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Petersberger Klimadialog

Ärger für Baerbock: Öl-Manager soll 1,5-Grad-Ziel retten – Aktivist:Innen irritiert

Bringt der Petersberger Klimadialog 2023 die Wende? Klimaaktivistin Luisa Neubauer ist skeptisch. Ausgerechnet ein Ölmanager soll es richten.

Berlin – 40 Staaten, ein Ziel: Der Petersberger Klimadialog 2023 soll einen wichtiger Schritt bei der Reduzierung der Erderwärmung erbringen. Zwei Tage lang hat Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) die wichtigsten Vertreter der Industrienationen in Berlin versammelt. Eine führende Rolle kommt dabei dem wichtigsten Ölmanager der Vereinigten Arabischen Emirate zu. Für Deutschlands Klimaaktivist:Innen ist das ein schlechter Witz.

Vor dem Start des Treffens hat Klimaaktivistin Luisa Neubauer deshalb auf den starken Einfluss der Öl-, Gas- und Kohlelobby hingewiesen und die Bundesregierung beim Klimaschutz zum Handeln aufgefordert. Die Fossil-Industrie habe durch eigene Forschung mit als Erste von der Klimakrise gewusst, sagte die Vertreterin der Bewegung Fridays for Future der Nachrichtenagentur dpa und fügte hinzu. „Sie haben sich dagegen entschieden, die Menschen vor der Erderhitzung zu warnen, und stattdessen endlose Summen investiert, um die Öffentlichkeit in die Irre zu führen.“

Petersberger Klimadialog: Annalena Baerbock sucht mit Al-Dschaber Wege aus der Klimakrise

Der sogenannte Petersberger Klimadialog startet an diesem Dienstag (2. Mai) in Berlin. UN-Generalsekretär Antonio Guterres wird die Konferenz zusammen mit Baerbock eröffnen. Die Vertreterinnen und Vertreter aus 40 Staaten sollen den weiteren Kurs im Kampf gegen den Klimawandel abstecken. Der Klimadialog dient dabei der Vorbereitung der nächsten Weltklimakonferenz COP 28, die vom 30. November bis 10. Dezember in Dubai stattfinden wird.

Sieht die Beteiligung von Ölmanager Al-Dschaber beim Petersberger Klimadialog skeptisch: Klimaaktivistin Luisa Neubauer.

Vor diesem Hintergrund kommt dem designierten COP-Präsidenten Sultan Ahmed al-Dschaber eine zentrale Rolle zu. Er soll zusammen mit Baerbock als Gastgeber auftreten. Brisant: Al-Dschaber ist Industrieminister der Vereinigten Arabischen Emirate – und zugleich Chef des staatlichen Ölkonzerns Adnoc.

Klimadialog: Aktivistin Luisa Neubauer kritisiert zentrale Rolle der Vereinigten Arabischen Emirate

Bei der internationalen Klimaschutzbewegung löst die Personalunion heftiges Kopfschütteln aus. Neubauer sagte, die UN und vor allem das Gastgeberland müssten die Bereitschaft zeigen, weite Wege zu gehen, um die COP 28 zu einem Problemlöser zu machen – statt neue Probleme zu produzieren und alte Probleme zu verlängern. „Das wird nicht leichter durch die Entscheidung der Emirate, die COP-Präsidentschaft an einen Öl-Giganten zu vergeben. Es wird schwer werden, so die Integrität der Konferenz zu wahren“, sagte Neubauer, die kürzlich auch schon Bundeskanzler Olaf Scholz den Anspruch als Klimakanzler abgesprochen hatte.

Das ist so, als ob das Umweltbundesamt vom Chef von VW geleitet würde.

Martin Kaiser, Vorstandsmitglied bei Greenpeace

Mit ihrer Kritik steht die Klimaaktivistin nicht alleine da. Zuvor hatte auch schon Greenpeace vor einem Interessenskonflikt gewarnt. „Das ist so, als ob das Umweltbundesamt vom Chef von VW geleitet würde“, zitierte tagesschau.de den geschäftsführenden Vorstand, Martin Kaiser. Die Vereinten Nationen müssten, so der Klimalobbyist weiter, dem Treiben einen Riegel vorschieben.

Vorbereitung auf Cop 28: Berliner Dialog soll die Welt weiter auf das 1,5-Grad-Ziel einschwören

Der COP-Präsident nimmt durchaus eine wichtige Rolle ein. Als Vermittler zwischen fast 200 Staaten muss er bei der anstehenden 28. Weltklimakonferenz in Dubai die Kompromisse aushandeln. Al-Dschaber hat der dpa zufolge schon an etlichen UN-Klimakonferenzen teilgenommen und ist auch mit dem Thema Energiewende vertraut. So hat er 2006 das staatliche Erneuerbare-Energien-Unternehmen Masdar gegründet und geleitet, das Wind- und Solar-Projekte in mehr als 40 Ländern mit angeschoben hat.

Petersberger Dialog in Berlin – warum heißt das so?

Der erste Klimadialog fand auf Petersberg bei Bonn statt – der früheren Bundeshauptstadt (West-)Deutschlands. Später wurde die Bezeichnung für die folgenden Konferenzen einfach beibehalten. Mittlerweile finden die Treffen aber in Berlin statt. Getragen werden die Konferenzen jeweils gemeinsam von Deutschland und dem Gastgeberland der bevorstehenden Weltklimakonferenz (COP).

Auch vor diesem Hintergrund wiegelt man in der Bundesregierung mit Blick auf die Kritik der Klimaaktivisten ab. Der Petersberger Dialog 2023 werde „eine zentrale Wegmarke werden, um die Welt auf den 1,5-Grad-Pfad zu führen“, teilte Vize-Regierungssprecherin Christiane Hoffmann mit. Das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, gilt allerdings angesichts der bisherigen Klimaschutzbemühungen als zunehmend unrealistisch. Laut einem aktuellen Bericht des Weltklimarats (IPCC) wird das Ziel voraussichtlich um viele Jahre verfehlt. Nur sehr scharfe Klimaschutzmaßnahmen aller Länder könnten die Lage eventuell noch bessern.

Finanzierung des Klimaschutzes: Baerbock will offene Fragen klären

Doch werden weltweit alle Staaten mitziehen? Am Ende ist der Umstieg kostspielig und für viele ärmere Länder auch eine Frage des Geldes. Beim Petersberger Dialog sollen deshalb nach dem Willen Baerbocks schon vor der COP 28 die offenen Finanzierungsfragen geklärt werden. Außerdem soll es um einen Fahrplan zum globalen Ausbau erneuerbarer Energien sowie um den schrittweisen Abschied von fossilen Energieträgern gehen. (jkf mit dpa)

Rubriklistenbild: © Patrick Pleul/Kay Nietfeld/Kamran Jebreili/dpa/Montage

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