Krieg in der Ukraine
Ukraine-Erfolg am Dnipro: Karte offenbart neues Ziel gegen Putins Truppen
Ukrainischen Soldaten ist es wohl gelungen, mehrere Dörfer südöstlich des Dnipro zu erobern. Nun könnte ein wichtiges militärisches Ziel in greifbare Nähe rücken.
Cherson – Nachdem das ukrainische Militär in den vergangenen Wochen erfolgreich den Fluss Dnipro überqueren konnte, hat die Militärführung eine Ausweitung der Angriffe auf das von Russland besetzte Gebiet vor. Kiew plant eine neue Front im Ukraine-Krieg im Süden des Landes, Offensivoperationen sollen die eigenen Streitkräfte näher an die Krim heranbringen.
Die Front in der Region Cherson war seit der Befreiung von dessen Hauptstadt im November 2022 relativ ruhig, der breite und schnell fließende Dnipro bildete eine natürliche Barriere zwischen den ukrainischen Streitkräften am Nordwestufer und den Russen im Südosten.
Ukrainischer Vorstoß am Dnipro: Ziel könnte wichtige Autobahn M-14 sein
Während in der Ostukraine um Städte wie Bachmut oder Awdijiwka mit Zehntausenden Soldaten gekämpft wurde, versuchten am Südufer des Dnipro eher kleinere Gruppen, Brückenköpfe zu errichten. Nun konnte die Ukraine nach eigenen Angaben die Siedlungen Krynky, Pischtschaniwka und Poima erobern.
Die US-amerikanische Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) erklärte in ihrem Bericht vom Montag (20. November), dass die ukrainischen Streitkräfte ihre Bemühungen in der Region nun intensivieren würden. Das ISW bezog sich auch auf geolokalisierte Aufnahmen von russischen Angriffen auf die drei Ortschaften – ein deutlicher Hinweis darauf, dass ukrainische Streitkräfte hier stationiert seien.
Vorstoß in Cherson: Russischer Militärblogger bestätigt ukrainische Erfolge
Der Telegram-Kanal War Gonzo des Russen Semjon Pegow veröffentlichte am Dienstag aktuelle Karten des Schlachtfelds, die die jüngsten ukrainischen Fortschritte zeigen sollen. Ziel Kiews sei es, die Autobahn M-14 zu erreichen, schrieb Pegow. Die M-14 führt durch Cherson und von dort in das besetzte Melitopol, bevor sie entlang der Küste des Asowschen Meeres zur ukrainisch-russischen Grenze führt. Die ukrainischen Streitkräfte befänden sich derzeit rund fünf Kilometer entfernt von der Autobahn, hieß es.
WarGonzo's early morning update on Krynky.
— NOELREPORTS 🇪🇺 🇺🇦 (@NOELreports) November 21, 2023
"In the Kherson-Crimean direction, Ukrainian marines, supported by artillery, attacked from Krynky on the left bank of the Dnipro and entered the forest belt near this village. The goal is to reach the M-14 highway. If success is… pic.twitter.com/sOR77PMWbx
Die Straße bildet das Rückgrat der sogenannten Landbrücke über das besetzte ukrainische Gebiet, die die Krim mit Russland verbindet. Ukrainische Streitkräfte hatten immer wieder versucht, über die Fronten in Saporischschja und Donezk in den Korridor einzudringen, konnten die russische Verteidigung aber kaum zurückdrängen. Der Versuch über die Cherson-Front könnte nun eine neue Bedrohung für Russland darstellen. „Wenn das gelingt, werden die [russischen] Streitkräfte ernsthafte Probleme bekommen“, schrieb Pegow in seinem Kanal dazu.
Angriffe südlich des Dnepr: Ukraine könnte russische Soldaten abschneiden
Gegenüber dem US-amerikanischen Nachrichtenmagazin Newsweek erklärte ein ehemaliger Offizier des ukrainischen Sicherheitsdienstes SBU und aktueller Berater des Ausschusses für nationale Sicherheit, Verteidigung und Nachrichtendienste des ukrainischen Parlaments, dass die Kiewer Streitkräfte seit mindestens vier Monaten versuchen würden, an das Ostufer vorzudringen. „Frühere Operationen sind gescheitert, wir haben viele Soldaten verloren, viele gute Soldaten, erfahrene Soldaten“, sagte Iwan Stupak dem Magazin.
Nun scheint die Ukraine aber einen größeren Stützpunkt errichtet zu haben, den sie ausnutzen könnte. „Ich bin mir sehr sicher, dass diese Operation erfolgreich sein könnte“, sagte Stupat dazu. Laut seinen Angaben befänden sich jetzt etwa 300 ukrainische Soldaten östlich des Dnipro, die meisten davon seien gut ausgebildete Marinesoldaten. Zudem wäre es gelungen, schweres militärisches Gerät über den Fluss zu bringen.
Auch Stupak nannte die Autobahn M-14 und bezeichnete sie als „gutes Ziel“. Gut möglich sei auch ein Vorstoß bis zum Schwarzmeerhafen Skadowsk. So könnte einerseits den russischen Soldaten, die die Kinburn-Halbinsel verteidigen, der Weg abgeschnitten werden. Der Vorstoß würde aber vor allem die Krim in Reichweite des US-amerikanischen Raketensystems HIMARS bringen. (fmü)