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Reagiert Donald Trump?

Taiwan: Hat China einen „Invasions-Frachter“ gebaut?

Die Krise um Taiwan intensiviert sich. Bei X wird ein Video verbreitet, das einen künstlichen Nachschubhafen der Chinesen dokumentieren soll.

Peking – Einzig, dass dieses Video öffentlich wurde, kann wohl als nächste Drohgebärde aus China gegen Taiwan verstanden werden. Es macht unter anderem beim Kurznachrichtendienst X die Runde.

Video zeigt schwimmenden Nachschubhafen Chinas: Für die Invasion von Taiwan?

Es soll einen „Invasions-Frachter“ zeigen, wie in den Sozialen Medien unter anderem zu dem an einer Küste gelandeten Ungetüm (siehe Posting unten) kommentiert wird. Zu sehen ist ein künstlicher Nachschubhafen aus Frachtschiffen mit wenig Tiefgang, sodass diese sich der Küste sehr nahe nähern können.

Von jenem Frachter, der der Küste am nächsten ist, ragt offensichtlich eine robuste Stahlbrücke auf einen Sandstrand. Diese dürfte mutmaßlich dafür vorgesehen sein, Fahrzeuge an die Küste zu bringen. Die Aufnahmen erinnern stark an den sogenannten D-Day im Zweiten Weltkrieg. Konkret: Im Juni 1944 landeten die Alliierten um die USA, Großbritannien, Kanada sowie die französische und die polnische Exilregierung ihre Truppen an der Normandie mit exakt solchen schwimmenden Nachschubhäfen an.

China-Taiwan-Konflikt: Lässt Peking seine Armee eine Anlandung vorbereiten?

Diese wurden seinerzeit Mulberry-Häfen genannt und bereiteten der deutschen Wehrmacht im weiteren Kriegsverlauf erhebliche Probleme. Weil die Alliierten bis in den Oktober 1944 hinein Truppenkontingente, Lastwagen mit Proviant und sogar Kampfpanzer über die Brücken an Land brachten, während die deutsche Luftwaffe konventionelle Häfen bombardierte und vorerst unbrauchbar machte. Lässt der chinesische Machthaber Xi Jinping in Peking im Ringen mit Taipeh jetzt genau ein solches Szenario durchspielen?

Ob es sich tatsächlich um militärische Anlandehäfen handelt, ist offiziell nicht bestätigt und beruht auf den Spekulationen in den sozialen Netzwerken. Die Parallelen zum Zweiten Weltkrieg sind jedenfalls enorm. Und das chinesische Regime hatte immer wieder mit einer Invasion seines Nachbarn gedroht. Ein Beispiel: Im Mai 2024 führte Chinas Volksbefreiungsarmee am nördlichen Rand des Südchinesischen Meeres rund um Taiwan ein Großmanöver durch, das laut einem chinesischen Armeesprecher eine „harte Bestrafung für die separatistischen Aktionen der taiwanischen ‚Unabhängigkeitskräfte‘“ war. Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge sollten sich Taiwan im Norden und Süden für sogenannte „Patrouillen“ nähern, hieß es aus Peking dazu.

China und Taiwan: Darum geht es in dem Konflikt

Taiwans F-16-Kampfjet (links) überwacht einen der beiden chinesischen H-6-Bomber, die den Bashi-Kanal südlich von Taiwan und die Miyako-Straße in der Nähe der japanischen Insel Okinawa überflogen.
Seit Jahrzehnten schon schwelt der Taiwan-Konflikt. Noch bleibt es bei Provokationen der Volksrepublik China; eines Tages aber könnte Peking Ernst machen und in Taiwan einmarschieren. Denn die chinesische Regierung hält die demokratisch regierte Insel für eine „abtrünnige Provinz“ und droht mit einer gewaltsamen „Wiedervereinigung“. Die Hintergründe des Konflikts reichen zurück bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. © Taiwan Ministry of Defence/AFP
Chinas letzter Kaiser Puyi
Im Jahr 1911 zerbricht das viele Jahrtausende alte chinesische Kaiserreich. Der letzte Kaiser Puyi (Bild) wird abgesetzt, die Xinhai-Revolution verändert China für immer. Doch der Weg in die Moderne ist steinig. Die Jahre nach der Republikgründung waren von Wirren und internen Konflikten geprägt.  © Imago
Porträt von Sun Yatsen auf dem Tiananmen-Platz in Peking
Im Jahr 1912 gründet Sun Yat-sen (Bild) die Republik China. Es folgen Jahre des Konflikts. 1921 gründeten Aktivisten in Shanghai die Kommunistische Partei, die zum erbitterten Gegner der Nationalisten (Guomindang) Suns wird. Unter seinem Nachfolger Chiang Kai-shek kommt es zum Bürgerkrieg mit den Kommunisten. Erst der Einmarsch Japans in China ab 1937 setzt den Kämpfen ein vorübergehendes Ende. © Imago
Mao Zedong ruft die Volksrepublik China aus
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der Kapitulation Japans flammt der Bürgerkrieg wieder auf. Aus diesem gehen 1949 die Kommunisten als Sieger hervor. Mao Zedong ruft am 1. Oktober in Peking die Volksrepublik China aus (Bild).  © Imago Images
Chiang Kai-shek
Verlierer des Bürgerkriegs sind die Nationalisten um General Chiang Kai-shek (Bild). Sie fliehen 1949 auf die Insel Taiwan. Diese war von 1895 bis 1945 japanische Kolonie und nach der Niederlage der Japaner an China zurückgegeben worden. Auf Taiwan lebt seitdem die 1912 gegründete Republik China weiter. Viele Jahre lang träumt Chiang davon, das kommunistisch regierte Festland zurückzuerobern – während er zu Hause in Taiwan mit eiserner Hand als Diktator regiert. © Imago
Richard Nixon und Zhou Enlai 1972
Nach 1949 gibt es zwei Chinas: die 1949 gegründete Volksrepublik China und die Republik China auf Taiwan, die 1912 gegründet wurde. Über Jahre gilt die taiwanische Regierung als legitime Vertreterin Chinas. Doch in den 70er-Jahren wenden sich immer mehr Staaten von Taiwan ab und erkennen die kommunistische Volksrepublik offiziell an. 1972 verliert Taiwan auch seinen Sitz in den Vereinten Nationen, und Peking übernimmt. Auch die USA brechen mit Taiwan und erkennen 1979 – sieben Jahre nach Richard Nixons legendärem Peking-Besuch (Bild) – die Regierung in Peking an. Gleichzeitig verpflichten sie sich, Taiwan mit Waffenlieferungen zu unterstützen. © Imago/UIG
Chiang Ching-Kuo in Taipeh
Im Jahr 1975 stirbt Taiwans Dikator Chiang Kai-shek. Neuer Präsident wird drei Jahre später dessen Sohn Chiang Ching-kuo (Bild). Dieser öffnet Taiwan zur Welt und beginnt mit demokratischen Reformen. © imago stock&people
Chip made in Taiwan
Ab den 80er-Jahren erlebt Taiwan ein Wirtschaftswunder: „Made in Taiwan“ wird weltweit zum Inbegriff für günstige Waren aus Fernost. Im Laufe der Jahre wandelt sich das Land vom Produzenten billiger Produkte wie Plastikspielzeug zur Hightech-Nation. Heute hat in Taiwan einer der wichtigsten Halbleiter-Hersteller der Welt - das Unternehmen TSMC ist Weltmarktführer. © Torsten Becker/Imago
Tsai Ing-wen
Taiwan gilt heute als eines der gesellschaftlich liberalsten und demokratischsten Länder der Welt. In Demokratie-Ranglisten landet die Insel mit ihren knapp 24 Millionen Einwohnern immer wieder auf den vordersten Plätzen. Als bislang einziges Land in Asien führte Taiwan 2019 sogar die Ehe für alle ein. Regiert wurde das Land von 2016 bis 2024 von Präsidentin Tsai Ing-wen (Bild) von der Demokratischen Fortschrittspartei. Ihr folgte im Mai 2024 ihr Parteifreund Lai Ching-te. © Sam Yeh/AFP
Xi Jinping
Obwohl Taiwan nie Teil der Volksrepublik China war, will Staats- und Parteichef Xi Jinping (Bild) die Insel gewaltsam eingliedern. Seit Jahrzehnten droht die kommunistische Führung mit der Anwendung von Gewalt. Die meisten Staaten der Welt – auch Deutschland und die USA – sehen Taiwan zwar als einen Teil von China an – betonen aber, dass eine „Wiedervereinigung“ nur friedlich vonstattengehen dürfe. Danach sieht es derzeit allerdings nicht aus. Die kommunistiche Diktatur Chinas ist für die meisten Taiwaner nicht attraktiv. © Dale de la Rey/AFP
Militärübung in Kaohsiung
Ob und wann China Ernst macht und in Taiwan einmarschiert, ist völlig offen. Es gibt Analysten, die mit einer Invasion bereits in den nächsten Jahren rechnen – etwa 2027, wenn sich die Gründung der Volksbefreiungsarmee zum 100. Mal jährt. Auch das Jahr 2049 – dann wird die Volksrepublik China 100 Jahre alt – wird genannt. Entscheidend dürfte sein, wie sicher sich China ist, einen Krieg auch zu gewinnen. Zahlenmäßig ist Pekings Armee der Volksrepublik den taiwanischen Streitkräften überlegen. Die Taiwaner sind dennoch gut vorbereitet. Jedes Jahr finden große Militärübungen statt; die Bevölkerung trainiert den Ernstfall, und die USA liefern Hightech-Waffen.  © Sam Yeh/AFP
Xi Jinping auf einem chinesischen Kriegsschiff
Analysten halten es für ebenso möglich, dass China zunächst nicht zu einer Invasion Taiwans blasen wird, sondern mit gezielten Nadelstichen versuchen könnte, den Kampfgeist der Taiwaner zu schwächen. So könnte Xi Jinping (Bild) eine Seeblockade anordnen, um die Insel Taiwan vom Rest der Welt abzuschneiden. Auch ein massiver Cyberangriff wird für möglich gehalten.  © Li Gang/Xinhua/Imago
Protest in Taiwan
Auch wenn die Volksrepublik weiterhin auf eine friedliche „Wiedervereinigung“ mit Taiwan setzt: Danach sieht es derzeit nicht aus. Denn die meisten Taiwaner fühlen sich längst nicht mehr als Chinesen, sondern eben als Taiwaner. Für sie ist es eine Horrorvorstellung, Teil der kommunistischen Volksrepublik zu werden und ihre demokratischen Traditionen und Freiheiten opfern zu müssen. Vor allem das chinesische Vorgehen gegen die Demokratiebewegung in Hongkong hat ihnen gezeigt, was passiert, wenn die Kommunistische Partei den Menschen ihre Freiheiten nimmt. © Ritchie B. Tongo/EPA/dpa

China droht Taiwan immer wieder: USA stehen an der Seite von Taipeh

Im März desselben Jahres hatte China neue Fotos seines Atombombers H-6K präsentiert – auch diese Aktion diente wohl als Drohgebärde in Richtung Taipeh und Vereinigte Staaten. Die damalige US-Regierung von Joe Biden (Demokraten) hatte Taiwan zwar nicht als eigenständigen Staat anerkannt, die Zusammenarbeit aber intensiviert. So soll Bidens US-Administration damals etwa sogenannte Militärberater auf den Inselstaat in Ostasien geschickt haben. Und Donald Trump?

Aktuell ist die neue US-Regierung unter Trump auf die Verhandlungen zum Ukraine-Krieg fokussiert, die Taiwan-Frage ließ der polarisierende 78-jährige Republikaner bislang vergleichsweise außen vor, während sich zwischen China und Amerika ein Handelskrieg andeutet. Der Handelsstreit zwischen beiden Großmächten besteht bereits seit 2018. In Trumps Regierung gibt es gleich mehrere China-Hardliner, unter anderem Außenminister Marco Rubio. Peking sanktioniert Rubio schon seit 2020. Laut des amerikanischen Nachrichtenmagazins Newsweek gibt es rund um Taiwan, das in etwa die Fläche Baden-Württembergs hat, mehrere nur schwach gesicherte Küstenabschnitte, die für eine chinesische Invasion infrage kämen.

Taiwan (Republik China)
Einwohnerinnen und Einwohner:23,6 Millionen
Hauptstadt:Taipeh
Staats- und Regierungsform:semipräsidentielle Republik
Fläche:36.179 km²

Volksrepublik China sieht Taiwan als ihr eigenes Staatsgebiet

Die Streitkräfte der Republik China zählen laut des Global Firepower Index rund 215.000 aktive Soldatinnen und Soldaten sowie etwa 2,3 Millionen Reservisten bei 23,6 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Zur geschichtlichen Einordnung: Die sozialistische Volksrepublik China erkennt die demokratische Republik China, also Taiwan, nicht an.

Vertreter der bürgerlichen Republik China hatten sich nach der Niederlage im Bürgerkrieg gegen die Kommunistische Partei ab Oktober 1949 bis Januar 1950 mit rund zwei Millionen Soldaten und einer unbekannten Zahl an Zivilisten auf die Insel Taiwan zurückgezogen („Großer Rückzug“) und dort die Republik China (das heutige Taiwan) ausgerufen. Peking erklärt immer wieder, den seiner Ansicht nach abtrünnigen Inselstaat in sein Staatsgebiet integrieren zu wollen – auch mit militärischen Mitteln. (pm)

Rubriklistenbild: © Screenshot X@Shadi_Alkasim

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