 Prozent auf 95 Prozent zu erhöhen, benötigt die Ukraine Erlaubnis aus den USA und somit auch die nötigen, stärkeren Waffen für mehr Angriffe auf russisches Territorium, erklärt die Einheit gegenüber CNN. Bislang erlaubt die Regierung von US-Präsident Joe Biden offiziell nur Angriffe auf russische Grenzregion. Die Ukraine fordert jedoch die Aufhebung jeglicher Begrenzungen. (bb)