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Ukraine-Krieg

„Erhebliche Strahlendosen“ - Russische Soldaten offenbar in Tschernobyl radioaktiv verseucht

Russische Soldaten werden offenbar in einer Strahlenklinik behandelt. Sie waren zuvor am stillgelegten Atomkraftwerk Tschernobyl stationiert.

Hinweis der Redaktion

Liebe Leserinnen und Leser, versehentlich wurde die Uhrzeit dieses Artikels aktualisiert.

Das eigentliche Veröffentlichungsdatum lautet: 02.04.2022.

Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

+++ 16.00 Uhr: Die Ukraine will nach dem Abzug russischer Truppen das Gebiet des stillgelegten Atomkraftwerks Tschernobyl gründlich untersuchen. Dmytro Kuleba, Außenminister des Landes, erklärte am Freitag (01.04.2022), dass sich russische Soldaten während der vierwöchigen Besatzung der Reaktorruine unverantwortlich verhalten hätten. Unter anderem wurde bekannt, dass Streitkräfte ein Labor im Inneren zerstörten und radioaktive Proben daraus entnahmen. Zudem seien beispielsweise Gräben in radioaktivem Gebiet ausgehoben wurden, betonte Kuleba.

Der staatliche Energieversorger „Energotom“ bestätigte außerdem, was ein Touristenführer aus der Region bereits am Mittwoch berichtete (s. Erstmeldung). Demnach hätten russische Soldaten „erhebliche Strahlendosen“ abbekommen. Auch Kuleba erklärte in seinem Statement, dass der Kreml seine Streitkräfte radioaktiver Strahlung ausgesetzt und damit deren Gesundheit aufs Spiel gesetzt habe.

Ein Satellitenbild des stillgelegten Atomkraftwerks Tschernobyl, fotografiert am 10. März.

Ukraine News: Russische Soldaten wohl in Tschernobyl verstrahlt

Update vom Freitag, 01.04.2022, 12.00 Uhr: Trotz vermehrter Meldungen, dass russische Streitkräfte am stillgelegten Atomkraftwerk Tschernobyl verstrahlt worden sein sollen, befinden sich weiterhin Soldaten vor Ort. Das berichten ukrainische Behörden am Freitag über das Sperrzonengebiet. Ein zuständiger Beamter erklärte im ukrainischen TV, dass die Reaktorruine mittlerweile menschenleer sei, im Umland seien jedoch vermehrt Angehörige der Armee gesichtet worden. Der Kreml hatte vor Tagen erklärt, dass das Militär das Gebiet bald verlasse.

Zuvor war bekannt geworden, dass russische Truppen mit ihren Panzern bei der Invasion durch den „roten Wald“, ein seit der Umweltkatastrophe im Jahr 1986 verseuchtes Gebiet, gefahren seien (s. Erstmeldung).

Ukraine News: Russische Soldaten wurden wohl AKW Tschernobyl verstrahlt

Erstmeldung vom Donnerstag, 31.03.2022, 13.00 Uhr: Prypjat – Russlands Streitkräfte verweilen seit Wochen im stillgelegten Atomkraftwerk Tschernobyl. Zu Beginn des Ukraine-Kriegs wurde die Reaktorruine erobert. Seitdem mussten ukrainische Arbeiterinnen und Arbeiter dort ohne Pausen arbeiten. Nach mehreren Wochen gab es den ersten Schichtwechsel. Im Inneren des stillgelegten Kraftwerks soll zudem ein Hightech-Labor mutwillig zerstört worden sein. Dort sollen russische Soldaten unter anderem radioaktive Proben entnommen haben.

Nun müssen wohl zahlreiche der am AKW Tschernobyl stationierten Soldaten mittlerweile in einer Strahlenklinik behandelt werden. Das berichtet der Touristenführer Yaroslav Yemelianenko unter Berufung auf einen Bericht im Fernsehen von Belarus. In besagtem Krankenhaus seien am Mittwoch (30.03.2022) insgesamt sieben Bussen mit russischen Streitkräften, die Strahlungssymptome hatten, angekommen.

Ein Warnschild am Rande des „roten Waldes“ nahe des stillgelegten Atomkraftwerks Tschernobyl.

Ukraine News: Verstrahlte russische Soldaten wohl in Klinik

Die Klinikaufenthalte könnten mit dem Einmarsch auf dem stillgelegten Atomkraftwerkgelände zusammenhängen. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge sollen mehrere Panzer durch den „roten Wald“ gefahren sein. Dabei hätten sie im radioaktiv verseuchten Gebiet Staubwolken aufgewirbelt. Ein Mitarbeiter der Reaktorruine sprach in diesem Kontext von „selbstmörderischem“ Verhalten, da die Soldaten den Staub eingeatmet haben dürften.

Zum Hintergrund: Im Atomkraftwerk Tschernobyl lagert nach der Stilllegung vor allem Atommüll. Im vergangenen Jahr hatten Strahlenwerte aus dem ehemaligen Atomreaktor für Unruhe gesorgt.

Der „roten Wald“ liegt westlich der Ruine und ist circa zehn Quadratkilometer groß. Durch das Reaktorunglück im Jahr 1986 wurde das Gebiet laut internationalen Fachleuten verseucht.

Unabhängig von Bussen mit wohl verstrahlten russischen Soldaten soll die Armee sich auf dem Rückzug befinden. Ein Beamter des US-Verteidigungsministeriums erklärte am Mittwoch, dass man Truppenbewegungen in Richtung Belarus beobachte. Zuletzt wurde zudem bekannt, dass sich Russlands Armee dort „neu gruppieren“ möchte, um etwaige schwere Verluste zu kompensieren.

(tu)

Rubriklistenbild: © Maxar Technologies/AFP

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