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„Über Wagners Leistung hinaus“

Russlands Gefängnisse leeren sich rapide – hin zur Ukraine-Front

Die Zahl der Gefängnisinsassen in Putins Russland sinkt. Mehr als 100.000 Gefangene sollen bereits als Soldaten in der Ukraine eingesetzt worden sein.

Moskau – Im Ukraine-Krieg hat Russland vor allem in den letzten Tagen bei Awdijiwka schwere Verluste hinnehmen müssen. Mehr als 6000 russische Soldaten sollen allein in der letzten Woche verletzt worden oder gestorben sein. Um die an der Front fehlenden Soldaten zu kompensieren, greift Russlands Präsident Wladimir Putin auf eine bekannte Taktik des verstorbenen Wagner-Chefs Prigoschin zurück. In Russlands Gefängnissen sinkt die Zahl der Gefangenen. Verurteilte Straftäter werden an die Front geschickt.

Putin rekrutierte Tausende russische Gefangene für Ukraine-Krieg

Bereits Anfang Oktober verkündetet der stellvertretende Justizminister Wsewolod Wukolow, dass die Zahl der in Russland inhaftierten Gefangenen auf 266.000 Menschen gesunken ist, wie das russische unabhängige Medium Mediazona berichtete. Die Veröffentlichung der Zahlen wurde im November 2022 eingestellt, nachdem Prigoschin mit der Rekrutierung von Gefangenen gestartet hatte. „Wenn unser Kontingent im Gefängnis vor zehn Jahren fast 700.000 Menschen erreichte, haben wir jetzt etwa 266.000 Menschen in Justizvollzugskolonien“, sagte Wukolow laut Mediazone bei einer Ausschusssitzung am 6. Oktober in Tscheboksary.

Die Mauer des Lefortowo-Gefängnisses in Moskau. Das russische Verteidigungsministerium rekrutiert Gefangene für die Front.

Vor der russischen Invasion im Februar 2022 zeigte die Statistik noch rund 420.000 Gefangene auf – ein massiver Rückgang. „Das ist eine schockierende Zahl“, sagte Olga Romanowa, Leiterin der Gefangenrechts-NGO „Russia Behind Bars“ der Washington Post. Von den 420.000 Gefangenen rekrutierte Prigoschin mehrere Zehntausende Menschen und baute damit die Wagner-Gruppe von 12.000 auf 50.000 Mann aus. Die niedrigen Zahlen sind ungewöhnlich, denn „normalerweise ist der Zustrom neu inhaftierter Menschen ungefähr gleich groß, daher sollten wir jetzt eine Zahl von etwa 400.000 sehen“, so Romanowa.

Putin geht „über Wagners Leistung hinaus“ – 100.000 Gefangene für Ukraine-Krieg rekrutiert

Der starke Rückgang „bedeutet, dass das Verteidigungsministerium wahrscheinlich rund 100.000 Menschen für den Krieg dort rekrutiert hat“, so Romanowa. „Man hatte das Gefühl, dass sie Wagners Leistung übertrafen, aber nicht viel. Jetzt stellt sich heraus, dass sie weit darüber hinausgehen“, ergänzte sie. Die Schätzungen beinhalten auch Personen in Untersuchungshaft. Die Organisation dokumentierte Fälle von Angeklagten, die für die Front rekrutiert wurden, bevor es zu einer Gerichtsverhandlung kam.

Bereits im September gab es einen Bericht, dass Verurteilte automatisch auf Listen registriert werden, um als Soldaten an der Front zu kämpfen. Zuvor kopierte Russland die Wagner-Strategie, indem Frauen aus Gefängnissen in die von Russland besetzten Gebiete in der Ukraine gebracht wurden.

Aufgrund der Teilmobilisierung im September 2022 verließen Tausende Männer das Land, um nicht an die Front eingezogen zu werden. Nachdem Prigoschin sich immer mehr in Putins Krieg einmischte und die Kriegsführung kritisierte, wurde ihm der Zugriff auf Gefangene verwehrt. Die Zahlen zeigen deutlich, dass Putin immer mehr auf die Gefangenen angewiesen ist – denn Russland fehlt es zunehmend an Streitkräften. (vk)

Rubriklistenbild: © Vlad Karkov/IMAGO

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