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Wahl zur Nationalversammlung

Letzte Umfragen und Prognosen vor der Frankreich-Wahl 2024: Affront für Macron und Erfolg für Le Pens Partei?

Bei der Frankreich-Wahl 2024 will Macron die Rechtsnationalen stoppen. Ob das aber gelingt? Die letzten Umfragen deuten eine Antwort an.  

Update vom 30. Juni, 20.02 Uhr: Die Wahllokale haben geschlossen. Die ersten Prognosen zur Parlamentswahl in Frankreich sind da. Sie beruhen auf Umfragen außerhalb der Wahllokale. Macrons Bündnis Ensemble kommt demnach auf 20,5 Prozent der Stimmen. Rassemblement National, die Rechtspopulisten unter Le Pen und Bardella, auf 34 Prozent. Da Linksbündnis Nouveau Front populaire auf 28,5 Prozent. Das berichtet die Zeitung Le Monde.

Update vom 30. Juni, 19.12 Uhr: Mit einer überraschend hohen Wahlbeteiligung geht die erste Runde der vorgezogenen Parlamentswahl in Frankreich auf die Zielgerade. Bis 17.00 Uhr gaben 59,39 Prozent der eingeschriebenen Wählerinnen und Wähler ihre Stimme ab, wie das Pariser Innenministerium mitteilte. Das sind knapp 20 Prozentpunkte mehr als zum gleichen Zeitpunkt bei der vorangegangenen Parlamentswahl vor zwei Jahren.

Bereits der Zwischenwert liegt über der Gesamtwahlbeteiligung 2022 von 47,51 Prozent. Die Wahllokale sind noch bis 20.00 Uhr geöffnet. Dann wird auch mit Hochrechnungen zum Wahlausgang gerechnet. 

Letzte Umfragen vor der Frankreich-Wahl: Macron taumelt – Le Pens Partei weiter im Aufwind

Erstmeldung: Paris – Die Frankreich-Wahl 2024 sorgt für erhebliche Unruhe: Erstmals könnten die Rechtspopulisten auf nationaler Ebene in Frankreich Regierungsverantwortung bekommen. Der Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen liegt in den letzten Umfragen vor den Neuwahlen jedenfalls an erster Stelle.

Laut den letzten Umfragen vor der Frankreich-Wahl folgt dahinter das Bündnis Nouveau Front Populaire (NFP) aus Linkspopulisten, Sozialisten, Kommunisten und Grünen. Die Neue Volksfront ist eine Neuauflage des früheren Bündnisses namens Nupes, das nach Beginn des Gaza-Kriegs auseinandergebrochen war. Und wo bleibt das Lager von Emmanuel Macron? Das vom Präsidenten unterstützte Wahlbündnis Ensemble kommt demnach nicht über Platz drei hinaus.

Für Emmanuel Macron sieht es vor der Frankreich-Wahl 2024 eher mau aus. Die letzten Umfragen und Prognosen sprechen jedenfalls klar gegen das Lager Ensemble.

Frankreich-Wahl 2024: Letzte Umfragen zeigen Trend

Ein Blick auf die Zahlen der letzten Umfragen vor der Frankreich-Wahl zeigt, dass das Macron-Lager wohl keine Chance haben dürfte, dem RN den Sieg noch streitig zu machen. Der RN von Marine Le Pen erreicht im Wahltrend der letzten Umfragen demnach knapp 35 Prozent der Stimmen. Die Neue Volksfront liegt bei etwa 28 Prozent, das Macron-Lager Ensemble erreicht circa 20 Prozent vor der Frankreich-Wahl 2024.

ParteiWahltrend in %
RN35
NFP28
Ensemble20
LR7
REC2
Sonstige8

(Quelle: Politico, gewichteter Durchschnitt der Umfragen, Stand 28. Juni)

Letzte Prognosen zur Sitzverteilung nach der Frankreich-Wahl 2024

Zu bedenken ist dabei aber, dass die Abgeordneten der Nationalversammlung nach einem Mehrheitswahlrecht in zwei Runden gewählt werden. Im Unterschied zu Deutschland, wo ein personalisiertes Verhältniswahlrecht gilt, führt dies zu einem schlechteren Abschneiden kleinerer Parteien bei der Sitzverteilung. Diese kann jedoch erst nach dem zweiten Wahlgang der Frankreich-Wahl berechnet werden. Allerdings ist auch hier eine Vorhersage möglich. Die letzten Prognosen zur Sitzverteilung nach der Frankreich-Wahl 2024 sehen wie folgt aus:

ParteiSitze
RN und rechte Verbündete225 bis 265
NFP170 bis 200
Ensemble70 bis 100
LR und diverse Rechte 30 bis 60
DVG (diverse Linke)10 bis 18
Sonstige1 bis 5

(Quelle: Ifop, Stand 28. Juni)

Marine Le Pen hat Frankreich-Wahl 2027 im Blick – trotz Ausschluss

Frankreich: Rassemblement National von Marine Le Pen.
In Frankreich ist der Rassemblement National unter Marine Le Pen (im Bild) in den vergangenen Jahren zu einer führenden Kraft aufgestiegen. So feierte der RN bei der Europawahl 2024 einen klaren Erfolg.  © François Lo Presti/afp
Europawahl - Frankreich
Das starke Ergebnis der rechtsnationalen Partei veranlasste den amtierenden Präsidenten Emmanuel Macron anschließend dazu, das Parlament aufzulösen.  © Ludovic Marin/dpa
Jean-Marie Le Pen
Die Geschichte des Rassemblement National begann Anfang der Siebziger. Am 5. Oktober 1972 gründeten Jean-Marie Le Pen (hier eine Aufnahme von 2022) und Pierre Bousquet die rechtsextreme Splittergruppe Front National.  © Joel Saget/afp
1. Mai in Paris
Der 1928 geborene Le Pen (hier ein Bild von 2017) tat sich früh als Demagoge hervor, der mehrfach wegen Volksverhetzung verurteilt wurde und den Holocaust als ein „Detail der Geschichte“ abtat. Bousquet (1919 bis 1991) war ein ehemaliger Kollaborateur, der als Rottenführer in der Waffen-SS gedient hatte. Fremdenfeindliche Parolen waren über viele Jahre Markenzeichen der Partei. © Thibault Camus/dpa
Jean-Marie Le Pen
In den 1980er Jahren wurde der FN bei zwei Parlamentswahlen hintereinander mit mindestens einem Abgeordneten in die Nationalversammlung gewählt. Der Durchbruch gelang im Jahr 2002, als Jean-Marie Le Pen als Zweitplatzierter aus der ersten Runde der Präsidentschaftswahl hervorging.  © Joel Saget/afp
Le Pen
Es kam zur Stichwahl, die der amtierende Präsident Jacques Chirac deutlich gewann. Fünf Jahre später verlor Le Pen viele Stimmen und schied im ersten Wahlgang aus.  © Joel Saget/AFP
Marine Le Pen
Einen großen Einschnitt gab es im Januar 2011. Der FN ging nach einem Führungswechsel andere Wege. Die neue Parteivorsitzende trug allerdings einen bekannten Namen: Marine Le Pen. Die studierte Juristin kam 1968 nahe Paris als jüngste Tochter Jean-Marie Le Pens zur Welt.  © Bernard Patrick/Imago
Marine Le Pen/dpa
Mit acht Jahren wurde sie von einer Bombenexplosion aus dem Schlaf gerissen – es handelte sich um einen Anschlag auf ihren Vater. Die Mutter dreier Kinder arbeitete als Anwältin und führte zunächst die Rechtsabteilung der Front National. Ihre zwei Ehen gingen auseinander. © Pascal Pavani
Jean-Marie Le Pen
Marine Le Pen bemüht sich seither, der einst radikal rechten Partei einen moderateren Anstrich zu verpassen. Das ging mit einer Entmachtung ihres Vaters einher.  © Kenzo Tribouillard/afp
Le Pen
Im April und Mai 2015 eskalierten die schon länger bestehenden Spannungen zwischen der Parteivorsitzenden und ihrem Vater. Am 20. August 2015 wurde Jean-Marie Le Pen wegen „schwerer Verfehlungen“ aus der Partei ausgeschlossen.  © Kenzo Tribouillard/AFP
Le Pen Bannon
Anderseits suchte Le Pen im Jahr 2018 die Nähe des früheren Trump-Beraters Steve Bannon. Damals firmierte die rechtsextreme Partei noch unter dem Namen Front National. Später verpasste Le Pen ihr aber einen neuen Namen: Seither ist die Partei als Rasseblement National bekannt. © Philippe Huguen/AFP
Marine Le Pen
Seither ist es Marine Le Pen gelungen, aus der Schmuddelecke zu kommen und sich als staatstragende Politikerin zu inszenieren. Ihre Strategie ist als „Dédiabolisation“ (Entteufelung) bekannt.  © Francois Nascimbeni/AFP
Marine Le Pen
Le Pen verbannte das alte rassistische Vokabular und gibt mittlerweile eher bedachte Worte von sich. Le Pens Kurs hat , in den vergangenen Jahren bis in die bürgerliche Mitte hinein wählbar gemacht.  © Thomas Samson/afp
Marine Le Pen
Die dreimalige Präsidentschaftskandidatin drängte zwar offenen Rassismus zurück, vertritt aber weiter radikale Positionen gegen Einwanderung. Ihre Vorstellungen für Frankreich bleiben auch heute noch deutlich rechts und nationalistisch.  © Ali Al-Daher/AFP
Olga Givernet
Zudem zeigen Studienergebnisse, dass im RN der Antisemitismus noch immer weit verbreitet ist. Die Renaissance-Parlamentarierin Olga Givernet (im Bild) reagierte entsprechend: „Der RN hat ein sauberes Schaufenster, aber die Küche dahinter ist immer noch schmutzig wie eh.“ © Niviere David/Imago
Marine Le Pen mit André Ventura und Tino Chrupalla
In ihrem Bemühen um Salonfähigkeit hat sich Marine Le Pen auch von der deutschen AfD abgegrenzt. Die gilt selbst für RN-Leute als zu extremistisch. Im November 2023 war das noch anders: Beim Treffen rechter Gruppen in Lissabon stand sie noch in einer Reihe neben dem portugiesischen Chega-Politiker André Ventura (Mitte) und AfD-Co-Chef Tino Chrupalla. © Paulo Spranger/Imago
Le Pen zu Besuch bei Putin
Zum Ukraine-Krieg vertreten RN und AfD hingegen nach wie vor sehr ähnliche Positionen. So lehnt Marine Le Pen jegliche Wirtschaftssanktionen gegen das Russland von Präsident Wladmir Putin ab. © Mikhail Klimentyev/dpa
Gabriel Attal
Waffenlieferungen für die Ukraine bedeuten für Le Pen das „Risiko eines dritten Weltkriegs“. Premierminister Gabriel Attal (im Bild) konterte in einer Ukraine-Debatte im Februar 2024: „Wenn Sie 2022 gewählt worden wären, würden wir heute Waffen nach Russland liefern, um die Ukrainer zu zermalmen.“  © Ludovic Marin/afp
Marine Le Pen und Wladimir Putin
Tatsächlich stand in Le Pens Präsidentschaftsprogramm von 2022 der folgende Satz: „Ohne Furcht vor amerikanischen Sanktionen wird eine Allianz mit Russland in gewissen Themen angestrebt.“ Trotzdem wollte sich der RN im Wahlkampf ein wenig von Putin absetzen. Die Partei ließ damals 1,2 Millionen Wahlkampfplakate vernichten, die ein Bild von Marine Le Pen beim Händeschütteln mit Putin zeigten. © Emmanuel Dunand/afp
Marine Le Pen
Zu Russland hat sie dennoch ein wesentlich besseres Verhältnis als zu Deutschland. Die deutsch-französische Partnerschaft will sie rasch beenden. Zwischen Berlin und Paris bestehe eine „tiefe und unheilbare Differenz der Doktrinen“, heißt es in Le Pens Programm. Das Nato-Kommando würde sie nach einem Wahlsieg 2027 verlassen. An dessen Stelle wünscht sich Le Pen für Europa ein russisch-französisches Kommando. © Lou Benoist/afp
Emmanuel Macron
Ohnehin richtet sich der Blick in Frankreich schon längst auf die Präsidentschaftswahl 2027. Nach zwei Amtszeiten kann Emmanuel Macron, der Le Pen zweimal in der Stichwahl besiegte, nicht mehr antreten.  © Sebastien Dupuy/AFP
Marine Le Pen
Wer eine Chance gegen Le Pen hätte, ist unklar. Doch im März 2025 kam dann die vorläufige Wende: Wegen der Veruntreuung von EU-Geld schloss ein Gericht Le Pen verurteilt. Der umstrittenste Teil der Strafe ist, dass sie fünf Jahre lang nicht bei Wahlen antreten darf.  © Guillaume Souvant/afp
Protestkundgebung des Rassemblement National
Diese Strafe war sofort in Kraft getreten – anders als eine teils auf Bewährung ausgesetzte Haftstrafe und obwohl Le Pen gegen das Urteil Berufung einlegte. Das Berufungsgericht hat eine Entscheidung im Sommer 2026 ins Auge gefasst.  © Julien De Rosa/dpa
Marine Le Pen
Le Pen wandte sich dann an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Doch das Straßburger Gericht wies ihren Antrag, den gegen sie verhängten vorläufigen Ausschluss von Wahlen auszusetzen, einstimmig ab, da Le Pen keinerlei nicht wiedergutzumachende Beeinträchtigung drohe, die durch die Menschenrechtskonvention geschützt sei. © Lionel Bonaventure/AFP
Le Pen sieht Bardella als möglichen Präsidentschaftskandidat
Inzwischen hat Le Pen ihren politischen Ziehsohn Jordan Bardella aufgefordert, sich auf eine Kandidatur vorzubereiten – für den Fall, dass sie selbst nicht antreten kann. Noch ist aber offen, wen der RN bei der Präsidentschaftswahl 2027 ins Rennen schicken wird. Die Frage, wer in den ehrwürdigen Élysée-Palast einziehen wird, bleibt damit völlig offen.  © Michel Euler/dpa

Letzte Umfragen und Prognosen lassen bei Frankreich-Wahl 2024 noch alles offen

RN-Parteichef Jordan Bardella erhebt Anspruch auf das Amt des Premierministers, will es aber nur übernehmen, wenn er eine absolute Mehrheit erreicht. Sollte dies der Fall sein, könnte Macron politisch gezwungen sein, ihn nach der Frankreich-Wahl zu ernennen. Damit würde Frankreich zum vierten Mal eine Kohabitation erleben, in der Präsident und Premierminister aus unterschiedlichen Lagern kommen.

Ob es dazu kommt, ist nach den letzten Umfragen und Prognosen zur Frankreich-Wahl 2024 derzeit allerdings noch völlig offen. Bei der Parlamentswahl 2022 hatte das Macron-Lager 245 Sitze erreicht, der RN nur 89. (cs/AFP)

Rubriklistenbild: © Yara Nardi/AFP

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