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Foreign Policy

Putin wandelt auf Stalins Pfaden: Russland ist zurück in der sowjetischen Zukunft

Mit einer Wahl nach sowjetischem Vorbild schließt sich in Wladimir Putins Russland ein Kreis – daraus sollte auch der Westen Schlüsse ziehen.

  • Mord, gulagartige Strafsysteme, das Aus für freie Medien: Wladimir Putins Russland ist im Totalitarismus angekommen.
  • Einer Studie zufolge regiert Putin repressiver als alle Kremlchefs seit Josef Stalin.
  • Aus diesem klaren Befund sollte auch der Westen Schlüsse ziehen, meint Buchautor Adrian Karatnycky.
  • Dieser Artikel liegt erstmals in deutscher Sprache vor – zuerst veröffentlicht hatte ihn am 24. März 2024 das Magazin Foreign Policy.

Washington, D.C. – Im Jahr 1968 beschrieb der amerikanische Wissenschaftler Jerome M. Gilison sowjetische Wahlen als „psychologische Kuriosität“ – eine ritualisierte, performative Bestätigung des Regimes und keine echte Abstimmung im eigentlichen Wortsinne. Diese inszenierten Wahlen mit ihren fast einstimmigen offiziellen Ergebnissen, so Gilison, dienten dazu, Abweichler zu isolieren und das Volk an das Regime zu binden.

Mitte März schloss sich der Kreis und Russland kehrte zur sowjetischen Praxis zurück. Die staatlichen Wahlbehörden meldeten, 87 Prozent der Russen hätten bei den nationalen Wahlen ihre Stimme für Wladimir Putin abgegeben, was dem russischen Präsidenten eine fünfte Amtszeit bescherte. Viele der gemeldeten Wahlergebnisse waren nicht nur mathematisch unmöglich, sondern es gab auch keine große Wahl mehr: Alle prominenten Oppositionellen waren entweder ermordet, inhaftiert oder ins Exil geschickt worden.

Wie zu Sowjetzeiten schweißte die Wahl die Russen auch an ihr Regime, indem sie als Referendum über Putins Krieg gegen die Ukraine diente. Alles in allem besiegelte die Wahl im sowjetischen Stil am vergangenen Wochenende Putins Umwandlung des postkommunistischen Russlands in eine repressive Gesellschaft mit vielen Merkmalen des sowjetischen Totalitarismus. Aber Russlands Rückkehr zur sowjetischen Praxis geht weit über die Wahlen hinaus.

Studie zeigt: Putin repressivster Kremlchef seit Stalin

Eine kürzlich von russischen Exiljournalisten von Proekt Media durchgeführte Studie stellte fest, dass Russland heute politisch repressiver ist als die Sowjetunion unter allen Führern seit Josef Stalin. In den letzten sechs Jahren, so die Studie, hat das Putin-Regime 5.613 Russen wegen ausdrücklich politischer Anschuldigungen angeklagt – darunter „Diskreditierung der Armee“, „Verbreitung von Fehlinformationen“, „Rechtfertigung des Terrorismus“ und andere angebliche Straftaten, die in großem Umfang zur Bestrafung von Kritik an Russlands Krieg gegen die Ukraine und zur Rechtfertigung der Verteidigung des ukrainischen Territoriums eingesetzt wurden.

Diese Zahl ist deutlich höher als in jeder anderen sechsjährigen Periode der sowjetischen Herrschaft nach 1956 – umso krasser, wenn man bedenkt, dass die Bevölkerung Russlands nur halb so groß ist wie die der Sowjetunion vor deren Zusammenbruch.

Zusätzlich zu den repressiven strafrechtlichen Anklagen und Verurteilungen wurden in den letzten sechs Jahren mehr als 105.000 Menschen aufgrund von Verwaltungsstrafen verurteilt, die mit hohen Geldstrafen und Zwangsarbeit von bis zu 30 Tagen ohne Berufung verbunden sind. Viele dieser Personen wurden für die Teilnahme an nicht genehmigten Demonstrationen oder politischen Aktivitäten, einschließlich Antikriegsprotesten, bestraft. Andere wurden wegen Verstößen gegen die COVID-Pandemievorschriften angeklagt. Solche Verwaltungsstrafen werden schnell und ohne Zeit für einen Einspruch verhängt und vollstreckt.

Putins Russland: Verfolgung Andersdenkender steigt mit Ukraine-Krieg sprunghaft an

Am 4. März 2022, etwas mehr als eine Woche nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine, verabschiedete das russische Marionettenparlament in aller Eile Änderungen des russischen Strafgesetzbuchs und der Strafprozessordnung, die straf- und verwaltungsrechtliche Strafen für die vagen Vergehen der „Diskreditierung“ des russischen Militärs oder der Verbreitung „falscher Informationen“ über das Militär vorsahen. Damit wurden die repressiven Befugnisse des Staates zur strafrechtlichen Verfolgung politischer Überzeugungen und Aktivitäten erheblich ausgeweitet.

Seit der Verabschiedung der neuen Gesetze sind die Verfolgungen sprunghaft angestiegen, was in den kommenden Jahren wahrscheinlich zu einem dramatischen Anstieg der Zahl der politischen Gefangenen führen wird. Insbesondere wegen „Diskreditierung der Armee“ oder „Rechtfertigung des Terrorismus“ – wozu auch die Unterstützung des ukrainischen Selbstverteidigungsrechts gehört – wurden seit Beginn des Krieges jedes Jahr Hunderte von Urteilen verhängt. Der jüngste Fall dieser Art: Am 27. Februar wurde der 70-jährige Co-Vorsitzende der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Menschenrechtsgruppe Memorial, Oleg Orlow, wegen „Diskreditierung“ des russischen Militärs zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Der Proekt-Bericht kommt zu dem bedrohlichen Schluss, dass „Putin in Sachen Repression längst alle sowjetischen Generalsekretäre übertroffen hat, mit einer Ausnahme: Josef Stalin“. Diese Schlussfolgerung ist zwar an sich schon bedeutsam, aber sie ist nur die Spitze des Eisbergs des totalitären Staates, den Putin allmählich und systematisch wieder aufgebaut hat.

Putin hat fast alle kritischen Stimmen in Russland zum Schweigen gebracht

Wie in den Jahren der Sowjetunion gibt es auch heute in Russland keine unabhängigen Medien. Die letzten dieser Nachrichtenorganisationen wurden nach Putins Krieg gegen die Ukraine verboten oder flohen aus dem Land, darunter Proekt, Meduza, Echo Moskwy, die mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Nowaja Gaseta und TV Doschd. An ihre Stelle treten streng regimetreue Zeitungen, soziale Medien sowie Fernseh- und Radiosender, die unablässig militaristische Propaganda verbreiten, die russische imperialistische Größe fördern und Putin als unfehlbaren Oberbefehlshaber des Landes feiern. In einer weiteren Wiederholung totalitärer Praktiken wurden die Listen der verbotenen Bücher drastisch erweitert und Tausende von Titeln aus den Regalen russischer Bibliotheken und Buchhandlungen entfernt. Die Verbote wurden auf zahlreiche Wikipedia-Seiten, soziale Medienkanäle und Websites ausgeweitet.

Menschenrechtsaktivisten und unabhängige zivilgesellschaftliche Führer wurden inhaftiert, körperlich angegriffen, zum Schweigen gebracht oder ins Exil getrieben. Zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich unabhängig vom Staat zeigen, werden als „unerwünscht“ verboten und mit Geldstrafen und strafrechtlicher Verfolgung belegt, wenn sie weiter tätig sind. Zu den jüngsten Organisationen dieser Art gehören die Andrej-Sacharow-Stiftung, Memorial, die legendäre Moskauer Helsinki-Gruppe und das Forum der Zivilgesellschaft EU-Russland.

Stattdessen finanziert der Staat eine Vielzahl von regimetreuen und kriegsbefürwortenden Gruppen. Mit erheblichen staatlichen Mitteln werden Jugendgruppen unterstützt, die den Putin-Kult fördern und Kindern martialische Werte beibringen, um sie auf den Militärdienst vorzubereiten. Hinzu kommen die zahlreichen Morde an Oppositionsführern, Journalisten und Aktivisten im In- und Ausland. Auf diese Weise wurden fast alle kritischen Stimmen in Russland zum Schweigen gebracht.

Putin totalitäre Kontrolle: Tschetschenien war der Testfall

Auch das Privat- und Familienleben wird zunehmend von der Regierung reglementiert und verfolgt. Das Netz der Unterdrückung betrifft insbesondere die LGBT-Gemeinschaft und bringt viele Russen in unmittelbare Gefahr. In einem Gerichtsurteil aus dem Jahr 2023 wurde die „internationale LGBT-Bewegung“ als extremistisch eingestuft und die Regenbogenflagge als verbotenes Symbol verboten, woraufhin es zu Razzien und Verhaftungen kam. Homosexualität wurde als Krankheit eingestuft, und russische Schwulenrechtsorganisationen haben aus Angst vor Strafverfolgung ihre Arbeit eingestellt. Gesetze zur Stärkung „traditioneller Werte“ - einschließlich des Rechts von Ehemännern, ihre Ehefrauen zu disziplinieren - haben zu einer Verringerung der Strafen und zur Entkriminalisierung einiger Formen häuslicher Gewalt geführt.

Viele der Techniken der totalitären Kontrolle, die heute in ganz Russland angewandt werden, wurden zuerst in Gebieten entwickelt, in denen der Kreml Krieg und Konflikte verbreitete. Tschetschenien war das erste Testgebiet für weit verbreitete Unterdrückung, einschließlich einer großen Zahl von Opfern, die inhaftiert, hingerichtet, verschwinden gelassen, gefoltert und vergewaltigt wurden.

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In Verbindung mit der gnadenlosen Ermordung von Zivilisten in den beiden Tschetschenienkriegen Russlands normalisierten diese Praktiken mutwilliges kriminelles Verhalten innerhalb der russischen Staatssicherheitsstrukturen. Aus diesem Schmelztiegel der Angst und Einschüchterung heraus hat Putin eine Kultur und Mittel des Regierens geformt, die in anderen von Russland eroberten Gebieten weiter ausgearbeitet wurden und schließlich nach Russland selbst kamen.

Grausamkeit und Angst längst nicht mehr nur in Russlands besetzten Gebieten

Auf der von Russland besetzten Krim und in der Ostukraine gibt es seit 2014 eine weit verbreitete Kampagne der Überwachung, der Hinrichtungen im Schnellverfahren, der Verhaftungen, der Folter und der Einschüchterung – ganz im Einklang mit der sowjetischen Praxis gegenüber eroberten Bevölkerungsgruppen. In jüngster Zeit gehört dazu auch die alte Praxis des erzwungenen politischen Rücktritts: Ein Telegram-Kanal mit dem ominösen Namen Krim-SMERSH (ein Portmanteau der russischen Worte für „Tod den Spionen“, die von Stalin selbst geprägt wurden) hat Dutzende von Videos von verängstigten Ukrainern veröffentlicht, die ihre ukrainische Identität oder das Tragen ukrainischer Symbole widerrufen. Diese Videos wurden in Verbindung mit Polizeieinsätzen gedreht und scheinen mit den staatlichen Sicherheitsdiensten abgestimmt zu sein.

In den seit 2022 neu besetzten Teilen der Ukraine haben Menschenrechtsgruppen zahlreiche Menschenrechtsverletzungen und mögliche Kriegsverbrechen dokumentiert. Dazu gehören die Entführung von Kindern, die Inhaftierung von Ukrainern in einem System von Filtrationslagern, das an die sowjetischen Gulags erinnert, und der systematische Einsatz von Vergewaltigung und Folter, um den Willen der Ukrainer zu brechen. Auch Kastrationen von ukrainischen Männern wurden durchgeführt.

Mit der Ausweitung der russischen Gewalt in der Ukraine hat sich auch die Akzeptanz dieser Abscheulichkeiten im Staat und in weiten Teilen der Gesellschaft erhöht. Wie in der Stalinzeit sind der Kult der Grausamkeit und die Kultur der Angst heute die rechtlichen und moralischen Standards. Das Klima der Angst, das ursprünglich zur Durchsetzung der Ordnung in den besetzten Gebieten eingesetzt wurde, wird nun auf Russland selbst angewandt. In diesem Zusammenhang war die Ermordung von Alexej Nawalny im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen eine wichtige Botschaft Putins an das russische Volk: Es gibt keine Alternative mehr zu der von ihm durchgesetzten kriegerischen und repressiven politischen Ordnung, zu der auch die Beseitigung von Nawalny gehört.

Putin ähnelt Stalin heute stärker als jeder andere sowjetische oder russische Anführer

Alle Techniken und Mittel der Unterdrückung zeugen von einem verbrecherischen Regime, das inzwischen der totalitären Herrschaft Stalins ähnelt, zu der sich Putin nun voll und ganz bekennt. Nachdem Putin 1999 an die Macht kam, lobte er Stalin oft als großen Kriegsführer und missbilligte gleichzeitig seine Grausamkeit und Brutalität. Als Putin jedoch auf Krieg und Unterdrückung umschwenkte, hat Russland systematisch ein positiveres Bild von Stalin gefördert. In den Schulbüchern wird nicht nur sein Erbe gefeiert, sondern auch sein Terrorregime beschönigt.

Die Zahl der neuen Stalin-Denkmäler hat sich stark erhöht, heute gibt es mehr als 100 im ganzen Land. In den staatlich kontrollierten Medien hämmern russische Propagandisten immer wieder auf das Thema der Größe Stalins ein und betonen die Ähnlichkeiten zwischen seiner Kriegsführung und der von Putin. Die Diskussion über den stalinistischen Terror ist ebenso verschwunden wie das Gedenken an seine Millionen von Opfern. Während in den 1990er-Jahren nur jeder fünfte Russe ein positives Bild von Stalin hatte, zeigen Umfragen der letzten fünf Jahre, dass diese Zahl auf 60 bis 70 Prozent angestiegen ist. Mit der Normalisierung Stalins beschönigt Putin nicht die Verbrechen des Tyrannen, sondern er normalisiert Stalin bewusst als Rechtfertigung für seine eigene Kriegsführung und Unterdrückung.

Wladimir Putin nimmt zunehmend starke Anleihen bei Diktator Josef Stalin.

Putin ähnelt Stalin heute mehr als jeder andere sowjetische oder russische Führer. Im Gegensatz zu Nikita Chruschtschow, Leonid Breschnew, Konstantin Tschernenko und Juri Andropow - ganz zu schweigen von Michail Gorbatschow und Boris Jelzin - verfügt Putin über eine unangefochtene Macht, die in keiner Weise durch ein Parlament, Gerichte oder ein Politbüro geteilt oder eingeschränkt wird. Die staatliche Propaganda hat einen Stalin-ähnlichen Personenkult geschaffen, der Putins absolute Macht, seine Genialität als Führer und seine Rolle als brillanter Kriegsgeneral lobpreist.

Sie stellt ihn als furchterregenden und allmächtigen Führer einer militarisierten Nation dar, der wie Stalin ein „Nazi“-Regime in der Ukraine besiegen und die Hegemonie über Ost- und Mitteleuropa wiederherstellen will. So wie Stalin die russisch-orthodoxe Kirche wirksam zur Unterstützung der russischen Bemühungen im Zweiten Weltkrieg einsetzte, hat Putin den russisch-orthodoxen Patriarchen Kirill als wichtigen Verbündeten und Befürworter des brutalen russischen Krieges in der Ukraine eingesetzt. Und genau wie Stalin hat Putin die Invasion von Nachbarländern und die Annexion von Gebieten zu einem zentralen Punkt der Außenpolitik des Kremls gemacht.

Wie Stalin lebt Putin isoliert als Junggeselle – mit einem kleinen Kreis an Vertrauten

Putins Abstieg in die Tyrannei ging einher mit seiner allmählichen Isolierung vom Rest der Gesellschaft. Wie der spätere Stalin begann Putin schon vor der COVID-19-Pandemie ein isoliertes Leben als Junggeselle zu führen. Wie der spätere Stalin hat auch Putin kein stabiles Familienleben, das er durch eine Reihe von Geliebten ersetzt haben soll, von denen einige ihm Kinder geboren haben sollen, für die er eine entfernte Figur bleibt.

Wie Stalin bleibt er bis in die frühen Morgenstunden auf, und wie der sowjetische Diktator hat Putin einen kleinen Kreis von Vertrauten um sich versammelt, meist Männer in den 60ern und 70ern, mit denen er seit Jahrzehnten Freundschaften pflegt, darunter die Geschäftsleute Juri Kowaltschuk und Igor Setschin, Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Sicherheitschef Nikolai Patruschew.

Putins Zirkel der Macht im Kreml – die Vertrauten des russischen Präsidenten

Zu den Scharfmachern im Ukraine-Krieg gehört auch Ramsan Kadyrow.
Zu den Scharfmachern im Ukraine-Krieg gehört auch Ramsan Kadyrow, der als Oberhaupt der russischen Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus eigene Truppen befehligt. „Putins Bluthund“, der für seinen brutalen Führungsstil im muslimisch geprägten Tschetschenien bekannt ist, tat sich seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine als einer der glühendsten Kriegsbefürworter hervor. Mehrfach kritisierte er nach russischen Niederlagen die militärische Führung seines Landes scharf und forderte weitreichende Konsequenzen. © Yelena Afonina/imago
Am 2. März 2007 wählte das tschetschenische Parlament ihn auf Putins Vorschlag zum Präsidenten des Landes
Am 2. März 2007 wählte das tschetschenische Parlament ihn auf Putins Vorschlag zum Präsidenten des Landes, nachdem er das 30. Lebensjahr vollendet hatte, das Mindestalter für die Wahl des tschetschenischen Oberhaupts. Im März 2015 erhielt Kadyrow den russischen Orden der Ehre. Kadyrows diktatorische Amtsführung ist geprägt von schweren Menschenrechtsverletzungen, Korruption und einem ausufernden Personenkult. Seit Oktober 2022 ist er darüber hinaus Generaloberst der russischen Streitkräfte. © Yelena Afonina/imago
Der russische Außenminister Sergei Lawrow ist so etwas wie „Putins rechte Hand“.
Der russische Außenminister Sergei Lawrow ist so etwas wie „Putins rechte Hand“. Seit März 2004 im Amt, verteidigt Lawrow seit Beginn des Ukraine-Kriegs immer wieder die Behauptung, dass Russland die Ukraine von den dort regierenden Nazis befreien zu wollen. Anfang Mai 2022 versuchte Lawrow im italienischen Fernsehen das Argument zu entkräften, als Jude könne der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kein Nazi sein: „Adolf Hitler hatte auch jüdisches Blut. Das heißt überhaupt nichts. Das weise jüdische Volk sagt, dass die eifrigsten Antisemiten in der Regel Juden sind.“ © Imago
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs wiederholt Lawrow seine Vorwürfe, der Westen führe in der Ukraine Krieg gegen Russland.
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs wiederholt Lawrow seine Vorwürfe, der Westen führe in der Ukraine Krieg gegen Russland. „Wenn wir über das sprechen, was in der Ukraine vorgeht, so ist das kein hybrider, sondern schon fast ein richtiger Krieg, den der Westen lange gegen Russland vorbereitet hat“, sagte Lawrow während einer Afrika-Reise im Januar 2023, die ihn u. a. auch nach Angola führte. Der Westen wolle alles Russische zerstören, von der Sprache bis zur Kultur, so Lawrow. © Imago
Als „Putins Marionette“ kann Dmitri Medwedew gelten.
Als „Putins Marionette“ kann Dmitri Medwedew gelten. Der Gefolgsmann des russischen Präsidenten war von 2008 bis 2012 Präsident Russlands und anschließend bis 2020 Ministerpräsident der Russischen Föderation. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs macht Medwedew, inzwischen Vizechef des russischen Sicherheitsrates, ein ums andere Mal mit Verschwörungserzählungen und martialischen Äußerungen über die Ukraine und den Westen auf sich aufmerksam. Unter anderem drohte er mit dem „Verschwinden der Ukraine von der Landkarte“. © Artyom Geodakyan/imago
Der promovierte Jurist, der einst als Stimme der Vernunft galt, hat sich inzwischen zu einem radikalen Hetzer entwickelt.
Der promovierte Jurist, der einst als Stimme der Vernunft galt, hat sich inzwischen zu einem radikalen Hetzer entwickelt. Gerne droht der Vizechef des russischen Sicherheitsrates den Nato-Staaten mit einem Angriff oder gar mit Atomschlägen. Im Sommer 2022 bezeichnete er die Regierung in Kiew als „vereinzelte Missgeburten, die sich selbst als ‚ukrainische Regierung‘ bezeichnen“, die US-Regierung waren für ihn „Puppenspieler jenseits des Ozeans mit deutlichen Anzeichen senilen Wahnsinns“. Ende 2022 versuchte er sich als Prophet für das Jahr 2023: In Deutschland entsteht demnach ein „Viertes Reich“, die EU zerfällt, in den USA bricht ein Bürgerkrieg aus. © Yekaterina Shtukina/imago
Seit vielen Jahren an Putins Seite ist Dimitri Peskow. Schon im Jahr 2000 wurde er stellvertretender Pressesprecher des Präsidenten. Als Putin 2008 Ministerpräsident wurde, wechselte Peskow das Büro. Vier Jahre später kehrte er dann ins Präsidialamt zurück. Nach Beginn des Ukraine-Kriegs setzte die EU ihn auf die Sanktionsliste und ließ sein gesamtes Vermögen einfrieren.
Seit vielen Jahren an Putins Seite ist Dimitri Peskow. Schon im Jahr 2000 wurde er stellvertretender Pressesprecher des Präsidenten. Als Putin 2008 Ministerpräsident wurde, wechselte Peskow das Büro. Vier Jahre später kehrte er dann ins Präsidialamt zurück. Nach Beginn des Ukraine-Kriegs setzte die EU ihn auf die Sanktionsliste und ließ sein gesamtes Vermögen einfrieren. © Sergei Ilnitsky/AFP
Alina Kabajewa ist wahrscheinlich so etwas wie „Putins Ballerina“.
Alina Kabajewa ist wahrscheinlich so etwas wie „Putins Ballerina“. Die frühere Spitzensportlerin galt in der Rhythmischen Sportgymnastik jahrelang als Nonplusultra. Ihre Erfolge (Olympiagold 2004 in Athen, neun WM- sowie 15 EM-Titel) sprechen für sich. Von 2007 bis 2014 war sie Abgeordnete der Russischen Staatsduma für die Partei „Einiges Russland“, seit September 2014 ist sie Vorsitzende des Verwaltungsrates der Nationalen Mediengruppe (NMG). Sie gilt Medienberichten zufolge als Geliebte des russischen Präsidenten und soll mit diesem mehrere Kinder haben, was von Kabajewa und russischen Regierungsstellen aber dementiert wird. © Imago
Schon seit Jahren gilt Kabajewa als heimliche Geliebte oder gar Ehefrau des russischen Präsidenten.
Schon seit Jahren gilt Kabajewa als heimliche Geliebte oder gar Ehefrau des russischen Präsidenten. Eine offizielle Bestätigung aus Russland hat es aber nie gegeben. Der britischen Regierung zufolge steht sie „in enger persönlicher Beziehung zu Putin“. Kabajewa soll mehrere Kinder von Putin haben, was von Kabajewa und russischen Regierungsstellen aber dementiert wird. 2015 soll sie in Lugano Zwillinge zur Welt gebracht haben, andere Quellen berichten von einer Geburt eines Jungen im Kanton Tessin und einer weiteren Geburt eines Sohnes in Moskau. Gesichert ist, dass Kabajewa nach 2015 für einige Jahre aus dem öffentlichen Rampenlicht verschwand und auch heute nur äußerst selten öffentlich auftritt. © Valery Sharifulin/imago
Wladimir Solowjow ist Putins Chefpropagandist im Ukraine-Krieg.
Wladimir Solowjow ist Putins Chefpropagandist im Ukraine-Krieg. Seine seit 2012 im Sender Rossija 1 ausgestrahlte politische Talkshow „Sonntagabend mit Wladimir Solowjow“ gilt als vielleicht wichtigste innerrussischen Propagandasendung. Im Dezember 2022 drohte er dort zahlreichen europäischen Ländern mit militärischen Interventionen, weil diese die Ukraine unterstützen würden und Teil des europäischen Nazismus seien. Auch forderte er wiederholt den Einsatz von russischen Atombomben gegen Nato-Staaten. Im April 2022 bezeichnete er die Massaker von Butscha sowie Srebrenica als inszeniert. © Sergei Karpukhin/imago
Solowjow wird in seiner Sendung oft laut
Solowjow wird in seiner Sendung oft laut, beschimpft die deutsche Regierung, streut deutsche Wörter ein und imitiert dabei eine schroffe Nazi-Aussprache. Einmal bezeichnete er Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) als „Miss Ribbentrop“. Joachim von Ribbentrop war deutscher Außenminister unter Adolf Hitler, den Solowjow im Februar 2021 in seiner Sendung einmal als „sehr mutigen Menschen“ und „tapferen Soldaten“ bezeichnet hatte. Von seiner 2014 geäußerten Meinung, „Gott verbietet, dass die Krim nach Russland zurückkehrt“, hat er sich nach dem Euromaidan, der Revolution der Würde, schnell distanziert. © Artyom Geodakyan/imago
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB wird von einem engen Weggefährten des Präsidenten geleitet.
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB wird von einem engen Weggefährten des Präsidenten geleitet. Schon in den 1970er Jahren war Alexander Bortnikow zeitgleich mit Putin in St. Petersburg für den KGB im Einsatz. Putin, der einst selbst Direktor des FSB war, ernannte ihn im Mai 2008 zum Chef des Geheimdienstes und sicherte sich so maximalen Einfluss. Es gilt als gesichert, dass Putin auch als Präsident entscheidende Befehle selbst übermittelt.  © Alexei Druzhinin/imago
Der FSB dient vor allem dazu, die Opposition gegen Putins Machtelite zu unterdrücken.
Der FSB dient vor allem dazu, die Opposition gegen Putins Machtelite zu unterdrücken. Ein Beispiel ist der Anschlag auf den Kremlkritiker Alexej Nawalny, der nach Angaben des Recherchekollektivs Bellingcat zuvor monatelang von FSB-Agenten verfolgt worden war. Unter Bortnikow wurde die Macht des FSB durch mehrere Reformen immer stärker ausgeweitet. Zudem soll der FSB die prorussischen Separatisten im Osten des Landes unterstützt haben. Nach der Annexion der Halbinsel Krim ging der FSB gegen Medien und Kultur vor. © Mikhail Metzel/imago
Seit November 2012 hat der Armeegeneral Sergei Schoigu das Amt des russischen Verteidigungsministers inne.
Seit November 2012 hat der Armeegeneral Sergei Schoigu das Amt des russischen Verteidigungsministers inne. In Schoigus Amtszeit fallen zunächst die militärische Unterstützung der Separatisten in der Ostukraine, die Annexion der Krim 2014 sowie das Eingreifen Russlands in den syrischen Bürgerkrieg aufseiten des Assad-Regimes. Wegen der Intervention zugunsten der Separatisten im Donbass eröffnete die Ukraine 2014 ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen ihn. Seit Februar befehligt Schoigu als Verteidigungsminister die russischen Truppen im Ukraine-Krieg. © Pavel Golovkin/dpa
Schoigus Verhältnis zu Putin gilt bisher als sehr eng.
Schoigus Verhältnis zu Putin gilt bisher als sehr eng. So verbringt er regelmäßig seinen Sommerurlaub zusammen mit dem russischen Präsidenten im südsibirischen Tuwa – Schoigus Heimatregion, wo sich die beiden, wie hier im Jahr 2017, auch schon mal ein Sonnenbad in einer Pause vom Angeln gönnen. Ob das auch in Zukunft so bleiben wird, ist offen. So wies das „Institute for the Study of War“ in einem Bericht im Herbst 2022 darauf hin, dass Putin Schoigu für die Fehler im Ukraine-Krieg verantwortlich macht. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Putin seinen Vertrauten doch noch zum Sündenbock macht.  © Alexei Nikolsky/dpa
Russia s First Deputy Prime Minister Andrei Belousov
Schoigus Nachfolger soll der bisherige Vize-Regierungschef Andrej Beloussow werden. Die militärische Komponente im Verteidigungsministerium bleibe auch nach der Ernennung Beloussows unverändert. „Heute gewinnt auf dem Schlachtfeld derjenige, der offener für Innovationen und deren Umsetzung ist“, erklärte Kremlsprecher Peskow Putins Entscheidung für einen Zivilisten an der Spitze des Verteidigungsministeriums. Beloussow sei nicht nur Zivilbeamter, sondern habe auch viele Jahre erfolgreich in der Politik gearbeitet und Putin in Wirtschaftsfragen beraten. © IMAGO/Alexander Astafyev
Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche ist heute nur noch unter seinem Namen Kirill I. bekannt.
Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche ist heute nur noch unter seinem Namen Kyrill I. bekannt. Bürgerlich heißt der Patriarch allerdings Wladimir Gundjajew – und hat eine bewegte Vergangenheit. Unter dem Decknamen „Michailow“ hat er laut dem schweizerischen Bundesarchiv in den 1970er Jahren in Genf als Agent für den früheren sowjetischen Auslandsgeheimdienst KGB gearbeitet. Diese Vergangenheit verbindet ihn mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. © Sergei Chirikov/dpa
Seit Februar 2009 ist Gunjajew als Kyrill I. Patriarch von Moskau und der ganzen Rus und damit der Vorsteher der Russisch-Orthodoxen Kirche.
Seit Februar 2009 ist Gundjajew als Kyrill I. Patriarch von Moskau und der ganzen Rus und damit der Vorsteher der Russisch-Orthodoxen Kirche. Er gilt als enger Verbündeter Putins, dessen Regentschaft er im Zuge der Präsidentschaftswahl in Russland 2012 als „Wunder Gottes“ bezeichnete. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs fällt er zunehmend durch Hasspredigten auf. Einmal bezeichnete er die Gegner Russlands als „Kräfte des Bösen“, zudem sprach er der Ukraine ihr Existenzrecht ab. Verbal lässt Kyrill I., anders als im April 2017 in Moskau, jedenfalls keine Tauben fliegen.  © Alexander Zemlianichenko/dpa
Der rechtsnationalistische Ideologe Alexander Dugin darf getrost als „Putins Denker“ bezeichnet werden.
Der rechtsnationalistische Ideologe Alexander Dugin darf getrost als „Putins Denker“ bezeichnet werden. Dugin, der viele Bücher geschrieben hat, gilt als antiwestlicher Hassprediger und Kämpfer für die Idee einer slawischen Supermacht. In seinem Buch „Grundlagen der Geopolitik“ sprach er sich gegen die Ukraine als souveränen Staat aus. Kurz vor Beginn des Ukraine-Kriegs wurde diese Rhetorik aufgegriffen, als Putin das ukrainische Staatsgebiet in einem Aufsatz infrage stellte. © Kirill Kudryavtsev/afp
Dugin wurde 1987 Mitglied der radikal-nationalistischen und antisemitischen Gruppierung Pamjat
Dugin wurde 1987 Mitglied der radikal-nationalistischen und antisemitischen Gruppierung Pamjat. Größere Bekanntheit erlangte er in den 1990er Jahren, als er über Radio und Fernsehen seine Ideologie verbreitete. Zugleich war Dugin auch Mitglied von esoterischen und okkulten Zirkeln. Unklar ist, wie nahe Dugin dem russischen Präsidenten steht. Putins Äußerungen geben aber oft die Rhetorik Dugins wider. Als Beispiel sei das Konzept „Noworossija“ („Neurussland“) geannnt, das Russland benutzt hat, um die Krim-Annexion zu rechtfertigen. Damals gab Dugin in einem Interview auch unmissverständlich kund, wie nun vorzugehen sei: „Töten, töten, töten, das ist meine Meinung als Professor.“ © afp
Zum engsten Putin-Zirkel gehört auch Nikolai Patruschew.
Zum engsten Putin-Zirkel gehört auch Nikolai Patruschew. Der Sekretär des russischen Sicherheitsrates war lange Jahre Leiter des Inlandsgeheimdienstes FSB und gilt als radikaler, europafeindlicher Hardliner. Patruschew verbindet viel mit Putin: Sie sind etwa gleich alt, beide kommen aus dem heutigen Sankt Petersburg, vor allem aber entstammen sie beide dem sowjetischen Geheimdienst KGB. Patruschew wird als engster Vertrauter Putins wahrgenommen und soll von diesem zu seinem Stellvertreter für den Fall einer zeitweiligen Verhinderung der Amtsausübung erkoren worden sein © Zubair Bairakov/imago
Patruschew wird als „Falke“ des Ostens beschrieben.
Patruschew wird als „Falke“ des Ostens beschrieben. Im Herbst 2021 bezeichnete er die Ukrainerinnen und Ukrainer als „Nicht-Menschen“. Noch Ende Januar 2022 bestritt er jede Kriegsabsicht Russlands als „komplette Absurdität“. Ende Februar 2022 beschuldigte er in einem Manifest die USA und die EU, in der Ukraine eine „Ideologie des Neonazismus“ zu unterstützen.  © Aram Nersesyan/imago
Als Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR ist Sergei Naryschkin für seine bissigen Kommentare bekannt.
Als Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR ist Sergei Naryschkin für seine bissigen Kommentare bekannt. Kurz nach Beginn des Ukraine-Krieges warf er den USA und anderen westlichen Staaten vor, Russland zerstören zu wollen: „Die Masken sind gefallen. Der Westen will Russland nicht nur mit einem neuen Eisernen Vorhang umgeben“, zitierte der SWR Anfang März 2022 seinen Chef. „Wir reden über Versuche, unseren Staat zu zerstören, über seine ‚Annullierung‘, wie heutzutage in einem ‚toleranten‘ liberal-faschistischen Umfeld gesagt wird.“ Naryschkin gehörte zu jenen, die schon damals behaupteten, zwischen Russland und dem Westen tobe ein „heißer Krieg“. © Alexander Zemlianichenko/dpa
Wenige Tage vor Beginn dem russischen Einmarsch in die Ukraine war Naryschkin im Gespräch mit Wladimir Putin tüchtig ins Schlingern geraten.
Wenige Tage vor Beginn dem russischen Einmarsch in die Ukraine war Naryschkin im Gespräch mit Wladimir Putin tüchtig ins Schlingern geraten. Der SWR-Chef sprach sich damals versehentlich für eine russische Einverleibung der Volksrepubliken Luhansk und Donezk aus. Putin korrigierte ihn bei der im Staatsfernsehen übertragenen Sitzung und betonte, dass die Frage nicht gestellt sei. „Wir sprechen über die Anerkennung ihrer Unabhängigkeit oder nicht“, kanzelte Putin den SWR-Chef ab. © Valery Sharifulin/imago
Zu den engsten Vertrauten des russischen Präsidenten Wladimir Putin zählt der russische Unternehmer Jewgeni Prigoschin.
Zu den engsten Vertrauten Wladimir Putins zählte Jewgeni Prigoschin. Russlands Präsident und der erfolgreiche Geschäftsmann kannten sich lange. Als Putin noch KGB-Offizier war und in der St. Petersburger Stadtverwaltung arbeitete, soll er in Prigoschins Restaurant eingekehrt sein. Deshalb trug der in den chaotischen 1990er Jahren in Russland zu Reichtum gekommene 61-Jährige den Beinamen „Putins Koch“. Auch wegen Raubes saß er in Haft.  © Mikhail Metzel/imago
Inzwischen ist Prigoschin vor allem als Warlord der berüchtigten Schattenarme „Wagner“ im Auftrag des Kreml international gefürchtet.
Lange war Prigoschin vor allem als Warlord der berüchtigten Schattenarme „Wagner“ im Auftrag des Kreml international gefürchtet. Putin ließ ihn lange schalten und walten, als hätte diese Schattenarmee, eine paramilitärische Organisation mit vielen verurteilten Verbrechern, längst das Zepter der Macht in der Hand. Vom 23 bis 24. Juni 2023 kam es zu einem Aufstand der Wagner-Gruppe in Russland. Danach bezeichnete ihn Putin als „Verräter“. Am 23. August 2023 kam Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. © Vyacheslav Prokofyev/imago

Dieser Kreis ähnelt Stalins kleinem Netzwerk von Kumpanen: Sicherheitschef Lawrentij Beria, Militärchef Kliment Woroschilow und KP-Funktionär Georgij Malenkow. Für andere in Führungspositionen ist Putin ein distanzierter, absoluter Führer, der scheinbar mächtige Beamte wie den Spionagechef Sergej Naryschkin offen demütigt, als dieser bei Putins Kriegserklärung an die Ukraine mit seiner Unterstützung zu zögern schien.

Putins Anleihen bei Stalin: Der Westen sollte Schlüsse ziehen

Durch die nahezu totale Kontrolle über das zivile Leben und die Medien im Land, seine sich ausweitende Kampagne der Unterdrückung und des Terrors, die unerbittliche Staatspropaganda zur Förderung seines Personenkults und seine enormen geopolitischen Ambitionen ahmt Putin bewusst das Stalinsche Regelwerk nach, insbesondere die Teile dieses Regelwerks, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg befassen. Auch wenn Putin der sowjetischen kommunistischen Ideologie nichts abgewinnen kann, hat er Russland und sein Volk in einer Weise verändert, die nicht weniger grundlegend ist als Stalins Bemühungen, einen neuen sowjetischen Menschen zu formen.

Putins massiver Sieg in einer Wahl nach sowjetischem Vorbild bedeutet die Bestätigung seines brutalen Krieges, der Militarisierung der russischen Gesellschaft und der Errichtung einer totalitären Diktatur durch das russische Volk. Es ist ein guter Zeitpunkt, um anzuerkennen, dass Russlands Abstieg in die Tyrannei, die Mobilisierung der Gesellschaft für den Krieg, die Verbreitung des Hasses auf den Westen und die Indoktrination der Bevölkerung mit imperialistischen Tropen weit mehr als eine Bedrohung nur für die Ukraine darstellen.

Die Umwandlung Russlands in eine neostalinistische, neoimperialistische Macht stellt eine wachsende Bedrohung für die Vereinigten Staaten, ihre europäischen Verbündeten und andere Staaten an Russlands Peripherie dar. Wenn wir erkennen, wie tiefgreifend sich Russland verändert hat und wie sehr Putin Anleihen bei Stalins Spielbuch macht, können wir besser verstehen, dass die Begegnung mit der modernen russischen Bedrohung genauso konsequent und engagiert sein muss wie damals, als der Westen auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges Stalins Sowjetunion gegenüberstand.

Zum Autor

Adrian Karatnycky ist Senior Fellow beim Atlantic Council, Gründer der Myrmidon Group und Autor von „Battleground Ukraine: From Independence to the War with Russia“, das im Juni 2024 bei Yale University Press erscheinen wird.

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Dieser Artikel war zuerst am 27. März 2024 in englischer Sprache im Magazin „ForeignPolicy.com“ erschienen – im Zuge einer Kooperation steht er nun in Übersetzung auch den Lesern der IPPEN.MEDIA-Portale zur Verfügung.

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