Neue Waffen
Pistorius will neue Raketenwerfer - doch es gibt offenbar ein gravierendes Problem
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will für die Bundeswehr den Raketenwerfer „Puls“ anschaffen. Der Deal ist allerdings problematisch.
Der Ukraine-Krieg zeigt deutlich, wie wichtig moderne Raketensystem werden können. Zuletzt hat die ukrainische Armee das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte auf der Krim mit Marschflugkörpern angegriffen und dort großen Schaden angerichtet. Jetzt will die Bundeswehr ihre Artillerie ebenfalls modernisieren.
Unter Berufung auf interne Unterlagen schreibt Business Insider, Deutschland habe aktuell 36 Mars-II-Raketenwerfer, die heute aber gar nicht mehr gebaut werden. Fünf weitere seien an die Ukraine abgegeben worden. Um die bundeswehrinternen Ziele des „Projekts Zukünftiges System Indirektes Feuer große Reichweite (ZukSysIndFgRw)“ bis 2031 zu erfüllen, brauche die Bundeswehr aber eine Gesamtzahl von 89 Raketenwerfern, schreibt das Portal - also 53 weitere Exemplare.
Raketenwerfer für die Bundeswehr mit entscheidendem Mangel? Pistorius ignoriert wohl Bedenken
Dem Bericht zufolge plant das Verteidigungsministerium jetzt in einem ersten Schritt den Kauf von fünf Raketenwerfern des Typs Precise and Universal Launching System (Puls) der israelischen Firma Elbit, um wenigstens die fünf an die Ukraine abgegeben Mars II zu ersetzen. Doch der Deal könnte fehlerhaft sein, wie Business Insider unter Berufung auf der Redaktion vorliegende Unterlagen schreibt: Der Raketenwerfer Puls kann die von der Bundeswehr bislang genutzten Raketen derzeit offenbar gar nicht verschießen.
Dennoch halte die Bundesregierung an dem Deal fest. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) habe den Puls-Kauf bereits im Februar beschlossen. Der Vertrag solle „in Kooperation mit der Niederlande“ noch 2023 umgesetzt werden, so die zuletzt angeblich Ende August erneuerte Weisung aus dem Ministerium.
Bundeswehr-Flop? Raketenwerfer PULS kann vorhandene Raketen nicht verschießen
Das Beschaffungsamt der Bundeswehr hat jedoch anscheinend Bedenken zum Deal. Demnach sollte die Beschaffung der fünf Puls nicht, wie in der Weisung vorgegeben, über die Niederlande durchgeführt werden. Zugleich heißt es, kritische Anforderungen erfülle Puls nicht. So könnten derzeit eben keine GMLRS-Raketen aus dem PULS verschossen werden. GMLRS-Raketen sind die von der Bundeswehr-Raketenwerfer bisher verwendeten Präzisions-Raketen.
Doch der PULS hat offenbar auch seine Vorzüge. Nach Informationen von Business Insider verspricht Elbit Lieferzeiten von um die zwölf Monate pro sechs Puls-Raketenwerfer. Ob bis dahin aber der PULS die GLMRS-Raketen aus den Bundeswehrbeständen verschießen kann, bleibt vorerst offen. Derzeit arbeite man an Lösungen. Elbit halte eine Lösung des Problems zumindest technisch für möglich. Beim HIMARS-Raketenwerfer dauere die Lieferzeit etwa ein Jahr länger.
Elbit arbeitet für die Produktion des „Euro-Puls“ in Europa mit der deutschen Sparte der Rüstungsfirma KNDS (ehemals Krauss-Maffei Wegmann) zusammen. Beide Partnerunternehmen versprachen in einer Pressemitteilung Mitte September ein „modular skalierbares und flexibles Artilleriesystem“ – das bis jetzt jedoch nur von Elbit gefertigte Raketen, und damit keine GLMRS, verschießen kann. (erpe)
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