Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Tödliche Drogen-Epidemie

Zehntausende Tote: Welche Rolle spielt China in der Fentanyl-Krise in den USA?

Donald Trump droht China mit hohen Zöllen, weil Peking nichts gegen die Flut von Fentanyl in die USA tue. Damit könnte er alles noch schlimmer machen.

75.000 Tote: Das ist die traurige Bilanz der Fentanyl-Krise in den USA alleine im vergangenen Jahr. Hunderte Amerikaner sterben jeden Tag an einer Überdosis des synthetisch hergestellten Opioids – Fentanyl wirkt deutlich stärker als etwa Heroin. Fünf Millionen Amerikaner gelten als abhängig, Experten sprechen längst von einer Epidemie, die weite Teile des Landes im Griff habe.

In einem für viele Beobachter überraschenden Schritt hat nun der designierte US-Präsident Donald Trump die Fentanyl-Krise mit möglichen Strafzöllen auf Importe aus China in Verbindung gebracht. Die Zölle, die Trump während seiner ersten Präsidentschaft eingeführt hatte, um China für angebliche unfaire Handelspraktiken zu bestrafen, will er um zehn Prozentpunkte erhöhen – weil Peking sich weigere, härter gegen den Strom von Fentanyl in die USA vorzugehen.

„Ich habe viele Gespräche mit China über die großen Mengen an Drogen, insbesondere Fentanyl, geführt, die in die Vereinigten Staaten gelangen. Jedoch ohne Erfolg“, schrieb Trump am Dienstag (26. November) auf der Plattform Truth Social. Bis sich das ändere, werde man Zölle in Höhe von insgesamt 35 Prozent auf chinesische Importe erheben.

China spielt seit Jahren eine Schlüsselrolle in der Fentanyl-Krise der USA

Tatsächlich spielt China seit Jahren eine Schlüsselrolle in der Fentanyl-Krise. Ab etwa 2014 kamen große Mengen der Droge aus der Volksrepublik in die USA, oftmals direkt per Post. Fünf Jahre später allerdings verschärfte die Regierung in Peking nach Druck aus den USA die Kontrollen über die Droge; Produktion, Verkauf und Export von Fentanyl wurden seitdem in China streng überwacht. Dafür änderte China sogar seine Gesetze. Ganz verboten wurde die Droge aber nicht, da Fentanyl auch ein wichtiges Schmerzmittel ist, etwa für Krebspatienten.

Ein Mann konsumiert in der Stadt Portland im US-Bundesstaat Oregon die Droge Fentanyl.

Nach Pekings Fentanyl-Ausfuhrstopp „gingen die chinesischen Schmuggler, die chinesischen Schmugglernetze, dazu über, nicht mehr das Endprodukt, also das fertige Fentanyl, zu liefern, sondern das, was als Vorläuferchemikalien bekannt ist“, erklärt allerdings die Expertin Vanda Felbab-Brown in einem Beitrag für die US-Denkfabrik Brookings Institution. China sei heute noch der „Hauptlieferant“ dieser Chemikalien. Das Fentanyl selbst werde meist in Mexiko produziert, weshalb Trump nun auch den südlichen Nachbarn der USA mit Strafzöllen belegen will.

Die Fentanyl-Chemikalien von China nach Mexiko zu schmuggeln, sei relativ einfach, so Felbab-Brown. „Zur Herstellung von synthetischen Opioiden benötigt man nur sehr geringe Mengen“, die Chemikalien seien zudem nicht teuer. „Viele dieser Händlernetzwerke sind also relativ klein oder Familienbetriebe.“

Trumps Zoll-Drohungen könnten Zusammenarbeit mit China zunichtemachen

Nachdem China 2019 die Kontrolle über Fentanyl ausgeweitet hatte, erhoffte sich die Regierung im Gegenzug ein Entgegenkommen der USA. Doch statt die Strafzölle auf China-Importe aufzuheben, eskalierte Donald Trump den Handelskrieg mit Peking immer weiter. Auch sein Nachfolger Joe Biden ließ die Zölle in Kraft.

Die Folge: „Ab Ende 2021 wurde die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern deutlich ausgehöhlt. Es fanden keine Strafverfolgungen mehr statt“, schildert Felbab-Brown. Als dann im Sommer 2022 die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, Taiwan besuchte, den von China beanspruchten Inselstaat, legte Peking die Kooperation mit den USA in Drogenfragen ganz auf Eis. Erst Ende vergangenen Jahres, nach einem Treffen zwischen Biden und Chinas Staatschef Xi Jinping, wurde die Zusammenarbeit wieder aufgenommen.

China und Taiwan: Darum geht es in dem Konflikt

Taiwans F-16-Kampfjet (links) überwacht einen der beiden chinesischen H-6-Bomber, die den Bashi-Kanal südlich von Taiwan und die Miyako-Straße in der Nähe der japanischen Insel Okinawa überflogen.
Seit Jahrzehnten schon schwelt der Taiwan-Konflikt. Noch bleibt es bei Provokationen der Volksrepublik China; eines Tages aber könnte Peking Ernst machen und in Taiwan einmarschieren. Denn die chinesische Regierung hält die demokratisch regierte Insel für eine „abtrünnige Provinz“ und droht mit einer gewaltsamen „Wiedervereinigung“. Die Hintergründe des Konflikts reichen zurück bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. © Taiwan Ministry of Defence/AFP
Chinas letzter Kaiser Puyi
Im Jahr 1911 zerbricht das viele Jahrtausende alte chinesische Kaiserreich. Der letzte Kaiser Puyi (Bild) wird abgesetzt, die Xinhai-Revolution verändert China für immer. Doch der Weg in die Moderne ist steinig. Die Jahre nach der Republikgründung waren von Wirren und internen Konflikten geprägt.  © Imago
Porträt von Sun Yatsen auf dem Tiananmen-Platz in Peking
Im Jahr 1912 gründet Sun Yat-sen (Bild) die Republik China. Es folgen Jahre des Konflikts. 1921 gründeten Aktivisten in Shanghai die Kommunistische Partei, die zum erbitterten Gegner der Nationalisten (Guomindang) Suns wird. Unter seinem Nachfolger Chiang Kai-shek kommt es zum Bürgerkrieg mit den Kommunisten. Erst der Einmarsch Japans in China ab 1937 setzt den Kämpfen ein vorübergehendes Ende. © Imago
Mao Zedong ruft die Volksrepublik China aus
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der Kapitulation Japans flammt der Bürgerkrieg wieder auf. Aus diesem gehen 1949 die Kommunisten als Sieger hervor. Mao Zedong ruft am 1. Oktober in Peking die Volksrepublik China aus (Bild).  © Imago Images
Chiang Kai-shek
Verlierer des Bürgerkriegs sind die Nationalisten um General Chiang Kai-shek (Bild). Sie fliehen 1949 auf die Insel Taiwan. Diese war von 1895 bis 1945 japanische Kolonie und nach der Niederlage der Japaner an China zurückgegeben worden. Auf Taiwan lebt seitdem die 1912 gegründete Republik China weiter. Viele Jahre lang träumt Chiang davon, das kommunistisch regierte Festland zurückzuerobern – während er zu Hause in Taiwan mit eiserner Hand als Diktator regiert. © Imago
Richard Nixon und Zhou Enlai 1972
Nach 1949 gibt es zwei Chinas: die 1949 gegründete Volksrepublik China und die Republik China auf Taiwan, die 1912 gegründet wurde. Über Jahre gilt die taiwanische Regierung als legitime Vertreterin Chinas. Doch in den 70er-Jahren wenden sich immer mehr Staaten von Taiwan ab und erkennen die kommunistische Volksrepublik offiziell an. 1972 verliert Taiwan auch seinen Sitz in den Vereinten Nationen, und Peking übernimmt. Auch die USA brechen mit Taiwan und erkennen 1979 – sieben Jahre nach Richard Nixons legendärem Peking-Besuch (Bild) – die Regierung in Peking an. Gleichzeitig verpflichten sie sich, Taiwan mit Waffenlieferungen zu unterstützen. © Imago/UIG
Chiang Ching-Kuo in Taipeh
Im Jahr 1975 stirbt Taiwans Dikator Chiang Kai-shek. Neuer Präsident wird drei Jahre später dessen Sohn Chiang Ching-kuo (Bild). Dieser öffnet Taiwan zur Welt und beginnt mit demokratischen Reformen. © imago stock&people
Chip made in Taiwan
Ab den 80er-Jahren erlebt Taiwan ein Wirtschaftswunder: „Made in Taiwan“ wird weltweit zum Inbegriff für günstige Waren aus Fernost. Im Laufe der Jahre wandelt sich das Land vom Produzenten billiger Produkte wie Plastikspielzeug zur Hightech-Nation. Heute hat in Taiwan einer der wichtigsten Halbleiter-Hersteller der Welt - das Unternehmen TSMC ist Weltmarktführer. © Torsten Becker/Imago
Tsai Ing-wen
Taiwan gilt heute als eines der gesellschaftlich liberalsten und demokratischsten Länder der Welt. In Demokratie-Ranglisten landet die Insel mit ihren knapp 24 Millionen Einwohnern immer wieder auf den vordersten Plätzen. Als bislang einziges Land in Asien führte Taiwan 2019 sogar die Ehe für alle ein. Regiert wurde das Land von 2016 bis 2024 von Präsidentin Tsai Ing-wen (Bild) von der Demokratischen Fortschrittspartei. Ihr folgte im Mai 2024 ihr Parteifreund Lai Ching-te. © Sam Yeh/AFP
Xi Jinping
Obwohl Taiwan nie Teil der Volksrepublik China war, will Staats- und Parteichef Xi Jinping (Bild) die Insel gewaltsam eingliedern. Seit Jahrzehnten droht die kommunistische Führung mit der Anwendung von Gewalt. Die meisten Staaten der Welt – auch Deutschland und die USA – sehen Taiwan zwar als einen Teil von China an – betonen aber, dass eine „Wiedervereinigung“ nur friedlich vonstattengehen dürfe. Danach sieht es derzeit allerdings nicht aus. Die kommunistiche Diktatur Chinas ist für die meisten Taiwaner nicht attraktiv. © Dale de la Rey/AFP
Militärübung in Kaohsiung
Ob und wann China Ernst macht und in Taiwan einmarschiert, ist völlig offen. Es gibt Analysten, die mit einer Invasion bereits in den nächsten Jahren rechnen – etwa 2027, wenn sich die Gründung der Volksbefreiungsarmee zum 100. Mal jährt. Auch das Jahr 2049 – dann wird die Volksrepublik China 100 Jahre alt – wird genannt. Entscheidend dürfte sein, wie sicher sich China ist, einen Krieg auch zu gewinnen. Zahlenmäßig ist Pekings Armee der Volksrepublik den taiwanischen Streitkräften überlegen. Die Taiwaner sind dennoch gut vorbereitet. Jedes Jahr finden große Militärübungen statt; die Bevölkerung trainiert den Ernstfall, und die USA liefern Hightech-Waffen.  © Sam Yeh/AFP
Xi Jinping auf einem chinesischen Kriegsschiff
Analysten halten es für ebenso möglich, dass China zunächst nicht zu einer Invasion Taiwans blasen wird, sondern mit gezielten Nadelstichen versuchen könnte, den Kampfgeist der Taiwaner zu schwächen. So könnte Xi Jinping (Bild) eine Seeblockade anordnen, um die Insel Taiwan vom Rest der Welt abzuschneiden. Auch ein massiver Cyberangriff wird für möglich gehalten.  © Li Gang/Xinhua/Imago
Protest in Taiwan
Auch wenn die Volksrepublik weiterhin auf eine friedliche „Wiedervereinigung“ mit Taiwan setzt: Danach sieht es derzeit nicht aus. Denn die meisten Taiwaner fühlen sich längst nicht mehr als Chinesen, sondern eben als Taiwaner. Für sie ist es eine Horrorvorstellung, Teil der kommunistischen Volksrepublik zu werden und ihre demokratischen Traditionen und Freiheiten opfern zu müssen. Vor allem das chinesische Vorgehen gegen die Demokratiebewegung in Hongkong hat ihnen gezeigt, was passiert, wenn die Kommunistische Partei den Menschen ihre Freiheiten nimmt. © Ritchie B. Tongo/EPA/dpa

Trumps Zoll-Drohungen könnten das nun wieder zunichtemachen. „China ist bereit, seine Zusammenarbeit mit den USA bei der Drogenbekämpfung auf der Grundlage von Gleichheit, gegenseitigem Nutzen und gegenseitigem Respekt fortzusetzen“, hieß es am Dienstag aus dem Außenministerium in Peking. Was dann folgte, kann man durchaus als Drohung verstehen: „Die USA sollten das Wohlwollen der chinesischen Seite schätzen und die hart erkämpfte gute Situation der Anti-Drogen-Kooperation zwischen China und den USA aufrechterhalten.“

Rubriklistenbild: © Patrick T. Fallon/AFP

Kommentare