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Weltsynode in Rom

Papst Franziskus geht auf Homosexuelle zu - Erzkonservative in der Kirche laufen Sturm

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Papst Franziskus am 30. September bei einem Gebet am Petersplatz im Vatikan.

Papst Franziskus zeigt sich offen für die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren. Konservative befürchten gar eine Spaltung der katholischen Kirche.

Rom – Am Mittwoch (4. Oktober) begann die Weltsynode in Rom, bei der Weichen für die Zukunft der katholischen Kirche gestellt werden sollen. Zu den wichtigsten Tagesordnungspunkten gehören die Rolle der Frau in der Kirche, die Aufnahme von LGBTQ+-Katholiken und die Art und Weise, wie Bischöfe ihre Autorität ausüben. Im Vorfeld der Zusammenkunft deutete Papst Franziskus an, sich eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in der katholischen Kirche künftig vorstellen zu können.

Papst Franziskus will jede Bitte um Segen mit „Nächstenliebe“ behandeln

Fünf konservative Kardinäle hatten dem Kirchenoberhaupt vor der Weltsynode einen Brief mit kritischen Fragen gesendet. Medienberichten zufolge handelte es sich um theologische Fragen in Form von Dubia (zu Deutsch: Zweifel). Bei diesem Format antwortet der Papst in der Regel mit Ja oder Nein. Auf die Frage, ob Segensfeiern für homosexuelle Paare weiterhin verboten bleiben sollten, zeigte sich der Papst offen. Jede Bitte um Segen solle mit „pastorale Nächstenliebe“ behandelt werden, die „alle unsere Entscheidungen und Haltungen durchdringen sollte“, so seine Antwort, die der Vatikan am Dienstag kurz vor Beginn der Weltsynode veröffentlichte.

Die Verteidigung der objektiven Wahrheit sei nicht der einzige Ausdruck von Nächstenliebe, betonte der Papst. „Wir können keine Richter sein, die nur leugnen, ablehnen und ausschließen“, so das Kirchenoberhaupt in dem am Dienstag in Vatican News veröffentlichten, aber im Juli verfassten Brief. Da hatte die Offenheit aber wohl ihr Ende, denn der Papst betonte außerdem, dass die katholische Kirche homosexuelle Beziehungen weiterhin als „objektiv sündig“ einstufe und gleichgeschlechtliche Ehen nicht anerkenne. Zuletzt hatte Franziskus betont, dass „Homosexualität kein Verbrechen“ sei, aber „eine Sünde“. Die Segnung müsse demnach „von Fall zu Fall“ entschieden werden und vom Sakrament der Ehe getrennt bleiben.

Das ist die Weltsynode

Papst Franziskus stellt die Weltsynode als großes Mitbestimmungsprojekt dar. An der Konferenz vom 4. bis zum 29. Oktober nehmen 365 stimmberechtigte Mitglieder teil. Die große Mehrheit von ihnen sind zwar Bischöfe, es sind aber auch andere Geistliche und Laien - Nicht-Kleriker - dabei. Erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche werden auch 54 Frauen als stimmberechtigte Mitglieder teilnehmen. 

So reagieren Konservative und die LGBTQ+-Community auf die Äußerungen des Papstes

Die Äußerungen des Papstes seien ein „großer Fortschritt“, sagte Francis DeBernardo, Chef der katholischen Hilfsorganisation New Ways Ministry, die sich für die Gleichberechtigung und Inklusion von LGBTQ+-Menschen in der katholischen Kirche einsetzt. „Ich hätte nie gedacht, dass ein Papst sich so offen zeigt, sogar ein wenig offen für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare“, so DeBernardo zu Newsweek. „Ich denke, er hat den Weg für eine breitere Diskussion über diese Themen geebnet“, so der Chef der Hilfsorganisation.

Die Konservativen in der katholischen Kirche sehen das kritisch. Die erbittertsten Kritiker des Papstes nennen das Kirchenoberhaupt einen „Ketzer“ und vermuten hinter der Weltsynode einen Vorwand, liberale Regeln einzuführen. Das würde die „Büchse der Pandora“ öffnen oder sogar zu einer Spaltung der katholischen Kirche führen, so die Warnung, wie die New York Times berichtete. Im September hatten bereits mehrere deutsche Priester vor dem Kölner Dom gleichgeschlechtliche Paare gesegnet, was gegen die bislang geltenden weltkirchlichen Regeln verstieß. Die jetzigen Äußerungen des Papstes deuten an, dass die katholische Kirche womöglich den deutschen Kurs einschlagen könnte.

Nach Worten des Koordinators der Weltsynode, Jean-Claude Hollerich, sieht man Deutschland allerdings ausdrücklich nicht als Vorbild. In der Bundesrepublik sind im vergangenen Jahr mehr als eine halbe Million Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten – so viele wie noch nie. Umfragen zeigen, dass eine große Mehrheit der Gläubigen hierzulande weitgehende Reformen befürwortet, etwa die Öffnung des Priesteramts für Frauen und ein Ende der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Paare (bme/dpa).

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