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Von Kim Jong-un im Stich gelassen?

Putins Nordkorea-Soldaten abgetaucht: Bericht über desaströse Schutzausrüstung

Die Regime von Wladimir Putin und Kim Jong-un haben nordkoreanische Einheiten offenbar von der Kursk-Front entfernt. Weil die Verluste so hoch waren?

Kursk – Seoul und Kiew wollen es im Ukraine-Krieg ganz genau wissen. Von Kim Jong-un entsandte nordkoreanische Soldaten haben die Kursk-Front wohl wieder verlassen. Offenbar zurückbeordert durch das Moskau-Regime von Wladimir Putin und durch den Diktator aus Pjöngjang.

Ukraine-Krieg: Nordkorea-Soldaten wohl von Kursk-Front zurückgeholt

„Seit Mitte Januar gibt es keine Anzeichen mehr dafür, dass nordkoreanische Truppen, die in der russischen Region Kursk stationiert sind, in Kämpfe verwickelt sind“, zitierte die Nachrichtenagentur Yonhap einen Bericht des südkoreanischen Geheimdienstes NIS. Zuvor hatten bereits sowohl ukrainische Medien als auch die amerikanische New York Times (NYT) vom mutmaßlichen Abzug nordkoreanischer Soldaten berichtet.

Die Truppen aus Nordkorea sollen bei den Gefechten mit den Ukrainern in Russland heftige Verluste erlitten haben. Ein Bericht beleuchtet nun, dass die nordkoreanischen Soldaten ukrainische Verteidigungslinien angeblich mit völlig unzureichender Schutzausrüstung, teils „ohne Helme und schusssicheren Westen“ angegriffen haben.

Nordkorea – Kim Jong-uns abgeschottete Diktatur

Menschen an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea
Nordkorea ist das wohl geheimnisvollste Land der Erde: eine totalitäre Diktatur, in der der Einzelne nichts zählt, ohne Freiheiten und Menschenrechte, abgeschottet vom Rest der Welt. Schätzungsweise 26 Millionen Menschen leben in dem Land, das im Norden an China und Russland grenzt und im Süden an das freiheitliche, demokratische Südkorea. Nordkoreas Grenzen sind für die meisten Menschen unüberwindbar – kaum einer kommt rein, noch weniger Menschen kommen raus.  © Ed Jones/afp
Die Skyline von Pjöngjang
Hauptstadt sowie kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des Landes ist Pjöngjang. Rund drei Millionen Menschen leben in der nordkoreanischen Metropole, die so anders ist als die anderen Mega-Städte Asiens. Pjöngjang ist grau, geprägt von Hochhäusern, gesichtslosen Wohnblöcken und gigantischen Monumenten, die der herrschenden Kim-Familie huldigen sollen. Wer in der Hauptstadt leben darf, ist privilegiert: Hier ist die Stromversorgung besser als auf dem Land, die Regale der Geschäfte sind voller, es gibt Freizeitparks, Kinos, Theater. © Olaf Schuelke/Imago
Kim Jong-un auf einem Pferd
Beherrscht wird Nordkorea seit 2011 von Kim Jong-un, einem Diktator, der skrupellos vor allem ein Ziel verfolgt: den eigenen Machterhalt und den seiner Sippe. Nordkorea ist das einzige kommunistische Land der Welt mit einer Erb-Monarchie, in der die politische Macht vom Vater auf den Sohn übergeht. Die sogenannte „Paektu-Blutlinie“ kontrolliert das Land seit dessen Gründung im Jahr 1948. Die Macht der Kims ist unanfechtbar, Aufstände gab es nie, dafür sorgt die lückenlose Überwachung und Kontrolle der gesamten Gesellschaft. © KCNA via KNS/afp
Sowjetische Soldaten in Pjöngjang
Korea war über Jahrhunderte ein geeintes Land. Die Geschichte der Teilung beginnt erst im 20. Jahrhundert: Von 1910 bis 1945 ist Korea eine japanische Kolonie, nach der Niederlage der Japaner besetzen sowjetische Truppen den Norden des Landes, der Süden wird von amerikanischen Truppen besetzt. Weil Verhandlungen über eine Vereinigung der beiden Landesteile scheitern, gründen sich 1948 auf der koreanischen Halbinsel zwei Staaten. © Jacob Gudkov/Imago
Szene des Koreakriegs
Zwei Jahre später dann die Tragödie: Der Korea-Krieg bricht aus. Kim Il-sung, Machthaber im Norden, schickt seine Truppen in den Südteil des Landes, um Korea mit Gewalt zu vereinen. Wenige Wochen später greifen die UN-Truppen unter Führung der USA den Norden an, stoßen bis an die chinesische Grenze vor. Das beunruhigt Peking – das nun auf der Seite von Nordkorea in den Krieg eingreift. 1953 wird ein Waffenstillstand verhandelt, das Land bleibt entlang des 38. Breitengrades geteilt. Ein Friedensvertrag wurde bis heute nicht unterzeichnet. © Imago
Familie Kim
Kim Il-sung, der Gründer und erste Präsident Nordkoreas, ist ein Machthaber von Stalins Gnaden. Geboren 1912, ist er als junger Mann im Widerstand gegen die japanische Besatzungsmacht aktiv. 1940 geht er ins Exil in die Sowjetunion, wo er schließlich zum späteren Machthaber Nordkoreas aufgebaut wird. Ab 1948 etabliert Kim einen auf ihn zugeschnittenen Personenkult. Mit brutalen Säuberungsaktionen entledigt er sich seiner Gegner. Politisch pendelt sein Land zwischen China und der Sowjetunion, vor allem, nachdem sich die beiden kommunistischen Führungsmächte ab Ende der 50er-Jahre zunehmend voneinander entfremden. © Imago
Kim Il-sung und Kim Jong-il
Schon in den 1970ern beginnt Kim Il-sung, seinen Sohn Jong-il zu seinem Nachfolger aufzubauen. Als er 1994 stirbt, übergibt er Kim Jong-il ein verarmtes Land. Mit dem Untergang der Sowjetunion wenige Jahre zuvor hat Nordkorea seinen wichtigsten und engsten Partner verloren, es stürzt in eine wirtschaftliche Krise, auf die eine fatale Hungersnot folgt. Hunderttausende Menschen verhungern. Unter Kim Jong-il, der 1941 oder 1942 geboren wurde, verschlechtern sich die Beziehungen zwischen Nordkorea und dem Rest der Welt, das Land schottet sich immer mehr ab. Vor allem die USA sowie Südkorea – das sich seit den 80ern zur Demokratie gewandelt hat – werden zu Feindbildern. © KCNA via KNS/afp
Fernsehbilder vom ersten nordkoreanischen Atomtest 2006
Unter Kim Jong-il beginnt die beispiellose Aufrüstung des bettelarmen Landes. Wichtigstes Ziel Kims ist es, Nordkorea zur Atommacht zu machen. 2006 gelingt ihm das, Nordkorea testet erstmals eine Atombombe. Die Welt ist geschockt, die Vereinten Nationen erlassen Strafmaßnahmen, denen insgesamt neun weitere Sanktionsrunden folgen. Heute ist Nordkorea eine Atommacht, die wohl Dutzende Sprengkörper besitzt. © Jung Yeon-Je/afp
Kim Jong-un beobachtet einen Raketentest
Zudem testet das Land regelmäßig ballistische Raketen, auf denen die nuklearen Sprengköpfe montiert werden können. So kann das Regime mit seinen Atomwaffen sogar die USA erreichen – zumindest in der Theorie, denn noch ist unklar, wie leistungsfähig die Raketen tatsächlich sind. © KCNA via KNS/afp
Donald Trump und Kim Jong-un an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea
Kim Jong-il stirbt 2011. Ihm folgt einer seiner Söhne nach: Kim Jong-un. Der treibt das Raketen- und Nuklearprogramm seines Vaters weiter voran. Als Hauptfeinde hat er Südkorea und die USA ausgemacht, die sein Regime regelmäßig mit drastischen Beleidigungen überzieht. Unter US-Präsident Donald Trump sieht es für einen kurzen Moment so aus, als könnten sich die Spannungen zwischen Nordkorea und dem Westen abkühlen – dreimal treffen sich Kim und Trump, auch Südkoreas damaliger Präsident kommt mit Kim zu einem Gipfeltreffen zusammen. © Brendan Smialowski/afp
Passanten in Pjöngjang währen der Corona-Pandemie
Doch die diplomatischen Initiativen scheitern 2019. Ein Jahr später sucht die Corona-Pandemie die Welt heim. Auch Nordkorea schließt seine Grenzen – und schottet sich gegen das Virus so hermetisch ab wie kein anderer Staat weltweit. Trotzdem meldet das Regime im Mai 2022 erste Corona-Fälle. Auch nach dem Ende der Pandemie bleibt Nordkorea ein international isoliertes Land. © Imago
Putin und Kim in Russland
Enge Beziehungen unterhält das Regime in Pjöngjang heute vor allem zu seinen beiden nördlichen Nachbarn China und Russland. Zu Wladimir Putin pflegt Kim ein besonders gutes Verhältnis, denn Russlands Präsident benötigt Nordkoreas Unterstützung für seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine – als Lieferant von Waffen und Munition. Im Herbst 2023 treffen Putin und Kim in Russlands Fernem Osten zusammen, es ist Kims erste Auslandsreise seit der Pandemie. © KCNA via KNS/afp
Kim Jong-un und seine Tochter Ju-ae
Kim Jong-un wurde 1982, 1983 oder 1984 geboren, hat also möglicherweise noch viele Jahre vor sich. Nordkoreas Diktator ist allerdings bei schlechter Gesundheit. Er gilt als Kettenraucher und Alkoholiker und ist sichtbar übergewichtig. Was, wenn er stirbt? Experten glauben, dass Kim seine Tochter Ju-ae zu seiner Nachfolgerin aufbauen will. Seit November 2022 zeigen Staatsmedien das Mädchen, das wohl 2012 oder 2013 zur Welt gekommen ist, regelmäßig an der Seite ihres mächtigen Vaters. © KCNA via KNS/afp
Kim Yo-jong
Aber auch Kims Schwester Kim Yo-jong gilt als mögliche Erbin auf den Thron. Die Macht, die die Kims seit bald 80 Jahren innehaben, dürften sie jedenfalls so schnell nicht aus der Hand geben. © Jorge Silva/afp

Nordkorea-Verluste in Russland: Ukrainer beschlagnahmen Rucksäcke von Soldaten

„In einigen Fällen operieren sie ohne Helme oder schusssichere Westen, um die Geschwindigkeit bei Angriffen auf ukrainische Stellungen zu erhöhen“, erklärte der ukrainische Offizier Oleksandr Kindratenko dem amerikanischen Nachrichtenportal Newsweek. Die nordkoreanischen Soldaten hätten in der russischen Oblast Kursk immer wieder auf „den gleichen Routen angegriffen, auf denen bereits Dutzende ihrer Truppen im Einsatz gefallen sind“, schilderte Kindratenko von Sturmangriffen über freies Gelände auf Stellungen der Ukraine.

Noch ein Indiz für die angeblich schlechte Schutzausrüstung: In beschlagnahmten Rucksäcken hätten sich nur spärlich Lebensmittel, je ein Liter Wasser und keine Winterausrüstung wie Handschuhe oder Thermokleidung befunden, erzählte er. Stattdessen seien die Rücksäcke, bei denen es sich seinen Angaben zufolge um solche des russischen Militärs handeln soll, bis oben hin voll mit Munition gewesen. Neben Magazinen für Maschinengewehre hätten die Ukrainer Handgranaten, reihenweise Panzerabwehrwaffen und Landminen gefunden, erklärte er Newsweek.

Diktator Kim Jong-un (2.v.li.) mit Offizieren seiner Volksarmee in Nordkorea.

Nordkoreanische Verluste im Ukraine-Krieg: Kim Jong-un schickte angeblich 12.000 Soldaten

Ließ Diktator Kim Jong-un seine Truppen von der Front zurückbeordern, weil die Verluste schlicht so hoch waren? Der Bericht beruft sich auf amerikanische und ukrainische Geheimdienstmeldungen, wonach Kreml-Autokrat Putin und der mit ihm verbündete Kim Jong-un zwischenzeitlich 12.000 nordkoreanische Soldaten in die russische Grenzregion Kursk geschickt haben. Etwa die Hälfte sei demnach in nur wenigen Wochen getötet oder verwundet worden, weil auch an diesem Frontabschnitt wohl die berüchtigten „Fleischwolfangriffe“ der Russen angewandt werden.

Noch Mitte Januar hatte der NIS geschätzt, dass bei den Gefechten um die Oblast Kursk geschätzt 300 nordkoreanische Soldaten getötet und weitere 2700 Soldaten Pjöngjangs verletzt wurden. Und: Ukrainische Frontverbände hatten die brutale Taktik der Nordkorea-Soldaten enthüllt. Brutal auch deshalb, weil Kims Kämpfer offenbar oft keine Rücksicht auf das eigene Leben und das ihrer Nebenmänner nahmen. Die Informationen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Ein durch die Ukrainer gefangen genommener nordkoreanischer Soldat.

Verluste im Ukraine-Krieg: Nordkoreaner griffen wohl ohne Panzer-Unterstützung an

Andrii, ein ukrainischer Kommandeur, dessen Name geändert wurde, erklärte der NYT zu den Kampftaktiken der Nordkoreaner etwa: „Es ist nur vorwärts, vorwärts! Es geht um Motivation, Befehle und strenge Disziplin.“ Laut NYT habe Andrii der Presse ein Video gezeigt, wonach an einem Angriff auf einen einzelnen ukrainischen Schützengraben zum Beispiel rund 50 nordkoreanische Soldaten beteiligt waren. Sie hätten keinerlei Panzer-Unterstützung gehabt.

Viele seien angeschossen worden, als sie zu Fuß eine Distanz von geschätzt acht Kilometern zurücklegten, heißt es in dem Bericht. Der Verband sei dennoch weiter marschiert. Und: Verwundete seien mitten in den Kämpfen schlicht durch andere, nachrückende nordkoreanische Soldaten ersetzt worden. Ukrainische Spezialeinheiten hatten zwei Nordkoreaner hinter den feindlichen Linien gefangen genommen (siehe Foto oben). Sie sollen weiteren Aufschluss über die militärische Zusammenarbeit zwischen Putin und Kim Jong-un geben. (pm)

Rubriklistenbild: © IMAGO / ZUMA Press Wire

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