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Neue Eisenbahnstrecke

Rückschlag für Putin: Chinesisches Mega-Projekt umgeht Russland

Ein neuer Eisenbahnkorridor, der von China bis Usbekistan reicht, nimmt Form an. Dieser könnte die Bedeutung Russlands erheblich mindern.

Nach einem Vierteljahrhundert Diskussionen und Planungen macht ein Infrastrukturprojekt, das in Russland argwöhnisch beäugt wird, zunehmend Fortschritte: eine neue Eisenbahnverbindung, die eines Tages den Nordwesten Chinas mit Kirgisistan und Usbekistan verbinden soll. Perspektivisch macht die neue Strecke den Transport von Waren aus China nach Europa möglich, ohne dass dabei Russland durchquert werden muss. Russlands Machthaber Wladimir Putin hatte sich lange gegen den Bau gestemmt, dass die Strecke nun kommt, ist eine weitere bittere Niederlage für den Kreml-Herrscher.

Bereits im Juni hatten sich die Staatschefs von China, Kirgisistan und Usbekistan auf den Bau der neuen Eisenbahnstrecke durch ihre drei Staaten geeinigt, vor einigen Wochen veröffentlichte die chinesische Eisenbahngesellschaft China Railway auf ihrer Internetseite die erste Ausschreibung für den Bau einer Teilstrecke in Kirgisistan. Das berichtete die in Hongkong ansässige Zeitung South China Morning Post. Demnach geht es um Investitionen in Höhe von 33,9 Milliarden Yuan (4,44 Milliarden Euro). Bereits 2030 sollen die Arbeiten auf dem Abschnitt abgeschlossen sein.

China schreitet voran: Xi Jinping und Wladimir Putin im Mai in Peking.

Neue China-Eisenbahn umgeht Russland

Die vorgesehene Bahnlinie soll die chinesische Stadt Kashgar mit Andijan im äußersten Osten Usbekistans verbinden. Etwa die Hälfte der 523 Kilometer langen Route soll durch Kirgisistan führen. Von Andijan aus sollen die Züge über bestehende Strecken durch Turkmenistan und den Iran bis in die Türkei und schließlich nach Europa fahren. Laut einer Analyse der Denkfabrik GFSIS aus dem Jahr 2022 stellt die neue Route „den kürzesten Weg“ zwischen Asien und Europa dar, wodurch die Güterbeförderung nur noch 15 Tage dauern würde.

Derzeit werden Güter auf dem Schienenweg von China hauptsächlich durch Kasachstan und Russland nach Europa befördert, über den sogenannten „nördlichen Korridor“. Das International Railway Journal berichtet, dass die neue Bahnlinie die Strecke zwischen China und Europa um 900 Kilometer verkürzen wird.

Ukraine-Krieg hat offenbar Bau von China-Eisenbahn beschleunigt

Die GFSIS-Analyse stellt fest, dass das Potenzial der neuen Route durch Kirgisistan und Usbekistan „angesichts der aktuellen russischen Aggression in der Ukraine und einer Vielzahl harter Sanktionen, die von den USA und der EU gegen den Kreml verhängt wurden, erheblich zugenommen hat“. Sie prognostiziert, dass „der nördliche Korridor über Russland, der lange Zeit den Transit zwischen Ost und West dominiert hat, zwangsläufig an Bedeutung verlieren“ wird.

Dies hätte negative Auswirkungen auf Russland und Kasachstan, die bisher wichtige Transitländer im Eisenbahnverkehr zwischen China und Europa waren. Die Analyse fügt hinzu: „Sollte das Projekt jemals fertiggestellt werden, könnten Usbekistan und Kirgisistan zu zentralen Transitpartnern für chinesische Exporte werden – und nicht mehr Russland und Kasachstan.“

Chinas Staats- und Parteichef: So stieg Xi Jinping zum mächtigsten Mann der Welt auf

Chinas heutiger Staatschef Xi Jinping (2. von links) mit anderen Jugendlichen im Mao-Anzug
Xi Jinping wurde am 15. Juni 1953 in Peking geboren. Als Sohn eines Vize-Ministerpräsidenten wuchs er sehr privilegiert auf. Doch in der Kulturrevolution wurde er wie alle Jugendlichen zur Landarbeit aufs Dorf geschickt. Das Foto zeigt ihn (zweiter von links) 1973 mit anderen jungen Männer in Yanchuan in der nordwestlichen Provinz Shaanxi. Dort soll Xi zeitweise wie die Einheimischen in einer Wohnhöhle gelebt haben. © imago stock&people
Xi Jinping steht vor der Golden Gate Bridge in San Francisco
Xi Jinping 1985 vor der Golden Gate Bridge in San Francisco: Damals war er als junger Parteichef des Landkreises Zhengding in der nordchinesischen Agrarprovinz Hebei Delegationsleiter einer landwirtschaftlichen Studienreise nach Muscatine im US-Bundesstaat Iowa. Dort nahm die Gruppe nach offiziellen Berichten „jeden Aspekt der modernen Landwirtschaft unter die Lupe“. Anschließend reiste Xi weiter nach Kalifornien. Es war sein erster USA-Besuch. © imago stock&people
Xi Jingping und Peng Liyuan
Zweites Eheglück: Xi Jinping und seine heutige Ehefrau, die Sängerin Peng Liyuan, Anfang 1989. Zu dieser Zeit war Xi Vizebürgermeister der ostchinesischen Hafenstadt Xiamen. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter. Xis erste Ehe war nach nur drei Jahren an unterschiedlichen Lebenszielen gescheitert. Seine erste Frau, die Diplomatentochter Ke Lingling, zog in den 1980er-Jahren nach Großbritannien. © imago
Xi Jinping gräbt mit Parteikollegen an einem Damm zur Verstärkung eines Deiches in Fujian
Aufstieg über die wirtschaftlich boomenden Küstenregionen: 1995 war Xi Jinping bereits stellvertretender Parteichef der Taiwan gegenüberliegenden Provinz Fujian – und noch ganz volksnah. Im Dezember 1995 arbeitet er mit an der Verstärkung eines Deiches am Minjiang-Fluss. © Imago/Xinhua
Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt Chinas Vizepräsident Xi Jinping das Regierungsviertel in Berlin
Vizepräsident Xi Jinping 2009 im Kanzleramt bei Angela Merkel: Die deutsch-chinesischen Beziehungen waren unter Merkel relativ eng und von wirtschaftlicher Zusammenarbeit geprägt. Merkel und Xi reisten aus Berlin weiter nach Frankfurt, um die dortige Buchmesse zu eröffnen. China war als Ehrengast geladen. © GUIDO BERGMANN/Pool/Bundesregierung/AFP
Die Vizepräsidenten Xi Jinping aus China und Joe Biden aus den USA halten T-Shirts mit einer Freundschaftsbekundung in die Kamera
Ein Bild aus besseren Zeiten: Aus ihrer jeweiligen Zeit als Vizepräsidenten kamen Joe Biden und Xi Jinping mehrmals zusammen. Im Februar 2012 demonstrierten sie bei einer Reise Xis nach Los Angeles in einer Schule „guten Willen“ zur Freundschaft mit T-Shirts, die ihnen die Schüler überreicht hatten. Damals fehlten Xi nur noch wenige Monate, um ganz an die Spitze der Kommunistischen Partei aufzusteigen. © FREDERIC J. BROWN/AFP
Ein alter Mann in Shanghai schaut auf Xi bei seiner ersten Rede als Parteichef im Fernseher.
Xi Jinping hat es geschafft: Zum Ende des 18. Parteitags am 15. November 2012 wurde Xi als neuer Generalsekretär der Kommunisten präsentiert – und ganz China schaute zu. Xi gelobte in seiner ersten kurzen Rede als Parteichef, die Korruption zu bekämpfen und ein „besseres Leben“ für die damals 1,3 Milliarden Menschen des Landes aufzubauen.  © PETER PARKS/AFP
Der neue Staatschef Xi Jinping geht hinter seinem Vorgänger Hu Jintao zu seinem Platz in der Großen Halle des Volkes in Peking.
Übernahme auch des obersten Staatsamtes: Xi Jinping wurde auf dem Nationalen Volkskongress im März 2013 Präsident und schloß damit den Übergang von seinem Vorgänger Hu Jintao (vorn im Bild) zur Xi-Ära ab. © GOH CHAI HIN/AFP
Chinas Präsident und seine Ehefrau Peng Liyuan gehen über den Flughafen Orly in Paris.
Xi Jinpings Ehefrau Peng Liyuan ist die erste First Lady Chinas, die auch öffentlich in Erscheinung tritt. Hier kommt das Ehepaar zu einem Staatsbesuch in Frankreich an. Die Gattinnen von Xis Vorgängern hatten sich nie ins Rampenlicht gedrängt. Vielleicht auch, weil Maos politisch aktive dritte Ehefrau Jiang Qing nach dem Tod des „Großen Vorsitzenden“ als Radikale verurteilt worden war. © YOAN VALAT/Pool/AFP
Funktionäre der Kommunistischen Partei Chinas auf dem Weg zum Parteitag in Peking
So sehen KP-Funktionäre aus: Delegierte des 19. Parteitags auf dem Weg zur Großen Halle des Volkes in Peking im Oktober 2017. Auf diesem Parteitag gelang es dem Staats- und Parteichef, seine „Xi Jinping-Gedanken zum Sozialismus Chinesischer Prägung in der Neuen Ära“ in die Parteiverfassung aufzunehmen. Er war der erste nach Mao, der zu Lebzeiten in der Verfassung eine Theorie mit seinem Namen platzieren konnte. Einen Kronprinzen präsentierte Xi auf dem Parteitag nicht – entgegen den normalen Gepflogenheiten. © GREG BAKER/AFP
Xi Jinping nimmt in einer Staatslimousine „Rote Fahne“ die Parade zum 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China ab.
70 Jahre Volksrepublik China: Staatschef Xi Jinping nahm 2019 in einer offenen Staatslimousine Marke „Rote Fahne“ die Militärparade in Peking zum Jahrestag der Staatsgründung ab. © GREG BAKER/AFP
Wirtschaftsforum in Wladiwostok
Xi Jinping pflegt eine offene Freundschaft zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin – bis heute, trotz des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Putin und Xi teilen die Abneigung gegen die von den USA dominierte Weltordnung. Hier stoßen sie 2018 bei einem gemeinsamen Essen auf dem Wirtschaftsforum von Wladiwostok, auf dem sich Russland als Handelspartner und Investitionsziel im asiatischen Raum präsentierte, miteinander an. © Sergei Bobylev/POOL TASS Host Photo Agency/dpa
Xi Jinping besucht im weißen Kittel ein Labor und lässt sich die Impfstoffentwicklung erklären
Ende 2019 brach in China die Corona-Pandemie aus. Im April 2020 informierte sich Xi Jinping in einem Labor in Peking über die Fortschritte bei der Impfstoffentwicklung. Xi ist bis heute überzeugt, dass China die Pandemie besser im Griff hat als der Rest der Welt. Seine Null-Covid-Politik beendet er nicht, wohl auch wegen der viel zu niedrigen Impfquote unter alten Menschen. © Ding Haitao/Imago/Xinhua
Xi Jinpings Konterfei lächelt von einem Teller mit rotem Hintergrund
Auf dem 20. Parteitag im Oktober 2022 ließ sich Xi Jinping zum dritten Mal zum Generalsekretär der Kommunisten ernennen. Damit ist er der mächtigste Parteichef seit Mao Zedong. © Artur Widak/Imago

Ähnlich sieht man das offenbar in China. Die South China Morning Post zitierte Wang Yiwei, den Direktor des Instituts für internationale Angelegenheiten an der Renmin-Universität in Peking, mit den Worten, dass die Eisenbahn den Vorteil habe, „direkt“ nach Europa zu führen und „Konflikte zu vermeiden“.

Eisenbahn von China nach Usbekistan seit Jahren in der Planung

Die Pläne für die neue Strecke stammen aus den 90er-Jahren. Eine erste Absichtserklärung wurde 1997 unterzeichnet. Aufgrund der politischen Krise in Kirgisistan zwischen 2005 und 2010 wurde das Projekt jedoch auf Eis gelegt. Erst 2012, während eines Besuchs des damaligen kirgisischen Präsidenten Almasbek Atambajew in Peking, nahm das Projekt wieder Fahrt auf. Kurz darauf kündigte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping seine Idee einer „Neuen Seidenstraße“ an, eines gigantischen Infrastrukturprojekts, das China mit Europa verbinden soll. In den letzten Jahren führten jedoch Streitigkeiten über die Streckenführung durch Kirgisistan zu weiteren Verzögerungen.

Bereits seit 2020 ist ein Transportkorridor zwischen dem chinesischen Lanzhou und der usbekischen Hauptstadt Tashkent in Betrieb. Allerdings müssen die Güter an der kasachischen Grenze von Zügen auf Lastwagen umgeladen und nach dem Transport durch Kasachstan wieder zurück auf Züge gehoben werden, was den Transport erheblich verlangsamt. Auch eine bestehende Eisenbahnverbindung zwischen China und Usbekistan über Kasachstan gilt als wenig wirtschaftlich.

Chinas Staatschefs spricht von „wegweisendem Projekt“

Xi Jinping sprach im Juni von einem „wegweisenden Projekt“. Aus einer „Vision“ werde „Realität“, sagte der chinesische Staatschef damals laut Staatsmedien. Das Eisenbahnprojekt zeige „der internationalen Gemeinschaft die feste Entschlossenheit der drei Länder, gemeinsam die Zusammenarbeit zu fördern und eine gemeinsame Entwicklung anzustreben“. Die Kosten für den Bau der Strecke sollen laut South China Morning Post bei acht Milliarden US-Dollar liegen. (sh)

Rubriklistenbild: © Sergei Bobylyov/Sputnik/AFP

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