Mehrere Notlandungen
Ersatzteilmangel im Ukraine-Krieg: Russlands Luftfahrt legt Bruchlandung hin
In Russland ereignen sich immer wieder Notsituationen in Passagierflugzeugen. Wegen des Ukraine-Kriegs mangelt es an Ersatzteilen. Das will Putin ändern.
Moskau - Ein russisches Flugzeug mit 167 Passagieren an Bord musste am Dienstag (12. September) aufgrund technischer Probleme in Sibirien notlanden. Dass Flieger aus Russland in brenzlige Situationen geraten, ist dabei längst keine Ausnahme mehr. Seit Monaten häufen sich derartige Vorfälle im Land. Sie könnten eng mit Schwierigkeiten im Zuge des Ukraine-Kriegs zusammenhängen. Russlands Präsident Wladimir Putin kündigte eine Verbesserung der Luftfahrt an.
Wie der Gouverneur des Gebietes Omsk, Witali Chozenko, der staatlichen Nachrichtenagentur Tass sagte, hatte das Flugzeug vom Typ Airbus A320 der Fluggesellschaft Ural Airlines während seines Flugs von Sotschi am Schwarzen Meer ins sibirische Omsk plötzlich Probleme mit der Hydraulik gemeldet. Nach Angaben der Airline wollte der Pilot statt Omsk den besser ausgerüsteten Flughafen Nowosibirsk ansteuern. Dafür habe aber der Treibstoff nicht gereicht. Schließlich landete die Maschine mit ausgefahrenem Fahrwerk auf einem großen Weizenfeld. Es sei niemand ernsthaft verletzt worden, hieß es weiter. Lediglich eine Handvoll Menschen habe sich wegen leichter Verletzungen an die Sanitäter gewandt.
Russlands Luftfahrtindustrie legt Bruchlandung hin - es mangelt an Ersatzteilen
Der Unfall ging glimpflich aus, wirft jedoch Fragen hinsichtlich der Sicherheit bei russischen Flugreisen auf. Erst Ende Februar veröffentlichte der irische Journalist Jason Corcoran ein Video auf X (zuvor Twitter), das einen Notfall einer #Boeing-737 zeigen soll, die sich in russischen Händen befindet. Passagiere mussten sich während eines Flugs von Sotschi nach Krasnojarsk Sauerstoffmasken anziehen. „Westliche Jets, die vom Kreml beschlagnahmt wurden, verschlechtern sich aufgrund mangelnder Wartung und Teile“, schrieb Corcoran dazu.
Im Juni berichtete Radio Free Europe schließlich über gleich zwei Notlandungen russischer Flugzeuge innerhalb weniger Tage. Während eine russische Maschine vom Typ Sukhoi Superjet-100 mit 54 Menschen an Board wegen eines Ausfalls der Klimaanlage notlanden musste, habe ein zweites Flugzeug derselben Art Probleme mit einem der Triebwerke gehabt.
Ukraine-Krieg: Russlands Luftfahrtindustrie leidet unter westlichen Sanktionen
Das Hauptproblem Russlands im Flugverkehr sind aktuell mutmaßlich die internationalen Sanktionen, die der Westen aufgrund Putins Einmarsch in die Ukraine verhängt hat. Hersteller wie Airbus und Boeing versorgen russische Flugzeuge nicht mehr mit Ersatzteilen. Die Maßnahme gilt als eine der wirksamsten internationalen Sanktionen. Russische Fluglinien sind gezwungen, sich Teile auf einem grauen Importmarkt zu besorgen oder eigene Maschinen als Ersatzteillager zu nutzen.
Aus gegebenem Anlass soll Wladimir Putin am Dienstag in einer Rede auf dem Osteuropäischen Wirtschaftsforum (EEF) eine Modernisierung der Luftfahrt in Russland angekündigt haben. Die russische Regierung habe bis zum 1. März 2024 Zeit, einen Plan zur Entwicklung auszuarbeiten, berichtete die Nachrichtenagentur Tass. Geplant seien unter anderem neue Flughäfen und Flugzeuge sowie die Verbesserung der Standards in Kleinflugzeugen.
„Ich denke, es wäre richtig, die Messlatte so zu legen, dass bis 2030 das Passagieraufkommen auf Inlandsflügen im Fernen Osten auf mindestens vier Millionen Menschen pro Jahr ansteigt“, wird Putin aus seiner Ansprache auf dem Forum zitiert. (nz)
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