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Chaos in Russland
Brutal gedemütigt: Kreml-Experte erklärt Putins „entscheidenden Fehler“ mit Prigoschin
Wladimir Putin ist die Situation um die Wagner-Söldner entglitten. Dass es dazu kam, ist seine eigene Schuld, meint Russland-Experte Mangott bei IPPEN.MEDIA.
Moskau/München – Er beleidigte die Führung seines eigenen Landes, klammerte den Präsidenten, Wladimir Putin, jedoch immer aus. Und er konnte schalten und walten, wie er wollte – doch das ist jetzt vorbei. Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin ist nach dem gescheiterten Putsch in Russland wohl der von Putin gejagte Mann. Der Diktator hatte bereits vor dem überraschenden Wagner-Abzug rund 400 Kilometer vor Moskau seine Geheimdienste auf denjenigen angesetzt, der einst sein Freund war und als „Putins Koch“ betitelt wurde.
„Putin verzeiht Verrätern nicht. Selbst wenn Putin sagt: ‚Prigoschin, du gehst nach Belarus‘, ist er immer noch ein Verräter, und ich denke, Putin wird ihm das nie verzeihen“, sagte Jill Dougherty, ehemalige Leiterin des Moskauer Büros von CNN und langjährige Russland-Expertin. Es sei möglich, dass Prigoschin „in Belarus getötet wird“. Bereits am Samstag soll Putin den Sicherheitsdiensten offenbar befohlen haben, Prigoschin zu „liquidieren“, berichtete das unabhängige russische Nachrichtenportal iStories am Samstag unter Berufung einer Quelle aus dem Umfeld des Generalstabs der russischen Streitkräfte. Die „Hauptaufgabe“ bestehe darin, „Prigoschin zu eliminieren“, so die Quelle.
Belarus mischt mit: Prigoschin setzt sich ab und wird gefeiert
Putins Macht ist in Gefahr, Prigoschin hat ihn ins Wanken gebracht, ehe er sich – offenbar – nach Belarus absetzte. Rückblick: Am Freitagabend (23. Juni) warf Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin Moskau – explizit seinem großen Widersacher, Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu, einen Angriff auf seine Söldner-Einheiten vor. Prigoschin drohte mit Gegenmaßnahmen und machte diese wahr. Am Samstagmorgen marschierte er in die Stadt Rostow am Don ein. Sein Weg endete nicht dort. Wenige Stunden von Moskau entfernt, machte der Konvoi, mit vielen brutalen Wagner-Kämpfern, kehrt. Aleksander Lukaschenko, der Machthaber aus Belarus, hatte vermittelt.
Einst enge Vertraute: Jewgeni Prigoschin (l), russicher Unternehmer, führt Wladimir Putin, Präsident von Russland, durch seine Fabrik, die Schulspeisungen herstellt.
Prigoschin und seine Söldner bleiben straffrei – anders als Putin in einer Ansprache an das russische Volk am Samstagmorgen drohte. Doch viel mehr ist über den Deal nicht bekannt. Doch Putin dürfte brodeln. Nicht zuletzt, weil Videos zeigen, wie Prigoschin bei seiner Abreise aus Rostow, von zahlreichen Menschen gefiert wurde. Eine Demütigung für den Präsidenten. Prigoschin gilt im Volk als beliebter denn je. Putin drohte den „Verrätern“ harte Strafen an.
Kreml-Experte wirft Putin „entscheidenden Fehler“ vor
Auch der Kreml-Kenner und Universitätsprofessor für Politikwissenschaft in Innsbruck, Gerhard Mangott, sieht Putin taumeln – und das aus Eigenverschulden: Es sei Putins „entscheidender Führungsfehler“ gewesen, Prigoschin nicht eher einzufangen und ihm im Zoff mit Verteidigungsminister Sergei Schoigu roten Linien aufzuzeigen, findet Mangott im Gespräch mit Merkur.de von IPPEN.MEDIA. Putin habe zu lange zugesehen, wie der Wagner-Boss seinen wohl wichtigsten Minister gedemütigt habe.
Putins Zirkel der Macht im Kreml – die Vertrauten des russischen Präsidenten
Dafür gibt es Belege genug. Lediglich zwei Tage vor dem Putschversuch tobte Prigoschin: Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow tischten Präsident Wladimir Putin „Blödsinn“ auf. Dies geschehe in der Hoffnung, dass solche „Lügen“ nur schrecklich genug sein müssten, damit Putin sie glaube. Die ukrainischen Streitkräfte hätten bereits erhebliche Erfolge – Russland habe über 1000 Verluste pro Tag zu beklagen. „Sie führen das russische Volk in die Irre“, übersetzte die Nachrichtenagentur AFP Prigoschin aus der am Mittwoch (21. Juni) von seinem Pressedienst veröffentlichten Sprachnachricht.
Putin brauchte Wagners Söldnerarmee im Ukraine-Krieg – droht bei einem Tode Prigoschins ein Bürgerkrieg?
Putin hielt sich raus. Zu sehr brauchte er Prigoschin und seine Einheiten an der Front. Doch dann musste der russische Präsident reagieren. Er musste sich selbst retten. „Prigoschin wollte sich gegen die zivile und militärische Führung des Landes wenden. Aber er hat nun ganz klar Putins Autorität untergraben, weil er das Kriegsmotiv Putins für den Überfall auf die Ukraine als unwahr bezeichnet hat. Er hat Putin jetzt in Bedrängnis gebracht und die Lage eskaliert“, erklärt Mangott, der während der Invasion zu IPPEN.MEDIA sagte: „Putin muss Prigoschin eliminieren.“
Die späte Reaktion Putins zeige wieder einmal, wie weit dieser der Realität entrückt sei, so Mangott. Auch wenn das ein massiver Rückschlag für den Krieg in der Ukraine wäre, „muss Putin Prigoschins Tod jetzt in Kauf nehmen“. Ansonsten komme es zu einer „brandgefährlichen Situation“ an dessen Ende „die gesamte Machtvertikale, die er sich selbst aufgebaut hat, in sich zusammenfallen könnte“.
Bringt der Tod des Schergen Russland den Frieden oder artet dann erst recht alles in einem blutigen Bürgerkrieg aus? Auch das wird Putin bedenken müssen, wenn er seinen einstigen Freund weiter jagen will.