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Geteiltes Echo

Russlands Medien feiern Erdogan wegen seiner BRICS-Pläne – andere Mitglieder könnten das blockieren

Die Türkei will Mitglied der BRICS-Staaten werden. Während Russland diesen Schritt begrüßt, könnte es zu einem Veto eines anderen wichtigen Mitglieds kommen.

Ankara – Die Türkei will Mitglied in den BRICS-Staaten werden. Doch in dem Land führt das zu einem geteilten Echo. Während sich oppositionelle Medien kritisch zeigen, sind die regierungsnahen türkischen Medien nahezu in euphorischer Stimmung.

Die Mitgliedschaft der Türkei könnte in naher Zukunft eine willkommene Nachricht für die BRICS sein, schreibt zum Beispiel die regierungsnahe Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi in einem Bericht. „Strategisch günstig an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien gelegen, kontrolliert die Türkei die wichtigen Meerengen Bosporus und Dardanellen, die das Schwarze Meer mit dem Mittelmeer verbinden“, heißt es in dem Bericht. „Der Einfluss Ankaras im Nahen Osten und sein wachsendes Engagement in Afrika könnten das geopolitische Gewicht der BRICS weiter stärken, meinen Analysten“, so das Medienunternehmen weiter.

Erdogan will Aufnahme in BRICS-Bündnis: Entfernt sich die Türkei weiter von der EU?

Dagegen sieht die regierungskritische Zeitung Cumhuriyet die Pläne von Präsident Recep Tayyip Erdogan skeptisch. „Die Türkei, die sich immer weiter von ihrem Ziel der Vollmitgliedschaft in der Europäischen Union entfernt, nähert sich mit der Präferenz der Regierung östlichen und asiatischen Bündnissen an“, schreibt das Blatt. Nach engen Kontakten mit der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit SOC habe die Türkei nun vor gut einer Woche einen Antrag auf Mitgliedschaft in der BRICS-Gruppe gestellt. „Es ist fast unmöglich, dass wir China, Indien, Brasilien ein Industrieprodukt verkaufen“, sagt Adnan Dalkiran, Vorsitzende der Föderation der Industriemaschinenhersteller (MAKFED), gegenüber dem Blatt. „Wir exportieren die Hälfte unserer Ausfuhren nach Europa, und 70 Prozent unserer Kredite werden im Westen aufgenommen.“

Russland sieht Chancen bei Türkei Mitgliedschaft in BRICS-Staaten

In Russland ist man froh über den Antrag der Türkei auf eine Mitgliedschaft in den BRICS-Staaten. Die türkische Wirtschaft sei vom Internationalen Währungsfonds IWF 2023 als die 17. größte der Welt eingestuft wurde, wobei das Bruttoinlandsprodukt des Landes im vergangenen Jahr auf etwas mehr als 1 Billion Dollar geschätzt wurde, schreibt die russische Putnik. „Die geografische Lage der Türkei direkt an der Grenze zwischen Europa und Asien und die Kontrolle über die Meerengen Bosporus und Dardanellen, die das Schwarze Meer mit dem Mittelmeer verbinden, machen das Land zu einem natürlichen logistischen Knotenpunkt für den Warenverkehr zwischen dem globalen Süden und dem globalen Norden“, schreibt Sputnik.

Auch die geostrategischen Verbindungen der Türkei könnten den übrigen BRICS-Mitgliedern einen Vorteil verschaffen. „Ankaras beträchtliches Gewicht in den Angelegenheiten des Nahen Ostens, wo es seit langem zu den wichtigsten Akteuren gehört, und sein Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent könnten auch den künftigen Mitstreitern der Türkei in den BRICS zugutekommen“.

BRICS-Staaten

Die BRICS-Staaten sind ein Zusammenschluss von Schwellenländern. Das Akronym setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Mitgliedstaaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika zusammen. Mit dem Staatenbund wollen die Mitglieder vor allem ein Gegengewicht zur Dominanz des Westens und zu anderen Foren wirtschaftlich starker Länder wie den G7 bilden. Auch ihre Abhängigkeit vom US-Dollar als globale Leitwährung wollen die BRICS-Länder reduzieren und suchen nach Alternativen. Seit dem 1. Januar 2024 zählen zu den namensgebenden Ländern auch Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate dazu. 

Ähnliches schreibt auch die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS. „Dies wird wahrscheinlich eine ermutigende Wirkung haben und als Anreiz für andere Länder des Nahen Ostens dienen, diesem Beispiel zu folgen. Dies ist für die regionale wirtschaftliche Zusammenarbeit und Integration im Nahen Osten von Vorteil“, zitiert die Nachrichtenagentur den Experten des Instituts für Nahost-Studien an der Shanghai International Studies University, Han Jianwei.

BRICS-Mitgliedschaft von Türkei gut für Russland und China

„Der Beitritt zu BRICS wird der Zusammenarbeit der Türkei mit China und Russland sowie den Volkswirtschaften anderer Entwicklungsländer zugute kommen und dazu beitragen, die Position der Türkei als Handels-, Energie- und Logistikzentrum zwischen Ost und West zu stärken. Gleichzeitig ist es auch eine Alternative für die Türkei, nachdem ihre zahlreichen Versuche, der Europäischen Union beizutreten, abgelehnt wurden“, so der Experte.

Indien könnte BRICS-Mitgliedschaft von Türkei blockieren

Es gibt jedoch keine Garantie dafür, dass der Antrag der Türkei auf Mitgliedschaft in den BRICS-Staaten auch angenommen wird. Grund dafür ist vor allem Indien, mit dem Ankara in geostrategischen Fragen entgegengesetzter Meinung ist. „Angesichts der zunehmenden Verflechtungen zwischen der Türkei und Pakistan hat Indien in internationalen Fragen eine ablehnende Haltung gegenüber der Türkei eingenommen. Nachdem es im Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan Stellung bezogen hat, hat Neu-Delhi deutlich gemacht, dass es im Ägäis-Konflikt zwischen der Türkei und Griechenland auf der Seite des letzteren steht“, schreibt die Eurasian Times in einem Artikel am 19. Juli 2024.

Die türkische Regierung hatte zuletzt ein umfassendes Verbot für die Ausfuhr von Rüstungsgütern nach Indien, einem der größten Waffenimporteure der Welt, verhängt. Das war die Reaktion auf einen von Indien aufgekündigten Vertrag über ein Schiffbauprojekt mit einem türkischen Unternehmen im April. (erpe)

Rubriklistenbild: © dpa

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