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„Schwache“ deutsche Politiker

EU-Spitzenkandidat der AfD lobt Erdogan als Vorbild: „Bilanz kann sich sehen lassen“

Er hat bereits die Taliban gelobt – nun preist Maximilian Krah, EU-Spitzenkandidat der AfD, den türkischen Präsidenten Erdogan offenbar als Vorbild an.

Berlin – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist für seine erzkonservative Politik bekannt, die auf eine Re-Islamisierung der Türkei abzielt. Besonders seit seinem Wahlsieg 2011 werfen ihm Kritiker vor, zunehmend autoritär zu regieren und die Türkei wieder islamisieren zu wollen. An den ewigen Debatten um das Kopftuch, das Staatsgründer Atatürk einst im gesamten öffentlichen Raum verboten hatte, manifestiert sich dieser Kulturkampf besonders deutlich. Unter Erdogan wurde das einst strikte Verbot bereits weitgehend aufgehoben.

Vor diesem Hintergrund lässt eine Wortmeldung von Maximilian Krah, dem Spitzenkandidaten der AfD für die Europawahl 2024, aufhorchen. Auf TikTok veröffentlichte der Europaabgeordnete aus Sachsen am 21. November ein Video, in dem er offenbar seine Sympathie für das türkische Staatsoberhaupt zum Ausdruck bringt. Zumindest lobt Krah darin den autoritär agierenden Politiker als leuchtendes Vorbild, dem er „schwache“ deutsche Politiker gegenüberstellt.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan polarisiert mit seiner Reislamisierungspolitik seit Jahren die Gesellschaft in der Türkei. In Deutschland hat er in einem Spitzenpolitiker der AfD offenbar einen Freund gefunden.

EU-Spitzenkandidat der AfD Maximilian Krah über Erdogan: „Seine Bilanz kann sich sehen lassen“

„Präsident Erdogan ist nicht dein Feind.“ Mit dieser Ansage beginnt Krah seinen kurzen Videoclip, der über knapp eineinhalb Minuten geht. „Die Menschen in der Türkei haben ihn wiederholt zum Präsidenten gewählt und seine Bilanz als türkischer Präsident kann sich sehen lassen, denn er setzt sich für türkische Interessen ein“, so Krah. Das unterscheide Erdogan von den „deutschen Politikern“, die ihn „genau deshalb“ nicht mögen würden.

„Sie sollten sich für deutsche Interessen einsetzen, dann hätten sie auch kein Problem mit Erdogan“, sagt Krah über die regierenden Politiker der etablierten deutschen Parteien. „Wir brauchen in Deutschland Politiker, die sich für deutsche Interessen einsetzen und die dann Diplomatie mit türkischen Politikern betreiben, die sich für türkische Interessen einsetzen.“

Maximilian Krah sieht in Erdogan einen „Patrioten“ und damit einen Bruder im Geiste

Was man nicht brauche, seien „schwache deutsche Politiker, die noch nicht einmal wissen, was deutsche Interessen sind und dann ihren türkischen Kollegen ablehnen, weil er das tut, wofür er gewählt ist, nämlich sich für türkische Interessen einsetzen.“ Die AfD wolle an die „seit Jahrhunderten“ bestehende Freundschaft zwischen Deutschland und der Türkei anknüpfen, indem jede Seite ausschließlich die eigenen Interessen vertritt.

Am Ende wird Krahs Wortwahl eindeutiger: „Aber all jene, die kein Vaterland haben und die Interessenpolitik böse finden“, würden nicht die Notwendigkeit interessengeleiteter Außenpolitik verstehen – „und deshalb lügen sie.“ Seine kurze Rede schließt mit der Formel: „Patrioten sind niemals Feinde.“ Er bezeichnet damit den nationalistischen und islamistisch orientierten Erdogan als Patrioten und damit als Bruder im Geiste.

@maxkrah_doktorrechts Max Krah #AfD: Präsident #Erdogan ♬ Originalton - MaxKrah_fürDeutschland

Rechte Lehr-Videos auf TikTok: Ein AfD-Hardliner will seine jungen Anhänger auf Linie bringen

Der 46-jährige promovierte Jurist und Rechtsanwalt wirkt wie ein Lehrer, der seinen Schülern eine Lektion vermitteln will. Kein Zufall, diese Art rechter „Lehr-Videos“ scheinen Krah Spezialität zu sein. Erst im Sommer 2023, kurz nachdem er von seiner Partei zum Spitzenkandidaten für die Europawahl 2024 ernannt worden war, machte er mit einem anderen TikTok-Video von sich reden.

Darin gab der achtfache Vater Dating-Tipps von rechts und versicherte seinen rund 11.000 wohl größtenteils jungen männlichen Followern: „Echte Männer sind rechts, echte Männer haben Ideale, echte Männer sind Patrioten, dann klappt es auch mit der Freundin.“ Dieses Video sorgte für viel Spott, machte aber damals schon klar, dass es dem AfD-Rechtsaußen Krah darum geht, junge Anhänger ideologisch auf Linie zu bringen.

Lob auf Erdogan: Maximilian Krahs Vorstellungen von Außenpolitik

Und diese ideologische Linie hat es in sich. Krah ist bereits mit einem verstörenden Lob auf die Taliban aufgefallen, sein Buch wird vom extrem rechten Verlag Antaios nicht zufällig im Doppelpack mit dem neuesten Buch des identitären Vordenkers Martin Sellner angeboten. Anfang Dezember 2023 wird Krah voraussichtlich selbst bei den Rechtsextremisten der „Identitären Bewegung“ in Wien auftreten und über das Thema „Partei und Vorfeld“ sprechen.

Außenpolitisch gehört Krah zu den Verfechtern einer multipolaren Weltordnung, die eine Aufteilung der Welt in von Großmächten dominierte Sphären vorsieht. In diesen Großräumen setzen dann „gleichberechtigte Mächte [...] ihre Vorstellungen von Recht und Ordnung durch“, wie AfD-Chef Tino Chrupalla sagte. Universale, westliche Werte wie unveräußerlicher Menschenrechte wären in einer solchen Weltordnung entwertet. Schon die Nazis liebäugelten mit dieser Idee.

Krah spielt auf eine solche Weltordnung an, wenn er den politisch fragwürdigen türkischen Präsidenten Erdogan als Vorbild für interessengeleitete Außenpolitik anführt. Dass Erdogan in seiner pro-islamistischen Politik sogar so weit geht, die terroristische Hamas als „Freiheitsorganisation“ und Israel als „Terrorstaat“ zu bezeichnen, stört den Hardliner Krah offenbar nicht – schließlich soll jede Großmacht in ihrer eigenen Einflusssphäre freie Hand haben.

Rubriklistenbild: © Bernd von Jutrczenka/dpa/Carsten Koall/dpa

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