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Ersatz für Brücke
Krim-Geheimtunnel unter dem Meer: Putin-Plan aufgedeckt – China wohl beteiligt
Ukrainische Angriffe auf die Krim-Brücke trafen Russland hart. Ein geplanter Tunnel soll dies verhindern, und lässt Rückschlüsse auf Putins Kriegstaktik zu.
Sewastopol – Weil die ukrainische Gegenoffensive nicht den erhofften Erfolg brachte und Russland im Ukraine-Krieg sich mit der Offensive schwertut, wächst sich der Konflikt immer mehr zu einem Stellungskrieg aus. Dies lässt sich nicht nur an dem direkten Frontverlauf beobachten, sondern auch im Gebiet dahinter. So werden Nachschublinien wie entlang der Nordküste des Asowschen Meers stärker befestigt und über ein Provisorium hinaus erweitert. Teil dessen soll auf russischer Seite nun auch ein Mega-Tunnel zwischen der besetzten Halbinsel Krim und der Region Krasnodar werden.
Russland will mit Chinas Hilfe Alternative zur Krimbrücke schaffen
Der Plan, mit chinesischer Hilfe einen Verbindungstunnel zwischen der Krim und Russland zu bauen, unterlag strenger Geheimhaltung. Dies geht aus dem Bericht der Washington Post hervor, der entsprechende E-Mails über die Pläne vorliegen. Mit am bilateralen Konsortium beteiligt soll unter anderem die Chinese Railway Construction Corporation (CRCC) sein, die ihre Mitarbeit unter der „strikten Bedingung absoluter Vertraulichkeit“ zusagte. Generaldirektor des Konsortiums soll der russische Geschäftsmann Vladimir Kalyuzhny sein.
Möglich, dass der Plan als Reaktion auf die erfolgreichen Angriffe der Ukraine auf die Krimbrücke in die Wege geleitet wurde. Diese dient seit der uneingeschränkten Inbetriebnahme im Dezember 2019 als wichtigste logistische Verbindung zwischen der Halbinsel und dem russischen Festland. Da das russische Militär wohl nicht uneingeschränkt für den Erhalt der Versorgungsroute garantieren kann, hat Russland nun einen Tunnel unter der Straße von Kertsch als sicherere Alternative auserkoren.
Am 4. Oktober soll sich eine Delegation aus China mit den russischen Mitgliedern des Konsortiums auf der Krim getroffen haben. Dabei erklärte sich die CRCC bereit, „den Bau von Eisenbahn- und Straßenbauprojekten jeglicher Komplexität in der Krim-Region zu gewährleisten“. Die CRCC ist eine Firma, die nicht nur in China, sondern auch auf Erfahrung aus Projekten rund um den Globus verweisen kann – laut Firmen-Homepage auch in Deutschland.
Bau eines Tunnels zwischen Russland und der Krim ist kompliziert
Die Umsetzung des Baus dürfte mit vielen Herausforderungen verbunden sein. Eine davon ist eng mit der Frage der Finanzierung verbunden. Dafür sorgen soll eine chinesische Bank, die ebenfalls in den Mails Erwähnung findet. Die Bank sei bereit, „ihre Dollar-Gelder in Rubel umzuwandeln, um sie auf die Krim zur Finanzierung von Projekten zu transferieren“. Eine große Hilfe für Russland, das aufgrund internationaler Sanktionen in Sachen Finanzmarkt besonders auf Unterstützung von außen angewiesen ist.
Ein weiteres Problem beim möglichen Bau des Tunnels liegt darin, dass wohl keine modernen Baggerschiffe eingesetzt werden können. Da diese an der Wasseroberfläche ein leichtes Ziel abgeben, müsste das Bauvorhaben rein unterirdisch vonstattengehen. Damit minimiert sich die Wahrscheinlichkeit, dass das ukrainische Militär einen direkten Angriff entlang der möglichen Baustrecke führen kann. Allerdings würden die Tunneleingänge als Ziele bleiben, die somit massiv von russischem Militär geschützt werden müssten.
Bilder des Ukraine-Kriegs: Großes Grauen und kleine Momente des Glücks
Will Putin den Konflikt um die Krim langfristig einfrieren?
Alle bekannten sowie noch unbekannten Schwierigkeiten des Plans legen die Vermutung nahe, dass eine Fertigstellung des Tunnels, sollte er überhaupt in Angriff genommen werden, in ferner Zukunft liegt. Dafür spricht auch das Beispiel des umstrittenen Fehmarnbelttunnels. Die im Bau befindliche unterirdische Verbindung zwischen Dänemark und Deutschland weist mit geplanten 18 Kilometern eine ähnliche Länge wie der potenzielle Krimtunnel auf. Spatenstich beim Fehmarnbelttunnel war 2021, mit der Fertigstellung wird 2029 gerechnet.
Dazu kommt, dass beim deutsch-dänischen Projekt ein Absenktunnel gebaut wird. Also ein Tunnel, dessen Teile an Land gefertigt und dann am Meeresgrund versenkt werden. Eine Möglichkeit, die für die russischen Pläne aufgrund der Kriegssituation kaum zur Debatte steht. Die Umsetzung eines traditionell gebohrten Tunnels unter dem Meeresgrund dürfte deutlich länger dauern.
Die Langfristigkeit eines solchen Projektes kann auch ein Hinweis auf die Pläne Putins sein. Da die Krim eine herausgehobene Stellung in den Plänen Russlands spielt, ist zu erwarten, dass die Halbinsel um jeden Preis gehalten werden soll. Langfristig und im Notfall als auch einziger Teil der Ukraine. Ein Megaprojekt wie ein unterirdischer Verbindungstunnel würde den Anspruch Russlands manifestieren und eine Rückführung der Krim in ukrainisches Staatsgebiet erschweren. (sch)