Spott und Unverständnis
Seehofers Bundes-MÄNNER-Ministerium? Im Netz hagelt es Kritik
Bisher beherrschte Horst Seehofer vor allem wegen seiner Aussagen zum Islam die Schlagzeilen. Nun erregt ein anderes Thema die Gemüter: Die Besetzung der Posten in seinem neuen Superministerium.
Update vom 9. August 2020: Nicht nur Horst Seehofer hat Probleme mit reinen Männerrunden auf PR-Fotos - vor einem ganz ähnlichen Dilemma steht im NRW-Kommunalwahlkampf nun auch Ministerpräsident Armin Laschet (CDU).
Update vom 29. März: Auch in Seehofers eigenem Haus sorgt die Auswahl der Staatssekretäre für Unmut - offenbar kursiert ein brisanter Rundbrief der Gleichstellungsbeauftragten im Ministerium.
Berlin - Anlass eines Shitstorms auf Twitter ist eine auf den ersten Blick harmlose Pressemitteilung, die das Ministerium am Freitag, 23. März, herausgab. „Führungsmannschaft des BMI komplett“ lautet die Überschrift. Bei genauerem Lesen merkt man: MANN-schaft ist hier wörtlich gemeint. Denn sämtliche Führungsposten im Ministerium für Inneres, Bauen und Heimat sind von Männern besetzt.
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Das fiel auch der Berliner Grünen-Politikerin Hannah Neumann (33) auf. Sie postete einen Screenshot der Pressemitteilung auf Twitter, versehen mit dem Kommentar „Nicht meine Heimat! #Diversity #Feminism #Vielfalt @BMI_Bund Führungsriege #Heimatministerium #Seehofer #Heimat“. Zu sehen ist ein Foto von Seehofer, umringt von acht Anzugträgern, die im Innenministerium künftig die Zügel in der Hand halten. Nicht eine einzige Frau hat es demnach zu einer Führungsposition gebracht.
Nicht meine Heimat! #Diversity #Feminism #Vielfalt @BMI_Bund Führungsriege #Heimatministerium #Seehofer #Heimat pic.twitter.com/Kr7p1dJHNx
— Hannah Neumann (@Hannah_LBerg) 27. März 2018
Es hagelt fassungslose Kommentare
Dieser Umstand macht viele Twitter-User fassungslos. Der Tweet von Hannah Neumann wurde knapp 350 Mal geteilt. Über 70 - zumeist Seehofer-kritische - Kommentare sind darunter zu finden. „Oh wow, #Heimat ganz ohne Frauen? Wollte keine oder hat die ‚Führungsriege‘ keinen Platz für eine Frau?! Traurig Truppe!“, schreibt zum Beispiel die Miesbacher SPD-Landtagskandidatin Verena Schmidt-Völlmecke. Ein anderer User meint ironisch: „Das M in BMI steht für Männer, weiß man doch.“
Oh wow, #Heimat ganz ohne Frauen? Wollte keine oder hat die „Führungsriege“ keinen Platz für eine Frau?! Traurig Truppe! @CSU @BMI_Bund #seehofer
— Verena Schmidt-Völlmecke (@Verena_SPD) 27. März 2018
Das M in BMI steht für Männer, weiß man doch.
— Peter 'Muchs' (@Muchs89) 27. März 2018
Das ist nicht Euer Ernst! Eine Riege (ich bin höflich) älterer Männer soll meine HEIMAT vertreten? Konnten oder wollten sie keine Frau finden? Immerhin ist die Hälfte der Bevölkerung weiblich!
— Bertine Balsam (@bebalsam) 27. März 2018
Andere User nehmen die Auswahl der Führungsmannschaft dagegen in Schutz. „Man sollte nach Kompetenz gehen, nicht nach Geschlecht! Und wenn das die besten Kandidaten sind, dann ist das so!“, schreibt beispielsweise ein Twitter-User.
Mal sollte nach Kompetenz gehen nicht nach Geschlecht! Und wenn das die besten Kandidaten sind, dann ist das so!
— Alfons von Garrel (@AlfonsvG) 27. März 2018
Foto der Männerriege wurde entfernt
Mittlerweile scheint auch das Bundesinnenministerium bemerkt zu haben, dass die neue Führungsriege nicht nur für Positiv-Schlagzeilen sorgt - und hat reagiert. Wohl um den hundertprozentigen Männeranteil nicht allzu offensichtlich zu machen, wurde das Foto der Männer inzwischen aus der Online-Pressemitteilung entfernt und durch ein Bild vom Eingang des Innenministeriums in Berlin ersetzt. Doch Twitter wäre nicht Twitter, wenn dies auch nicht schon längst kritisch thematisiert werden würde.
Anscheinend hat @BMI_Bund das ursprüngliche Foto mit den 9 Herren der Führungsmannschaft (keine einzige Frau!) in der Pressemitteilung auf deren Web-Seite mit einem Foto des Gebäudeeingangs ersetzt. Das ist wohl weniger plakativ.https://t.co/d2YdhJJbJq
— Claus Atzenbeck 🇪🇺 (@clausatz) 27. März 2018
Nix #GenderEquality pic.twitter.com/LpfYkwcHCQ
Nur weil das Foto nicht mehr da ist, ändert sich ja nichts an der Führungsriege. Leider.
— Kika (@kirsty_berlin) 27. März 2018
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